HBSC: Die Hongkong and Shanghai Banking Corporation 
Die Lagarde-Liste

Theodor Marloth 27.Oktober 2012
Wenn heute bei stetig steigenden Strompreisen Wohlhabende ihren Reichtum in private Solarstromanlagen oder ähnliches investieren ist das ein gutes Zusammentreffen von Eigennutz und Gemeinwohl, bedarf aber nicht der staatlichen Förderung ausgerechnet durch Steuersenkungen.
Unsere Wohlhabenden mit einer weiteren Privilegierung noch einmal extra zum Stromsparen und -produzieren via Solar- und Windkraftgeneratoren zu animieren erscheint außerdem unnötig. Durch das Big Game der Finanzmächtigen weiß der Geldanleger im Speckgürtel der zehn Prozent Krisengewinnler derzeit ohnehin nicht, wo er sein Geld lassen soll. Viele investieren daher auch schon ohne Extraeinladung in Ökostrom: Im ersten Halbjahr 2010 soll Ökostrom seinen Anteil am deutschen Strommarkt auf über 20 Prozent erhöht haben, 40 Prozent der in Deutschland installierten Ökostrom-Anlagen-Leistung zur Stromerzeugung verdankt sich dabei Privatpersonen. Dies besagt eine im Auftrag des Bundesumweltministeriums vom Novy-Institut erstellte Übersicht der Eigentümerstruktur des Kraftwerkparks zur regenerativen Erzeugung von Strom (vgl. http://www.kni.de).
Bei der Windenergie wurde beispielsweise 2010 schon jedes dritte Megawatt von Privatleuten installiert, bei Solarstrom liegt der Anteil von Privatpersonen bei über 40 Prozent des Zubaus. Dann folgen die Landwirte mit 21,8 Prozent, eine bescheidene Rolle bei Investitionen in die Erneuerbaren Energien spielen die vier großen Energiekonzerne –die Creme unserer „Leistungselite“ beweist einmal mehr ihre parasitenhafte Überflüssigkeit. Unsere korrupten Medien verschweigen diese Lage freilich und erklären gebetsmühlenartig Arme, Alte und Kranke zu Schmarotzern, mal mehr, meist weniger rücksichtsvoll verklausuliert -die Journalisten werden zu willigen Vollstreckern des „Terrors der Ökonomie“ (Viviane Forrester).
Dem Ansatz, Ökostrom mit Steuerrabatten zu verknüpfen (Scharpf, 2001, S.22ff.), könnte ich eher als ökologische Ergänzung einer in der Basis sozialen Politik etwas abgewinnen. Dabei würde ich ihn aber lieber in die Tradition der Freiwirtschaft stellen als in den Reigen einer neoliberalen Hymnensingerei auf den Segen von Steuererleichterung. Das berühmte freiwirtschaftliche Experiment von Wörgl 1932, dessen sehr erfolgreiches „Schwundgeld“ bekanntlich hektisch vom etablierten Bankwesen gestoppt wurde (vgl. populär dazu Hoffmann S.80ff.), könnte Vorbild sein. Ebenso die genossenschaftlichen Ansätze zu Gütergemeinschaften, die seit jeher Teil unserer europäischen Kultur sind (vgl. Goertz S.7ff.), von den Wiedertäufern und dem Arbeiterbund der Gerechten bis zu heutigen Genossenschaften –die erfolgreicher sind, als das prasselnde Medien-Sperrfeuer uns glauben machen will.
Steuergeschenke an Privilegierte dagegen wären ein Festklammern am „neoliberalen“ Dogma. An einem Dogma, welches besagt, dass die Staatskasse privilegierten Geiern zur Plünderung bereitzustellen sei und sich die Staatsgewalt ansonsten darauf zu beschränken habe, die zusammengerafften Privatvermögen vor dem Zugriff von (anderen) Kriminellen zu beschützen. Dies ist der klassisch wirtschaftsliberale Nachtwächterstaat des brutalen Frühkapitalismus des vorvergangenen Jahrhunderts, der uns von plattköpfigen Pseudoexperten heute als „schlanker Staat“ mit Jubeln über eine sinkende Staatsquote verkauft werden soll.
Die himmelschreiende Dümmlichkeit, mit der dabei betriebswirtschaftliche „Gesetzmäßigkeiten“ auf volkswirtschaftliche Zusammenhänge übertragen werden, übertreffen die Herolde solchen Unsinns nur noch mit ihrer zynischen Kaltschäuzigkeit beim Griff in die Sozialsysteme. Diese sozialen Errungenschaften wurden sozialhistorisch übrigens dem menschenverachtenden Frühkapitalismus in langen und blutigen Kämpfen abgetrotzt und ihre Diffamierung als bürokratische oder übertrieben soziale Hilfe für „minderwertige Hilfsempfänger“ ist so stupide wie kalzherzig und altbacken –sie begleitet Gesundheits-, Renten- und Sozialsysteme schon seit Anbeginn ihrer Geschichte.
Da ist nichts „neo“ am „Neoliberalismus“, das Gefasel von Globalisierung ist billige Propaganda in der verrotteten Tradition frühindustrieller Ausbeuter. Es ist eine Propaganda, die das egomanische Selbstbild reicher Schmarotzer als „Auserwählte“ hätschelt –“auserwählt“ entweder von Gottesgnaden (konservativ-klerikalfaschistoid) oder von einem angeblichen darwinistischen Daseinskampf (biologistisch-libertärfaschistoid). Beide Denkrichtungen münden bekanntlich ideengeschichtlich in den modernen Rassismus und Faschismus und nun auch in den Neoliberalismus: Als dritter Aufguss, weichgespült mit Phrasen aus den Bereichen Globalismus, Internet und Finanzindustrie und zu Hyper-, Mega- oder Giga-Blödsinn aufgeblasen. Was uns von den marktschreierischen Medien aus diesem Propaganda-Sud vorgesetzt wird, bedarf keiner weiteren Kommentierung.
Aber auch die von hochbezahlten und mit Nobelpreisen überhäuften Professoren verbreiteten Ideologien dieses Formenkreises, sind eine Beleidigung des Verstandes und der Tradition der Aufklärung. Die platte ideologische Rhetorik zur Verteidigung unfairer Verteilung von Reichtum verschanzt sich hinter verquastem Gefasel von „Ordoliberalismus“ und pseudowissenschaftlicher Mathematisierung. Dies ist nicht viel besser als die ekelhafte Selbstgerechtigkeit US-amerikanischer Rechtsopulisten (Republikaner, Bush-Clan & Co.). Deren pseudoreligiöses Gefasel über die angeblich göttliche Auserwähltheit ihrer superreichen Herrschaftseliten ist eine Beleidigung unserer christlichen Traditionen, ob nun aus Anglikanismus oder Calvinismus stammend.
Die neoliberalen Ideologen haben es im Dienste großer Konzerne verstanden, in den Mainstream-Medien ihre abgedroschene, konservativ-reaktionäre Propaganda durchzusetzen: „Wenn es der Wirtschaft gut geht, geht es uns allen gut!“ Diese alte, falsche Formel wurde nur überzuckert mit neuen Phrasen von Globalisierung, Internet, wundersam beschleunigter „Cyber-Economy“, aber ideologisch munitioniert mit zynisch-höhnischen Hasstiraden gegenüber jedweden sozialistischen oder nur sozialen Wirtschaftsansätzen –das ist kaum eine Verbesserung gegenüber den angstgeschüttelt-aggressiven aber inhaltsgleichen Parolen des Kalten Krieges. Wie eine faschistoide Fehldeutung der Ideen von Thomas Hobbes in ein menschenverachtendes Programm der Hirnwäsche, Medienmanipulation und sozialdarwinistischen Marktideologie mündete, ist nur aus der bis aufs Blut geführten Systemkonkurrenz des Kalten Krieges zu erklären.
