ARD-Mainstream mauert: Giftgas-Verschörung gegen Assad

Vorsicht Gasangriff! Oder alles nur Propaganda?

Manfred Gleuber  

US-Senator Dick Black sieht aktuell schon wieder eine Verschwörung von West-Geheimdiensten zur Vortäuschung eines Giftgasangriffs in Syrien, der erneut Assad angehängt werden soll: Die angesehene US-Zeitung Washington Post hat die Meldung gebracht, ebenso das US-Magazin Newsweek und der Britische Independent -nur die deutschen Medien wollen mal wieder nichts davon mitbekommen haben. Weil die wichtige Meldung den Nato-Kriegsplänen, für welche die ARD werben möchte, so gar nicht in den Kram passt? Der Militärjurist Dick Black ermutigt Assad, Idlib zurück zu erobern, weil die dort herrschende Nusra-Front, von ARD & Co. als „gemäßigte Assad-Gegner“ bezeichnet, sonst einen neuen Terrorstaat nach Muster IS aufbauen würden; Black beschreibt, wie die Islamisten in Idlib die Menschen unterdrücken und Frauen zu Sex-Sklavinnen machen. Schon eine die Gaspropaganda-These stützende Syrien-Reportage des preisgekrönten Reporters Robert Fisk wurde von ARD & Co. totgeschwiegen. Nur ein Zufall? Oder Lügen durch Weglassen?

US-Senator Richard Black (Republikaner, Virginia) ist Militärjurist und Syrienkenner

US-Senator Richard Black ist ein stramm religiöser Republikaner (und hielt es als solcher in den US-Vorwahlen 2016 mit dem Trump-Kontrahenten Ted Cruz), der sich als Querdenker einen Namen gemacht hat -so war er einer der wenigen US-Politiker, der es gewagt hatte, den Staatsfeind Nr.1 der Obama-Clinton-Administration, den Wikileaksgründer Julian Assange, zu unterstützen (was ihm unsere Sympathien einbrachte). Senator Black, der über eine militärische Ausbildung und einen juristischen Doktorgrad verfügt, ist mehr als gut qualifiziert, um kriminelle Machenschaften von Militärs zu beurteilen: Er leitete bis zu seiner Pensionierung 1994 die Army’s Criminal Law Division im Pentagon, d.h. er war oberster Strafermittler der Army-Justiz.

„Kein Land der Welt würde diese eitrige Wunde einfach zulassen. Idlib muss nicht nur für die Zukunft Syriens, sondern auch für die Zukunft der zivilisierten Menschheit befreit werden. Wenn die Dschihadisten überleben dürfen, wenn sie nicht in Idlib gefangen genommen werden, werden sie nach Berlin, nach London, nach Paris, nach Brüssel, nach New York, nach Washington D.C. reisen. Ihre Mission ist es, diejenigen zu töten, die mit ihrer Philosophie nicht einverstanden sind.“ US-Senator Dick Black (Dick ist die gängige Form von Richard)

Schon vor vier Jahren wunderten wir uns hier über die heimliche Liebschaft von IS, Nusra, Al Qaida und US-Militärs: Die Bomben Obamas wollten einfach nie die IS-Terroristen treffen, sondern immer nur syrische Truppen oder Zivilisten. ARD & Co. sangen die Mär von der „gemäßigten Opposition“, während der IS sein Terrorregime ausbreitete… Aber Senator Black ist ein kritischer Geist und akzeptierte daher auch nie das stupide Propaganda-Trommelfeuer westlicher Medien gegen Assad, sondern reiste selbst nach Syrien, um sich zu informieren. Er warnte auch schon früh vor den Islamisten des IS (ISIS), wurde dafür von diesen auf die Liste ihrer Todfeinde gesetzt und kritisierte die westliche Syienpolitik hart: was sehr wohl die US-Wikipedia zu Dick Black verzeichnet, das deutsche Wikipedia in seinem dürftigen Eintrag zu Senator Black natürlich nicht, diese Information stünde ja Nato-Kriegsplänen im Weg, deren Propagierung sich die Antideutschen der Wikipedia-Junta-Löschtroll-Kommandos auf ihre verkrampft-philosemitischen Davidstern-Fahnen geschrieben haben (so pathologische Überkompensation kann man nur bei tief verwurzeltem Antisemitismus vermuten).

Sucht man Nachrichten zu Senator Black und Syrien findet man diese nicht bei ARD, Bertelsmann (SPIEGEL, STERN, NTV, RTL), WELT, ZDF, SZ, BILD usw. man findet sie nur bei kleinen Blogs wie GegenKrieg und bei RTdeutsch, natürlich, denn neben Assad soll die mutmaßliche Giftgas-Verschwörung der Nato-Dienste ja auch Putin treffen. ARD & Co. brechen damit wieder einmal ihre rundfunkstaatsverträge, die sie verpflichten, die deutsche Bevölkerung ausgewogen mit wichtigen Meldungen zu versorgen. Dabei geht es um die wichtigste aller Fragen: Um Krieg oder Frieden.

Denn die Gaskrieg-Propaganda gegen Assad soll mit einem False Flag-Angriff erneut als Rechtfertigung für völkerrechtswidrige Bombenangriffe der alten Kolonialherren Syriens, London und Paris, und der neokolonialen USA, die syrische Ölquellen für den US-Konzern Conoco Oil besetzt halten herhalten.  So war es schon bei den von den dubiosen Weißhelmen fingierten Gasangriffen in Duma, die Fisk aufdeckte. Jene Al-Nusra-nahen Weißhelme (Whitehelmets) deren löchrige Legende von der „Hilfsorganisation“ von ARD & Co., ungeachtet zahlreicher Kritik daran, immer noch als felsenfeste Tatsache präsentieren. Der britische Whistleblower und Ex-Diplomat Craig Murray verteidigte damals Robert Fisk gegen eine gegen ihn gestartete Verleumdungskampagne JasminTeam berichtete. Weglassungen, Tendenzberichte, Kriegspropaganda -aber Kritik an ARD und Mainstrream kommt angeblich nur von dümmlichen Pegida-Deppen, die hysterisch „Lügenpresse!“ in die Kameras grölen? Wie lange wollen unsere Journalisten damit noch durchkommen? In Zeiten des Internet, wo jeder die mangelhafte Recherche der ARD nachprüfen kann?

MI6-Konspiration: Briten planen False Flag-Gasangriff in Idlib

Da der deutsche Qualitäts-Journalismus (und auch der Guardian offenbar nicht, der Senator Black zuletzt 2016 erwähnte) sich einfach nicht traut, gegen die Vorgaben der Nato-Presseabteilung zu berichten, müssen wir die Meldungen zu den Aufsehen erregenden Statements von Senator Black wohl oder übel dem russischen Sputnik. entnehmen (wir haben natürlich die englisch-sprachigen Quellen überprüft, was die ARD eigentlich auch hinkriegen sollte -die aber tut Sputnik lieber als Putins Propagandarohr ab und bringt den Wetterbericht). Richard Black, US-Senator aus dem Bundesstaat Virginia, hat dem britischen Geheimdienst MI6 vorgeworfen, einen inszenierten C-Waffen-Anschlag in Syrien geplant zu haben. Das schreibt „The Independent“, laut der zunächst einzigen deutschen Übersetzung des Artikels von Sputink, dem russischen RT-nahen Blog. „Vor ungefähr vier Wochen erfuhren wir, dass der britische Geheimdienst einen Angriff mit Chemiewaffen-Einsatz vorbereitet hatte, um die syrische Regierung dafür verantwortlich zu machen“, zitiert das Blatt aus Blacks Interview mit dem arabischen Sender Al Mayadeen. Dabei handele es sich um eine Inszenierung nach dem Plan eines Giftgasangriffs. Einige der früher gemeldeten Chemieanschläge in Syrien seien „britische Fakes“, die von der Hilfsorganisation „Weißhelme“ vorbereitet worden seien.

„Ich kann sagen, sie haben einen inszenierten Angriff geplant, nicht einen echten, sondern einen, für den sie tatsächlich Menschen aus einer Stadt herausgebracht und Opfer-Darsteller ausgebildet haben“, sagte  Black der „Washington Post“.

Ende August hatte der Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums, Igor Konaschenkow, erklärt, Terroristen von „Haiʾat Tahrir asch-Scham“ würden eine Provokation vorbereiten. Damit solle Damaskus des Einsatzes von Chemiewaffen gegen Zivilisten in der syrischen Provinz Idlib bezichtigt werden, was dann als Vorwand für einen Angriff der USA und ihrer Verbündeten auf Regierungsobjekte in Syrien dienen könne, so Sputnik.

Klar, dass Sputnik so einen US-Senator gerne interviewte, das Interview wurde von GegenKrieg reblogged und wir schließen uns an, um der skandalösen Lügen-durch-Weglassen-Politik der ARD u.a. Mainstreamern etwas entgegen zu setzen:

US-Senator Richard Black enthüllte in einem Exklusivinterview mit Sputnik, wie das syrische Volk seinen Präsidenten sieht, was mit der US-Politik im Mittleren Osten schief gelaufen ist und äußerte auch seine Bewunderung für den Zustand der Menschenrechte in dem Land, da „Syrien die besten Frauenrechte und die größten Religionsfreiheiten eines arabischen Landes hat“.

Black, ein republikanisches Mitglied des Staatssenats von Virginia, ist kürzlich aus Syrien zurückgekehrt, wo er sich mit dem syrischen Präsidenten Bashar Assad traf und die jüngsten Entwicklungen im Land diskutierte.

 

Sputnik: Sie haben sich kürzlich mit dem syrischen Präsidenten Bashar al-Assad getroffen. Was war Ihre allgemeine Meinung über den Mann und wie genau ist er in den westlichen Medien vertreten?

Richard Black: Dies ist das zweite Mal, dass ich mich mit Präsident Assad getroffen habe. Wir hatten einen 45-minütigen Termin und sprachen am Ende drei Stunden lang. Beim letzten Mal war er optimistisch, war er entschlossen. Diesmal war sein Gang geradezu beschwingt. Er war sehr fröhlich und glücklich.

Ich denke, dass er wie alle Syrer erkennt, dass, wenn sich der Westen nicht auf eine sehr bösartige Weise einmischt, der Krieg ziemlich bald enden wird. Ich denke, alle Syrer richten sich darauf ein, aber er schien sehr optimistisch und sehr glücklich zu sein.

Sie haben gefragt, wie er in den Medien dargestellt wird. Die Menschen in Syrien wissen, dass er ein sehr bescheidener Mensch ist. Er hat fast einen Hauch von Schüchternheit an sich. Er ist unglaublich intelligent und seinem Volk sehr ergeben.

Er führt keine imperiale Präsidentschaft wie wir und viele westliche Länder. Wenn er plötzlich zu einer religiösen Zeremonie geht, sei es für die Muslime oder die Christen, fährt er selbst, in seinem eigenen SUV. Er hat keine Eskorte und die Leute lieben ihn dafür.

Es gab nie einen einzigen Anschlag auf Präsident Assad. Und er sagt: Wenn das syrische Volk mich raus haben wollte, würden Soldaten eines Tages einmarschieren, würden sie sagen: Herr Präsident, es ist Zeit für Sie zu gehen, Ihre Sachen einzupacken, wir werden Sie hinausbegleiten; Sie sind nicht mehr der Präsident. Und er würde sagen: Ich akzeptiere das, es ist der Wille des Volkes.

Ich kenne keinen anderen Politiker in irgendeinem Land, der die Popularität von Präsident Assad genießt. Ich sah das auf dem Land, als ich mit Hirten sprach. Sie sagten: „Wir lieben unseren Präsidenten; Sie müssen die Menschen im Westen wissen lassen, wie sehr wir Präsident Assad verbunden sind.“

 

Sputnik: Welche Art von Fragen haben Sie mit Assad besprochen? Werden Sie Informationen aus dem Treffen vielleicht an US-Beamte und Gesetzgeber weitergeben?

Richard Black: Die Gesetzgeber – sie neigen dazu, auf den tiefen Staat zu hören, auf die Geheimdienste, deren Hauptzweck im syrischen Krieg darin besteht, Propaganda zu schaffen, um das amerikanische Volk über das zu täuschen, was vor sich geht.

