E-Zigarette soll Arzneimittel werden

Nora Drenalin und Ludwig Virchow 15.05.2013

Tabak-Raucher rauchen, e-Raucher dampfen. Die Werbung will uns das Dampfen als Lifestyle-Artikel ohne schädliche Nebenwirkungen verkaufen. Aber sind elektrische Zigaretten eine geeignete Alternative zum Rauchen? Krebsforscher und Verbraucherschützer empfahlen jetzt als Ergebnis einer Untersuchung der Inhaltsstoffe: Unabhängig vom Nikotingehalt sollten e-Zigaretten als Arzneimittel eingestuft und nur in Apotheken verkauft werden. Dies würde den Konsum vermutlich verteuern und einschränken.

Tabak-Raucher rauchen, e-Raucher dampfen. Die Werbung will uns das Dampfen als Lifestyle-Artikel ohne schädliche Nebenwirkungen verkaufen. Aber sind elektrische Zigaretten eine geeignete Alternative zum Rauchen? Oder eröffnen sie einen neuen Suchtmarkt? Die elektrische Zigarette gilt e-Rauchern auch als wichtiges Hilfsmittel, um von ihrer Sucht nach Tabak wegzukommen. Die Meinungen zu elektrischen Zigaretten gehen weit auseinander, nicht zuletzt, weil man zu wenig über die Eigenschaften der Produkte weiß.

Nahezu jede auf dem freien Markt erhältliche elektrische Zigarette, auch E-Zigarette, rauchlose Zigarette oder elektronische Zigarette genannt, ist ein Gerät zum Inhalieren verdampfter Flüssigkeit (oder Liquid) und daraus sich bildenden Nebels oder Dampf an Stelle von Zigarettenrauch. Der Dampf und der daraus mit angesaugter Luft entstehende Nebel ähnelt in Konsistenz und sensorischer Wirkung dem Tabakrauch. Im Gegensatz zum Rauchen findet keine schwelende bzw. glimmende Verbrennung statt, bei der viele gesundheitsschädliche Stoffe entstehen bzw. aus dem Tabak freigesetzt werden.Eine e-Zigarette simuliert also mit technischen Mitteln das Rauchen, ohne Tabak zu verbrennen -doch was enthält die verdampfte Flüssigkeit außer dem Suchtstoff Nikotin noch?

Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) debattierte lange über das Dampfen. Aber jetzt hat das DKFZ zusammen mit Verbraucherschützern vor möglichen gesundheitlichen Schäden durch das Produkt gewarnt. „Der Qualm besteht nicht aus Wasserdampf. Er ist ein Chemiegemisch“, warnte Martina Pötschke-Langer, die Leiterin der Stabsstelle Krebsprävention beim DKFZ. Zusammen mit dem Verbraucherschutz-Bundesverband stellte das Heidelberger Institut eine neue Studie vor.

Die e-Zigarette besteht aus der Stromquelle, dem elektrischen Vernebler und der je nach Geschmack einsetzbaren Kartusche mit Nikotinlösung, die bei Saugen am Mundstück zu Dampf wird. Die Lösungen enthielten jedoch auch Stoffe, die bei Kurzzeitgebrauch die Atemwege reizen und zu allergischen Reaktionen führen können. Der Dampf mancher Flüssigkeiten weise gesundheitsgefährdende und sogar krebserregende Substanzen auf, warnte das DKFZ. Zu bemängel seien auch die Herstellerangaben, die als nikotinfrei deklarierten Lösungen, enthielten teilweise sehr hoch dosiertes Nikotin. Nur in zehn von 35 Proben hätte der untersuchte Nikotingehalt sich als korrekt angegeben erwiesen. Auch bei E-Zigaretten bestehe zudem das Problem des Passivrauchens: Propylenglykol, das die Verdampfung fördert, könne zu Augen-, Rachen- und Atemwegsreizungen führen und insbesondere bei Kindern dampfender Eltern das Asthmarisiko erhöhen. Letzteres gilt zwar genauso für Tabak-Raucher mit Kindern -doch die e-Zigarette könnte damit auch die Gesundheit gefährden, womöglich Krebs auslösen.

Es gibt natürlich auch andere Meinungen: Ein gewisser Dr. Laugesen aus Neuseeland vertritt z.B. die Ansicht, dass e-Zigaretten das Krebsrisiko verringern, da sie es dem Raucher ermöglichen, Nikotin ohne die vielen schädlichen Zusatzstoffe zu konsumieren, die im Zigarettenrauch enthalten sind. Angeblich hat Laugesen keine Verbindung zur e-Zigaretten-Industrie, so e-zigarretten-test.de.