Optimistisch stimmt da der Artikel von Gerd R. Rueger, der dem Aufsatz von Hans Scharpf in der Big Business Crime 4/2011 folgte (merkwürdigerweise unter der Rubrik „Wirtschaftskriminalität“). Ruegers Text „WikiLeaks, Whistleblower und Anonymous“ enthielt nichts über Wirtschaftskriminalität, wohl aber über die Verquickung von Kriegsverbrechen und Medienmacht. Die Hacker von WikiLeaks haben die gewaltige Macht der großen Medienkonzerne offenbar erfolgreich herausgefordert und ihre Lügengebilde an empfindlichen Stellen mit Enthüllungen bloßgestellt. Wenn uns dies bei den Geldeliten und ihren Finanz-Angriffen auf die Gesellschaft und die Völker ebenso gelingt, steht einer gerechteren Verteilung des Reichtums ebenso wenig im Wege, wie einer ökologischeren Stromproduktion.
Quellen:
Viviane Forrester, Der Terror der Ökonomie, München 1997
Hans-Jürgen Goertz, Alles gehört allen: Das Experiment der Gütergemeinschaft vom 16.Jahrhundert bis heute, München 1984
Günter Hoffmann, Tausche Marmelade gegen Steuererklärung: Ganz ohne Geld –die Praxis der Tauschringe und Talentbörsen, Zürich 1998
Theodor Marloth, Leviathan und Anglikanismus: Die Staatsphilosophie von Thomas Hobbes zwischen Reformation und Revolution, Saarbrücken 2008
Gerd R. Rueger, WikiLeaks, Whistleblower und Anonymous, Big Business Crime 4/2011, S.25-26
Hans Scharpf, Eine neue Währung, Big Business Crime 4/2011, S.22-24
Dieser Beitrag ist die in zwei Teilen ausgearbeitete Fassung eines Artikels des Regensburger Sozialhistorikers Theodor Marloth, der zuerst in der Fachzeitschrift Big Business Crime (Nr.1, 2012, S.13-15) unter dem Titel „Solarenergie gegen die Soziale Kälte?“ als Replik auf einen Text von Hans Scharpf erschienen ist. Siehe auch Teil 1 „Steuersenkung versus Jobcenter- und Hartz IV-Brutalität“, wo T.Marloth den Zynismus des aktuellen Hartz IV-Sozialabbaus vor dem Hintergrund einer falsch verstandenen Ideologie, „der Mensch sei des Menschen Wolf“ (Thomas Hobbes), analysierte.
Gerd R. Rueger 27.10.2012
Wie The Sidney Morning Herald jüngst meldete, gibt es seit mindestens zwei Jahren enge Kooperation zwischen Geheimdiensten Australiens und der USA. Die Regierung von Julian Assange‘ Heimatland Australien war demnach über alle Pläne und Machenschaften der USA informiert, den Wikileaks-Gründer anzuklagen. Dazu gehören auch US-Pläne, Assange mit Geständnissen zu belasten, die man dem inhaftierten mutmaßlichen Whistleblower Bradley Manning abpressen wollte.
WLP (Wikileaks-Party) und Whistleblower-Schutzgesetz
Politik der Einkerkerung: Die Detainee Policies
Hexenjagd auf Assange -London im Abseits
Kritik an Anti-Assange-Hetzfilm
Prometheus 26.10.2012
Gold ist gefragt in Zeiten der Finanzkrise, so Galindo Gaznate hier am 18.10.2012. Freunde des Edelmetalls prognostizieren eine baldige Explosion des Goldpreises, das weckt Nachfrage für neue Lagerstätten. Auch in Griechenland wollen kanadische Bergbaufirmen Gold schürfen. Die Griechen sollen wegen der Finanzkrise den Umweltschutz zugunsten von Arbeitsplätzen zurückstellen: Die Kanadier wollen Gold und das Athener Ministerium für Umwelt, Energie und Klimawandel (ΥΡΕΚΑ) hat die Erteilung von Genehmigungen beschleunigt (Red.).
In Griechenland ist die Abzocke auf Kosten von Volk und Umwelt längst voll im Gange. Die richterlichen Entscheidungen (übrigens von 2003) sind unlängst durch ein sogenanntes Fast Track Programm umgangen worden. Das Ministerium für Umwelt, Energie und Klimawandel (ΥΡΕΚΑ) hat die Erteilung von Genehmigungen bescheunigt. Damit haben der kanadische Konzern “Eldorado Gold Corporation” oder deren griechisches Pendant “Hellas Gold” die Möglichkeit erhalten ihre Minen, auf der Halbinsel Chalkidiki bei den Ortschaften Skouries und Olympia in Zentralmakedonien, bald weiter auszubauen.
Griechische Umweltorganisationen laufen dagegen schon länger Sturm. Bei Skouries geht es um die Zerstörung von 26.000 Hektar Land, davon 410 Hektar Waldfläche. Der Konzern hat ca. 100 einheimische Arbeitslose mit einer Bezahlung von ca. 1600€ (monatlich, was hier viel Geld ist) angelockt, deren erste “Aufgabe” es war andere einheimische Demonstranten, die gegen die Zertörung demonstrierten, zu Vertreiben. So spaltet die Hellas Gold ganze Familien in der Region. Einer “arbeitet” für die Kapitalisten, der Andere protestiert gegen die Zerstörung und Ausbeutung. Hier könnt ihr Videos von der Zerstörung/Rodung bei Skouries sehen:
Hellenic Minig Watch http://antigoldgreece.wordpress.com/
Am Sonntag den 21.10.12 gab es die letzten Auseinandersetzungen mit der Polizei, die Tränengas und Schockgranaten einsetzte. Die Demonstration wurde durch ein Schreiben ausgelöst, in welchem das Forstamt Arnaeia der Niederlassung der Firma Hellas Gold und der Abholzung eines Waldes bei Skouries zustimmen sollte.
Gold war schon immer ein Blender. Heute kommen noch ungeheure Umweltzerstörungen sowie der Einsatz von giftigem Zyanid dazu. Das Volk wird wie immer leer ausgehen!
*-*
Soweit ein Kommentar von Prometheus, der hier als Artikel allen Lesern präsentiert werden soll (da viele die Kommentare nicht lesen) und der leider verdeutlicht, dass die Ausführungen zum griechischen Goldschürfen von Gerd R. Rueger in seinem Artikel über BlackRock womöglich etwas zu optimistisch waren:
„Konzerne hatten Milliarden Dollars in die Aubeutung von Bodenschätzen investiert, waren aber an griechischen Behörden gescheitert, die Genehmigungen annullierten und sich wohl -entgegen der deutschen Medienhetze gegen angeblich korrupte Griechen- auch nicht bestechen ließen. Ökologie geht vor Ökonomie? Wo gibts denn heute noch so etwas? Zumal wenn es um GOLD geht? Athens Schutz für Natur- und Kulturschätze war den Finanzmogulen sicherlich ein Dorn im Auge. Allein die griechische Lebensphilosophie muss angelsächische und andere Geld-Elitäre zur Weißglut getrieben haben: Eine Lebenseinstellung, die in der Tugend eines “guten Lebens” ihr Ziel sieht und sich nicht von der Aussicht auf Gold und Milliardengewinne in närrische Raserei der Habgier stürzen lässt. So schmiedeten vielleicht, von Neid und rachelüsterner Besitzgier getrieben, Finanzbonzen den Euro-Vernichtungsplan zuallererst zulasten Athens…“
Auf der Halbinsel Chalkidiki bei Skouries und Olympia in Zentralmakedonien scheint den Goldschürfern gegen alle ökologischen Bedenken ermöglicht zu werden, bald ihre Minen weiter auszubauen. Die Polizei schlug brutal gegen Demonstranten zu, die Finanzmafia triumphierte -vorerst.