Natürlich haben wir [mit Assad] die bevorstehende Schlacht in Idlib besprochen. Sie wissen, dass die syrische Armee fast ganz Syrien zurückerobert hat, bis auf den Kessel von Idlib, wo die syrischen Truppen ultra-extremen Radikalen eingekesselt haben. Die Menschen in Idlib leben unter der Herrschaft dieser sehr bösartigen Dschihadisten. Sie werden von einer Person namens Abjullani geleitet. Abjullani war eine wichtige Figur in Daesh [ISIS]. Er ist die Top-Figur von al-Qaeda in Syrien.

Wenn die USA auf der Seite der Rebellen in Idlib intervenieren würden, würden wir Seite an Seite mit al-Qaeda, also der gleichen Gruppe, die am 11. September die Twin Towers und das Pentagon angegriffen hat, kämpfen. So sprachen wir über Idlib, wir sprachen über die Aussichten für die Kämpfe und natürlich über den Wunsch des Präsidenten, das Blutvergießen so weit wie möglich zu begrenzen.

Dies war immer seine Politik während des gesamten Krieges, im Gegensatz zu dem, was wir mit Mosul und Raqqa gemacht haben, als wir mit Bombenteppichen wahllos alle umgebracht haben, die in diesen Städten waren. Das tun sie in Syrien nicht, weil sie das Volk befreien.

Wir sprachen über die Sanktionen, die amerikanischen Sanktionen, und wie sie Menschen daran hinderten, Lebensmittel, Medikamente gegen Krebs und andere Dinge zu erhalten.

Wenn wir die Sanktionen abschaffen, würde dies die Rückkehr der Flüchtlinge erheblich erleichtern. Wir haben über die Flüchtlinge gesprochen, und Präsident Assad hat es ganz klar gesagt: er will, dass alle Syrer nach Syrien zurückkehren. Die Kraft ihrer Menschen ist die Macht einer Nation. Die Syrer sind sehr intelligent, sehr fleißig. Er will sie zurück.

 

Sputnik: Was ist mit der Frage der chemischen Waffen? Weil es natürlich in den Medien stand. Westliche Medien haben gesagt, dass Assad wahrscheinlich chemische Waffen einsetzen wird. Ist dieses Thema auch aufgetaucht?

Richard Black: Ich habe den syrischen Krieg sieben Jahre lang studiert. Ich begann ihn zu studieren, weil ich Libyen studiert habe. Weshalb haben wir Libyen angegriffen? Dieses Land hat nie jemanden angegriffen. Und das führte dazu, dass wir libysche Waffen erbeuteten, damit wir sie in die Türkei schicken und sie für eine Invasion in Syrien einsetzen konnten. Ich habe jede dieser Gasangriffsprovokationen studiert, und mit Ausnahme von Douma wurde jede einzelne von ihnen von den Terroristen durchgeführt, oft in Verbindung mit der Türkei oder mit anderen ausländischen Geheimdiensten.

In Douma gibt es eine sehr seltsame Situation, die in den Medien nie bekannt wurde. Der britische Geheimdienst begann einige Wochen zuvor zu warnen, dass es einen Gasangriff in Douma geben würde, dass die Syrer ihn durchführen würden. Und die Tigerkräfte der syrischen Armee starteten einen Angriff aus einer unerwarteten Richtung und eroberten das chemische Labor, mit dem die Rebellen den Gasangriff durchführen wollten, den sie der syrischen Regierung vorwerfen wollten.

Die Terroristen gaben auf und der Kampf ging weiter; schließlich mussten sich die Rebellen ergeben. Und sie inszenierten einen falschen Gasangriff. In Douma gab es nie einen Gasangriff.

Ich weiß das durch einen sehr lieben Freund von mir, Pearson Short, der für One America News arbeitet, ein gutes Rundfunksystem. Er war zu diesem Zeitpunkt zufällig in Damaskus und stürzte mit nichts als einem Taxifahrer und Dolmetscher hinunter und begab sich an den Ort, an dem der Gasangriff angeblich stattfand.

Er befragte viele, viele gewöhnliche Menschen, die keine Verbindung zur Regierung hatten, und sagte: „Was ist mit dem Gasangriff passiert? Wo sind die Verluste?“ Und alle sagten: „Welcher Gasangriff? Wir haben nichts von einem Gasangriff gehört.“

Es war alles inszeniert und gefälscht. Es gibt eine Art Muster für diese Dinge. Ich begann vor etwa vier Wochen in den britischen Medien diese Panikmeldungen aufzunehmen, dass Syrien Gas verwenden würde. Für mich ist es immer ein Signal, dass sie dabei sind, einen dieser inszenierten Gasangriffe zu starten. Ich denke, es besteht eine sehr reale Gefahr.

Kein amerikanischer Journalist hat jemals gefragt, ob Syrien überhaupt Gas hatte. Wenn sie so verzweifelt darauf aus waren, Gas zu benutzen, warum benutzen sie es nicht gegen die Terroristen? In der Provinz Idlib gibt es 50.000 Terroristen. Warum verwenden sie es immer gegen Frauen mit Kinderwagen und alte Männer? Es gibt keine Antwort darauf. Es ist irrational. Keine vernünftige Person würde glauben, dass dies möglich ist.

Journalisten verstehen, dass es bestimmte Fragen gibt, die sie besser nicht stellen sollten, wenn sie eine Karriere im Journalismus in den Vereinigten Staaten von Amerika anstreben.

Ich fürchte sehr, dass es einen Giftgasangriff geben wird, es wurden tatsächlich Informationen darüber veröffentlicht. Es scheint, als würde der britische Geheimdienst MI6 einen inszenierten Gasangriff durchführen; sie haben bereits einen Ort gewählt, der mittlerweile offengelegt wurde. Sie haben den Menschen beigebracht, so zu tun, als wären sie Opfer von Gas. Jetzt wurde es offengelegt und sie werden ihre Pläne möglicherweise ändern. Wir sehen vielleicht ein anderes Szenario.

Aber ich denke, dass es sehr wahrscheinlich ist, dass es Luftangriffe auf die syrische Armee geben wird; dann werden wir in einer engen, totalen Allianz mit Al Qaeda sein, die die USA angegriffen und 3.000 Amerikaner am 11. September ermordet hat.

 

Sputnik: Haben Sie von Assad die Zusicherung erhalten, dass die syrische Armee keine chemischen Waffen einsetzt? Weil es das ist, was einige Leute hören wollen.

Richard Black: Präsident Assad hält die Vorstellung, dass er sie jemals benutzen würde, für lächerlich. Sie erinnern sich, dass die USA zusammen mit der UNO unzweideutig erklärt haben, dass es in Syrien keine Giftwaffen mehr gibt.

Sie wissen, wenn sie Giftgas verwenden würden, wenn sie es wirklich täten, würde dies wahrscheinlich zu einer Invasion durch den Westen führen. Syrien versteht das. Sie haben absolut nichts zu gewinnen, alles zu verlieren. Jeder dieser so genannten Giftgasangriffe wurde von sehr glaubwürdigen investigativen Journalisten, Menschen wie Seymour Hersh, entlarvt. Er hat ausgezeichnete Arbeit in Bezug auf Syrien geleistet und die Tatsache offengelegt, dass es sich um gefälschte Gasangriffe gehandelt hat.

Präsident Assad hat in beiden Gesprächen mit mir deutlich gemacht, dass es keinen Anreiz gibt, dass es keinen irdischen Grund gibt, warum Syrien Giftgas verwenden würde.

 

Sputnik: Sie haben die Politik der USA gegenüber Syrien scharf kritisiert. Mit welchem Teil der Politik sind Sie am wenigsten einverstanden und warum?

Richard Black: Seit der Zeit, als die Vereinigten Staaten von Amerika gegen die Besetzung Afghanistans durch die Sowjetunion waren, haben wir begonnen, den Terror als Waffe einzusetzen. Wir hätten in Afghanistan lernen sollen, dass dies eine sehr gefährliche Waffe ist. Es ist wie die Büchse der Pandora: Sobald du die Büchse geöffnet und die Kreaturen, die sich in der Büchse der Pandora befinden, herausgelassen hast, kannst du sie nie wieder hineinbekommen.

Die Türkei hat angeblich vorgeschlagen, Militante aus Syriens Idlib zu evakuieren. Die CIA, die mit dem britischen Geheimdienst zusammenarbeitet, hat wiederholt die Terrorwaffe benutzt, um Nationen zu stürzen. Unser Ziel ist es, ein Marionettenregime zu installieren. Wenn wir heute in Syrien erfolgreich gewesen wären, würden Al Qaeda oder Daesh [ISIS] Syrien von Damaskus aus regieren und die gefürchtete schwarz-weiße Flagge von Al Qaeda würde über der Hauptstadt wehen. Ich glaube nicht, dass das amerikanische Volk das will.

Ich würde sagen, das Schlimmste an der amerikanischen Außenpolitik ist, dass sie tief in unserer Außenpolitik verwurzelt ist, den Terror als Waffe zu benutzen. Die Menschen in der CIA und im Außenministerium haben keine Grenzen, es gibt keine moralische Einschränkung dessen, was sie den Terroristen erlauben oder sie ermutigen werden zu tun. Sie habenTerroristen, die an Massenvergewaltigungen syrischer Frauen, Enthauptungen, Kreuzigungen, Amputationen, Verbrennen von Menschen – all diesen Dingen – beteiligt gewesen sind.

Und ich denke, dass wir in jedem Fall, in dem wir eine Marionettenregierung einsetzen, solange es dem Zweck des Regimewechsels und des Sturzes der Regierung dient, die für Saudi-Arabien und einige der anderen Mächte im Nahen Osten zufriedenstellend ist – kein Problem damit haben, das zu tun.

Wir sprechen über den Krieg gegen den Terrorismus, aber wir führen keinen Krieg gegen den Terrorismus. Wir führen einen Krieg, in dem der Terror unsere Hauptwaffe ist. Das sind meine größten Bedenken bei dem, was wir im Mittleren Osten tun.

Sputnik: Senator, Sie haben gesagt, dass Sie aufeinanderfolgende US-Regierungen für das Chaos im Nahen Osten verantwortlich machen: die Zerstörung in Libyen, Irak und Afghanistan. Glauben Sie, dass unter der Trump-Administration möglicherweise einige Änderungen vorgenommen werden?

Richard Black: Ich hatte sehr gehofft, dass dies der Fall sein würde, als Präsident Trump Michael Flynn zu seinem nationalen Sicherheitsberater ernannte. Ich kannte Michael Flynn, ich kannte seine Berater; es waren Menschen, die ein Interesse am Frieden haben. Sie haben sich wirklich gegen den Terror gestellt, sie wollten die Beziehungen zu Russland verbessern; sie sahen keine Gründe für die Spannungen mit Russland.

Der Tiefe Staat hatte Angst, dass Michael Flynn der nationale Sicherheitsberater bleiben könnte. Aus diesem Grund haben sie ihn verdrängt und nach und nach kriegerische Menschen wie John Bolton eingesetzt, und sie konnten wahrscheinlich keinen größeren Befürworter des Krieges finden als John Bolton. Daher halte ich es an dieser Stelle für ziemlich fragwürdig, ob der Präsident in der Lage sein wird, die amerikanische Politik zu ändern und zu verschieben.

Das Problem ist, dass er vom Tiefen Staat umringt ist. Wir verwenden den Begriff, und meinen damit die Elemente der CIA, das Außenministerium, in geringerem Maße das Verteidigungsministerium, einige Mitglieder des Kongresses, des Senats. Nicht alle Senatoren, natürlich, aber bestimmte Schlüsselpersonen. John McCain war ein gutes Beispiel. Und dann hatten wir diese Think Tanks, die typischerweise von Saudi-Arabien, Katar, den VAE und ähnlichen Orten finanziert wurden. Sie können ein Dutzend Menschen haben, und ihre Aufgabe ist es, Artikel zu schreiben, die weltliche Regierungen untergraben und zu ihrem Sturz führen.