Viele hielten das Dampfen zwar für gesünder als Tabak-Zigaretten und versuchten so, mit dem Tabak-Rauchen aufzuhören. E-Zigaretten könnten durch ihren Nikotingehalt auch tatsächlich negative Entzugserscheinungen unterdrücken, es sei jedoch noch nicht erforscht, ob dies langfristig zu einem dauerhaften Rauchstopp führe. Das DKFZ forderte als Fazit seiner Untersuchung, e-Zigaretten streng zu kontrollieren und die Langzeitfolgen intensiv zu erforschen. Unabhängig vom Nikotingehalt sollten e-Zigaretten als Arzneimittel eingestuft und nur in Apotheken verkauft werden -womit man wohl doch eine gewisse Hilfe beim ungelösten Problem einer Suchthilfe für Tabak-Abhängige eingestand. Doch wie wir wissen, steht unser Gesundheitswesen vor weit drängenderen Problemen: Dem neoliberalen Spardiktat aufgrund von via Steuergeschenken für die Wohlhabenden, Superreichen und Konzerne vorsätzlich geleerten öffentlichen Kassen.

Der Neoliberalismus als Geißel des Gesundheitswesens
Das Gesundheitswesen leidet mehr als unter allen neuen Suchtmitteln unter der üblen Ideologie des Neoliberalismus. Der Medizinreformer und deutsche Urliberale Rudolf Virchow (1821-1902) würde sich im Grabe umdrehen, wenn er wüsste, welche Lumpenbande sich heute das Wimpelchen “liberal” anheftet. Nicht nur in Deutschland, sondern in der ganzen westlichen Welt werden unter der Finanz- und Mediendiktatur des Neoliberalismus Gelder aus der Medizin in das Finanzwesen umgeleitet. Es werden in dramatischem Ausmaß die Mittel für Krankenhäuser, Behandlung von Armen, Medikamente und medizinische Forschung beschnitten, um sie per Steuersenkung in die Taschen reicher, nutzloser Möchtegerneliten umzulenken. Rudolf Virchow wusste dagegen: Eine kostenlose medizinische Behandlung ist genauso Menschen- und Bürgerrecht, wie eine gesunde Umgebung. Gesundheitssystem und öffentliche Infrastruktur nach diesen Maßgaben zu gestalten ist wichtigste Aufgabe des Staatswesens -die Neoliberalen leugnen dies und wollen eine unsoziale Zwei-Klassen-Medizin.Dieses neoliberale Verbrechen an der Menschheit könnte sich schneller rächen, als die Diebe des Gemeingutes Gesundheit sich gedacht hatten. Ihre absurden Ideen von einer zwanghaften Effizienz (anstelle gesunder Effektivität) insbesondere der Krankenhäuser kosten immer mehr Menschen Leben und Gesundheit. Kostensparen an der Gesundheit ist Sparen am falschen Platz. Eine gesunde Quote an freien Betten in unseren Hospitälern kostet zwar, aber kann im Fall einer Epidemie lebensrettend sein: Siehe die aktuelle Coronaviren-Ausbreitung.

Machtmaschine Bertelsmann

Wie Bertelsmann funktioniert: Bertelsmann ist ein milliardenschwerer Konzern, der anderen Playern der Kapitalseite seine Medienplattformen und zugleich Lösungen bei IT-basierten Dienstleistungen und Kundenkontakten offeriert. Haupteigentümerin der AG ist die öffentlich subventionierte Bertelsmann Stiftung. Konzerne wie Bertelsmann spinnen, von den Mainstream-Medien unbeachtet, in Netzwerken der Macht an einer „Post-Demokratie“, in der die Bürger nichts, die Konsumenten dagegen alles sind.