Auf Indymedia kam folgender Bericht ans Licht:
Augenzeugenbericht noch nie dagewesener Polizeigewalt in Skouries, Chalkidiki: “Skouries, die griechische Rosia Montana”
Ich sitze vor meinem Computer, versuche meine Gedanken zu ordnen und gleichzeitig den Schock zu überwinden, unter dem ich immer noch stehe. Es ist unmöglich… Egal welche Sprache ich benutze, wie viele Superlative ich aufs Papier bringe, es ist immer noch schwer, mich so auszudrücken, wie ich es möchte. Also versuche ich so einfach wie möglich, die Fakten zu beschreiben und hoffe, dass mich die Leute verstehen können.
Die gestrige Demonstration war vielleicht die größte gegen die Minen und sicher eine der größten in der Region Chalkidiki. Über 2000 Menschen aus der Umgebung, aber auch von weiter her, z.B. aus Thessaloniki, Kilkis, Thrakien sammelten sich in Ieriso, wo die Autokarawane in Richtung Skouries startete. Zum ersten Mal beteiligten sich auch junge Leute aus den benachbarten Dörfern an unserem Kampf (wo Ieriso als „Zentrum“ unserer Bewegung gilt). Menschen aus M.Panagia, Ammouliani, Ouranoupoli, Nea Roda, Metaggitsi, Gomati, Ormylia, N.Moudania, Polygiros, Plana, sogar aus Dörfern, in denen Minenarbeiter wohnen (Stratoniki, Stageira, Paleochori) ignorierten die Propaganda und schlossen sich an…
Als es dunkel wurde, beschloss die Polizei, uns loszuwerden. Der Angriff wurde befohlen ohne irgendeine Provokation oder Tätlichkeit von unserer Seite. Sie warfen massenweise Tränengas, schrien „Huren“, „Schwule“ und verprügelten die, die zurückblieben. Ich konnte nicht rennen, also ging ich in den Wald. Ich lag mitten in einer Tränengaswolke, überall MAT um mich herum. Sobald ich ihnen entkommen konnte, schloss ich mich einer kleinen Gruppe von Demonstranten an, die mit einem kleinen Lastwagen zurückfuhr. Auch ein Junge war dabei, dem brutal in die Rippen geschlagen worden war. Sie jagten uns eine Strecke von mindestens zwei Kilometern. Demonstranten, die Autos hatten, transportierten so viele Menschen wie möglich. Als ich nach Honto Dentro kam, sah ich mitten auf der Straße einen brennenden Baum als Barrikade, um die Polizei zu hindern, aus der anderen Richtung zu kommen… Das ist das letzte Bild, das meine Kamera gemacht hat. Was dann folgte, ist schwer zu beschreiben… Wie wildgewordene Hunde griffen sie jeden von uns an und warfen Tonnen von Tränengas. Sie zogen Frauen an den Haaren, verprügelten Leute, während sie versuchten, in ihre Autos zu steigen, und traten brutal auf alle ein, die am Boden lagen. (Hier: vollständiger Augenzeugenbericht nebst Videolinks auf Indymedia)
Die ersten fünf Dokumente stellte Wikileaks am Donnerstagabend online. Mit ihren Richtlinien zum Umgang mit Gefangenen haben die USA einen rechtsfreien Raum geschaffen, in dem das amerikanische Militär Verdächtige von der Bildfläche habe verschwinden lassen kann -oft ohne weitere Spuren zu hinterlassen, so Julian Assange. Es sei inhaftierten Verdächtigen oft absichtlich keine Gefangenennummer zugewiesen worden, damit sie in keinem offiziellen Dokument auftauchen können. Solche Praktiken stellen eklatante Verletzungen der international und auch für die USA geltenden Menschenrechte dar.
Die USA scheinen darüber hinaus ihre Gewalt über die angeblich freien westlichen Medien heimtückisch ausgenutzt zu haben, um diese Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu verbergen und die Medienkonsumenten im Glauben zu lassen, alles sei in bester Ordnung. Die Menschenrechte sind in den westlichen Medien fast immer nur bei anderen in Gefahr -vorzugsweise bei Ländern, deren Regime westlichen Geldeliten den finanziellen Zugriff auf Rohstoffe, Arbeitskräfte oder Märkte erschweren, wie etwa Russland, China, Libyen oder Iran.
Doch die Realität der Menschenrechte im Westen sieht anders aus: Zum Beispiel im Gefangenenlager Guantanamo, dem US-Militärstützpunkt auf Kuba, hielten die USA bis zu 780 mutmaßliche Taliban und Al-Qaida-Mitglieder in rechtswidriger Haft. Zuletzt waren dort immer noch 167 Menschen in Gefangenschaft, obgleich Obama im Wahlkampf die Schließung des Lagers versprochen hatte. Neben Guantanamo betrieben die USA mehrere Verhörzentren in befreundeten Staaten, in denen Verdächtige nach Angaben von Menschenrechtsgruppen auch gefoltert wurden. G.W.Bush gab im September 2006 selbst die Existenz eines solchen CIA-Verhörprogrammes zu -oder brüstete sich damit, schließlich hatte er die US-Bevölkerung durch Terror-Krieg und Islamisten-Hysterie in einen Zustand permanenter Panik versetzt, in deren Schutz er seine Politik der unverschämten Bereicherung der Öl- und Rüstungsmafia betrieb. Einzelheiten zu geheimen CIA-Gefängnissen wird man jetzt hoffentlich endlich von Wikileaks erfahren können.
Bislang stehen auf der Website wikileaks.org unter dem Titel „Detainee Policies“ neun Dokumente aus der Ära des Halliburton und Pentagon-freundlichen US-Präsidenten George W. Bush, sog. SOP (Standard Operating Procedures) zur Behandlung von Militärgefangenen.
Main SOP for Camp Bucca (working draft) |
SOP for Rules of Engagement at Camp Bucca |
References for urban operations manual |
MOU between U.S. U.K. And Australia for transfer of detainees |
Main SOP for Camp Delta, Guantanamo |
SOP for conducting visits to confined inmates and detainees |
SOP for disorder emergency plan |
SOP for apprehending and returning escaped detainees |
DoD directive for program for enemy prisoners of war and other detainees (reissued 2004) |
Wikileaks verfügt auch über ein Handbuch, das kurz nach der Gründung des Lagers Guantánamo im Jahr 2002 herausgegeben wurden. „Dieses Dokument ist von großer historischer Bedeutung. Guantánamo Bay wurde zu Recht zu einem Symbol für die systematische Verletzung der Menschenrechte im Westen“, erklärte Julian Assange dazu. Bei der Lektüre der SOPs darf selbstverständlich nicht vergessen werden, dass dies nur die bürokratische theorie der Folter darstellt und dass die tatsächliche Behandlung der Gefangenen weit inhumaner abgelaufen sein könnte -oder bis heute abläuft. Die Enthüllung rechtswidriger Machenschaften selbst ist den verantwortlichen Machthabern in US-Eliten natürlich ein weit größeres Verbrechen als ihre eigenen Schandtaten gegen die Menschlichkeit: Wikileaks wird daher verfolgt, Julian Assange gilt als Staatsfeind Nr.1 und der mutmaßliche Whistleblower Bradley Manning macht seit Jahren die leidvolle Erfahrung der Menschenrechtsverletzung in US-Militärhaft.
