Spitzel bei Wikileaks enttarnt

Gerd R. Rueger 01.07.2013 WL_Logo

Der Ex-Wikileaks-Aktivist Thordarson  behauptet, dass er ab 2011  für das FBI spionierte. Thordarson war zeitweise für die Chatrooms zuständig -dabei soll er auch acht WL-Festplatten ans FBI verkauft haben. Immer mehr Untaten der USA gegen Julian Assange kommen ans Licht. NSA, CIA, FBI und ein gutes Dutzend weitere US-Geheimdienste spitzeln, wühlen und sabotieren weltweit gegen alles, was US-Interessen im Weg steht. Verbrechen gegen die Menschenrechte sind dabei scheinbar kein Hindernis.

Der isländische Ex-WL-Aktivist Sigurdur Thordarson  behauptet in Wired, dass er WikiLeaks ab 2011  für das FBI ausspionierte. Thordarson war zeitweise für die Chats der Whistleblower-Plattform zuständig -dabei soll er acht Festplatten und andere Daten für 5.000 US-Dollar ans FBI verkauft haben. Immer mehr Machenschaften der USA gegen Julian Assange werden publik und formen das Bild eines globalen Kontroll-Goliath, der mit allen schmutzigen Tricks gegen einen Daten-David losschlägt.

Mainstreamer wie die reaktionäre FAZ sehen „eine Räuberpistole sondergleichen“: Ein junger Mann, zwar schon achtzehn Jahre alt, aber noch nicht einmal volljährig wirkend, habe aber einen Straftatenkatalog wie ein alter, begnadeter Hacker. Er erlange dennoch das Vertrauen des Wikileaks-Gründers Julian Assange, arbeite zwei Jahre lang an dessen Seite, diene zugleich aber dem FBI als Informant. Dann fliege er bei Wikileaks raus, könne aber -darüber gingen die Meinungen auseinander- Informationen mitgenommen haben, die für den Prozess gegen den Wikileaks-Informanten Bradley Manning wichtig sein sollen. So heizt die FAZ ihre Konsumenten an, die Wahrheit sieht wohl schlichter aus.

Der Isländer Sigurdur Thordarson wurde im Februar 2010 ein siebzehnjähriger Wikileaks-Aktivist. In der WL-Krise im Herbst 2010 wurde ihm die Betreuung der Chaträume übertragen, wo neue Freiwillige, Journalisten und potenzielle Whistleblower Kontakt zu WikiLeaks aufnahmen.   Ein begnadeter Hacker war er wohl kaum. Ein gutes Jahr später feuerte WL ihn, weil er auf eigene Rechnung WikiLeaks-T-Shirts verkauft und so angeblich 60.000 US-Dollar in die eigene Tasche gewirtschaftet hatte. Laut Wikileaks-Sprecher Kristinn Hrafnsson war Thordarson lediglich ein T-Shirt-Verkäufer, der nie wirklich für WikiLeaks „gearbeitet“ habe. Aber Thodarson machte via Twitter angebliche Chat-Unterhaltungsfetzen öffentlich, die wohl belegen sollen, dass er doch eine wichtige Rolle bei WL hatte, so heise. Nun ja.

FBI-CIA-NSA-Meute hetzt Assange

Die Affäre zeigt vor allem eines gut: Wie massiv der Druck durch US-Geheimdienste auf JAssangeBobbydie Hackergruppe war, seit sie US-Kritik durch ihre Irak- und Afghanistan-Leaks übte. Im Nachhinein kann man sich ausmalen, unter welchen auch psychologischen Druck Julian Assange gesetzt wurde und mit welchen Mitteln der gewaltigste Spionage-Apparat der Geschichte, das Konglomerat von geheimen Organisationen rund um FBI, CIA und NSA, gegen seine Gegner vorgeht (vergleiche in Deutschland etwa den Fall Tron aus dem CCC-Umfeld). Mit einem Geheimetat ausgestattet, der das Bruttoinlandsprodukt der meisten Staaten der Erde bei weitem übersteigt, werden von CIA&Co. alle Register gezogen -was auch hinsichtlich der Vorwürfe, die aus Schweden gegen Julian Assange erhoben werden, immer zu bedenken ist. Die von Wired aufgetischte Story um den jungen Isländer erinnert an die deutschen Hacker, die in den 80er-Jahren mit dem KGB ins Geschäft kommen wollten (wie im Film „23“ dargestellt): Er marschierte mit einigen Materialien in die US-Botschaft in Reykjavik, darunter angeblich die zerknitterte Fotokopie des Reisepasses von Assange, und bietet Informationen gegen Dollar. Tolle Story, könnte sogar was dran sein, aber inhaltlich eher belanglos. Von Belang ist eher der Umgang mit den Ereignissen und ihre Behandlung in der Hackerszene, z.B. bei Cryptome.