Gastbeitrag von Steffen Roski: Wie Bertelsmann funktioniert
Der Blogger Steffen Roski ist Kritiker des Medien- und Dienstleistungsimperiums Bertelsmann, Mitglied im Bund demokratischer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler (BdWi), der Bildungsgemeinschaft SALZ e.V., der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), der Piratenpartei und bei Attac
Wie Bertelsmann funktioniert
Dass inzwischen das Wirken der Bertelsmann Stiftung auf eine kritische Öffentlichkeit stößt, finde ich sehr erfreulich, zeigt dies doch, dass in dieser Republik Beobachtungen jenseits des Mainstream angestellt werden.
Ich selbst habe mich seit Jahren politisch-wissenschaftlich mit der Bertelsmann Stiftung beschäftigt und rechne mir zu, einen Beitrag zur notwendigen Aufklärungsarbeit geleistet zu haben. Dabei hat sich für mich in letzter Zeit – angeregt nicht zuletzt durch Fragen, die mich entweder per Mail erreicht haben oder die mir im Rahmen von Veranstaltungen gestellt wurden – eine einfache, aber um so grundlegendere Frage herauskristallisiert: Wie funktioniert eigentlich das „System Bertelsmann“? Und: Wie kann diese Funktionsweise in einer möglichst einfachen, verständlichen Form und Sprache vermittelt werden? Tatsächlich kommt es im Kontext politisch-wissenschaftlicher Aufklärung darauf an, einen zugegebenermaßen komplizierten Sachzusammenhang so zu vereinfachen, dass er begriffen werden kann. Es gilt also zu vereinfachen, ohne dabei Falsches zu formulieren.
Dieser kleine Beitrag möchte diese Vereinfachung leisten. Ich verstehe diesen Text als einen offenen Kontext, der von anderen verändert oder erweitert werden mag. Dazu fordere ich ausdrücklich auf. Vielleicht findet sich ja eine Illustratorin / ein Illustrator, die / der die Sachverhalte grafisch veranschaulichen mag …
I. RTL, Gruner+Jahr, Penguin-Buchverlag
Fangen wir also mit der Bertelsmann AG an. Bei Wikipedia heißt es knapp: „Die Bertelsmann SE & Co. KGaA mit Hauptsitz in Gütersloh ist ein internationaler Medienkonzern. Gemessen am Gesamtumsatz ist Bertelsmann eines der größten Medienunternehmen weltweit und wurde vom Institut für Medien- und Kommunikationspolitik (IfM) im internationalen Ranking für 2013 auf Platz 8 geführt.“ Ich möchte präzisieren: „Die Bertelsmann SE & Co. KGaA mit Hauptsitz in Gütersloh ist ein internationaler Medien- und Informationsdienstleistungskonzern.“ Beginnen wir mit den Medien:
  • Über 250 Millionen Menschen hören, schauen, konsumieren täglich Sendungen der RTL Group.
  • Wikipedia: „In Deutschland ist Gruner + Jahr außerdem am Dresdner Druck- und Verlagshaus (u.a. Sächsische Zeitung (60%)), an der Motor Presse Stuttgart (u.a. Auto, Motor und Sport (56,5%)), an der Financial Times Deutschland (100%), am Spiegel Verlag (25,5%), an xx-well.com (100%), chefkoch.de (100%), Ligatus GmbH (100%) und an der Henri-Nannen-Schule (95%) beteiligt.“
  • Wikipedia: „Im Oktober 2012 wurde bekannt, dass Penguin Books, ein Verlag im Besitz von Pearson PLC, und Random House unter dem Namen Penguin Random House zum weltgrößten Publikumsverlag fusionieren werden. Bertelsmann wird 53 Prozent und Pearson 47 Prozent der Anteile am neuen Verlag halten.“
Was folgt daraus? Der Bertelsmann-Konzern stellt für andere Konzerne eine wirkmächtige Werbe- und Marketingplattform zur Verfügung. Wer in der BRD ein Produkt an die Frau / den Mann oder das Kind bringen will, kommt an den Medienplattformen und -portalen des Hauses Bertelsmann nicht vorbei. Der Medienmulti Bertelsmann ist also auf das Innigste mit der globalen Konzernwirtschaft verbunden. Bertelsmann lebt von anderen Konzernen; die Konzerne wiederum nutzen seine Medienangebote zur Steigerung ihrer Wertschöpfung.