Hexenjagd auf Assange -London im Abseits
Kritik an Anti-Assange-Hetzfilm
Whistleblower in Folterhaft: Bradley Manning
Verwaltung des Elends statt Sozialstaat?
Theodor Marloth 24.Oktober 2012
In Wahlkampfzeiten sind immer wieder Steuersenkungen Thema. Doch die Zeche zahlen immer wieder die Menschen, die am wenigsten Geld zur Verfügung haben. Die Hartz-IV-Bürokratie verschlingt Mittel, die eigentlich dazu dienen sollten, unsere Gesellschaft menschlicher zu machen. Pflegenotstand, verbaute Bildungschancen und verelendete Kinder zeigen eine brutale Ideologie -„Der Mensch ist des Menschen Wolf“? Dies ist falsch verstandene Hobbesianische Philosophie.
Im kalten Oktober konnte jüngst das ZDF-Morgenfernsehen mit einer brutalen Story aus dem sozialen Leben unseres Landes aufwarten: Einer alleinerziehenden Mutter zweier Kinder im Alter von 9 und 11 Jahren wurde der Strom abgestellt und damit auch die Warmwasseranlage. Von der Behörde, auf deren Zahlungen sie angewiesen ist, wurde ihr ein Kredit zum Begleichen der Stromrechnung verweigert. Begründung: Die beiden Kinder wären jetzt alt genug, um Herbst und Winter auch mit kaltem Wasser zu überleben. Das einzig positive an diesem Sozialdrama, das den brutalen Zynismus unserer kaum noch „sozial“ zu nennenden Sozialsysteme offenbart, ist, dass sie überhaupt in die Medien gelangte. Dies ist jedoch eine Seltenheit und diese Seltenheit ist mit ein Grund dafür, dass eine derartig menschenunwürdige Politik in unserer immer noch viertgrößten Volkswirtschaft der Welt überhaupt durchgesetzt werden konnte.
Die Berichterstattung der Medien ist in den letzten Jahren leider durchzogen von einer zynischen Haltung der journalistischen Klasse. Dies zeigt sich in der mangelnden Berücksichtigung eines von der Finanzkrise zugleich verursachten als auch in der veröffentlichten Meinung in den Hintergrund gedrängten Problems: Der sozialen Kälte. Es geht um die Verschärfung von Ausgrenzung gegenüber ökonomisch Benachteiligten -bis hin zur zunehmenden Vorenthaltung von Menschenrechten auf Teilhabe, auf Bildung, selbst auf Gesundheitsversorgung.
Statt einen Fokus auf die Sorgen und Nöte der großen Mehrheit von wenig Begüterten zu richten, kreisen Mediendarstellungen oft um das „Problem“ der Steuersenkungen. Stammtischparolen werden zu fachlich abgesicherten Erkenntnis hochstilisiert und niedere Instinkte, die Habgier vor allem werden dabei angsprochen. Dies liegt auf Linie der „neoliberalen“ Parteien, die ihre Wähler alle Jahre wieder mit billgien Steuergeschenken an die Urne locken und in der Zwischenzeit eine reiche und superreiche Klientel mit unverschämten Steuerprivilegien hätscheln.
Steuergeschenke bezahlt mit Freiheit, Würde und Blut
Dabei gehen Steuergeschenke zu Lasten der Ärmsten: Wenn dem Staat Steuern fehlen wird gespart, gekürzt und privatisiert und den letzten beißen die Hunde des „freien Marktes“. Die Armen, die Alten, die Kranken zahlen die Zeche zwar nicht aus ihrem Privatvermögen, welches sie ja gar nicht haben, aber mit dem Verlust von Menschenrechten –pathetisch könnte man sagen, mit ihrer Freiheit, ihrer Würde und ihrem Blut.
Die für eine florierende und wachsende Volkswirtschaft –wie insbesondere der deutschen Exportweltmeister-Kraftmeierei– unverschämten Einschnitte bei Löhnen, Renten, Gesundheit, Bildung usw., die wir in den letzten beiden Dekaden beklagen mussten, sind beredtes Beispiel für die Folgen einer Politik der Steuersenkungen. Einer Politik, die sich unter dem Deckmantel des angeblich effizienteren, „schlanken Staates“ in einer Orgie korruptiver Privilegien-Schenkungen ergeht, die nur den zunehmend parasitär lebenden oberen zehn Prozent nützt.
Jene zehn Prozent, die allein ihr Einkommen und Vermögen seit 1990 steigern konnten, sind quasi die Kriegsgewinnler des neoliberalen Regimes. Sie puffern und verteidigen die wirklich großen Kapitalvermögenden nach unten hin ab und streichen dabei ihren Lohn ein. Sie werden in den Mainstreammedien als „Leistungselite“ bejubelt und jammern unentwegt darüber, dass sie einen kleinen Teil ihres so erworbenen Geldes als Steuern zahlen sollen.
„Pflegenotstand“ in der Steueroase Deutschland
Deutschland ist inzwischen beinahe schon eine Steueroase (über Belgien und Österreich kann man dies fast sagen) und ein Billiglohnland –vielleicht nicht im Vergleich zu den von manchen Journalisten immer wieder hämisch daneben gestellten Indern und Chinesen, aber gegenüber z.B. Franzosen, Schweizern und Skandinaviern bestimmt. Prekarisierte Arbeitskräfte pfeifen auf dem letzten Loch für Hungerlöhne, ein weltweit üblicher Mindestlohn wird ihnen mit hanebüchenen Begründungen verweigert. Arme, Alte und Kranke werden von den Medien und populistischen Politikern höhnisch diskriminiert und den saturierten Spießer in seinem feinen Vorstadtbezirk interessiert es einen Dreck, wenn man im Rest der Stadt verelendete alte Leute im Mülleimern nach Pfandflaschen wühlen sieht.
Der Jugend wird eine faire Chance auf Zukunft verweigert, durch ein finanziell ausgeblutetes, zunehmend privatisiertes Bildungswesen, durch eine verwahrloste Wissenschaft, durch eine zynische Wirtschaft, in der die Notlage junger Menschen hemmungslos ausgebeutet wird mit Praktikanten-Spießrutenlauf und bestenfalls der lebenslangen Knechtung in (ehemals arbeitsrechtlich verbotenen) Ketten-Kurzzeit-Anstellungen.
Kranke müssen sich rechtfertigen und sich die Kosten ihrer Behandlung vorrechnen lassen, wenn sie denn ohne privat privilegiert zu sein, überhaupt noch eine erhalten. Behinderten bzw. ihren Eltern wird die Möglichkeit genetischer Selektion vorgehalten und die Mittel zu ihrer Versorgung gekürzt. Verarmte Alte lässt man mit schwärenden Wunden in ihrem eigenen Kot und Urin elend verrecken und die Medien entdecken nur alle paar Jahre mal wieder das etwas unappetitliche Thema „Pflegenotstand“, vermutlich mit dem Hinweis der Senderchefs: Bitte nicht zur Essenszeit ausstrahlen. Vor diesem Hintergrund ist jede auf noch mehr Steuersenkungen zielende Idee inhuman, sofern sie die soziale Dimension vergisst.