Cryptome, Wikileaks und der WL-Whistleblower

Die Whistleblower-Plattform Cryptome enthüllte im Zusammenhang mit dem WL-Spitzel-Leak Dokumente, die zeigen wie die USA Spione auf Julian Assange ansetzen. Cryptome wird vom Alt-Hacker John Young betrieben, der in den Anfangsjahren als WL-Mitgründer firmierte: Auf seinen Namen wurde die Domaine wikileaks.org ursprünglich angemeldet. Er brach später mit WL, weil dort Weltöffentlichkeit gesucht wurde, was mit Ruhm, Geld und offener Herausforderung der Mächtigen einherging. An Assange kritisiert Young, dass er breite Öffentlichkeit sucht: Er sei egomanisch, ruhmsüchtig und wolle doch nur reich und berühmt werden. Young gefällt sich als pensionierter und vermutlich finanziell saturierter Architekt in der Rolle des geheimnisvollen Mastermind im Hintergrund, dessen Website brisante Leaks im Dutzend anbietet, ohne sich um die mediale Enthüllung zu kümmern. Meist passiert auch nichts mit den Cryptome-Leaks, was Cryptome die Kritik einbringt, nur ein Whistle-Feigenblatt zur Gewissenserleichterung zu sein.

Cryptome zitiert einen „WikiLeaks Whistleblower“, der sich sehr abfällig über Julian Assange, Wikileaks und Sigurdur Thordarson äußert und möglicherweise einer der deutschen Hacker sein könnte, die mit Domscheit-Berg WL in der Krise 2010 nach der Sexfalle/Vergewaltigungs-Propaganda verlassen haben. Thordarson wird von ihm als Spitzel „Q“ beschuldigt, der eine Spaltung des WL-Teams und eine Zersetzung der Hackergruppe betrieben haben soll (obwohl Sigurdur anfangs noch minderjährig war, was US-Geheimdienste aber wohl kaum abgehalten hätte, ihn für ihre Drecksarbeit zu missbrauchen). Seine Kritik an WL erscheint übertrieben hart, wie von einem enttäuschten Idealisten, vermutlich ein IT-Spezialist ohne Ahnung von Gruppenpsychologie. Er greift Julian Assange hart wegen „schmutziger Tricks“ im Umgang mit WL-Freiwilligen an, gibt kein Pardon für die schwierige Aufgabe, ein internationales Team zu motivieren und zusammenzuhalten -auch nicht unter dem massiven Angriff durch die CIA: Dort wurden bekanntlich Hunderte von Spezialisten auf den WL-Gründer angesetzt, darunter die übelsten Psychologen dieses Planeten, um seine Schwachstellen zu finden und auszunutzen, ihn seinen Freunden zu entfremden und seine psychische Gesundheit mit allen Mitteln zu untergraben. Das Verhalten von Julian Assange ohne diesen Hintergrund einfach einer simplen moralischen Verurteilung zu unterwerfen, wie es der „WL-Whistleblower“ hier auf Cryptome tut, spricht nicht für ihn. Sein Statement gibt aber einen Einblick in die Stimmung bei WL 2010 und damit in CIA-Techniken zur Zersetzung von Dissidentengruppen. Cryptome:

„q is Sigurdur Thordarson, who was 18 years old in 2010 and probably 17 when he joined WL. When Daniel Domscheit-Berg was still in WL, he knew Thordarson was trouble and made sure to keep him as far away from Julian Assange as possible. I believe Birgitta Jonsdottir may have done likewise; I do know that they knew each other, that she was extremely wary of him and did not like him. When Domscheit-Berg and Jonsdottir left, that barrier was removed and he quickly became Assange’s flunkie. In a better run organisation, an unintelligent, unskilled, and shady person like Thordarson would have never gotten anywhere near Assange, but because WL is run more like a textbook dictatorship, with its leader deriving his authority from a cult of personality based on an exaggerated and sometimes falsified life story, inefficiency and unintended irony abounded while meritocracy floundered. I have no doubt the current state of affairs within WL differs much from what I saw and experienced.