Sie fördern Kriege gegen verschiedene Orte, so dass ich an dieser Stelle bezweifle, dass Präsident Trump mit der Kraft des Willens in der Lage sein wird, den tiefen Staat zu kontrollieren. Sie haben eine immense Macht; sie haben grenzenloses Geld, ob es nun vom US-Finanzministerium, von Saudi-Arabien oder anderen Orten kommt. Ich wünschte, Präsident Trump würde einige seiner Wahlversprechen einlösen, die mir sehr gefallen haben. Er sagte: „Ich werde mit Syrien zusammenarbeiten, mit Präsident Assad.“

Ich werde die Spannungen mit Russland abbauen, die nicht notwendig sind. Ich werde die NATO herabstufen.“ Ich stimme all diesen Dingen zu und wünsche, er hätte sie ausgeführt. Ich denke, es wäre besser für ihn, dies zu tun.

 

Sputnik: Zurück zur unmittelbaren Frage der Situation in Idlib, Syrien. Was könnte Ihrer Meinung nach getan werden, um die dortige Situation mit minimalen Opfern unter der Zivilbevölkerung zu lösen und eine bösartige Intervention durch Kräfte zu vermeiden, die keine Lösung in Syrien wollen?

Richard Black: Ja, es ist wichtig, dass die Menschen erkennen, dass die syrische Regierung die Menschen in der Provinz Idlib befreien muss, sogar die Familien der Dschihadisten, die dorthin gebracht wurden. Viele von ihnen sind Sklaven – Sexsklaven, die einfach herumgehandelt werden. Eine arme syrische Frau wird oft von ihrem Besitzer informiert, dass sie in der nächsten Woche mit 10 verschiedenen Männern schlafen wird, als Belohnung für deren Kampf.

Diese Menschen müssen gerettet werden. Die Vorstellung, dass wir irgendwie die abscheulichsten Dschihadisten, die schlimmsten Terroristen der Welt unberührt lassen würden, um den Unfalltod einiger Zivilisten zu verhindern, ist wie wenn wir am Ende des Zweiten Weltkriegs sagen würden: „Nun, diese letzte Schlacht um Berlin wird zu zivilen Verlusten führen, also können wir Adolf Hitler nicht verfolgen, weil es Kollateralschäden geben wird und einige Menschen verletzt werden.“

Russland fordert die USA auf, Ziele in Syrien zu veröffentlichen, die an angebliche chemische Waffen gebunden sind.

Hier haben wir den Adolf Hitler des Terrorismus; sein Name ist[Abu Mohammad] Al-Julani. Wir haben ein Kopfgeld von 10 Millionen Dollar auf al-Julani ausgesetzt, so dass die Idee, dass wir aufhören und das gesamte Volk von Idlib der Gnade dieser wahhabitischen Dschihadisten überlassen würden, Männer, die glauben, dass es ihre Pflicht ist, Frauen zu vergewaltigen, Christen zu köpfen, diejenigen zu kreuzigen, die anderer Meinung sind, nicht akzeptabel ist.

Kein Land der Welt würde diese eitrige Wunde einfach zulassen. Idlib muss nicht nur für die Zukunft Syriens, sondern auch für die Zukunft der zivilisierten Menschheit befreit werden. Wenn die Dschihadisten überleben dürfen, wenn sie nicht in Idlib gefangen genommen werden, werden sie nach Berlin, nach London, nach Paris, nach Brüssel, nach New York, nach Washington D.C. reisen. Ihre Mission ist es, diejenigen zu töten, die mit ihrer Philosophie nicht einverstanden sind.

Für die gesamte zivilisierte Welt ist es von zentraler Bedeutung, dass der Kampf um Idlib stattfindet. Ich bete nur, dass wir irgendwo innerhalb der britischen Regierung und der US-Regierung einen Rest von Moral und Anstand finden werden. Ich diente im US Marine Corps, ich wurde verwundet; mein Funker wurde neben mir getötet.

Als Marines wurden wir angewiesen, die Hymne des Marine Corps zu singen, und ein Teil davon lautete: „Wir werden für Recht und Freiheit kämpfen und unsere Ehre sauber halten. Wir sind stolz darauf, den Ehrentitel der United States Marines zu erringen.“

Ich weiß nicht, wie wir unsere Ehre sauber halten können, wenn wir auf der Seite von Terroristen kämpfen, die Frauen als Sklaven halten und sie zwingen, Sex mit Fremden, schmutzigen, ekelhaften und hasserfüllten Menschen zu haben. Das ist nicht unsere Ehre sauber halten. Ich halte es für wichtig, die Menschen in Idlib zu retten und die Terroristen zu vernichten.

Sputnik: Herr Senator, wenn Sie uns vielleicht kurz mitteilen könnten, welche Verpflichtungen und Treffen Sie in Syrien gehabt haben. Offensichtlich hatten Sie die Gelegenheit, mit der lokalen Bevölkerung zu sprechen.

Richard Black: Ja, ich ging an die Front, ich besuchte den Schauplatz einer der größten Schlachten der modernen Geschichte, als die Terroristen versuchten, aus dem Kessel auszubrechen, in der sie in Aleppo gefangen waren, der Aleppo-Kessel. Das war ein gewaltiger Kampf, der etwa einen Monat lang andauerte. Tausende von Männern starben auf beiden Seiten. Letztendlich wurden die Terroristen besiegt. Ich ging an die Front, war in einem Gebäude mit Blick auf das Schlachtfeld. Es gab Soldaten mit Sandsäcken in kleinen Löchern, die mit ihren Waffen feuerbereit waren.

Ich sagte ihnen, sie sollten vorsichtig sein, weil es da Scharfschützen gab. Das war nicht das erste Mal, dass mich Scharfschützen beschossen haben – sie haben versucht, mich tausende Male zu töten und vielleicht werden sie es eines Tages tun. Wenigstens werde ich wissen, dass ich im Kampf auf der rechten Seite getötet wurde und das Richtige verteidigt habe. Ich habe das syrische Parlament besucht und möchte erwähnen, dass im Gegensatz zu dem, was dem amerikanischen Volk präsentiert wird, viele Parlamentsmitglieder Frauen sind, sehr prominente Mitglieder, und eine Spitzenberaterin des Präsidenten ist Bhoutaina Shaaban, eine sehr mutige Frau und eine enge Beraterin des Präsidenten.

Syrien hat die umfangreichsten Frauenrechte und die größten Religionsfreiheiten aller arabischen Länder. Es ist wirklich ein Modell für jedes arabische Land. Wenn wir es mit unserem Verbündeten, Saudi-Arabien, vergleichen, das praktisch keine Freiheiten für Frauen hat – die eher wie Eigentum behandelt werden. Ich habe auch den Gouverneur der Provinz Aleppo und den Gouverneur der Provinz Homs besucht. Das ist das zweite Mal, dass ich in Homs bin. Ich bin mit dem Gouverneur zu Orten gelaufen, die ich schon einmal gesehen habe, und es ist erstaunlich, wie weit der Wiederaufbau und die Säuberung fortgeschritten sind.

Syrer sind sehr fleißige Menschen; sie sitzen nicht herum und warten darauf, dass jemand das Problem für sie löst. Sie steigen aus und arbeiten. Die Trümmerhaufen, die das letzte Mal dort waren, sind komplett verschwunden. Es ist fast ein Tunnel voller Geschäfte, der Ruß ist übermalt und die Geschäfte sind geöffnet. Ich ging einfach zufällig in einen Laden und es stellte sich heraus, dass es ein Damengeschäft war und die Stile sehr beeindruckend waren, wie etwas, das man in einem sehr feinen Laden in Paris sehen würde, elegante Damenmode. Ich traf mich mit religiösen Autoritäten in der Kirche des Gürtels Mariens, die 59 Jahre nach dem Tod Jesu gebaut wurde.

Diese Kirche besitzt Reliquien – Stücke des Gürtels, der von Maria, der Mutter Jesu, getragen wurde. Während der Invasion durch Terroristen schickten sie ein spezielles Einsatzteam, um Fragmente des Mariengürtels zu finden und zu zerstören. Sie rissen den Altar auf, konnten ihn aber nicht finden. Sie rissen die Wände auf und konnten ihn immer noch nicht finden. Also befahlen sie dem Priester, seinen Standort zu verraten, und als er sich weigerte, es zu tun, enthaupteten sie ihn. Aber die Kirche schaffte es, die Fragmente in Sicherheit zu bringen. Ich konnte die Fragmente tatsächlich selbst in den Händen halten, was eine Ehre war.

Überall, wo diese Terroristen hingehen, zerstören sie christliche Relikte und Bilder. Eines der Klöster, in die ich ging, hatten sie ausgebrannt, sie hatten es geplündert und sie hatten alte Ikonen verbrannt, die seit tausend Jahren dort waren. Einige der Ikonen waren in die Decke und die Wände mit Pfählen eingebaut und weil sie diese nicht entfernen konnten, gingen sie zur Decke und rissen die Augen aus Jesus heraus. Sie gingen hinüber, wo es eine Ikone der Jungfrau Maria gab, und rissen die Augen aus der Jungfrau Maria heraus.

Das ist die Natur der Menschen, die wir unterstützen. Die USA bezahlen diese Leute, wir bewaffnen sie und bilden sie aus, und sie gehen und reißen Jesus die Augen aus. Das sind abscheuliche Menschen.

Wir haben viele Dinge gesehen, wir haben viele Mitglieder des Parlaments getroffen. Ich habe auch Präsident [Michel] Aoun aus dem Libanon und seinen Außenminister Gebran Bassil getroffen. Sie sind sehr besorgt über die Flüchtlingssituation, denn zur Zeit besteht die Hälfte der libanesischen Bevölkerung aus Flüchtlingen.

Der Grund für das Problem, und Präsident Assad hat es deutlich gemacht: Er will alle Flüchtlinge zurück. Er braucht sie, um Syrien wieder aufzubauen. Die UNO steht unter dem Druck der USA, Saudi-Arabiens, aller Finanzierungsquellen, und so sorgen sie für finanzielle Anreize, Geld, Nahrung und medizinische Versorgung für Flüchtlinge, die Syrien verlassen haben. Aber wenn sie nach Syrien zurückkehren, bekommen sie nichts. Es gibt einen enormen finanziellen Anreiz für Flüchtlinge, wegzubleiben. Ich denke, das ist Absicht. Es ist eine Peinlichkeit für den Westen, wenn syrische Flüchtlinge in das Land zurückkehren, das sie lieben.

Dennoch sind trotz der Tatsache, dass wir dies mit den Vereinten Nationen getan haben, bereits 150.000 Menschen nach Aleppo City zurückgekehrt, 350.000 nach Homs City und einige aus dem Libanon, und sowohl Syrien als auch der Libanon sind sehr besorgt über die Rückkehr aller Flüchtlinge. Eines der wichtigsten Dinge ist, dass die Vereinigten Staaten die Sanktionen gegen Syrien aufheben müssen, weil wir sie daran hindern, Lebensmittel und Medikamente zu erhalten.

Das Völkerrecht macht es zu einem Kriegsverbrechen, zu verhindern, dass Lebensmittel und Medikamente in ein Land gelangen, aber in einer sehr üblichen Weise haben wir das Kriegsrecht umgangen, indem wir Währungskontrollen eingeführt haben, wir sagen also: „Du kannst Medizin einführen, du kannst sie einfach nicht bezahlen.“

Ich denke immer noch, dass es eine Verletzung des Gesetzes der Landkriegsführung ist, denn es gibt ein Rechtsprinzip, das besagt, dass man nicht indirekt machen darf, was man nicht direkt tun darf. Wir blockieren die Medizin gegen Krebs, die Medizin für die Alten. Eine Frau mit ihrem kleinen Mädchen im Arm kam auf mich zu.