Der Homo Oeconomicus ist des Menschen Wolf
Hinter dem Verdrängen der sozialen Dimension bei der Diskussion von Finanz- und Steuerwesen verbirgt sich leider oft eine ungute Sicht des Menschen, er sei des Menschen Wolf. Diese auf Thomas Hobbes zurückgehende Perspektive wurde zur Basis vor allem der angelsächsischen Geistesgeschichte, deren ökonomische Theorien im Gefolge von Adam Smith ff. heute zunehmend nicht nur die Wirtschaft, sondern auch Politik, Kultur und -mit besonders fatalen Konsequenzen- das soziale Leben dominieren. Hobbes Menschenbild spiegelt jedoch, bei all seinen geistesgeschichtlichen Meriten, die blutigen Wirren der Englischen Revolution (vgl. Marloth S.88 ff.) und ist dringend wieder durch mehr Orientierung an Immanuel Kant und seinem Kategorischen Imperativ zu ersetzen.
Im Ansatz an Steuerbefreiungen für wohlhabende Stromsparer würde sich leider auch eine Rangordnung der Menschen nach ihrer ökonomischen Privilegierung ausdrücken, die eine Art heute hoffähig gemachten Sozialdarwinismus ahnen lässt. Dahinter steckt schlicht die falsche Annahme, dass der, der viel hat, dies auch „verdient“ hat, d.h. auch in einem moralischen Sinne verdient hat. So wie unsere Gesellschaft heute aussieht, kann davon natürlich keine Rede sein.
Dahinter steckt auch die Annahme, Menschen wären primär ökonomisch motiviert, also davon, sich in eine ökonomische Rangordnung möglichst weit oben einzureihen. Volkstümlich wird dies zuweilen formuliert im Sprichwort „Am Gelde hängt, zum Gelde drängt doch alles“. Dem ist aber nicht so. Ansonsten müssten alle Menschen versuchen, z.B. Wirtschaftsrecht zu studieren, um zu den Spitzensalären vorzudringen, oder Medizin (falls noch nicht dessen bewusst, dass die brutalen Finanzeinschnitte im Gesundheitswesen inzwischen nicht nur Pflegepersonal und Patienten, sondern selbst die Ärzte treffen) oder BWL, wenn es an Verstand mangelt.
Glücklicherweise wenden sich aber die meisten Studenten der Wissenschaft, z.B. der Soziologie, Literatur, Philosophie zu und sehen das ökonomische System nicht als Lebenszentrum und Ziel aller Träume, sondern als den Bereich, der ihnen Geld und Güter zur Verwirklichung höherer Werte generieren soll. Indem die immer übermächtiger werdende Geldelite ihre ureigenste Machtquelle der ganzen Gesellschaft als letzten Wert aufzwingen kann, sollen wir alle aber um das Goldene Kalb des Profits tanzen und den größten Profiteuren als „Leistungselite“ huldigen.
Wer sein Leben Kunst, Wissenschaft und Kultur widmet, wer sich politisch und sozial für andere einsetzt, und seien es auch nur die eigenen Angehörigen, verdient mehr Anerkennung als der nur an seinen persönlichen Profit denkende Homo Oeconomicus. Geld hat freilich nur Letzterer zuhauf und dafür soll er auch gefälligst seine Steuern zahlen, wenn er außer zur Wirtschaft schon sonst nichts für die Gesellschaft beiträgt. Schluss mit jeglichen Steurgeschenken an Privilegierte!
Anmerkung: Dieser Beitrag ist die in zwei Teilen ausgearbeitete Fassung eines Artikels des Regensburger Sozialhistorikers Theodor Marloth, der zuerst in der Fachzeitschrift Big Business Crime (Nr.1, 2012, S.13-15) unter dem Titel „Solarenergie gegen die Soziale Kälte?“ als Replik auf einen Text von Hans Scharpf erschienen ist. Siehe auch Teil 2: „Ökostrom und Steuersenkungen: Die soziale Seite“ von Theodor Marloth, in der neben der ökologischen Frage auch die gemeinsamen Wurzeln von Faschismus, „Globalisierung“ und „Neoliberalismus“ analysiert werden. Theodor Marloth ist Autor von „Leviathan und Anglikanismus: Die Staatsphilosophie von Thomas Hobbes zwischen Reformation und Revolution„, erschienen Saarbrücken 2008.
Von Julian Assange, 15.10.2012
(Übersetzung von Gerd R. Rueger cc-by-2.0, Anm.kursiv)
Freiheit gibt es nicht kostenlos, Gerechtigkeit ist nicht gratis und auch Solidarität ist nicht kostenlos. Sie alle erfordern, Großzügigkeit, Selbstdisziplin, Mut und einen Sinn für Perspektive. Gruppen in Einigkeit blühen und solche ohne Einigkeit werden zerstört und ersetzt durch Gruppen, die einig sind.
Traditionelle Armeen gewinnen Einigkeit durch Isolation, ritualisierten Gehorsam und durch Zwangsmaßnahmen zur Unterdrückung von Abweichlern, bis hin zu deren Tod. Gruppen, die aus Solidarität und Gemeinsamkeit nicht die Fähigkeit zur Einigkeit entwickeln konnten, werden von Gruppen mit erzwungener Einigkeit dominiert.
Letztlich ist es die Fähigkeit zur Einigkeit, die unsere Zivilisation bestimmt. Gruppen, die sich einig sind, wachsen und verbreiten sich. Gruppen, denen die Einheit fehlt, gefährden sich und ihre Verbündeten. Dabei spielt es keine Rolle, welche Prinzipien eine Gruppe vertritt. Wenn keine grundlegende Einigkeit gegeben ist, wird eine Gruppe von anderen beherrscht werden, deren Allianzen einig sind.
Wenn eine Gruppe eine bestimmte Größe überschreitet, wird die öffentliche Presse ein Medium, durch das die Gruppe mit sich selber spricht. Dies gibt der Presse Einfluss auf das Selbstbewusstsein der Gruppen. Die öffentliche Presse hat ihre Agenda. Ebenso Insider, die mit der Presse sprechen. In großen Gruppen, können Insider, die eine Schnittstelle mit der öffentlichen Presse bilden, dadurch eine Position erlangen, die ihren internen Einfluss durch die Presse verstärkt.
Zu Anonymous
Da Anonymous anonym ist, können jene, die in der einen oder anderen Form eine Führungsrolle einnehmen, heimlich durch andere Interessen ersetzt und die Organisation damit enthauptet werden. Dies ist genau das, was in der Sabu-Affäre geschah: Eine wichtige Person bei Anonymous wurde letztlich durch das FBI kontrolliert. Die Vereinnahmung seiner sichtbarsten Figur, Sabu, wurde benutzt, um andere zu fangen. FBI-Agenten oder Informanten wurden anschließend bei Operationen gegen WikiLeaks eingesetzt –getarnt als Aktivisten von Anonymous. Laut FBI-Anklageschriften kontrollierte das FBI zu verschiedenen Zeiten Server von Anonymous. Wir müssen derzeit davon ausgehen, dass eine beträchtliche Anzahl von Anonymous Servern und „Führungspersonen“ infiltriert sind.
Dies bedeutet nicht, dass Anonymous sich von Paranoia lähmen lassen sollte, aber die Bedrohung durch Infiltration muss zur Kenntnis genommen werden. Die Förderung von „anonhosting.biz“ und ähnlicher Aktivitäten, die nicht von Fallen des FBI unterscheidbar sind, dürfen nicht geduldet werden.
Die Stärke von Anonymous lag im Fehlen einer Führung oder sonstiger anvisierbarer Aktivposten. Wenn jede einzelne Person wenig Einfluss auf das Ganze hat und keine Aktivposten spezielle Bedeutung haben, werden Unterwanderungs-Operationen teuer und ineffektiv. Die Kryptografie, die „Friends of WikiLeaks“ (unsere internationale Unterstützer-Gruppierung) verwendet, basiert auf diesem Prinzip, während WikiLeaks als Organisation eine zuverlässige öffentliche Führung bereitstellt, um eine verdeckte Infiltration der Führung zu verhindern.