Why was he considered trouble? In part, before joining WL, it was said he had an extensive and dishonourable criminal record. While I was with WL, it became clear that something was rotten in Iceland Denmark when a fellow volunteer notified me that Thordarson had bragged to him that he intended to fly to the USA on WL’s dime to sleep with a uni student who was desperate to work for WL but was clearly little more than an Assange fangirl, then email her once he’d returned home to say there was no place for her in the organisation. Thordarson disappeared in late 2010 from WL, with no one knowing where he’d gone. He resurfaced almost a week later, saying he’d been stopped by a police officer in his country while on the road, that his name had popped up on the police database, and as a result his laptop was taken. He never clarified why he’d been stopped and why he was on the database, but vaguely worded it in a way to make it out to be WL-related persecution, which is hard to believe.

A contact of mine who professed to be investigating WL financial malfeasance as of 2011 looked into this incident and said there was no record of it; another Icelander clarified Thordarson could only have been stopped for driving while under the influence. I have no way to validate or invalidate either q’s story or this investigator’s alleged research. I have considered the possibility this so-called investigator was actually Thordarson or someone else in WL playing mind games with volunteers who had left WL to keep tabs on them. It is the sort of thing Assange and company would do. I lost contact with the investigator after s/he claimed that his contact within WL who was giving him information had stopped singing. The investigator was said to have been working alongside a French journalist to break this story. I was hoping to help break the story to the NYT.

I am one of about a dozen who left in late 2010 because of WL’s abysmal lack of organisation and order, Julian Assange’s manipulative and exploitative personality, and Thordarson’s – for lack of a better term – psychopathy. Some of the volunteers in 2010 included some of the best and brightest computer programmers you can find, and Assange left Thordarson to dole out mostly meaningless tasks which we would never hear anything more of. The primary consequence of the WL chatroom was to cull people who genuinely wanted to volunteer for WL but who were of no use to WL under its modus operandi, and dupe them into thinking they were volunteers when they were really pissing into the wind. Many of us left for these ethical reasons, as well as common sense. The last I heard, almost everyone I worked with left WL and now dick-slap one another in public over one issue or another. No one knows most of us worked for WL, which is for the best, especially for those of us who want to vacation in the USA at some point in our lives.

Though I cannot backup with hard evidence the claims that Thordarson stole $60,000 of WL money, I can believe it because the investigator, despite his/her reliability being uncertain, told a similar story, and the chat transcripts that exist of Thordarson talking of using WL money to travel internationally just to get laid. I can confirm that near the end of my time there, he tried to get one volunteer to do something illegal with the WL shop and its corresponding bank account. The volunteer realized what he was asking could land the person in prison, and Thordarson moved onto another volunteer to get them to do the same.

Around the time we quit, it was made known that Thordarson was being prosecuted for bugging computers in the Icelandic parliament. That case actually exists and from what I was informed by a trusted source this week, it is still pending. Thordarson is said to have quit WL because the organisation stopped supporting him. He has the expected traits of the hacktivist equivalent to Baghdad Bob: he’s obese, he can’t pick up, he’s a post-pubescent male yet listens to Justin Bieber, and he eats at KFC a lot. I’d call him a useful idiot, but he wasn’t even useful. The most meaningful thing Thordarson ever did at WL, as far as I’m aware, was he once filmed Julian Assange walking down a street. I could tell you a lot more, including the US intelligence agency Assange once worked for and the malevolent little tricks he plays on hardworking WL volunteers. A WikiLeaks Whistleblower“ (Quelle: Cryptome)