Bis hier hin mag man sagen: So what? Wo ist das Problem? Ist es nicht völlig normal, dass andere Konzerne Bertelsmann-Plattformen für ihre Produktwerbung nutzen?
II. Bertelsmann-Arvato
Bertelsmann ist als arvato AG auch Informationsdienstleister. Was macht Arvato? Ich greife aus dem Wikipedia-Artikel zwei Bereiche heraus:
  • „Finance mit Dienstleistungen eines effizienten Risiko- und Forderungsmanagement ist ein weiterer Leistungsbaustein bei arvato. Dieser beinhaltet Risikoprüfung, Rechnungsstellung und -abwicklung, Forderungsabsicherung und Vorfinanzierung bis hin zur Buchung der Zahlung oder der weiteren Betreibung einer Forderung. Die kaufmännische Kundenbetreuung betreibt arvato für die Branchen Versandhandel, E-Commerce, Kreditwirtschaft, Versicherungen, Energie, Verkehr, IT und Telekommunikation, Gesundheit und öffentliche Hand. Des Weiteren betreibt arvato mit dem Tochterunternehmen informa Insurance Risk and Fraud Prevention GmbH mit Sitz in Baden-Baden die Warn- und Hinweisdatenbank Uniwagnis für den Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft. Bei der Datenbank handelt es sich um eine „schwarze Liste“ von Versicherungsnehmern, die beispielsweise drei Sachschäden innerhalb von zwei Jahren oder den Totalschaden eines Fahrzeugs melden.“
  • „IT-Dienstleistungen von arvato beinhalten die Planung, Entwicklung, Implementierung und den Betrieb und die Betreuung von Standard-Software und branchenspezifischen und individuell entwickelten IT-Systemen, die Geschäftsprozesse miteinander vernetzen und die Steuerung von Abläufen verbessern. Unter anderem ist die Unternehmenseinheit arvato Systems in diesem Bereich tätig. Der IT-Systemintegrator bietet neben der Implementierung von Standard-Software individuell entwickelte Lösungen an. Den Schwerpunkt setzt arvato Systems dabei auf die Branchen Handel, Logistik und Transport, Manufacturing, Medien sowie Versorgung und Verwaltung. Zusätzlich werden auch Rechenzentrumsdienstleistungen, sogenannte „Infrastructure Services“, angeboten.“
Was folgt daraus? Bertelsmann bietet also nicht nur Medienplattformen an, das Unternehmen sammelt über die Tochter Arvato Konsumentendaten. Von Bonuspunkt- und Rabattsystemen über Inkassodienstleistungen bis hin zu IT-Lösungen für öffentliche Verwaltungen: Arvato bietet die gleichsam schlüsselfertigen Lösungen an.
Bis hier hin mag man sagen: So what? Wo ist das Problem? Ist es nicht völlig normal, dass andere Konzerne und öffentliche Verwaltungen sich vom Informationsdienstleister Bertelsmann Lösungen für ihre Probleme erhoffen?
III Die Bertelsmann-Stifung
Ich komme nun auf die Bertelsmann Stiftung zu sprechen und möchte eine Person zitieren, der man wohl kaum unterstellen kann, „linke Verschwörungstheorien“ zu verbreiten oder schwulstigen Ideologien anzuhängen. Josef Kraus ist Präsident des Deutschen Lehrerverbandes (DL) und hat im Dezember 2012 auf der Homepage der Standesorganisation einen bemerkenswerten Beitrag abgeliefert: „Über den Wert von Bertelsmann-,Studien’“. Dort heißt es:
„Die Bertelsmann Stiftung verfügt über enorme Ressourcen. 1977 gegründet, hält sie mittelbar rund 77 Prozent der Aktien der Bertelsmann SE & Co. KGaA. Das erlaubt ihr nicht nur die Beschäftigung von über 300 Mitarbeitern, sondern größte mediale Verbreitung über die in ihrer Hand befindlichen Sender und Printmedien. Weil die Bertelsmann-Familie Mohn rund drei Viertel der Bertelsmann-Aktien auf die Stiftung übertragen hat, sparte sie obendrein vermutlich gut zwei Milliarden Erbschafts- und Schenkungssteuer. Die Bertelsmann Stiftung mit ihrem Jahresetat von rund 60 Millionen Euro und mit einem Gesamtvolumen aller ihrer Projekte seit 1977 in der Höhe von rund 800 Millionen Euro arbeitet so gesehen also de facto mit öffentlichem Geld, ohne dafür gegenüber einer Exekutive oder Judikative Rechenschaft ablegen zu müssen … Geadelt wird die Bertelsmann Stiftung bei ihren Auftritten und Kongressen von ehemaligen Bundespräsidenten sowie von amtierenden Regierungschefs und Ministern.“