Sie sagte: „Kannst du mir helfen? Mein Kind, meine Tochter und mein Sohn brauchen eine spezielle Behandlung, die nur in den Vereinigten Staaten erhältlich ist, sie haben eine Krankheit, die ihre Beine betrifft.“

Die Mutter setzte ihre Tochter auf den Boden und ich sah, dass die Beine des kleinen Mädchens zitterten, weil sie kaum aufstehen konnte. Die Frau sagte, es würde ihr das Herz brechen, zu wissen, dass es die amerikanische Politik ist, die wahrscheinlich dazu führen würde, dass ihr kleines Mädchen und ihr Bruder sterben. Das liegt daran, dass der tiefe Staat auf einem Regimewechsel besteht. Es ist falsch unter dem christlichen Glauben, unter dem muslimischen Glauben, es ist sündhaft und es sollte gestoppt werden. Wir sollten die Sanktionen beenden und die Rückkehr des Friedens ermöglichen. Die Vereinigten Staaten von Amerika tun nichts.

Ein Drittel unserer gesamten Staatsverschuldung ist im Mittleren Osten entstanden, und es gibt keine einzige Sache von dem, was wir im Mittleren Osten getan haben, die dem amerikanischen Volk oder der amerikanischen Außenpolitik geholfen hat. Alles ist zerstört worden, wir haben Regierungen in Trümmern zurückgelassen, wir haben Anarchie an Orten wie Libyen hinterlassen, wo sie nach sieben Jahren überhaupt keine Regierung haben, und deshalb ist es an der Zeit, dass wir unsere Außenpolitik neu ausrichten und das Bild der Vereinigten Staaten als gutes, anständiges und moralisches Land wiederherstellen.

Sputnik: Senator, es war mir eine Ehre, Sie hier bei uns im Radio Sputnik zu haben. Vielen Dank für Ihren aufschlussreichen Input.

Richard Black: Danke. Ich habe es genossen, mit Ihnen zusammen zu sein, und ich schätze alle die Dinge, die Sie tun, und Ihr Interesse am Weltfrieden.

(Die Ansichten und Meinungen des Sprechers spiegeln nicht unbedingt die von Sputnik wider.) von GegenKrieg

Siehe auch:

https://jasminrevolution.wordpress.com/2017/07/14/der-fall-omran-macht-sich-zapp-zur-kriegspartei-in-der-medienschlacht-um-aleppo/

https://jasminrevolution.wordpress.com/2018/08/29/un-zu-jemen-tunesier-kamel-jendoubi-klagt-an/

https://jasminrevolution.wordpress.com/2018/02/25/zdf-zensur-heute-journal-mit-bildausfall-in-ost-ghota/

https://jasminrevolution.wordpress.com/2017/12/06/zdf-bei-propaganda-erwischt/

https://jasminrevolution.wordpress.com/2017/07/24/fassbomben-und-false-flag-giftgas-daniele-ganser-zum-syrien-krieg/

Britische Zeitung: Douma-Gasangriff fand nicht statt

Tim Mahoney

Der Britische Independent hat einen Life-Reporter in Douma, wo laut Nato-Angaben Assad „Gaskrieg gegen sein eigenes Volk“ führen soll. Robert Fisk fand dafür KEINE Belege, aber vieles was für eine Kriegslüge der White Helmets spricht. Diese „medizinische Helfertruppe“, die viele für eine vom Westen finanzierte Propagandakompanie halten, soll nach Zeugenaussagen den Gasangriff simuliert haben -und dabei sogar Menschenleben in Gefahr gebracht haben.

White Helmets-Leute kamen laut Fisk-Bericht während der Luftangriffe auf die Islamisten in einen Bunker gerannt, versetzten die dort ausharrenden Zivilisten mit lauten Rufen „Gasangriff! Gasangriff!“ in Panik und begannen mit Wasser imaginäres Gas aus ihren Augen zu „waschen“. Die Bilder davon gingen durch die Westmedien und lieferten Trump, May und Macron ihren Kriegsgrund.

Der Independent tut in seiner Darstellung alles, den Bericht seines Reporters vor Ort, Robert Fisk, herunter zu spielen und macht schon im Titel daraus die „Zweifel nur eines einzigen Doktors an der Chemie-Attacke“. Der ellenlange Text kommt erst gegen Ende langsam mit der Wahrheit heraus, dass auch Independent-Mann Fisk Zweifel an der Version der Westmedien bekommen hat. Dr. Assim Rahaibani war vor Ort und sagt, die Menschen litten nicht unter Giftgas, sondern unter Sauerstoffmangel im überfüllten Bunker. Die Waschungen der White Helmets offenbaren sich damit als medizinisch unnütze, reine Propagandaaktion, ihr ein Panik stimulierendes „Gas“-Geschrei als lebensgefährlich für die dort in Luftknappheit festsitzenden, verängstigten Menschen.

Ferner beschreiben Einwohner Doumas, die nicht mit den Islamisten bzw. (laut syrischer Regierung) Terroristen, vor Assad flohen, ein Terrorregime der Assad-Gegner, die sich in Sklavenarbeit Bunkeranlagen von der Bevölkerung bauen ließen…

Entdeckt hat die Britische Enthüllung F.Rötzer soeben in Telepolis, auch erst am Ende eines Artikels über Kriegslügen „Alternative Fakten…“ und mit der Einschränkung „scheint zu bestätigen“:

Interesssant ist der Bericht von Robert Fisk über Douma. Er scheint zu bestätigen, dass es keinen Chemiewaffenanschlag gegeben hat. (Florian Rötzer)

Hier der Volltext des Independent, ehe sie ihn aus dem Netz nehmen oder manipulieren können:

Independent (UK) 17.4.2018

The search for truth in the rubble of Douma – and one doctor’s doubts over the chemical attack

Exclusive: Robert Fisk visits the Syria clinic at the centre of a global crisis

This is the story of a town called Douma, a ravaged, stinking place of smashed apartment blocks – and of an underground clinic whose images of suffering allowed three of the Western world’s most powerful nations to bomb Syria last week. There’s even a friendly doctor in a green coat who, when I track him down in the very same clinic, cheerfully tells me that the “gas” videotape which horrified the world – despite all the doubters – is perfectly genuine.

War stories, however, have a habit of growing darker. For the same 58-year old senior Syrian doctor then adds something profoundly uncomfortable: the patients, he says, were overcome not by gas but by oxygen starvation in the rubbish-filled tunnels and basements in which they lived, on a night of wind and heavy shelling that stirred up a dust storm.

As Dr Assim Rahaibani announces this extraordinary conclusion, it is worth observing that he is by his own admission not an eyewitness himself and, as he speaks good English, he refers twice to the jihadi gunmen of Jaish el-Islam [the Army of Islam] in Douma as “terrorists” – the regime’s word for their enemies, and a term used by many people across Syria. Am I hearing this right? Which version of events are we to believe?

By bad luck, too, the doctors who were on duty that night on 7 April were all in Damascus giving evidence to a chemical weapons enquiry, which will be attempting to provide a definitive answer to that question in the coming weeks.

France, meanwhile, has said it has “proof” chemical weapons were used, and US media have quoted sources saying urine and blood tests showed this too. The WHO has said its partners on the ground treated 500 patients “exhibiting signs and symptoms consistent with exposure to toxic chemicals”.

At the same time, inspectors from the Organisation for the Prohibition of Chemical Weapons (OPCW) are currently blocked from coming here to the site of the alleged gas attack themselves, ostensibly because they lacked the correct UN permits.

Before we go any further, readers should be aware that this is not the only story in Douma. There are the many people I talked to amid the ruins of the town who said they had “never believed in” gas stories – which were usually put about, they claimed, by the armed Islamist groups. These particular jihadis survived under a blizzard of shellfire by living in other’s people’s homes and in vast, wide tunnels with underground roads carved through the living rock by prisoners with pick-axes on three levels beneath the town. I walked through three of them yesterday, vast corridors of living rock which still contained Russian – yes, Russian – rockets and burned-out cars.

So the story of Douma is thus not just a story of gas – or no gas, as the case may be. It’s about thousands of people who did not opt for evacuation from Douma on buses that left last week, alongside the gunmen with whom they had to live like troglodytes for months in order to survive. I walked across this town quite freely yesterday without soldier, policeman or minder to haunt my footsteps, just two Syrian friends, a camera and a notebook. I sometimes had to clamber across 20-foot-high ramparts, up and down almost sheer walls of earth. Happy to see foreigners among them, happier still that the siege is finally over, they are mostly smiling; those whose faces you can see, of course, because a surprising number of Douma’s women wear full-length black hijab.

I first drove into Douma as part of an escorted convoy of journalists. But once a boring general had announced outside a wrecked council house “I have no information” – that most helpful rubbish-dump of Arab officialdom – I just walked away. Several other reporters, mostly Syrian, did the same. Even a group of Russian journalists – all in military attire – drifted off.

It was a short walk to Dr Rahaibani. From the door of his subterranean clinic – “Point 200”, it is called, in the weird geology of this partly-underground city – is a corridor leading downhill where he showed me his lowly hospital and the few beds where a small girl was crying as nurses treated a cut above her eye.

“I was with my family in the basement of my home three hundred metres from here on the night but all the doctors know what happened. There was a lot of shelling [by government forces] and aircraft were always over Douma at night – but on this night, there was wind and huge dust clouds began to come into the basements and cellars where people lived. People began to arrive here suffering from hypoxia, oxygen loss. Then someone at the door, a “White Helmet”, shouted “Gas!”, and a panic began. People started throwing water over each other. Yes, the video was filmed here, it is genuine, but what you see are people suffering from hypoxia – not gas poisoning.”

Independent Middle East Correspondent Robert Fisk in one of the miles of tunnels hacked beneath Douma by prisoners of Syrian rebels (Yara Ismail)

Oddly, after chatting to more than 20 people, I couldn’t find one who showed the slightest interest in Douma’s role in bringing about the Western air attacks. Two actually told me they didn’t know about the connection.

But it was a strange world I walked into. Two men, Hussam and Nazir Abu Aishe, said they were unaware how many people had been killed in Douma, although the latter admitted he had a cousin “executed by Jaish el-Islam [the Army of Islam] for allegedly being “close to the regime”. They shrugged when I asked about the 43 people said to have died in the infamous Douma attack.

The White Helmets – the medical first responders already legendary in the West but with some interesting corners to their own story – played a familiar role during the battles. They are partly funded by the Foreign Office and most of the local offices were staffed by Douma men. I found their wrecked offices not far from Dr Rahaibani’s clinic. A gas mask had been left outside a food container with one eye-piece pierced and a pile of dirty military camouflage uniforms lay inside one room. Planted, I asked myself? I doubt it. The place was heaped with capsules, broken medical equipment and files, bedding and mattresses.

Of course we must hear their side of the story, but it will not happen here: a woman told us that every member of the White Helmets in Douma abandoned their main headquarters and chose to take the government-organised and Russian-protected buses to the rebel province of Idlib with the armed groups when the final truce was agreed.

There were food stalls open and a patrol of Russian military policemen – a now optional extra for every Syrian ceasefire – and no-one had even bothered to storm into the forbidding Islamist prison near Martyr’s Square where victims were supposedly beheaded in the basements. The town’s complement of Syrian interior ministry civilian police – who eerily wear military clothes – are watched over by the Russians who may or may not be watched by the civilians. Again, my earnest questions about gas were met with what seemed genuine perplexity.

How could it be that Douma refugees who had reached camps in Turkey were already describing a gas attack which no-one in Douma today seemed to recall? It did occur to me, once I was walking for more than a mile through these wretched prisoner-groined tunnels, that the citizens of Douma lived so isolated from each other for so long that “news” in our sense of the word simply had no meaning to them. Syria doesn’t cut it as Jeffersonian democracy – as I cynically like to tell my Arab colleagues – and it is indeed a ruthless dictatorship, but that couldn’t cow these people, happy to see foreigners among them, from reacting with a few words of truth. So what were they telling me?