Durch Aktivposten entstehen Konflikte um ihre Kontrolle bzw. gönnerhafte Patronage-Beziehungen, dies schließt auch virtuelle Ressourcen ein: Server, Twitter-Konten und IRC-Kanäle.
Die Frage, die Anonymous sich stellen muss, ist, ob es nur eine Gang sein will („erwartet uns“) oder eine Bewegung aus Solidarität. Eine Bewegung aus Solidarität erhält ihre Einigkeit durch gemeinsame Werte und die symbolische Feier von Einzelpersonen, deren Aktionen die gemeinsamen Tugenden repräsentieren.
Beurteilung des Statement von „@AnonymousIRC“
Im Verhältnis zu angeblichen Partnern von WikiLeaks: Es ist selten bei uns, dass wir bei einem mutmaßlich partnerschaftlichen Interesse Hilfe oder Bestätigung anbieten können, vor allem in einem frühen Stadium. Bestätigung oder Hilfe von uns könnte auch als Beweismittel gegen unsere mutmaßlichen Alliierten verwendet werden. Es würde für eine uns verfolgende Justiz prestigeträchtige Möglichkeiten schaffen, unsere mutmaßlichen Alliierten in einem öffentlichen Stellvertreterkrieg gegen WikiLeaks zu nutzen. Wir können für mutmaßlichen Alliierte nicht öffentlich Partei ergreifen, bevor wir nicht ihr anerkanntes Team gebilligt haben und sicher sind, dass unsere Aktivitäten von ihnen wirklich vertraulich behandelt werden. Dieser Punkt sollte offensichtlich sein.
Vor einigen Wochen begann WikiLeaks eine der US-Präsidentschaftswahl angeschlossene Spenden-Kampagne, die am Wahltag, dem 6.November, auslaufen soll. Die WikiLeaks-Kampagne nutzte ein Pop-up-Fenster, welches vor einigen Wochen aktiviert wurde, erfordert Tweeds, Sharing, Warten oder einmal Spenden pro Tag. Torrents bleiben von diesem Pop-up unberührt und sind verfügbar über unsere front page.
Diese Details hätten wir deutlicher kommunizieren können, aber sie waren für jeden nachlesbar. Die genaue Logik und die abzuwartende Zeitspanne sind im Quelltext der Seite dokumentiert. Wir verfügen nur in eingeschränktem Maße über Zeit und Ressourcen. Wir haben viele Schlachten zu bestehen. Über diese Klarstellung hinaus haben wir die Kampagne nicht zurück genommen und haben es auch nicht vor.
Wir wissen, dass es ärgerlich ist. Es soll ärgerlich sein. Es ist dort, um dich an die ernste Bedrohung zu erinnern vor der wir stehen: Es droht die Zerstörung von WikiLeaks durch eine rechtswidrige finanzielle Blockade sowie durch eine Phalanx von Militär, Geheimdiensten, US-Justiz und FBI-Untersuchungen.
WikiLeaks steht vor beispiellosen Kosten durch die Verwicklung in mehr als 12 gleichzeitige Rechtsstreitigkeiten in aller Welt, einschließlich unseres Engagements im Prozess der US-Militärjustiz gegen Bradley Manning (der als mutmaßlicher Wikileaks-Informant angeklagt ist).
Unsere FBI-Datei ist seit Jahresbeginn auf 42.135 Seiten angewachsen. US-Beamte erklärten gegenüber australischen Diplomaten, die Untersuchung des WikiLeaks-Falles sei von „nie gekanntem Ausmaß und Natur“.
Unsere Leute werden routinemäßig festgehalten. Unser Herausgeber (Julian Assange) wurde inhaftiert, für 18 Monate unter Hausarrest gestellt und wird jetzt in einer Botschaft in London belagert, wo ihm formell politisches Asyl gewährt wurde. Unsere Leute und Verbündete werden routinemäßig vom FBI gedrängt, zu Informanten gegen unsere Führung zu werden.
Seit Ende 2010 leiden wir unter einer rechtswidrigen finanziellen Blockade. Die Rechtswidrigkeit der Blockade wurde durch Isländische Gerichte offiziell festgestellt, aber der Kredit-Unternehmen haben Berufung beim Obersten Gerichtshof eingelegt. Aktionen an weiteren Gerichtsbarkeiten sind auf dem Weg, einschließlich einer Untersuchung der Europäischen Kommission, die schon über ein Jahr läuft.
Trotzdem haben wir jede Publikations-Schlacht gewonnen und uns gegen jede Bedrohung zur Weher gesetzt. Im letzten Monat hat das Pentagon seine Forderung wiederholt, dass wir die Veröffentlichung militärischer Dokumente einzustellen haben und keine US-Militärs als Quellen „anwerben“ dürfen. Wir werden auch dem widerstehen, nicht weil wir es können (obwohl wir es können), sondern weil das Widerstehen eine Tugend ist, die einen Gemeinsinn schaffen kann. Solidarität.
Julian Assange, Botschaft von Ecuador, London
#engl. Originaltext auf Twitlonger#
Mon Oct 15 04:19:15 UTC 2012
Basic solidarity in WikiLeaks & Anonymous.
By Julian Assange
Freedom isn’t free, justice isn’t free and solidarity isn’t free. They all require generosity, self-discipline, courage and a sense of perspective. Groups with unity flourish and those without unity are destroyed and replaced by those who have it. Traditional armies gain unity through isolation, ritualized obedience, and through coercive measures applied to dissenters up to and including death. Groups who do not have techniques of unity derived from solidarity and common cause will be dominated by groups with coercive unity.
In the end it is the techniques of unity that dominate our civilization. Unified groups grow and multiply. Groups which lack unity imperil themselves and their allies. It doesn’t matter what principles a group espouses. If it is not able to demonstrate basic unity it will be dominated by alliances that do.
When a group grows large the public press becomes a medium through which the group talks to itself. This gives the public press influence over the groups self-awareness. The public press has its agendas. So do insiders who speak to it. For large groups, group insiders who interface with the public press are able to lever themselves into a position of internal influence via press influence.
Because Anonymous is anonymous, those who obtain this or other forms of leadership influence can be secretly decapitated and replaced by other interests. This is exactly what happened in the Sabu affair. An important part of Anonymous ended up being controlled by the FBI. The cooption of its most visible figure, Sabu, was then used to entrap others. FBI agents or informers have subsequently run entrapment operations against WikiLeaks presenting as figures from Anonymous.
According to FBI indictments the FBI has at various times controlled Anonymous servers. We must assume that currently a substantial number of Anonymous severs and „leadership“ figures are compromised. This doesn’t mean Anonymous should be paralyzed by paranoia. But it must recognize the reality of infiltration. The promotion of „anonhosting.biz“ and similar assets which are indistinguishable from an entrapment operations must not be tolerated.
The strength of Anonymous was not having leadership or other targetable assets. When each person has little influence over the whole, and no assets have special significance, compromise operations are expensive and ineffective. The cryptography used in Friends of WikiLeaks is based on this principle while WikiLeaks as an organization has a well tested public leadership cohort inorder to prevent covert leadership replacement.
Assets create patronage and conflict around asset control. This includes virtual assets such as servers, Twitter accounts and IRC channels. The question Anonymous must ask is does it want to be a mere gang („expect us“) or a movement of solidarity. A movement of solidaarity obtains its unity through common value and through the symbolic celebration of individuals whose actions strive towards common virtues.