Jetzt sagt mir mein Verstand: Moment einmal, da stimmt doch etwas nicht. Eine Stiftung hält den größten Teil der Anteile an einem Konzern, der weltweit zu den Global Playern in Sachen Medien und Informationsdienstleistungen zählt. Warum dieses?
Vor einigen Jahren (28.10.2009) habe ich in einem Beitrag für die NachDenkSeiten dies hier geschrieben:
„Und hier kommt die Stiftung ins Spiel. Mit ihr, einer Art gemeinnützig gestellten Forschungs- und Entwicklungsabteilung, gelingt dem Konzern das Kunststück, im Sinne einer der Zivilgesellschaft gegenüber als verantwortungsbewusster, dem Gemeinwohl verpflichteter Eigentümer zu erscheinen, der ohne Beanstandungen „regelmäßig vom Finanzamt geprüft“ wird, von der AG unabhängig und parteipolitisch neutral sei. (Neue Westfälische vom 6. Januar 2009) Dass es der Bertelsmann Stiftung gelingt, gleichsam als idealer Gesamtdemokrat zu erscheinen, gehört zu den Eigenheiten eines politischen Regimes, in dem es einer Konzernstiftung gelungen ist, das „Politische“ betriebswissenschaftlich zu neutralisieren und damit in einer perfiden Uminterpretation der Artikel 14 und 15 GG („Eigentum verpflichtet“ und die Möglichkeit zur Überführung in „Gemeineigentum“) im Gewand der Stiftung als Sachwalter des „Demokratischen“ schlechthin zu erscheinen und als Dienstleister an der stiftungsseitig inszenierten Vertriebswirtschaftlichung politisch-staatlicher Prozesse – an Private Public Partnerships und New Public Management – kräftig zu verdienen.“
Fazit
Bertelsmann ist ein mächtiger, milliardenschwerer Konzern, der anderen Playern der Kapitalseite seine Medienplattformen offeriert und diesen zugleich zu Lösungen bei der Abwicklung informationstechnologisch basierter Dienstleistungen und Kundenkontakte verhilft. Haupteigentümerin der AG ist die öffentlich subventionierte Bertelsmann Stiftung. Die Bertelsmann Stiftung ist für die AG das, was einem Chemiekonzern beispielsweise eine Forschungs- und Entwicklungsabteilung ist. Dem Gütersloher Medien- und Dienstleistungskonzern dient sie vor allem dazu, Gegenwartstrends zu erspüren und auf der Grundlage wissenschaftlicher Expertisen mittel- und langfristig selbst gesellschaftlich-politische Entwicklungen mitzubestimmen.
Ich hoffe verständlich gemacht zu haben, warum die kritische Begleitung der Aktivitäten der Bertelsmann Stiftung ein demokratisches Gebot darstellt. Wenn die Stiftung in ihren Expertisen etwa die Privatisierung öffentlichen Eigentums (im Bildungswesen etwa) fordert, arbeitet sie dem Konzern unmittelbar zu, denn dieser ist über seine Medien- und Informationsdienstleistungssparten daran interessiert, seine Wertschöpfungsketten überall dorthin auszudehnen, wo sich Profite erzielen lassen. Viele Bürger beschleicht das Gefühl, demokratisch entmündigt zu sein. Viele Bürger sind deshalb beunruhigt und wütend. Konzerne wie Bertelsmann spinnen, von den Mainstream-Medien weitgehend unbeachtet, in Netzwerken der Macht und des Einflusses an einer „Post-Demokratie“, in der die Bürger nichts, die Konsumenten dagegen alles sind.
 Mein Blog befasst sich in einem umfassenden Sinn mit dem Verhältnis von Wissen, Wissenschaft und Gesellschaft. Ein besonderes Augenmerk richte ich dabei auf die Aktivitäten des Medien- und Dienstleistungskonzern Bertelsmann und der Bertelsmann Stiftung.
(Grafiken von JasminTeam eingefügt)
Bislang zu Bertelsmann erschienene Artikel:
Nackt-Protest: Brok, Bordelle, Bertelsmann