They talked about the Islamists under whom they had lived. They talked about how the armed groups had stolen civilian homes to avoid the Syrian government and Russian bombing. The Jaish el-Islam had burned their offices before they left, but the massive buildings inside the security zones they created had almost all been sandwiched to the ground by air strikes. A Syrian colonel I came across behind one of these buildings asked if I wanted to see how deep the tunnels were. I stopped after well over a mile when he cryptically observed that “this tunnel might reach as far as Britain”. Ah yes, Ms May, I remembered, whose air strikes had been so intimately connected to this place of tunnels and dust. And gas?  end quote

Quelle

https://www.independent.co.uk/voices/syria-chemical-attack-gas-douma-robert-fisk-ghouta-

damascus-a8307726.html

ZDF-Zensur: Heute-Journal Mit Bildausfall in Ost-Ghota

Der kleine Omran: Rechts Whitehelmet-Bilder in Westmedien, Links aktuelle Bilder von Omran nach Befreiung Aleppos durch Assad (nicht in Westmedien)

flextp

Zynisches Deutsches Fernsehen? ZDF-Heute-Journal: In einem der derzeit üblichen, mit von Nusra-Al Qaida-nahen Weißhelmen reichlich mit (hoffentlich gefakten) Blutige-Kinder-Videos gespickten Beitrag, der die Unmenschlichkeit von Assad belegen sollte, kam es zu einer Panne (?). Man hatte versucht, auch einmal Bilder von Grausamkeiten der Assad-Gegner zu zeigen, die sich dort hinter menschlichen Schutzschilden verstecken. Was geschah? Bildausfall! So ein Zufall! Wir erinnern uns: Schweizer Medienkritiker bewerteten 2017 das deutsche ZDF als Propaganda-Meister.

Bevor über eine (windelweiche) UN-Resolution berichtet wurde, räumte ZDF-Frontmann Claus Kleber zwar ein, dass man natürlich auf noch darauf hinweisen müsse, dass in Ost-Ghouta Al-Kaida, Al-Nusra, und andere Terrorbanden marodieren. Das hätte man bis heute in dieser Deutlichkeit niemals erwartet -ZDF-Reporter Gack wies allerdings anschließend darauf hin, dass die Einschläge in ein Krankenhaus in Damaskus natürlich nicht so schlimm seien, wie die Angriffe Assads auf Ghouta.

Und dann, man glaubt es nicht, wollte das ZDF doch tatsächlich Aufnahmen zeigen, wie diese Terrorbanden Zivilisten, Frauen und Kinder („ungläubige“ Alawiten) in Käfigen durch Ost-Ghouta geschleift haben. ABER -unglaublich aber wahr- dabei kam es dann zu einem kompletten Bildausfall des ZDF, der genau diese Bilder weg zensierte. Was nicht sein kann, darf wohl einfach nicht sein. Selbst Ansätze einer nicht totel einseitigen Berichterstattung werden dort offenbar von Drahtziehern im Hintergrund per Knopfdruck sabotiert. So stellt man sich eigentlich das Fernsehen in einem totalitären Staat vor.

Damit hat das ZDF per angeblicher Technikpanne das Zensurverbot des Grundgesetzes gebrochen, könnte man kritisieren. In der Mediathek ist der komplette Beitrag zwar noch sichtbar, inklusive der in Käfigen von der Nusra-Terrroristen durch Ost-Ghota geschleiften „Ungläubigen“ (ab Min 2:40 werden die Käfige gezeigt). Doch wie viele ZDF-Zuschauer machen sich wohl die Mühe, nach zu recherchieren? 0.1%? Die Propaganda gegen Assad hat die breite Masse erreicht.

Jaish al-Islam, regarded as the most powerful rebel group near the capital, has put regime soldiers and Alawite civilians it was holding in metal cages, the Syrian Observatory for Human Rights told AFP. The group then placed these cages in public squares in the Eastern Ghouta region in an attempt to „prevent regime bombardment“, Observatory head Rami Abdel Rahman said. Telegraph: Syrian rebels using caged civilian captives as ‚human shields‘ (Bild)

Alawiten Frauen in Käfigen in Ost-Ghouta als menschliche Schutzschilde der prowestlichen Islamisten (Al Qaida?) Danke f.Leserhinweise!

In dem Beitrag lässt das ZDF übrigens die Terroristen, die junge Frauen und Kinder dort auf barbarische Weise zur Schau stellen und damit foltern, selbst zu Wort kommen und ihre Untaten rechtfertigen. Sie beschuldigen Assad, sie zu zwingen, die Geiseln zu menschlichen Schutzschilden zu machen, weil die syrische Armee so unverfroren ist, sie zu bombardieren. Dass sie von ihrem verbrecherisch besetzten Gebiet aus die Hauptstadt Damaskus terrorisieren, sagen sie dabei freilich nicht und auch das ZDF reicht diese Information nicht nach. Alles erinnert z.B. an den Fall des kleinen Omran von Aleppo.

ZAPP und Omran

Westmedien hatten das Bild während der Schlacht um Aleppo gegen Assad und Putin als Beispiel für inhumane Kriegsführung ins Feld geführt -basierend auf zweifelhaften Quellen. RT Deutsch, der von Putin finanzierte Sender Russlands hatte jetzt den kleinen Omran aufgespürt und Bilder von seinem heute, nach der Befreiung Aleppos, friedlichen Leben gebracht. Omrans Vater beklagt sich darin, die Leute vom „Aleppo Media Center“ hätten im Krieg Omrans Bilder zu Propagandazwecken missbraucht. ZAPP hatte im Gegenzug den Kameramann aufgespürt, der von Omran die in Westmedien gezeigten Videos gemacht hatte, und jetzt behauptet, die Aussagen von Omrans Vater in RT wären unter Druck des Assad-Regimes entstanden.

ZAPP Medienjournal

ZAPP sucht weder nach Belegen oder Widerlegungen der einen noch der anderen Aussage, dreht die Darstellung aber so hin, dass die Seite des „Aleppo Media Center“ als glaubhaft, die RT-Version dagegen als Propaganda erscheint, die Omran „missbraucht“ (ZAPP). Dabei lässt ZAPP die inzwischen aufgekommene gravierende Kritik am „Aleppo Media Center“ weg. ZAPP drängt statt dessen seinen Zuschauern immer wieder suggestiv deren Bilder von Omran auf, während die Gegenpropaganda von RT nur knapp gezeigt und gleich unglaubhaft gemacht wird; ZAPP: „Wir sprechen mit dem Kameramann, der diese Bilder damals filmte. Nichts sei inszeniert, sagt er, vielmehr wurde der Vater heute von der syrischen Regierung unter Druck gesetzt.“ Der Kameramann, Mustafa Al Sarout, sagt: „Natürlich gibt es den Beweis, das Video, die Fotos und all die Leute die dort waren, da sind Zeugen vor Ort gewesen, da waren Reporter vor Ort, Sie wissen, dass es nichts gibt, was man in Aleppo verheimlichen kann.“

Ost-Ghouta Berichterstattung in der Kritik

Die bestialischen Käfigbilder aus Ost-Ghouta waren von 2015. Solange weiß das ZDF also schon davon, dass Assad-Gegner Frauen und Kinder versklaven, zur Schau stellen (was noch, wagt man sich kaum vorzustellen, weiß es aber von Gräueltaten in anderen Rebellengebieten, wo Massenvergewaltigungen und -morde stattfanden). So konnte man drei Jahre lang von „Regimegegnern“, „Oppositionellen“ und „Aktivisten“ schwurbeln und sie zu „Bürgerrechtlern“ umfrisieren, die gegen einen Diktator kämpfen (was Assad zwar ist, doch immer noch das kleinere Übel zu islamistischen Sklavenhalter-Regimen, wie man sie im IS, in Libyen usw. sieht).

Propaganda und Gegenpropaganda

ARD, ZDF & Co. überschlagen sich derzeit mal wieder in Anti-Assad-Propaganda, bringen aber kaum die Gegensichtweise (was ihnen ihre Staatsverträge als „Ausgewogenheit“ eigentlich vorschreiben, doch Programmbeschwerden bleiben juristisch wirkungslos). So berichtete etwa die staatliche syrische Nachrichtenagentur, dass Anschläge und Angriffe von Gruppen aus Ost-Ghouta immer wieder Zivilisten im von Assad kontrollierten Damaskus massakrieren. Von einer Granate der (laut ARD, ZDF & Co.) „gemäßigten Opposition“ wurde auch der Trakt mit Intensivstationen der Chirurgischen Klinik in der Baghdad-Straße in Damaskus getroffen.

Lawrow zu Krieg um Ost-Ghouta (Syrien) 2018

Am Donnerstag hatte der russische Außenminister Lawrow dem Westen vorgeworfen, die Angriffe auf Zivilisten in Damaskus, die aus Ost-Ghouta heraus erfolgen, in seiner Medien-Kampagne systematisch zu verschweigen. Die Position von Damaskus und Moskau: Westliche Länder würden die Terroristen in Ost-Ghouta schützen oder sogar mit ihnen zusammenarbeiten. Damaskus und Moskau wiederum sprechen nicht von den zivilen Opfern ihrer Angriffe auf die islamistischen Terroristen in Ost-Ghouta. Sie folgen damit der Medientaktik, die der Westen in Mossul anwandte.

Hier heißt es, wie Lawrow gestern sagte, dass al-Nusra die Zivilisten als menschliche Schutzschilde benutze, Leiden über sie bringe und sie nicht fortgehen lasse. Genauso wurde das Bombardement der US-Koalition etwa von Mossul und Raqqa gerechtfertigt. Beide Städte wurden großflächig zerstört, wie viele Zivilisten dabei ums Leben gekommen sind, ist unbekannt. Dort hatten keine White Helmets und andere Propagandatruppen Bilder von blutigen Kinderleichen an die Westmedien geliefert.

Rückblick auf Aleppo

Wochenlang bombardierten ARD & Co. uns 2016 mit manipulativen Bildern aus Aleppo, dem Zentrum des Bösen, der Hölle auf Erden, in der Satan Putin mit Beelzebub Assad Gräueltat um Gräueltat begehen sollen. Wie haben sie’s gemacht? Einen ihrer Leute bei der UNO platziert und diverse Propaganda-Twitter-Fakes geschaffen: „Wir lernen, dass Bana mit ihren Eltern und zwei Brüdern in Aleppo lebt“. Dort twitterten angebliche Opfer Putins täglich ihre frei erfundenen Leiden, die UNO leitete sie als Authentifizierungs-Amt an die Medien weiter, die sie ungeprüft als Wahrheit sendeten. Die dubiosen White Helmets hielten ein weinendes Kind nach dem anderen in die Kamera, die angeblichen Helfer (vom Londoner Geheimdienst gegründet, von dubiosen NGO wie CAMPACT beworben) sind jetzt wie vom Erdboden verschluckt.

Wie manipulativ die größte deutsche Nachrichtensendung, die ARD-Tagesschau bei ihrer Anti-Putin-Hetze vorging konnte man kürzlich durch simplen Vergleich mit der (auch nicht allzu unvoreingenommenen) Arte-Nachrichtensendung sehen: Während Arte noch zugab, auf die flüchtenden Menschen Aleppos werde geschossen, während sie versuchen in die von Assad geschickten Fluchtbusse zu kommen (dass da nur die vielgepriesenen „Rebellen“ auf Zivilisten schießen konnten, verschwieg freilich auch Arte), hieß es bei der ARD: Die Flucht wurde behindert „weil der Waffenstillstand gebrochen“ worden sei. Kein von wem oder wie und warum dazu: Das seit Jahren gegen die schießwütigen Kriegsverbrecher Assad und Putin (Beweise dafür stehen immer noch aus) verhetzte ARD-Publikum musste -so präpariert- einfach annehmen, dass auch hinter dieser Teufelei nun wieder die beiden Bösen von Aleppo stecken. Lügenpresse oder Lückenpresse? Jasminrevolution 2016

Erdogan und Gasangriffe gegen Kurden

Syria NNWest cc-by-sa-3.0

Manfred Gleuber

Setzten Ankaras Truppen verbotene Chemiewaffen ein? Türkischer Artilleriebeschuss auf das nordsyrische, von Kurden regierte Afrin soll ein Beispiel dafür dokumentieren. Bislang waren Meldungen über verbotene Giftgasangriffe in prowestlichen Medien meist mit Assad als Auftraggeber behauptet worden. Kritiker sahen dies als Kampagne, die von völkerrechtswidrigen NATO-Kriegseinsätzen in Syrien ablenken solle, und fordern bis heute Beweise. Nun scheint auch die Türkei Ziel einer solchen Kampagne seitens der Kurden zu werden oder tatsächlich zur verbrecherischen Gaswaffe gegriffen zu haben. Belege für Giftgasangriffe, die Assad zuschrieben wurden, überzeugten die Kritiker nicht, die aber im Gegenzug bereits mehrfach auf Ankara als möglichen Täter hinwiesen. Kann Ankara im Kampf um Afrin so verzweifelt sein, dies zu riskieren?

