USA: Ein-Prozent-Aristokratie der globalen Ungleichheit

Theodor Marloth 02.06.2013 USAflag

Der führende Weltbank-Ökonom, Branko Milanovic, wird demnächst die erste Berechnung der globalen Ungleichheit des Einkommens vorlegen. Sein Fazit: Die oberen acht Prozent erhalten die Hälfte des jährlichen globalen Einkommens, sie konnten es seit 1988 um 60 Prozent steigern. Die obersten ein Prozent besitzen die Hälfte des Vermögens und Milanovic sieht sie als globale Aristokratie -die ökonomische Ungleichheit führt der Klima-Mystiker auf zu große Hitze in südlichen Ländern zurück.

Der führende Weltbank-Ökonom, Branko Milanovic, wird demnächst in der Zeitschrift Global Policy über die erste Berechnung der globalen Ungleichheit des Einkommens berichten, so Eric Zuesse im Blog huffingtonpost. Die Columbia University hat in einer Reihe über Globale Ungleichheit (Global Inequality) neben Milanovic auch James Galbraith und Joseph Stiglitz als Autoren gewonnen. Ökonomische Ungleichheit betrifft Vermögen und Einkommen, wobei das Vermögen als über Generationen angehäuftes Einkommen ungleicher verteilt ist, man geht von einem Besitz von ca. 50 Prozent bei nur einem Prozent der Superreichen aus.
Monaco ca. tausendmal reicher als Kongo
Milanovic hat bezüglich des Einkommens nun festgestellt, dass die oberen 8 DollarWashingtonProzent der globalen Lohnempfänger 50 Prozent aller Einkünfte beziehen. Er stellt wenig überraschend fest, dass die globale Ungleichheit viel größer ist als Ungleichheit innerhalb eines jeden einzelnen Landes. Die Weltbank-Liste der Pro-Kopf-Jahres-Einkommen in US-Dollar (2011) reichte von $231 in der Demokratischen Republik Kongo am Äquator, bis zu $171.465 in Monaco. Die zweitärmsten bzw. zweitreichsten Länder waren mit $271 Burundi und mit $114.232  Luxemburg. Die USA erzielten $48.112 und China $5.445.
Die Beispiele zeigen die Spanne der Pro-Kopf-Einkommen zwischen den Nationen -und, wie der Weltbank-Ökonom Branko Milanovic meint, zeigen sie auch, dass mehr Wärme mehr Armut bedeutet. Leider erklärt Milanovic nicht, wieso das kochend heiße Singapur dennoch reicher ist als das frostige Bhutan im Himalaya. Klima-Mystik statt politischer Analyse?
Vermögensunterschiede sind natürlich immer weit höher als die Ungleichheit der Einkommen und eine Schätzung des Reichtums der Reichsten 1 % der Welt ergibt ungefähr die Hälfte aller persönlichen Vermögen. Diese Personen können als die aktuelle „Aristokratie“ betrachtet werden, meint Milanovic, der vermutlich lieber Star Wars als Star Trek im Fernsehen guckt.
Milanovich analysiert die Aristokraten nach Nationalität: Unter den globalen Top 1 Prozent, findet man die reichsten 12 Prozent der Amerikaner, und zwischen 3 und 6 Prozent der reichsten Briten, Japaner, Deutsche und Franzosen. Es sei ein „Club“, der sich noch überwiegend aus den „alten Reichen“ zusammensetzt, die ihre Sprösslinge auf Elite-Universitäten zu einer globalen Schickeria formen.
Klima-Mystik statt Kritik der globalen Ausbeutung
Die meiste Umverteilung gab es in China, in Lateinamerika, Afrika und Asien DollarPyramidsind die führenden Familien von heute überwiegend die gleichen wie in der vorherigen Generation. Auch nahe des Äquators gibt es Mitglieder im „Aristokraten-Club“, aber es gibt weniger von ihnen. Milanovic stellt fest, dass die weltweit oberen 8 Prozent Superreichen in den letzten beiden Jahrzehnten (1988-2008) eine Explosion ihrer Realeinkommen um mehr als 60 Prozent durchsetzen konnten. Die global ärmsten 5 Prozent, also die Ärmsten der Armen, blieben arm. Dass trotz der gigantischen Zunahme von Reichtum und Luxus bei den Aristokraten, die andere Parasiten nennen würden, immer noch 47.000 Menschen täglich verhungern, betrachtet Milanovic nicht weiter. Vielleicht gibt es „zu viel Wärme“, wo sie leben, meint der führende Volkswirt der Weltbankster und Klima-Mystiker Milanovic zur Erklärung bzw. Verklärung der menschenverachtenden Ungleichheit.
Der Terror gegen die armen Bevölkerungen, um ungleiche Reichtumsverteilung zu erhalten, Rohstoffe, Erdöl usw. billig zu rauben, spielt beim Weltbank-Volkswirt keine Rolle. Pseudowissenschaft dient oft der Ideologie der Herrschenden -heute wird sie so gut bezahlt wie nie zuvor, aber an ihren Händen klebt auch mehr Blut als jemals zuvor in der Geschichte der Menschheit.
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Die vorläufige Version der Ergebnisse der Studie von Milanovic gibt es hier.