Theodor Marloth und Nora Drenalin 23.März 2013 Nacktprotestiererin von Femen attackierte “Mr.Bertelsmann” Elmar Brok, einen der mächtigsten EU-Lobbyisten des größten Medienkonzerns Europas: Bertelsmann. Alles wurde auf Video festgehalten (Link hier). Grund: Femen wirft Brok die sexuelle Ausbeutung ukrainischer Frauen vor, die durch die ökonomische Notlage des Landes zur Prostitution gezwungen sind. Zudem soll Brok sich […]

10 Jahre Hartz IV-Heuchelei: Bertelsmann und seine Politik

Theodor Marloth 20.03.2013 Die Durchsetzung von Hartz IV wurde maßgeblich durch Lobbyisten des Medienkonzerns Bertelsmann vorbereitet und durchgesetzt. Der Grund dafür: Die Pläne für die „Reformen“ stammten aus der Bertelsmann-Konzernstiftung. Heute schieben Bertelsmann-Medien die Schuld für alles auf die SPD und ihren Altkanzler Schröder: Eine Strategie, um die Grünen, aber auch Union und FDP reinzuwaschen? […]

Hartz IV: Phoenix deckt Bertelsmann

Theodor Marloth 20.03.2013 Liberalismus ist, wenn der Arme wie der Reiche die Freiheit haben, unter einer Brücke zu schlafen. Neoliberalismus ist, wenn die Brücke privatisiert wird und der Arme selbst dafür noch an den Reichen zahlen soll. Theodor Marloth In der heutigen Phoenix-Dokumentation zur „Agenda 2010“ und Hartz IV wurde angeblich über die Hintergründe des […]

Der Euro in Athen: Bertelsmann rudert zurück

Gerd R. Rueger 04.11.2012 Griechen raus aus dem Euro? Bertelsmann-Medien wie der Spiegel trommelten monatelang gegen Athen -doch nun die Wende: Die Prognos AG rechnete im Auftrag der Bertelsmann Stiftung die finanziellen Folgen auch für Deutschland durch. Ergebnis: Ein Austritt Athens aus dem Euro trage das Risiko eines ökonomischen Flächenbrandes und könnte eine weltweite Wirtschaftskrise […]

SPIEGEL schändet Nationalheiligtum der Griechen

„Akropolis adieu!“ Bertelsmann droht Athen mit Militärputsch Gerd R. Rueger 20.Juni 2012 SPIEGEL oder „BILD am Montag“? Die Wahlen vom 17.Juni in Athen retteten noch einmal knapp die alten, korrupten Mächte  -obwohl Jugend und Arbeiterschaft sich trotz Medien-Kampagnen der Syriza zuwandten und das Land wohl endgültig von einer Zweiparteien-Demokratur zu einer Vielparteien-Demokratie übergehen wird. Deutsche […]

Wikileaks-Spielfilm: Bertelsmann hetzt weiter gegen Assange

Gerd R. Rueger 03.02.2013  Immer noch oder schon wieder? Trotz der unzähligen Klagen, die Julian Assange gegen den brutalen Shitstorm der Mainstream-Medien Journaille führen musste, geht die Sex-Lügen-Kampagne gegen Wikileaks weiter. Jüngst kommt jetzt wieder der STERN von Bertelsmann mit der hetzterischen Verleumdung vom “mutmaßlichen Sexualverbrecher” Assange. Diese publizistische Politik folgt dem ambivalenten Umgang mit […]

The Walking Dead: Zombi-Kapitalismus von Bertelsmann

Nora Drenalin 12.November 2012  Die Medienzombies haben zugeschlagen und uns ein neues Genre kreiert: Die Zombie-Western-Schnulze –und die kommt zum deutschen Fernsehzuschauer gleich als Halloween-Serie bei RTL2 (Bertelsmann). Unsere Medien- und Finanzeliten haben von ihren Filmfirmen eine Fantasiewelt erschaffen lassen, die ihren Plänen den Weg bereiten und zugleich Millionen einspielen soll. Wie soll man die […]

Fifty-Shades-Leak: Anonymous hackt Constantin

Gerd R. Rueger 09.03.2013 Vergeltung für Polizei-Attacke auf Drei.bz? Durch einen Hack drangen in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag dieser Woche Hacktivisten von Anonymous und Team Medusa in Computer von Constantin Film ein. “Brisante” Infos zu Bertelsmanns Sadomaso-Hausfrauenporno “50 Shades of Grey” wurden geleakt. Hintergrund waren netzpolitische Gefechte um das Urheberrecht, konkret: die Schließung einer […]

SZ: Entpolitisierte Presse will Star Wars statt Monty Python

Nora Drenalin & Gerd R. Rueger 15.05.2013

Die ehemals linksliberale deutsche Presse unterliegt auch im Kulturteil immer mehr Entpolitisierung und Niveau-Limbo. In einem Bericht über Filmdrehorte in Tunesien schwelgte die SZ in Star Wars von George Lucas, kannte aber nicht den filmgeschichtlich wie politisch viel bedeutsameren Film Monty Python’s Life of Brian. War der Python-Film der SZ zu anarchistisch, zu links, zu brisant im Eintreten für Kunst- und Meinungsfreiheit? Und wichtiger noch für das hiesige Pressewesen: Ob Anpasserei ans neoliberale Infotainment sich am Ende wirklich lohnt?