Den Gasangriff bestätigte ein behandelnder Arzt des Krankenhauses Afrin, Dr. Ciwan Efrin. »Bei uns wurden Zivilisten eingeliefert, die Symptome einer Chlorgasvergiftung aufwiesen. In dem entsprechenden Gebiet wurden auch Proben entnommen, um den Einsatz der chemischen Waffen nachzuweisen.« Sechs Menschen seien betroffen. Die Zivilisten hätten ausgesagt, dass das Gas nach Artilleriebeschuss von einem türkischen Grenzposten namens Siciye ausgetreten sei, erzählt der kurdische Arzt. Ähnliche Aussage galten ARD&Co. stets als Beweise für Gasangriffe seitens Assad, doch die Westmedien scheinen bei der verschwiegenen Annexion Nordsyriens durch die USA unkritisch auf der Seite der Westherrscher zu stehen.

Plausibel könnte die Verwendung der verbotenen Waffen nur deshalb sein, weil Ankara massiv in die Defensive geraten ist. Erdogans Streitmacht kann mehr als drei Wochen nach Beginn ihrer »Operation Olivenzweig« gegen die kurdische Republik in Afrin kaum militärische Erfolge vorweisen. Und seit einigen Tagen wurden Gerüchte von einer bevorstehenden Kooperation zwischen Damaskus und der mehrheitlich kurdischen Selbstverwaltung in Nordsyrien laut. »Es gibt Verhandlungen, aber bislang keine Verständigung«, beschrieb Saleh Muslim am Montag den Stand der Gespräche. Von kurdischer Seite aus sei allerdings nichts gegen ein Engagement syrischer Truppen im Kampf gegen die Türkei einzuwenden: »Was wir wollen, ist eigentlich selbstverständlich. Sie sollen die Grenzen und den Luftraum verteidigen. Als Damaskus in Gefahr war, riefen sie Russland zur Hilfe, um es zu verteidigen. Und jetzt? Ist Afrin kein Teil Syriens?« Gleichwohl werde man aber keine Rückkehr zum Status vor 2010 akzeptieren, also die Selbstverwaltung nicht aufgeben. »Das Regime will noch immer einen autoritären, despotischen Staat. Und das ist für die Bevölkerung nicht akzeptabel.« Der PYD-Vertreter Saleh Muslim soll sich zur restlosen Klärung des Vorfalls für eine internationale Untersuchung ausgesprochen haben: »Die Gegend, in der das geschehen ist, steht allen offen, die eine Untersuchung zu dem Vorfall durchführen wollen.«

Die westlichen Staaten signalisieren bislang kaum Interesse -entgegen ihrer sonstigen Praxis bei Verdacht auf Chemiewaffen: Berlin äußerte sich überhaupt nicht, Washington gab gegenüber der staatlichen türkischen Nachrichtenagentur Anadolu zu Protokoll, man halte den Einsatz von Giftgas durch Ankaras Truppen für »äußerst unwahrscheinlich«. Dabei wäre die Verwendung derartiger Waffen durch die beteiligten Kriegsparteien kein Novum: Ankara wurde im Verlaufe des Krieges gegen die Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) in den vergangenen Jahrzehnten mehrfach des illegalen Einsatzes von Chemiewaffen bezichtigt – in zumindest einem Fall im Jahr 1999 gilt er als nachgewiesen. Zudem kooperiert die Türkei bei ihrem Angriff auf Afrin mit einer aus diversen dschihadistischen Milizionären zusammengesetzten Hilfsarmee. Gruppen wie der »Islamische Staat« oder Hai’at Tahrir Al-Scham sind im Besitz von chemischen Waffen.

Bezeichnend waren in diesem Zusammenhang auch kürzlich erneut gegen Assad erhobene Giftgas-Anschuldigungen seitens von Westmedien präferierten Gruppen (die meist den Assad gegnern nahestehen). Die Türkei, Frankreich, Deutschland und andere haben in den vergangenen Jahren in dem von Aufständischen kontrollierten Idlib viel Geld in die militärische und zivile Infrastruktur investiert. Die Türkei, eigentlich Garantiemacht für das dortige Deeskalationsgebiet, hätte diese Investitionen schützen können und vermutlich sollen, konzentriert sich aber auf den Kampf gegen die Kurden. Damit blieb den anderen Staaten zum Schutz der oppositionellen Strukturen in Idlib nur der politische und mediale Gegenangriff.

Dazu dienten möglicherweise die erneuten Giftgasvorwürfe gegen Damaskus. Ob die syrische Armee tatsächlich jemals Giftgas eingesetzt hat, ist unbewiesen. Die Regierung weist alle Anschuldigungen zurück. Bei einer Sitzung des UN-Sicherheitsrates am vergangenen Montag verurteilte der syrische UN-Botschafter Munzer Munzer jeden Einsatz chemischer Waffen als Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Man werde jede Entscheidung des UN-Sicherheitsrates unterstützen, die herauszufinden hilft, wer diese Waffen in Syrien einsetzt. Der Diplomat erinnerte daran, dass Damaskus die Chemiewaffenkonvention unterzeichnet habe und das syrische Chemiewaffenarsenal erfolgreich vernichtet worden sei.

(Siehe auch Daniele Ganser zu False-flag Giftgasangriffen in Syrien)

Türkei will zu den 10 führenden Großmächten gehören

Den Einmarsch der Türkei in den Nordwesten Syriens wollte Russland nicht verhindern. Vermutlich auch deshalb, weil er Ausdruck widersprüchlicher Interessen der NATO-Partnerländer in der Region ist. Ankara, seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs zum Stützpfeiler der Ostfront der NATO aufgerüstet, war 2011 von USA und EU zunächst als großes Vorbild für die Länder der »arabischen Revolution« gehandelt worden. Das ist Vergangenheit. Ernüchtert von den falschen Versprechungen über eine Aufnahme in die EU und erbost über die Entscheidung der USA, die von Ankara verfolgten kurdischen Volksverteidigungseinheiten zu Bodentruppen der »Anti-IS-Koalition« zu machen und entsprechend auszurüsten, hatte die Türkei sich den östlichen Regionalmächten Russland und Iran zugewandt.

Für den 100. Jahrestag der Gründung der Republik Türkei im Jahr 2023 hatte Erdogan das ehrgeizige Ziel proklamiert, zu den zehn weltweit wichtigsten Wirtschaftsmächten zu gehören. Viel Zeit bleibt dafür nicht mehr. Den Krieg in Syrien mit eigenen Mitteln zu befeuern sollte ursprünglich dem Zweck dienen, die eigenen Getreuen in Gestalt der Muslimbruderschaft in Damaskus an die Macht zu bringen, um dadurch die türkische Einflusssphäre in der Region auszudehnen. Doch nach sieben Jahren Krieg liegt nicht nur die syrische Wirtschaft am Boden. Auch die Türkei hat ökonomische Rückschläge zu verkraften. Der Abschuss eines russischen Kampfjets zur Jahreswende 2015/16 führte zudem zu russischen Wirtschaftssanktionen, die dem Tourismusgeschäft und dem Außenhandel erheblich schadeten. Den gescheiterten Putsch im Juli 2016, dessen Hintergründe und Urheber noch immer unbekannt sind, bezeichnete Erdogan als »Segen Gottes«. In den Tagen und Wochen, die auf den Umsturzversuch folgten, ließ er Zehntausende tatsächliche oder vermeintliche Kritiker seiner Politik festnehmen oder entließ sie aus dem Staatsdienst.

Die starke oppositionelle Volkspartei HDP wurde kriminalisiert, ihre Abgeordneten, Bürgermeister, Vorsitzenden wurden verhaftet. Die Armeeführung, in deren Reihen es vielfach Kritik am Anti-Syrien-Kurs der Regierung gegeben hatte, wurde nahezu komplett ausgetauscht. Auf Druck der türkischen Wirtschaftsverbände stimmte Erdogan schließlich einer Mission des türkischen Auslandsgeheimdienstes zu, der den Kontakt zu Moskau wiederherstellte. Als Russland der Türkei neben der Aufhebung der Sanktionen auch neue Vereinbarungen über Öl- und Waffenlieferungen in Aussicht stellte, willigte Erdogan endgültig ein. NATO-Mitgliedschaft hin oder her, die Türkei kaufte ein russisches Raketenabwehrsystem und machte Zugeständnisse an der Syrien-Front.

Westmedien schrieen Zeter und Mordio, beklagten täglich zivile Opfer und mieden das Wort „menschliche Schutzschilde“ -obwohl die Islamisten dort die Bevölkerung zu solchen machte: Die Schlacht um Aleppo wurde im Dezember 2016 zugunsten der syrischen Armee und ihrer Verbündeten (Russland, Iran, Hisbollah) entschieden. Und die von Ankara unterstützten Kampfverbände wurden nach Idlib evakuiert. Türkische Truppen zogen zudem in den syrischen Grenzort Dscharabulus ein und besetzten in den folgenden Monaten das Gebiet zwischen Dscharabulus, Al-Bab und Asas mit eigenen Soldaten und/oder Kämpfern von verbündeten Kampfgruppen. Ziel dieser Operation war es, den Einfluss der kurdischen Volksverteidigungskräfte zu begrenzen. Die hatten das Ziel verfolgt, einen Korridor entlang der syrisch-türkischen Grenze von Kobani, Manbidsch, Asas bis nach Afrin zu öffnen, um die »Demokratische Föderation Nordsyrien« bis ans Mittelmeer auszudehnen.

Jetzt will die Türkei das kurdische Projekt im Nordwesten Syriens durch eine 30 Kilometer breite Pufferzone ersetzen und türkische Fahnen von Afrin bis zur irakischen Grenze hissen. In die so entstehenden türkisch kontrollierten »Schutzzonen« könnten dann syrische Flüchtlinge zurückgebracht und unter die Kontrolle einer von der Muslimbruderschaft dominierten Interimsregierung gestellt werden. Mit entsprechenden »Sicherheitskräften« vor den Toren des vom syrischen Staat kontrollierten Aleppo blieben die Spannungen in Syrien für lange Zeit erhalten. Für Ankara könnte das ein Ausgleich dafür sein, dass weder die Muslimbruderschaft in Damaskus an die Macht gekommen ist noch über Aleppo wieder – wie zur Zeit des Osmanischen Reiches – die türkische Fahne weht.

US-Besatzung in Nordsyrien

US-General Clapper

Warum hat Washington Ankara vor dessen Angriff auf Afrin nicht gewarnt? Vermutlich nicht, weil die USA eine Schutzzone im Norden Syriens als falsch erachtet würden. Aber die Kontrolle darüber soll in den Händen des US-Militärs bzw. von deren Verbündeten liegen. US-Außenminister Rex Tillerson sprach von vielen Missverständnissen hinsichtlich einer geplanten Grenzschutzarmee. Die werde es so nicht geben, versuchte er die Türkei zu beruhigen. Die USA wollten ein »friedliches, unabhängiges« Syrien, sagte er bei einer Rede vor dem Hoover Institut einen Tag vor dem türkischen Angriff? Ein Syrien »ohne Massenvernichtungswaffen« könne Millionen syrischer Vertriebener wieder aufnehmen. »Ein stabiles, vereintes und unabhängiges Syrien erfordert schließlich eine Post-Assad-Führung, um Erfolg zu haben«, so Tillerson.