Assessing the statement by „@AnonymousIRC“.
In relation to alleged associates of WikiLeaks. It is rarely in an alleged associates interest, especially early in a case, for us to be seen to be helping them or endorsing them. Such actions can be used as evidence against them. It raises the prestige stakes for prosecutors who are likely to use these alleged associates in a public proxy war against WikiLeaks. We do not publicly campaign for alleged associates until we know their legal team approves and our private actions must remain private. This calculous should be obvious.
Several weeks ago, WikiLeaks began a US election related donations campaign which expires on election day, Nov 6. The WikiLeaks campaign pop-up, which, was activated weeks ago, requires tweeting, sharing, waiting or donating once per day. Torrents, unaffected even by this pop-up remain available from the front page.
These details should have been clearer but were available to anyone who cared to read. The exact logic and number of seconds are in the page source. We are time and resource constrained. We have many battles to deal with. Other than adding a line of clarification, we have not changed the campaign and nor do we intend to.
We know it is annoying. It is meant to be annoying. It is there to remind you that the prospective destruction of WikiLeaks by an unlawful financial blockade and an array of military, intelligence, DoJ and FBI investigations, and associated court cases is a serious business.
WikiLeaks faces unprecedented costs due to involvement in over 12 concurrent legal matters around the world, including our litigation of the US military in the Bradley Manning case. Our FBI file as of the start of the year had grown to 42,135 pages.
US officials stated to Australian diplomats the investigation into WikiLeaks is of „unprecedented scale and nature“. Our people are routinely detained. Our editor was imprisoned, placed under house arrest for 18 months, and is now encircled in an embassy in London where he has been formally granted political asylum. Our people and associates are routinely pressured by the FBI to become informers against our leadership.
Since late 2010 we have been under an unlawful financial blockade. The blockade was found to be unlawful in the Icelandic courts, but the credit companies have appealed to the Supreme Court. Actions in other jurisdictions are in progress, including a European Commission investigation which has been going for over a year.
Despite this we have won every publishing battle and prevailed over every threat. Last month the Pentagon reissued its demands for us to cease publication of military materials and to cease „soliciting“ US military sources. We will prevail there also, not because we are adept, although we are, but because to do so is a virtue that creates common cause.
Solidarity.
Julian Assange
Embassy of Ecuador, London
Seit einigen Wochen schwelt eine Beziehungskrise zwischen Wikileaks und Anonymous. Auslöser war ein Spendenaufruf von Wikileaks, ein etwas nerviges Popup, das den Zugang zur Website erschwert. Ein anonymes Twitter-Statement bezeichnete dies als „Paywall“ und unvereinbar mit der Philosophie von Anonymous. Schlagzeilen sprachen von einem Bruch und wiesen auf die an Personenkult grenzende Stellung von Julian Assange hin. Doch diese Analyse scheint es sich zu einfach zu machen.
Seit einigen Wochen schwelt so etwas wie eine undurchsichtige Beziehungskrise zwischen Wikileaks und Anonymous. Auslöser war ein Spendenaufruf von Wikileaks in Form eines etwas nervigen Popups, das den Zugang zu den Leak-Dokumenten erschwert.
In einem Twitter-Statement eines „@AnonymousIRC“ wurde dies als „Paywall“ bezeichnet, der als unvereinbar mit der Philosophie von Anonymous betrachtet werden könne: Der unbegrenzten Freiheit der Information. Einige haben darauf mit Schlagzeilen von einem Bruch der beiden Hacktivisten-Gruppierungen reagiert und speziell auf die angeblich an Personenkult grenzende Stellung von Julian Assange hingewiesen.
Dies ist teilweise richtig und doch in der Motivation undurchsichtig: Es werden allzu zielgenau die Schwachpunkte der Beziehung Anonymous-Wikileaks ins Visier genommen. Ein misstrauischer Beobachter könnte schnell zu dem Schluss kommen, dass eine Truppe von Geheimdienst-Analytikern genau auf diese Gelegenheit gewartet haben dürfte, um einen Keil zwischen die beiden unbequemen Hacker-Bewegungen zu treiben.
Mainstream-Medien schlugen begeistert zu
Die mediale Raktion darauf macht ebenfalls misstrauisch: In den Medien wurde so getan, als wäre das Spenden-Popup eine erstmalige, unerhörte Aktion, die mit allem bricht, was Wikileaks bislang tat –doch dem ist nicht so. Vor knapp drei Jahren, Ende 2009 stand Wikileaks, damals noch weitgehend unbekannt, schon einmal vor einer finanziellen Krise und unterbrach den Zugang zur Leak-Website mit einem „Donate!“ Aufruf.
Der Spendenaufruf von Wikileaks ist jedoch, genauer betrachtet, keinesfalls mit Paywalls, Geheimniskrämerei und Desinformation vergleichbar, gegen die Anonymous sonst im Netz ankämpft. Hier geht es nicht um das Abstecken von Besitzansprüchen, sondern um eine Art Streik von bedrängten Aktivisten –ob klug oder unklug angelegt, sei einmal dahin gestellt. Die Proklamation eines Bruches von Anonymous mit Wikileaks ist überzogen und wegen der führerlosen „Organisation“ auch nur als Vorschlag zu werten. Es ist ein Vorschlag aus undurchsichtiger Quelle mit undurchsichtigen Motiven. Vielleicht ist wirklich jemand empört über die Begrenzung des Zugangs zu Informationen über die Leaks. Vielleicht tut ur jemand empört, um die Hacker-Community gegen Wikileaks und speziell gegen Julian Assange aufzuwiegeln. Dies wäre im Interesse der Feinde beider Gruppen.
Die Antwort von Julian Assange
Julian Assange selbst antwortete am 15.10.2012 mit einem Statement, das die Popup-Aktion begründet und zur Solidarität aufruft –eine deutsche Übersetzung des Textes wird auf JasminRevolution publiziert. Wem dieses Statement etwas pathetisch und apodiktisch erscheint, der möge die besonderen Umstände bedenken, unter denen sie entstanden sein dürfte sowie die derzeit dramatische Lage von Wikileaks. Julian Assange steht im Zentrum globaler Aufmerksamkeit, die in westlichen Medien einen überwiegend feindseligen Ton angenommen hat. Seine Person und seine Persönlichkeit werden angegriffen, verächtlich gemacht und pathologisiert. Über die Größe seiner angeblichen Egomanie wird mittlerweile weit mehr geschrieben als über die Größer der Bedeutung der Enthüllungen von Wikileaks.
Julian Assange leidet nicht unter Verfolgungswahn –er wird verfolgt, und zwar so energisch verfolgt, von so mächtigen Feinden und unter Einsatz solcher Mittel, wie kaum ein Mensch zuvor auf diesem Planeten. Der Wikileaks-Gründer erklärt folglich in seinem Statement auch, warum eine Unterwanderung von Anonymous erwartbar und sehr einfach wäre. Er führt einen Fall der Infiltration durch das FBI an, ohne direkt zu postulieren, die aktuelle Kritik an der Popup-Aktion wäre Folge einer solchen.
Wissen können wir nicht, wer den Bruch von Anonymous und Wikileaks proklamiert hat. Dieser Bruch wäre aber sehr im Sinne des FBI. Oder des Pentagon, der CIA, der Scientology-Organisation, krimineller Banker und anderer Wirtschafts- und Umweltverbrecher, Kriegsverbrecher aller kämpfenden Armeen, Diktatoren und ihrer Folterknechte und Massenmörder. All diese Gruppen hätten ein Interesse daran, Wikileaks zu schaden und einen Keil zwischen Julian Assange und Anonymous zu treiben.