Cineasmus in Tunesien fürs enthirnte deutsche Besitzbürgertum: Die Süddeutsche brachte einen hirnlosen, langatmigen Bericht über Film-Drehorte in Tunesien. Schwerpunkt war natürlich George Lucas „Star Wars“-Saga (R2D2, C3PO, Jedi-Ritter & Prinzesschen im Weltall, also Star Trek für geistig Arme). In den USA fühlen sich scheinbar besonders die reaktionären Republikaner diesem SF-Epos verbunden.

„So muss sich Luke Skywalker im Cabrio-Gleiter bei den Ausflügen über seinen staubigen Heimatplaneten Tatooine gefühlt haben. Als würden die Räder den Sand nicht berühren, saust der Geländewagen durch die Wüste. Die Passagiere schließen in freudiger Furcht die Augen, wenn der Fahrer Kerim wie ein Rallye-Pilot auf eine Dünenkante zuschießt, ohne zu sehen, was dahinter kommt. Aber wer sollte einem schon entgegenkommen mitten in der Wüste Tunesiens?“  Michael Zirnstein in Süddeutsche

Humor und Anarchie sind nicht die Sache von Luke Skywalker und auch nicht der SZ. Kulturtourismus und die Weisheit von Obi Wan Kenobi genügen dort offenbar. Immerhin kennt Zirnstein auch Karl May (früher kannten SZ-Feuilletonisten sogar Karl Marx):

„Die Weite,  die Leere,  das Knirschen, die Hitze und die Gefahren der Wüste,  all das inspirierte schon den sächsischen Wohnzimmer-Abenteurer Karl May – lang bevor er selbst einen Fuß in den heißen Sand setzte. Der Anfang seines Romans  „Durch die Wüste“  spielt im Djerid, dem Dünenland mit seinen vier Oasen Tozeur,  Nefta,  El Hamma und  El Oudiane im Herzen Tunesiens.“   Michael Zirnstein in Süddeutsche

SZ: Verschwiemeltes Feuilletongesülze

SZ steht auf Star Wars Infotainment

Der Kulturteil einer bürgerlichen Zeitung steht nicht im Ruf, politisch auf einem besonders klugen Bewusstseinsstand zu sein. Doch ein paar politisch angehauchte Kenntnisse sollten sich dort doch zuweilen finden. Das zäh-verschwiemelte Feuilletongesülze („viele Tunesier konnten die StarWars-Filme noch nie sehen“) zog sich über zwei endlose Seiten, ohne dass der sich dort verbrechelnde Redakteur ein einziges Mal den besten in Tunesien gedrehten Film erwähnte: „Life of Brian“.

Deutsch „Das Leben des Brian“ hieß die unvergessliche Jesus-Christus-Satire, deren Kinovorführung hernach Verboten von Fundamentalisten unterlag -und zwar in vielen US-Bundesstaaten (für Star Wars-Fans: US-Bundesstaaten sind die Bundesländer der USA, d.h. von Amerika). Das Leben des Brian (Originaltitel: Monty Python’s Life of Brian) ist die kulturgeschichtlich bedeutendste Satire der britischen Komikergruppe Monty Python aus dem Jahr 1979. Sie entfachte zahlreiche politische, religiöse, kulturelle und künstlerische Kontroversen, brachte aber keine stumpfsinnige Massenbewegung hirnloser „Fans“ hinter sich, wie Starwars von George Lucas. Dies wohl auch, weil sie hirnloses Mitläufertum, ob nun durch Religion oder wie immer motiviert,  gnadenlos persiflierte und der Lächerlichkeit preisgab.

Monts Python und Wikileaks

Inhalt: Der naive und unauffällige Brian (Graham Chapman), zur gleichen Zeit wie Jesus zwei Häuser weiter in Bethlehem geboren, wird durch Missverständnisse unfreiwillig als Messias verehrt. Seinen vor seinem Haus versammelten stumpfsinnigen Anbetern ruft Brian auf dem Höhepunkt des Films zu: „Und vergesst nicht: Ihr seid alle Individuen!“ Die sich in der Gasse drängende Menge im Chor zurück: „We are all individuals!“

Diesen Part des Films wiederholte Wikileaksgründer Julian Assange auf demJulian Assange Ecuador embassy Balkon der Botschaft Ecuadors in London in Richtung seiner versammelten Anhänger: „Don’t forget: You are all individuals!“ Leider kannten sie den Film nicht oder übersahen sein heftiges Augenzwinkern, sonst wäre das Happening perfekt gewesen.