Für die USA sei es »lebensnotwendig«, sich weiter militärisch in der Region zu engagieren, um Terroristen zu bekämpfen und deren Wiederauferstehung zu verhindern. Washington werde »eine militärische Präsenz in Syrien« aufrechterhalten, nicht zuletzt »um Al-Qaida zu verhindern, die noch immer im Nordwesten Syriens eine substantielle Präsenz und Operationsbasen besitzt«. Dem von Tillerson erläuterten Plan haben sich in Europa zumindest Deutschland und Frankreich angeschlossen. In Abstimmung mit Israel und Saudi-Arabien arbeiten sie seit Jahren an einer Schwächung Irans. Syrien – seit 1979 strategisch mit dem Iran verbunden und in den Augen des Westens und seiner Partner Ziel einer »schiitischen Expansion«? – soll entlang ethnischer und religiöser Zugehörigkeiten destabilisiert werden. Eine von Kurden angestrebte »Demokratische Föderation Nordsyrien« bietet dabei eine gute Grundlage und wird daher militärisch, politisch und finanziell unterstützt.

Der Türkei könnte von den USA und ihren EU-Partnern möglicherweise Idlib und/oder Afrin zugestanden werden. In Idlib hat bereits – mit Hilfe einer vom oppositionellen Syrischen Nationalrat (mit Sitz in Istanbul) selbst gewählten Interimsregierung – der Aufbau eigener Verwaltungsstrukturen begonnen. USA und EU wollen die Kontrolle über die von Kurden beanspruchten Gebiete der Provinzen Aleppo, Rakka und Hasaka behalten. Da dies einen Bruch mit dem Völkerrecht darstellt, spricht man in Washington, Brüssel, Paris und Berlin darüber sehr ungern in der Öffentlichkeit.

Seit 2014 sind in dem Gebiet mindestens 13 Militärbasen entstanden, auf denen die USA und ihre Verbündeten stationiert sind. Weitere Stützpunkte sind im Bau, die US-Armee festigt ihre Präsenz. Die »Demokratische Föderation Nordsyrien«, die damit de facto unter Besatzung steht, soll sich auf die Gebiete östlich des Euphrats beschränken. Dort liegt nicht nur die Kornkammer Syriens, sondern auch ein großer Teil der syrischen Ölressourcen. Außerdem wird von dieser Gegend aus die Wasserversorgung Nordostsyriens kontrolliert. Insgesamt 14 Dämme entlang des Euphrat und seiner Nebenflüsse wie des Khabur stehen heute de facto unter kurdischer bzw. US-amerikanischer Kontrolle.

Für die USA und die EU gilt heute in Syrien, was 1991 für die kurdischen Gebiete im Nordirak zutraf: Damals sollte die Zentralregierung in Bagdad destabilisiert werden, heute soll ein kurdischer Pufferstaat den syrischen Staat schwächen. Alle Staaten, in denen Kurden leben, könnten nach diesem Vorbild mit permanenter Unruhe rechnen. So unterschiedlich die Interessen Irans, Iraks, Syriens und der Türkei daher auch sind, die Schaffung eigenständiger kurdischer Staatsstrukturen – wie immer sie aussehen mögen – werden diese Länder nie akzeptieren.

Dass die Kurden mit ihrem Streben nach Selbstbestimmung und Autonomie nur Spielfiguren sind, zeigte sich im Oktober 2017 im Nordirak. In ihrer Gegnerschaft gegen das dort durchgeführte Unabhängigkeitsreferendum zogen Teheran und Bagdad alle Register. Die Kurden verloren die Ölfelder von Kirkuk und die Kontrolle der Grenzübergänge, die Flughäfen wurden geschlossen, und der Iran verhängte Wirtschaftssanktionen gegen Erbil. Die Türkei – jahrelang enger Partner des nordirakischen Präsidenten Barsani – drohte, kein Öl mehr aus den Kurdengebieten zu importieren und alle Flüge dorthin einzustellen.

Was für die politisch wenig revolutionären nordirakischen Kurden gilt, trifft auf die von der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) beeinflussten syrischen Kurden der Partei der demokratischen Union (PYD) schon lange zu. Ankara will sie vernichten und hat entlang der Grenze eine Mauer gebaut, Olivenbäume auf dem Land syrisch-kurdischer Bauern zerstört und die Grenzen für Hilfsgüter gesperrt. Die jetzige Invasion war lange angekündigt und folgt – unter Bruch völkerrechtlicher Bestimmungen – der Logik der Interessen des türkischen Staates.

Syrienkrieg: ZDF Propaganda-Meister in Filmmanipulation

Der kleine Omran aus Aleppo: Symbol für Kindesmissbrauch zu Propagandazwecken z.B.ZAPP

Daniela Lobmueh und Theodor Marloth

Das deutsche öffentlich-rechtliche Fernsehen ist nach Ansicht von Schweizer Medienkritikern führend in manipulativer Bearbeitung von Filmmaterial, manipulativer Übersetzungen, manipulativer Hintergrundmusik sowie Idealisierung der Konfliktpartei USA/NATO, insbesondere des US-Präsidenten Obama. Dies wurde im Detail nachgewiesen als man das ZDF als Vergleich zum Schweizer Rundfunk mit untersuchte. In deutschen Medien ging niemand auf diese Kritik ein. Als Medienkritiker treten dort vorwiegend bzw. so gut wie ausschließlich Pegida-Deppen mit „Lügenpresse“-Schildern auf. Pappkameraden für die Simulation von Selbstkritik bei ARD&ZDF. Hier folgt die Art Medienkritik, die Mainstreamer wegleugnen wollen: Konkret, genau, mit wissenschaftlicher Sorgfalt.

Das deutsche TV-Zombie-Publikum liebt das ZDF mit Claus Kleber und Gundula Gause. Im Windschatten des Propaganda-Flaggschiffs ARD-Tagesschau macht aber auch das ZDF seine Mainstreamer-Arbeit: Also Propaganda prowestlich pro USA/EU Geopolitik. Hier ein weiterer konkreter Fall. Untersucht wurde das ZDF von der Gruppe „Swiss Propaganda Research“, die es vorzieht, anonym zu bleiben -kein Wunder angesichts der Hexenjagd auf Daniele Ganser.  Ihr konkreter Fall ist die Berichterstattung des deutschen ZDF und des Schweizer SRF zu Aleppo 2016. Die Schweizer Kritik am SFR war hart, aber das ZDF schnitt noch schlechter ab, die ARD hatte Glück, nicht auch unter die Lupe genommen zu werden.

Konkret ging es um die Meldungen vom 20.9.2016 zum Angriff auf einen Hilfskonvoi von Syrisch-ArabischemRotes KreuzWasserratte – Wasserwacht Ortsgruppe Hammelburg ... Roten Halbmond/UNO bei Aleppo. Das Ereignis sorgte weltweit für Schlagzeilen und Bestürzung und war prädestiniert als Material für Kriegspropaganda gegen Assad und Putin, wie sie in Westmedien zu dieser Zeit verschärft betrieben wurde. Wie unser Medienmainstream im Detail und konkret die Nachrichten manipulierte wurde an diesem Beispiel akribisch nachgewiesen.

Die Studie von Swiss Propaganda Research heißt: „Geopolitische Propaganda im öffentlichen Rundfunk: Eine Analyse am Beispiel des Schweizer Radio und Fernsehens“ -unten deren Volltext-. Für das ZDF stellten die Schweizer Medienkritiker fest: Die manipulative Bearbeitung von Filmmaterial, manipulative Übersetzungen, manipulative Hintergrundmusik sowie Idealisierung der Konfliktpartei USA/NATO übertraf die Propagandawirkung des Schweizer Radio und Fernsehens.

Beim ZDF wurde konkret manipulative Videobearbeitung identifiziert, die mit einer manipulativen Falschübersetzung und manipulativen Suggestionen kombiniert wurde: Bei der ZDF-Einspielung einer Syrien-Rede des UN- Generalsekretärs Ban Ki-moon wurde der dritte Satz so umformuliert, dass aus allgemeiner Kritik des UN- Generalsekretärs die einseitige Anschuldigung Syriens und seiner Verbündeten wurde. Im Original lautete der Satz:

„Powerful patrons that keep feeding the war machine also have blood on their hands.“

Deutsch: „Mächtige Unterstützer, die die Kriegmaschinerie weiter füttern, haben auch Blut an ihren Händen.“

Der ZDF-Sprecher machte daraus jedoch: „Syriens mächtige Unterstützer, die seine Kriegsmaschine am Laufen halten, haben Blut an ihren Händen.“

Während Ban Ki-moon also alle Zulieferer von Waffen an alle Kriegsparteien kritisierte, inklusive der USA und Saudi Arabiens, bog das ZDF seinen erhobenen Zeigefinger so herum, dass er auf Russland zeigte -im Kontext des damalige Propaganda-Trommelfeuers gegen Putin (und evtl. auf den Iran). Ein klarer Verstoß gegen das Gebot der Parteinahme.

Im ZDF heute-journal wurde zu den Bildern des zerstörten Hilfskonvois eine emotionalisierende Hintergrundmusik eingespielt. Der Moderator sprach mit einer betont langsamen und schweren Stimme (Intonation), um die Schock- bzw. Propagandawirkung zu steigern.

Außerdem wurde im Beitrag des ZDF eine starke Idealisierung der Konfliktpartei USA/NATO festgestellt, die jene des Schweizer Fernsehens übertraf. Der US-Präsident Obama habe die „Aura eines Stars“ (im Hintergrund Jubeln) und er setze sich für die Menschenrechte ein usw. Dabei setzte das ZDF besonders raffiniert-manipulative Videoschnitte ein, sodass ein Applaus, der eigentlich dem UN-Generalsekretär galt, unmittelbar auf einen Ausschnitt aus der Rede Obamas folgte. Nur Schweizer Sorgfalt kann wohl solch hinterfotzigen Machenschaften auf die Schliche kommen. Fazit der Swiss Propaganda Research:

„Insbesondere in den Kategorien manipulative Bearbeitung von Filmmaterial, manipulative Übersetzungen, manipulative Hintergrundmusik sowie Idealisierung der Konfliktpartei USA/NATO wurde die Propagandawirkung des Schweizer Radio und Fernsehens noch übertroffen…“ und wenig überraschend: „Manipulationstechniken zugunsten der Konfliktpartei Syrien/Russland“ fanden die Schweizer im ZDF nicht, aber einen „deutlichen Propagandaeffekt zugunsten der Konfliktpartei USA/NATO“.

Die Schweizer achteten besonders auf folgende Haupt-Botschaften der Kriegspropaganda:

1. Das feindliche Lager trägt die alleinige Schuld am Krieg

2. Wir sind friedliebend und wollen den Krieg eigentlich nicht

3. Der Feind hat dämonische Züge

4. Wir kämpfen für eine gute Sache, der Feind für eigennützige Ziele

5. Der Feind begeht mit Absicht Grausamkeiten, bei uns ist es Versehen

6. Der Feind verwendet unerlaubte Waffen (z.B. Fassbomben und Giftgas!)

7. Unsere Verluste sind gering, die des Gegners aber enorm

8. Unsere Sache wird von Künstlern und Intellektuellen unterstützt

9. Unsere Mission ist heilig

10. Wer unsere Berichterstattung in Zweifel zieht, ist ein Verräter

Das Schweizer Radio und Fernsehen: Eine Propaganda-Analyse

Swiss Propaganda Research: Das Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) leistet mit seinen Nachrichten- und Informationssendungen einen wichtigen Beitrag zur öffentlichen Meinungsbildung in der Schweiz. Doch wie objektiv und kritisch berichtet das SRF über geopolitische Themen? Um dies zu überprüfen, wurde erstmals eine systematische Analyse der SRF-Berichterstattung zu einem geopolitischen Ereignis durchgeführt.

Die Resultate sind alarmierend: In allen untersuchten Beiträgen des SRF wurden Propaganda- und Manipulationstechniken auf redaktioneller, sprachlicher und audiovisueller Ebene festgestellt. Beispiele sind die Zuteilung von Redezeit an nur eine Konfliktpartei, die intransparente Kennzeichnung von Drittquellen, die Auslassung von Kontext, tendenziöse Formulierungen, unbelegte Behauptungen und Suggestionen, manipulative Bearbeitungen von Filmmaterial sowie Falschübersetzungen. Alle verwendeten Manipulationstechniken fielen zugunsten der Konfliktpartei USA/NATO aus. Insgesamt muss somit von einer einseitigen, selektiv-unkritischen und wenig objektiven Berichterstattung durch das Schweizer Radio und Fernsehen gesprochen werden. Mögliche Ursachen für diesen Befund werden diskutiert.