London. Ana Alban, die Botschafterin Ecuadors in London, äußerte in einem am Sonntag gesendeten Interview harte, aber wohl gerechtfertigte Kritik an London. Die britische Regierung habe sich in der WikiLeaks-Affäre um Julian Assange wie ein koloniales Imperium verhalten, so die Kritik von Botschafterin Alban. In ihrem Eifer, dem großen Bruder USA seinen Staatsfeind Nr.1 via Schweden auszuliefern, sei die Maske der Zivilisation den Briten vom Gesicht gerutscht. Großbritannien habe insbesondere mit der Drohung, die Botschaft der kleinen Andenrepublik zu stürmen, die Grenze normalen zwischenstaatlichen Handelns weit überschritten. Der diplomatische Disput bewegt Beobachter bis auf die arabische Halbinsel (Oman Tribune), die einst dem Britischen Empire unterworfen war und jetzt Truppen der USA beherbergen darf.
Auf Befragen durch den britischen Rundfunk-Sender BBC Radio meinte Alban, diese infame Drohung der britischen Regierung sei „der größte Fehler„, den London während ihrer Zeit als Botschafterin gemacht habe.
„Sie versuchten diesem kleinen Land zu zeigen, dass die Briten noch immer ein Imperium sind und dass wir lernen sollten, brave Jungs zu sein, während wir hier sind.“
Das Verhalten der britischen Polizei gegenüber den Botschaftsangehörigen scheint ebenfalls nicht zur Erhebung der diplomatischen Beziehungen beizutragen. Botschafts-Mitarbeiter beklagten sich bei der BBC, die ständige Polizeipräsenz vor der Botschaft wirke intimidating – einschüchternd, so Shanhai Daily. Die Polizeitruppen lauern nur darauf, den Wikileaks-Gründer bei einem Fluchtversuch festzunehmen. Wie ihre Kollegen äußerte sich auch Alban kritisch über das Verhalten der Polizei, sie habe sogar Polizisten direkt vor dem Fenster ihrer Toilette entdeckt -Briten sind Weltmeister im Video-Voyeurismus und nehmen es mit der Privatsphäre anscheinend nicht so genau. Wo ist das gute Benehmen der britischen Gentlemen geblieben? Sogar Mr.Bean (R.Atkinson) ist derzeit mit der Britischen Politik unzufrieden und tritt auf youtube für mehr Informationsfreiheit ein -kein Wunder, dass London Wikileaks hasst.
In den deutschen Medien war die Flucht von Assange in die Vertretung Ecuadors unter anderem der Auftakt zu einer medialen Hetzjagd auf das kleine südamerikanische Land mit einer sozial orientierten Regierung. Der übliche Antikommunismus vieler Mainstream-Medien steigerte sich dabei zu einer Hexenjagd nicht nur auf Assange, sondern auch auf den ecuadorianischen Präsidenten Correa.
Gerd R. Rueger 21.10.2012
Köln war in der Bonner Republik von Adenauer ff. das prächtige Hinterland der miefig-piefigen 50er-Jahre-Provinz-Hauptstadt Bonn (immerhin der drittgrößten Volkswirtschaft der Welt, der BRD). Die CDU Adenauers und seiner Epigonen speiste sich aus den feinen Kölner Kreisen, denen der Ex-Kölner OB Adenauer selbst entstammte.
Bis heute schotten sich im feinen Kölner Stadtteil Marienburg die Reichen, Reicheren und Superreichen gegen das Gesindel der einfachen Leute hermetisch ab. Für die unteren 90 Prozent bleiben nur Maloche unter Hartz-IV-Nötigung, prekäre Ausbeutungsjobs und Arbeitgeber-Drangsalierung als Gewerkschafter oder Betriebsrat. Oder nach Ausschluss aus dem Erwerbsleben: Hartz-IV-Elend in entrechteter Verwaltung der sozialen Trümmerlandschaft -siehe Armuts- und Reichtumsbericht, den Rotgrün immerhin einführte (neben Billig-Jobs und H4): So kann man das unter dem Namen „Agenda 2010“ angerichtete Elend wenigstens periodisch dokumentieren.
Doch warum sollen die, die für die Multi-Millionen-Vermögen geschuftet haben oder via Steuergeschenke auf ihre sozialen Grundrechte verzichten mussten (wie etwa Leben, Gesundheit, Bildung, ein menschenwürdiges Dasein), warum sollen wir alle nicht einmal nachschauen, wo unser Geld geblieben ist?
Darum ruft die Kölner Erwerbslosen Initiative KEA zum Spaziergang zu den Reichen auf -eine klasse Idee! (Und wer bei „Klasse“ auch an Kampf denkt, liegt gar nicht so falsch, denn Klassen entstehen durch den Kampf gegen die Gerechtigkeit und für reiche, schmarotzende Minderheiten mit viel Macht)
Die KEAs laden ein zum Sonntagsspaziergang. Wir folgen dem Ruf des Geldes. Am 4. November 2012, 14:00 Uhr, Treffpunkt: Bismarck-Turm, Haltestelle Bayenthalgürtel (KVB-Linie 16, Bus 130).
Wo Banker, Unternehmer und Pressefürsten in ihrer eigenen Welt leben. Wo die wundersame Verwandlung von öffentlichen Geldern in privaten Reichtum und kommunale Schulden geschieht. Wo die Stadt Köln geplündert und am Rad der ganz großen Politik gedreht wird. Wo seit 150 Jahren beinahe die selben Familien an der Macht sind. Wo Gärtner, Haushaltshilfen, Privatlehrer, Zimmermädchen, Wachleute, Hausmeister mitunter ein völlig aus dem Ruder gelaufenes Bonzenpack bedienen müssen, als würden wir noch in der Feudalzeit leben. Wo 374 € Hartz-IV-Regelsatz nicht mal die Kosten für den Swimmingpool decken dürften.
Es gibt Menschen, die hausen, andere wohnen (noch), wieder andere residieren. Die Kölner Superreichen haben ihren Stammsitz in Marienburg.
Folgen wir dem Ruf des Geldes, schauen wir uns mal an, wohin das Vermögen der Allgemeinheit abfließt (durch Schuldendienste, Steuerpolitik und Vergabe öffentlicher Aufträge). Und zwar seit über 150 Jahren, weitgehend ungestört durch epochale Regimewechsel – ob von Bismarck zu Hitler, ob von Adenauer zu Schröder und Merkel.
Wir erzählen euch Geschichten, Anekdoten und Hintergründe zu folgenden Stationen: Bismarck-Turm, Burschenschaft Germania, Palais Oppenheim (heute Gerling), Evangelisches Gemeindehaus (Luther meets SA), Zumwinkel-Villa, Anwesen Otto Wolff von Amerongen. Außerdem sehen wir den vergleichsweise bescheidenen Wohnort des Harald Schmidt, passieren den Palast der Gräfin von Ullmann und die Hütte der Familie Schütte.
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Mehr zu den Aktivitäten der Keas im:
Engagierte Zeitung für Erwerbslose und solche, die es werden können
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Auf JasminRevolution siehe auch:
Gerd R. Rueger 09.10.2012 Köln. Das Jobcenter hat den Schwanz eingezogen und will sich dem ursprünglich für den November angesetzten Prozess gegen die KEA nun doch nicht stellen (Jasminrevolution berichtete). Juristisch-taktisch hat der Rückzug des Jobcenters leider einen größeren politischen Durchbruch verhindert: Es hat vermieden, dass ein gerichtliches Urteil gegen seine Drangsalierung und Demütigung von… Weiterlesen. 8 Kommentare