Gerd R. Rueger 21.10.2012
Köln war in der Bonner Republik von Adenauer ff. das prächtige Hinterland der miefig-piefigen 50er-Jahre-Provinz-Hauptstadt Bonn (immerhin der drittgrößten Volkswirtschaft der Welt, der BRD). Die CDU Adenauers und seiner Epigonen speiste sich aus den feinen Kölner Kreisen, denen der Ex-Kölner OB Adenauer selbst entstammte.
Bis heute schotten sich im feinen Kölner Stadtteil Marienburg die Reichen, Reicheren und Superreichen gegen das Gesindel der einfachen Leute hermetisch ab. Für die unteren 90 Prozent bleiben nur Maloche unter Hartz-IV-Nötigung, prekäre Ausbeutungsjobs und Arbeitgeber-Drangsalierung als Gewerkschafter oder Betriebsrat. Oder nach Ausschluss aus dem Erwerbsleben: Hartz-IV-Elend in entrechteter Verwaltung der sozialen Trümmerlandschaft -siehe Armuts- und Reichtumsbericht, den Rotgrün immerhin einführte (neben Billig-Jobs und H4): So kann man das unter dem Namen „Agenda 2010“ angerichtete Elend wenigstens periodisch dokumentieren.
Doch warum sollen die, die für die Multi-Millionen-Vermögen geschuftet haben oder via Steuergeschenke auf ihre sozialen Grundrechte verzichten mussten (wie etwa Leben, Gesundheit, Bildung, ein menschenwürdiges Dasein), warum sollen wir alle nicht einmal nachschauen, wo unser Geld geblieben ist?
Darum ruft die Kölner Erwerbslosen Initiative KEA zum Spaziergang zu den Reichen auf -eine klasse Idee! (Und wer bei „Klasse“ auch an Kampf denkt, liegt gar nicht so falsch, denn Klassen entstehen durch den Kampf gegen die Gerechtigkeit und für reiche, schmarotzende Minderheiten mit viel Macht)
Klassenausflug nach Köln-Marienburg
Die KEAs laden ein zum Sonntagsspaziergang. Wir folgen dem Ruf des Geldes. Am 4. November 2012, 14:00 Uhr, Treffpunkt: Bismarck-Turm, Haltestelle Bayenthalgürtel (KVB-Linie 16, Bus 130).
Wo Banker, Unternehmer und Pressefürsten in ihrer eigenen Welt leben. Wo die wundersame Verwandlung von öffentlichen Geldern in privaten Reichtum und kommunale Schulden geschieht. Wo die Stadt Köln geplündert und am Rad der ganz großen Politik gedreht wird. Wo seit 150 Jahren beinahe die selben Familien an der Macht sind. Wo Gärtner, Haushaltshilfen, Privatlehrer, Zimmermädchen, Wachleute, Hausmeister mitunter ein völlig aus dem Ruder gelaufenes Bonzenpack bedienen müssen, als würden wir noch in der Feudalzeit leben. Wo 374 € Hartz-IV-Regelsatz nicht mal die Kosten für den Swimmingpool decken dürften.
Es gibt Menschen, die hausen, andere wohnen (noch), wieder andere residieren. Die Kölner Superreichen haben ihren Stammsitz in Marienburg.
Folgen wir dem Ruf des Geldes, schauen wir uns mal an, wohin das Vermögen der Allgemeinheit abfließt (durch Schuldendienste, Steuerpolitik und Vergabe öffentlicher Aufträge). Und zwar seit über 150 Jahren, weitgehend ungestört durch epochale Regimewechsel – ob von Bismarck zu Hitler, ob von Adenauer zu Schröder und Merkel.
Wir erzählen euch Geschichten, Anekdoten und Hintergründe zu folgenden Stationen: Bismarck-Turm, Burschenschaft Germania, Palais Oppenheim (heute Gerling), Evangelisches Gemeindehaus (Luther meets SA), Zumwinkel-Villa, Anwesen Otto Wolff von Amerongen. Außerdem sehen wir den vergleichsweise bescheidenen Wohnort des Harald Schmidt, passieren den Palast der Gräfin von Ullmann und die Hütte der Familie Schütte.
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Mehr zu den Aktivitäten der Keas im:
Kölner Erwerbslosen-Anzeiger (KEA)
Engagierte Zeitung für Erwerbslose und solche, die es werden können
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Auf JasminRevolution siehe auch:
Gerd R. Rueger 09.10.2012 Köln. Das Jobcenter hat den Schwanz eingezogen und will sich dem ursprünglich für den November angesetzten Prozess gegen die KEA nun doch nicht stellen (Jasminrevolution berichtete). Juristisch-taktisch hat der Rückzug des Jobcenters leider einen größeren politischen Durchbruch verhindert: Es hat vermieden, dass ein gerichtliches Urteil gegen seine Drangsalierung und Demütigung von… Weiterlesen. 8 Kommentare
Wie war denn der Spaziergang?
Hat Mr.Burns seine Hunde losgelassen? (Pfefferspray soll da helfen!;-) )
Millionäre besichtigen… gute Idee, z.B. Kim Dotcom
https://jasminrevolution.wordpress.com/2014/09/21/kim-dotcom-hat-es-nicht-geschafft/
Aber als Bill Gates 0,01% seines Geldes für Malariabekämpfung spendete, schämte ich mich nur noch halbsoviel für meinen PC…