Nora Drenalin und Gilbert Perry
Sie essen nur Öko-Wildlachs aus anthroposophischer Aquakultur, Transfair-Schokolade, vom Dalai Lama gesegnet, oder Biofleisch von glücklich geschlachteten Lämmern. Aber für Politik interessieren sie sich nicht. Nicht mehr. Denn vor 30 Jahren haben sie gegen Atom demonstriert –ob Waffen oder Kraftwerke wissen sie nicht mehr so genau.
Heute wählen sie alles, wo „grün“ drauf steht, ob im Laden oder an der Wahlurne. Und kreisen selig um ihren mit teuren Öko-Sweets gemästeten Bauchnabel: Öko-Sweets, von denen ein Riegelchen mehr kostet, als Hartz-4 Kindern den ganzen Tag zum Essen bleibt. Ob Armeleute-Kinder hungrig zur Schule gehen interessiert die Öko-ZynikerInnen aber nur insoweit, als deshalb womöglich der Unterricht gestört wird und ihr eigener wertvoller Öko-Nachwuchs im Abitur den begehrten Notenschnitt verpassen könnte.
Hartz 4 und Rotgrün unter Schröder vergessen
Verantwortlich dafür fühlen sich Ökos nicht, weil sie vergessen haben, dass die von ihnen an die Macht gewählten Grünen Hartz 4 eingeführt haben. Dass mit Hartz 4 das Existenzminimum gesenkt wurde und Rotgrün unter Kanzler Schröder zugleich Einkommen- und Erbschaftssteuer für reiche Leute reduziert hat, wissen sie nicht. Von der Rüge der UNO an die Adresse der Regierung in Berlin für die Verletzung sozialer Menschenrechte durch das Hartz 4-Regime haben sie nie gehört. Dass Rotgrün unter Vize-Kanzler Joschka Fischer die Finanzwelt dereguliert und damit einer Orgie der Geldgier das Tor geöffnet hat, die 2008 in der Finanzkrise gipfelte, wissen sie nicht. Dass die Grünen mit ihrem ÖPP-Gesetz (Öffentlich-Private-Partnerschaft) den neoliberalen Deregulierungs- und Privatisierungswahn auf die Spitze getrieben und die Staatskassen noch mehr ruiniert haben –sie wissen es nicht.
Ökos morgen: „Davon haben wir nichts gewusst.“
Dass ab Ende der 90er die Führung der Grünen jeder noch so perfiden neoliberalen Ausbeutungs-Idee der Bertelsmann-Stiftung hinterher gelaufen ist, wissen die Ökos nicht (z.B. ÖPP, Bildungsabbau, Hartz 4). Dass dies unter Propaganda-Feuerschutz der Bertelsmann- und Springer-Medien geschah, mithilfe zynischer Hetzkampagnen gegen Arbeitslose, Arme, Kranke und andere Sozialhilfe-Empfänger, die Ökos wissen es nicht. Am wenigsten wissen sie, dass heute die grüne Böll-Stiftung sich zum Hauptakteur der Ukraine-Propaganda hat machen lassen –im Einklang mit den EU-Osterweiterungsplänen der Bertelsmann-Stiftung. Ihren Kindeskindern werden sie eines Tages dasselbe sagen, was ihre Nazi-Großeltern ihnen einst über Hitlers Verbrechen erzählten: „Davon haben wir nichts gewusst.“
In einem medienkritisch und aufklärerisch daher kommenden Greenpeace-Artikel über Ukraine-Medienlügen „Die Wahrheit stirbt zuerst“ erfahren die grünbewegten Ökos auch nichts über all dies. Sie werden von Greenpeace nur mit ein paar entschärften kritischen Häppchen gefüttert, die ihr neoliberales Weltbild nicht gefährden. Denn sie sollen weiter im Tal der Seligen ihre Ablasszahlungen im Bioladen (und natürlich an Greenpeace) leisten. Die ZynikerInnen unter den Ökos haben ohnehin schon lange den Kampf für eine bessere Welt aufgegeben und denken nur noch an ihre eigene gesunde Ernährung und den Endsieg ihrer Sprösslinge im sozialdarwinistischen Kampf gegen die Massen der verelendeten Hartz-4-Kinder. Die Scheiße fressen die anderen.