Weiter im Filminhalt von Life of Brian: Weil er sich gegen die römischen Besatzer engagiert, gerät er zwischen die Fronten der erbittert verfeindeten Widerstandsgruppen „Befreiungsfront für Palästina“ und „Palästinensische Befreiungsfront“, die Zwistigkeiten von marxistischen K-Gruppen der 70er Jahre karikierend. Von römischen Soldaten gefangen, findet Brian schließlich in einer Massenkreuzigung fröhlich pfeifend (Always Look on the Bright Side of Life) sein Ende.

Die Satire zielt laut Wipikedia auf den Dogmatismus religiöser und politischer Gruppen. Insbesondere christliche, aber auch jüdische Vereinigungen reagierten mit scharfen Protesten auf die Veröffentlichung. Die folgenden Aufführungsboykotte und -verbote vor allem in den USA (Bibelbelt), aber auch anderswo fachten Kontroversen um Meinungs- und Kunstfreiheit an. Obwohl der Vorwurf der Blasphemie von praktisch allen Seiten entkräftet Vollbild anzeigenwurde, ist die Satire nach wie vor bei strenggläubigen Christen umstritten. Der in Tunesien gedrehte Film gilt aufgrund seiner rezeptionsgeschichtlichen Bedeutung als Paradebeispiel für die Reibungspunkte zwischen künstlerischer Meinungsfreiheit und Religionstoleranz. Filmkritiker und die Pythons selbst bezeichnen Monty Python’s Life of Brian aufgrund seiner kohärenten Geschichte und intellektuellen Substanz als das reifste Werk der Komikergruppe. Zahlreiche Umfragen bestätigen den anhaltenden Erfolg beim Publikum. Das Abschlusslied Always Look on the Bright Side of Life wurde sogar weit über den Filmkontext hinaus bekannt -nur scheinbar nicht bis ins Feuilleton der „Qualitäts-Journalisten“-Postille Süddeutsche. Dort übt man sich im seichten Infotainment und schafft mit Jedi-Ritterromantik ein werbefreundliches Klima:

„George Lucas hat sein Dorf zum Filmen mit weiten Fluchten und Lichtschneisen geplant – ideal für Fotosessions in Jediritter-Pose und mitgebrachtem Kostüm. Die beste Anreise ist bei untergehender Sonne: Wenn man im Geländewagen fahrend die Augen etwas zukneift, fliegen die Lichtblitze der Glimmersteine im Sand an einem vorbei wie Sterne im Hyperraumflug.“  Michael Zirnstein in Süddeutsche

Nun ja, nichts gegen etwas nette Berichterstattung über Tunesien. Aber der kommerzielle Charakter des Artikels kommt etwas allzu plakativ daher. Darunter findet sich in der SZ dann passend auch gleich Werbung für Flug und Hotel ins Cineasten-Paradies Tunesien: „Tunisair fliegt von Frankfurt nach Tozeur, hin und zurück ab ca. 400 Euro, tunisair.com. Von dort bietet sich eventuell eine Weiterfahrt mit dem Hotelshuttle oder mit einem Mietwagen bis nach Tamerza oder Nefta an…  Hotel Dar Hi, Quartier Ezzaouia in Nefta, Preis pro Nacht im Doppelzimmer inklusive Vollpension ab ca. 300 Euro, Tel. 00216/21 67 42 98, www.dar-hi.net;

Zielgruppe: Jedenfalls keine Fans von anarchisch-politischem Autorenkino… Star Wars? Da kann man gleich Zombifilme wie Walking Dead gucken. Was für ein Wunder, wenn die pseudo-liberal bis neoliberalen Besitzbürgertums-Blätter pleite gehen (siehe Frankfurter Rundschau). Statt sich ans neoliberale dumpfe Infotainement anzupassen, wären sie doch besser als Liberale alter Schule in Ehren untergegangen, statt sich vorher noch zum Narren zu machen. (Vielleicht wären sie dann ja gar nicht untergegangen?)