First-Ever Study of Global Economic Inequality: Richest 8% Earn 50% of Earth’s Incomes, Posted: 05/25/2013 3:35 pm, huffingtonpost.

Die Columbia University stellt ihr Projekt so vor:

Der relativ neue Bereich der Ungleichheitsstudien gewinnt zunehmende Dynamik, denn die wirtschaftliche Ungleichheit wächst in der ganzen Welt. In den Industrieländern sowie die weniger entwickelten Ländern –vor allem wächst sie auch in den USA.
Sprecher Joseph E. Stiglitz, Professor für Volkswirtschaft an der Columbia University und Träger der John Bates Clark Medaille sowie eines Nobelpreises, James Galbraith, Professor of Government an der Lyndon B. Johnson School of Public Affairs, Universität von Texas und Branko Milanovic, leitender Volkswirt in der Forschungsabteilung der Weltbank, werden sich schrittweise mit der  Entstehung dieser neuen Disziplin befassen: Von ihren Wurzeln in der klassischen Ökonomie mit dem Fokus auf die Ungleichheit der sozialen Schichten (die funktionelle Einkommensverteilung), zur Verschiebung des Fokus in der ersten Hälfte des zwanzigsten Jh. in Richtung der Ungleichheit zwischen Individuen. Welche Arten von Daten erlauben es, die Ungleichheit Bürger einer Nation zu messen —bzw. zwischen den Bürgern der verschiedenen Nationen? Können wir die Ungleichheit zwischen den Menschen verschiedener Nationen messen, als ob sie zum gleichen Volk gehören würden?  Wie messen wir die Ungleichheit zwischen den Extremen der Superreichen und den ganz Armen?

Dieses Projekt wird sponsoriert vom Institute for New Economic Thinking und dem Columbia University Seminar in Economic History und ermöglicht durch die großzügige Unterstützung von der Andrew W. Mellon Foundation.

Ecuador: Britische Kolonialgewalt verletzt Menschenrechte

Gerd R. Rueger 02.06.2013 ecuador-flag-svg1

Erneut setzt sich Ecuador gegen die fortgesetzte Verletzung der Menschenrechte durch Großbritannien ein. Schon immer wurden Dissidenten von den Machthabern, deren Regime sie kritisieren, als Verbrecher hingestellt. Schon immer wurden gegen diese Dissidenten fingierte, manipulierte oder aufgebauschte Beweismittel angeführt, um sie zu verleumden, zu kriminalisieren und ihre Verfolgung als rechtmäßig erscheinen zu lassen. So auch im Fall Julian Assange, der seit einem Jahr von der Londoner Regierung in seinem ecuadorianischen Botschaftsasyl eingekerkert wird.

