Gerd R. Rueger 02.06.2013
Erneut setzt sich Ecuador gegen die fortgesetzte Verletzung der Menschenrechte durch Großbritannien ein. Schon immer wurden Dissidenten von den Machthabern, deren Regime sie kritisieren, als Verbrecher hingestellt. Schon immer wurden gegen diese Dissidenten fingierte, manipulierte oder aufgebauschte Beweismittel angeführt, um sie zu verleumden, zu kriminalisieren und ihre Verfolgung als rechtmäßig erscheinen zu lassen. So auch im Fall Julian Assange, der seit einem Jahr von der Londoner Regierung in seinem ecuadorianischen Botschaftsasyl eingekerkert wird.
Westmedien reiten penetrant auf den stigmatisierenden Verleumdungen herum, während die Briten wie einst Stalin den Dissidenten Assange einkesseln. Dagegen protestierte jetzt erneut die kleine Andenrepublik und setzte ihren Außenminister Ricardo Patino in Marsch nach London. Die ehemalige Metropole des gewaltigen britischen Kolonialreiches ist weiterhin Schauplatz eines diplomatischen Dramas, dessen Höhepunkt die Drohung der Briten mit einer Stürmung der Botschaft war. Die Intervention der wichtigsten Staaten Lateinamerikas verhinderte diesen barbarischen Akt eines neokolonialistischen Regierungsverbrechens.
Indem die Briten Julian Assange kein freies Geleit zusichern, verletzen sie die Menschenrechte und jeder Tag verletze die Person mehr, sagte Patino in einem Interview: „Ein ganzes Jahr bereits wurde diesem Gentleman verwehrt die Sonne zu sehen und das ist wirklich ernst… denn diese Entscheidung wurde von einem Staat getroffen, der behauptet, dass er die Menschenrechte schützt.“
Die Regierung Ecuadors bereite derzeit ein Dokument vor, in dem Großbritannien auf die gesetzliche Verpflichtung hingewiesen wird, Assange eine Ausreise nach Südamerika zu erlauben. Nach Angaben Patinos dauern die Verhandlungen zwischen Großbritannien und Ecuador über Assanges Zukunft an. Patino hofft, die Angelegenheit mit dem britischen Außenminister William Hague persönlich besprechen zu können. Ecuador verdient große Hochachtung für diese Bemühungen, die sich deutlich von etwa Merkels oder Westerwelles Symbolpolitik in Sachen Menschenrecht unterscheiden, die regelmäßig den deutschen Konzerninteressen untergeordnet werden. Das kleine lateinamerikanische Land stellt sich dagegen mutig einer der gewaltigsten Wirtschafts- und Finanznationen entgegen, die die Welt kennt (und damit auch den USA, der selbsternannten alleinigen Weltsupermacht).
Ecuador wurde im Zuge der Assange-Justiz-Affäre von London massiv unter Druck gesetzt und sogar bedroht. Die kleine Andenrepublik wurde durch das Asyl für Assange sogar kurzzeitig zum Zentrum einer neuen anti-kolonialistischen Bewegung von Lateinamerikanern gegen London. Die britischen Rechtspopulisten hatten dem kleinen Land in alter Kanonenboot-Manier mit einer Stürmung der Botschaft gedroht: Ein Verhalten jenseits von Diplomatie und Völkerrecht, wie Westmedien es sonst nur sogenannten Schurkenstaaten zuschreiben. Der Sozialist Rafael Correa, siegte bei der Präsidentschaftswahl am 17.01.2013 grandios mit knapp 60 Prozent.
Wikileaks und Julian Assange lassen sich ebenfalls nicht einschüchtern und rollten jüngst mit dem Projekt K wie Kissinger eines der dunkelsten Kapitel der US-Geschichte auf: Die Verbrechen des Bilderbergers, Ex-Außenministers, Nobelpreisträgers und gesuchten Kriegsverbrechers Kissinger, siehe auch:
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Quelle: rawstory.com Ecuadoran Foreign Minister Ricardo Patino said he would travel to London to meet with WikiLeaks founder Julian Assange, living at Ecuador’s embassy for nearly a year to avoid extradition. Patino told the ECTV public television channel Wednesday that he would deliver asylum documents to Assange during the visit, his first with the anti-secrecy activist. Patino: “We want to be cautious, but it’s time to visit him and tell him that he will continue to have our protection and support.”
Patino said that Quito has prepared a new document for London to grant Assange free passage that lists “not only the basics of why we have granted him asylum, but why Britain has all the powers under international law” to allow him to leave the country freely. Britain has a “moral obligation” to allow Assange to leave, Patino added, accusing London of “seriously violating” his human rights.
Bei kaum einer Meldung über Wikileaks und Assange fehlt in deutschen Medien das Herumreiten auf den stigmatisierenden Verleumdungen („sexueller Missbrauch“), die oft genug mit hetzerischen Lügen aufgebauscht („Vergewaltigungsverdacht“) zur totalen Vernichtung von Ruf und Persönlichkeitsrechten des Wikileaksgründers blasen. Selten oder nie erfahren die Medienkonsumenten von Gegenargumenten, z.B. der heuchlerischen Haltung Londons, wo man den Massenvergewaltiger und -mörder Pinochet vor Auslieferung schützte.
Damals standen tägliche Mahnwachen von chilenischen Flüchtlingen vor dem Britischen Parlament, darunter Frauen, die unter Pinochet gefoltert und vergewaltigt worden waren. London ließ den Massenmörder, -folterer und –vergewaltiger Pinochet nach Chile zurückkehren, ohne dass er für seine unzähligen Verbechen belangt werden konnte. Im Fall Assange geht es um sehr fragwürdige Anklagen in unvergleichlich banaleren Anschuldigungen, aber London will Assange unbedingt ausliefern. Warum? Katrin Axelsson and Lisa Longstaff von “Women against Rape” wiesen auf diesen Widerspruch hin:
“Whether or not Assange is guilty of sexual violence, we do not believe that is why he is being pursued. Once again women’s fury and frustration at the prevalence of rape and other violence, is being used by politicians to advance their own purposes. (…) In over 30 years working with thousands of rape victims who are seeking asylum from rape and other forms of torture, we have met nothing but obstruction from British governments. Time after time, they have accused women of lying and deported them with no concern for their safety.” (Guardian 23.08.2012)
Warum macht sich darüber keiner Gedanken? Neokoloniale Machtbesoffenheit…