Westmedien reiten penetrant auf den stigmatisierenden Verleumdungen JAssangeBobbyherum, während die Briten wie einst Stalin den Dissidenten Assange einkesseln. Dagegen protestierte jetzt erneut die kleine Andenrepublik und setzte ihren Außenminister Ricardo Patino in Marsch nach London. Die ehemalige Metropole des gewaltigen britischen Kolonialreiches ist weiterhin Schauplatz eines diplomatischen Dramas, dessen Höhepunkt die Drohung der Briten mit einer Stürmung der Botschaft war. Die Intervention der wichtigsten Staaten Lateinamerikas verhinderte diesen barbarischen Akt eines neokolonialistischen Regierungsverbrechens.

Indem die Briten Julian Assange kein freies Geleit zusichern, verletzen sie die Menschenrechte und jeder Tag verletze die Person mehr, sagte Patino in einem Interview: „Ein ganzes Jahr bereits wurde diesem Gentleman verwehrt die Sonne zu sehen und das ist wirklich ernst… denn diese Entscheidung wurde von einem Staat getroffen, der behauptet, dass er die Menschenrechte schützt.

Die Regierung Ecuadors bereite derzeit ein Dokument vor, in dem  Großbritannien auf die gesetzliche Verpflichtung hingewiesen wird, Assange  eine Ausreise nach Südamerika zu erlauben. Nach Angaben Patinos dauern die Verhandlungen zwischen Großbritannien und Ecuador über Assanges Zukunft an. Patino hofft, die Angelegenheit mit dem britischen Außenminister William Hague persönlich besprechen zu können. Ecuador verdient große Hochachtung für diese Bemühungen, die sich deutlich von etwa Merkels oder Westerwelles Symbolpolitik in Sachen Menschenrecht unterscheiden, die regelmäßig den deutschen Konzerninteressen untergeordnet werden. Das kleine lateinamerikanische Land stellt sich dagegen mutig einer der gewaltigsten Wirtschafts- und Finanznationen entgegen, die die Welt kennt (und damit auch den USA, der selbsternannten alleinigen Weltsupermacht).

Ecuador wurde im Zuge der Assange-Justiz-Affäre von London massiv unter Druck gesetzt und sogar bedroht. Die kleine Andenrepublik wurde durch das Asyl für Assange sogar kurzzeitig zum Zentrum einer neuen anti-kolonialistischen Bewegung von Lateinamerikanern gegen London. Die britischen Rechtspopulisten hatten dem kleinen Land in alter Kanonenboot-Manier mit einer Stürmung der Botschaft gedroht: Ein Verhalten jenseits von Diplomatie und Völkerrecht, wie Westmedien es sonst nur sogenannten Schurkenstaaten zuschreiben. Der Sozialist Rafael Correa, siegte bei der Präsidentschaftswahl am 17.01.2013 grandios mit knapp 60 Prozent.

Wikileaks und Julian Assange lassen sich ebenfalls nicht einschüchtern und rollten jüngst mit dem Projekt K wie Kissinger eines der dunkelsten Kapitel der US-Geschichte auf: Die Verbrechen des Bilderbergers, Ex-Außenministers, Nobelpreisträgers und gesuchten Kriegsverbrechers Kissinger, siehe auch:

Kissinger-Cables: Suche nach historischer Wahrheit

Gerd R. Rueger 08.04.2013    Wikileaks startet die Suchmaschine „Plus D“ mit Zugriff auf über eine Milliarde Suchbegriffe, die eine völlig neue Dimension der Informations-Demokratie eröffnet: Geschichtsforschung von unten. Zum Auftakt verkündete Julian Assange die Freigabe von 1,7 Millionen US-Depeschen von 1973-76 -der Amtszeit von Henry Kissinger als US-Außenminister.  Kissinger gilt als eine der schillerndsten Gestalten […]

Kissinger-Leak: Die Plus-D Files

Gerd R. Rueger 18.04.2013   Die Kissinger-Kabel sind die größte WikiLeaks-Veröffentlichung bis heute: 2 Millionen Datensätze aus 1973-1976, davon 205.901 Datensätze mit Bezug zu Bilderberger Kissinger. Die US-Regierung gibt nicht alle Daten so schnell und vollständig frei, wie sie sollte -sie hängt zwölf Jahre hinter der gesetzlich vorgeschriebenen Deklassifizierungsfrist (von 25 Jahren) hinterher. Plus-D vereinfacht den Zugriff auf […]

PLUS-D: Kissinger -Friedensnobelpreis für Kriegsverbrecher?

Gerd R. Rueger 19.04.2013    Friedensnobelpreisträger Henry Kissinger bekam 2009 noch den deutschen Friedenspreis der berüchtigten “Münchner Sicherheitskonferenz” verliehen, obwohl er bereits in zahlreichen Ländern wegen Kriegsverbrechen gesucht wurde. PLUS-D, die Wikileaks-Datenbank für US-Geschichte hilft zu verstehen, warum Chiles demokratisch gewählter Präsident Allende 1973 sterben musste: Der US-Elektromulti ITT brauchte einfach billiges Kupfer aus Chiles Minen […]

Quelle: rawstory.com Ecuadoran Foreign Minister Ricardo Patino said he would travel to London to meet with WikiLeaks founder Julian Assange, living at Ecuador’s embassy for nearly a year to avoid extradition. Patino told the ECTV public television channel Wednesday that he would deliver asylum documents to Assange during the visit, his first with the anti-secrecy activist. Patino: “We want to be cautious, but it’s time to visit him and tell him that he will continue to have our protection and support.”

Patino said that Quito has prepared a new document for London to grant Assange free passage that lists “not only the basics of why we have granted him asylum, but why Britain has all the powers under international law” to allow him to leave the country freely. Britain has a “moral obligation” to allow Assange to leave, Patino added, accusing London of “seriously violating” his human rights.

Bei kaum einer Meldung über Wikileaks und Assange fehlt in deutschen Medien das Herumreiten auf den stigmatisierenden Verleumdungen („sexueller Missbrauch“), die oft genug mit hetzerischen Lügen aufgebauscht („Vergewaltigungsverdacht“) zur totalen Vernichtung von Ruf und Persönlichkeitsrechten des Wikileaksgründers blasen. Selten oder nie erfahren die Medienkonsumenten von Gegenargumenten, z.B. der heuchlerischen Haltung Londons, wo man den Massenvergewaltiger und -mörder Pinochet vor Auslieferung schützte.

Damals standen tägliche Mahnwachen von chilenischen Flüchtlingen vor dem Britischen Parlament, darunter Frauen, die unter Pinochet gefoltert und vergewaltigt worden waren.  London ließ den Massenmörder, -folterer und –vergewaltiger Pinochet nach Chile zurückkehren, ohne dass er für seine unzähligen Verbechen belangt werden konnte. Im Fall Assange geht es um sehr fragwürdige Anklagen in unvergleichlich banaleren Anschuldigungen, aber London will Assange unbedingt ausliefern. Warum? Katrin Axelsson and Lisa Longstaff von “Women against Rape” wiesen auf diesen Widerspruch hin:

“Whether or not Assange is guilty of sexual violence, we do not believe that is why he is being pursued. Once again women’s fury and frustration at the prevalence of rape and other violence, is being used by politicians to advance their own purposes. (…) In over 30 years working with thousands of rape victims who are seeking asylum from rape and other forms of torture, we have met nothing but obstruction from British governments. Time after time, they have accused women of lying and deported them with no concern for their safety.” (Guardian 23.08.2012)