Die Schweizer Medienkritiker untersuchten auch Schweizer Medien, Deutsche Medien, US-Medien, Nachrichtenagenturen Reuters/afp-dpa/ap, der Propagandamatrix von CFR/deep state USA .

Hintergrund von Swiss Propaganda Research:

Ob Schweizer Fernsehen oder Lokalradio, ob Boulevard oder NZZ: Wenn es um Geopolitik und Kriege geht, berichten die etablierten Medien selbst in der offiziell neutralen Schweiz erstaunlich gleichartig und einseitig.

Sie tun dies womöglich nicht ganz freiwillig, denn die Schweiz steht unter Druck. Eine allzu objektive Berichterstattung oder die Verwendung »feindlicher« Quellen könnte unangenehme politische und wirtschaftliche Konsequenzen für das erfolgreiche Alpenland haben.

Die Schweiz ist nicht Mitglied in der NATO, trat jedoch 1996 der sog. NATO Partnership for Peace und 1997 dem Euro-Atlantischen Partnerschaftsrat bei – jeweils ohne Volksabstimmung. Seitdem wird das Schweizer Militär als Hilfstrupp im Nachgang von mitunter völkerrechtswidrigen Kriegen eingesetzt, so im Kosovo (KFOR), in Bosnien (EUFOR/Althea) und in Afghanistan (ISAF).

Ob Schweizer Medien trotz NATO-Partnerschaft kritisch über Militäreinsätze und Regime Changes der US-Allianz berichten dürfen, ohne dass dies als »feindliche Propaganda« gewertet wird?

Die einseitige Darstellung der Kriege in Jugoslawien, Afghanistan, Irak, Libyen, Syrien, Jemen, der Ukraine und vieler weiterer Konf?likte deutet jedenfalls nicht darauf hin. An wirtschaftlichen Sanktionen muss sich die Schweiz auf Druck der USA schon seit 1951 beteiligen. Journalisten, die diese Verletzung der Neutralität damals kritisierten, erhielten 15 Monate Gefängnis wegen Landesverrats.

Zensur und Selbstzensur bei geopolitischen Konflikten sind auch in der Schweiz also keineswegs unbekannt, wie ein Blick in die Geschichte zeigt. Um das Land keinen unnötigen Risiken auszusetzen, mussten sich Medien und sogar Buchverlage während des Ersten und Zweiten Weltkriegs und während des Kalten Kriegs stets an einen politisch definierten Meinungskorridor halten, der sich an den weltweiten Kräfteverhältnissen orientierte. Ob dies im heutigen Global War on Terror und dem Neuen Kalten Krieg wohl anders ist?

Aufgrund der Medienkonzentration werden inzwischen zudem über 90% des Schweizer Marktes von nur fünf großen Medienhäusern kontrolliert: Tamedia, Ringier, NZZ Medien, AZ Medien und SRG (siehe Infografik). Eine echte Medienvielfalt entstand mithin erst durch das Internet – obschon auch hier versucht wird, die Zensurschraube anzuziehen.

srf-propaganda-analyse-600

Geopolitische Propaganda im öffentlichen Rundfunk: Eine Analyse am Beispiel des Schweizer Radio und Fernsehens

Eine Studie von Swiss Propaganda Research, PDF auf https://swprs.org/srf-propaganda-analyse/

Oktober 2016

„Die SRG trägt zur freien Meinungsbildung des Publikums bei durch umfassende, vielfältige und sachgerechte Information insbesondere über politische, wirtschaftliche und soziale Zusammenhänge.“ — Aus der Konzession des Schweizer Radio und Fernsehens

Das Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) leistet mit seinen Nachrichten- und Informationssendungen einen wichtigen Beitrag zur öffentlichen Meinungsbildung in der Schweiz. Doch wie objektiv und kritisch berichtet das SRF über geopolitische Themen? Um dies zu überprüfen, wurde erstmals eine systematische Analyse der SRF-Berichterstattung zu einem geopolitischen Ereignis durchgeführt.

Die Resultate sind alarmierend: In allen untersuchten Beiträgen des SRF wurden Propaganda- und Manipulationstechniken auf redaktioneller, sprachlicher und audiovisueller Ebene festgestellt. Beispiele sind die Zuteilung von Redezeit an nur eine Konfliktpartei, die intransparente Kennzeichnung von Drittquellen, die Auslassung von Kontext, tendenziöse Formulierungen, unbelegte Behauptungen und Suggestionen, manipulative Bearbeitungen von Filmmaterial sowie Falschübersetzungen.

Alle verwendeten Manipulationstechniken fielen zugunsten der Konfliktpartei USA/NATO aus. Insgesamt muss somit von einer einseitigen, selektiv-unkritischen und wenig objektiven Berichterstattung durch das Schweizer Radio und Fernsehen gesprochen werden. Mögliche Ursachen für diesen Befund werden diskutiert.

Inhaltsübersicht

1. Das Untersuchungsmodell

2. Untersuchte Beiträge

3. Ergebnisse

4.1. Manipulationstechniken

4.2. Propagandabotschaften

4.3.Schlussfolgerungen

Anhang: Manipulationstechniken im ZDF

-2-

1. Das Untersuchungsmodell

Für die vorliegende Studie wurde ein zweiteiliges Untersuchungsmodell verwendet, bestehend aus rund 25 medialen Manipulationstechniken einerseits sowie zehn Botschaften der Kriegspropaganda (basierend auf Ponsonby-Morelli) andererseits:

Mediale Manipulationstechniken

1. Redaktionelle Techniken a. Themenauswahl: Einseitige Auswahl, Gewichtung oder Platzierung b. Schlagzeilen: Einseitige Wahl von Titel, Untertitel oder Zwischentitel c. Konfliktparteien: Einseitige Zuteilung von Text oder Redezeit d. Drittquellen: Einseitige Auswahl oder intransparente Kennzeichnung e. Interviews/Gäste: Einseitige Auswahl, Bezeichnung oder Gesprächsführung f. Kontext: Sinnverändernde Auslassung von Kontextinformation 2. Sprachliche Techniken a. Unterstellungen; unbelegte oder falsche Behauptungen b. Manipulative Wortwahl, Formulierungen, Bezeichnungen c. Manipulative Suggestionen, Insinuationen, Assoziationen d. Manipulative Übersetzungen und Zitierungen 3. Audiovisuelle Techniken a. Manipulative Verwendung von Bild-, Ton- oder Filmmaterial b. Manipulative Bearbeitung von Bild-, Ton- oder Filmmaterial c. Manipulativer Einsatz von Hintergrundmusik d. Manipulative Mimik, Gestik, Intonation 4. Weitere Techniken a. Berufung auf Autorität oder Prestige b. Diffamieren; Diskreditieren; Verhöhnen c. Idealisieren; Bagatellisieren; Verbrämen d. Emotionalisieren; Personalisieren; Pauschalisieren e.Andere Manipulationstechniken;

Botschaften der Kriegspropaganda

1. Das feindliche Lager trägt die alleinige Schuld am Krieg

2. Wir sind friedliebend und wollen den Krieg eigentlich nicht

3. Der Feind hat dämonische Züge

4. Wir kämpfen für eine gute Sache, der Feind für eigennützige Ziele

5. Der Feind begeht mit Absicht Grausamkeiten, bei uns ist es Versehen

6. Der Feind verwendet unerlaubte Waffen

7. Unsere Verluste sind gering, die des Gegners aber enorm

8. Unsere Sache wird von Künstlern und Intellektuellen unterstützt

9. Unsere Mission ist heilig

10. Wer unsere Berichterstattung in Zweifel zieht, ist ein Verräter

-3-

2. Untersuchte Beiträge

Untersucht wurde die Berichterstattung des Schweizer Radio und Fernsehens (SRF) vom 20. September 2016 zum Angriff auf einen Hilfskonvoi des Syrisch-Arabischen Roten Halbmonds und der UNO in der Nähe von Aleppo am Tag zuvor. Es handelt sich dabei um ein Ereignis im Rahmen des Syrienkrieges, das weltweit für Schlagzeilen und Bestürzung gesorgt hat.

Ein LKW des zerstörten Hilfskonvois (SRF)

Ausgewertet wurden folgende Sendungen des Schweizer Radio und Fernsehens (die Links führen direkt zur entsprechenden Sendung im SRF-Medienplayer):

Die Tagesschau am Mittag (TM) um 12:45 Uhr

Die Tagesschau-Hauptausgabe (TH) um 19:30 Uhr

Die Sendung 10 vor 10 (ZZ) um 21:50 Uhr

Das Echo der Zeit (EZ) des Schweizer Radios um 18:00 Uhr

Die untersuchten Beiträge (Gesamtlaufzeit 21 Minuten und 24 Sekunden) wurden transkribiert und schriftlich sowie audiovisuell auf die im ersten Kapitel vorgestellten Manipulationstechniken hin ausgewertet. Identifizierte Techniken wurden in Manipulation zugunsten oder zulasten der Konfliktpartei USA/NATO eingeteilt. In einem zweiten Schritt wurde ausgewertet, ob und ggf. welche Propagandabotschaften durch die Beiträge des SRF transportiert wurden.

Die vier untersuchten Sendungen des Schweizer Radio und Fernsehens (SRF)

(Anm. Tabellen: siehe PDF-Originaldokument)

-4-

3. Ergebnisse

3.1. Manipulationstechniken Im Folgenden werden die Untersuchungsresultate sortiert nach Manipulationstechnik präsentiert. Im Anschluss folgt eine zusammenfassende Darstellung der transportierten Propagandabotschaften.

{1} Redaktionelle Manipulationstechniken

{1a} Themenauswahl, Gewichtung und Platzierung: Das Schweizer Fernsehen widmete dem Angriff auf den Hilfskonvoi in den untersuchten Sendungen folgende Beiträge:

? Tagesschau am Mittag: Hauptthema; 04:30 Minuten: ca. 30% der Sendezeit ? Tagesschau-Hauptausgabe: Hauptthema; 06:11 Minuten; ca. 25% der Sendezeit ? Echo der Zeit: Hauptthema; 09:23 Minuten; ca. 20% der Sendezeit ? 10 vor 10: Im hinteren Teil der Sendung; 01:20 Minuten; ca. 8% der Sendezeit

Mit Ausnahme der spätabendlichen Sendung 10 vor 10 wurde über das Thema somit sehr prominent und umfangreich berichtet. Angesichts der Tragik des Ereignisses (Angriff auf einen Hilfskonvoi zur Versorgung des belagerten Aleppos) und den internationalen Reaktionen erscheint die Auswahl und Priorisierung des Themas jedoch gerechtfertigt.

Für die objektive Beurteilung der Themengewichtung ist zudem ein Vergleich mit der Berichterstattung über ähnliche Ereignisse hilfreich. Beispielsweise wurde die Stadt Aleppo bereits im Jahre 2013 von Juli bis Oktober für rund drei Monate belagert und von der Außenwelt abgeschnitten. Hilfslieferungen wurden blockiert und Zivilisten, die Nahrungsmittel oder Medikamente in die belagerten Stadtteile bringen wollten, bedrängt oder getötet. Verglichen mit 2016 waren damals sogar fünf bis zehn Mal mehr Menschen von der Blockade betroffen. Im Unterschied zu 2016 fand die Belagerung von 2013 indes nicht durch die Regierung, sondern durch die Rebellen statt, die damals auf dem Vormarsch waren, 2016 jedoch in die Defensive gerieten.

Eine Suche im Archiv des Schweizer Radio und Fernsehens ergibt jedoch keinen Beitrag zu dieser Belagerung vom Sommer 2013. Auch eine chronologische Übersicht zum Syrienkonflikt vom Oktober 2013 auf der Internetseite des SRF erwähnt die Belagerung nicht. Dies könnte darauf hindeuten, dass das Schweizer Radio und Fernsehen die Berichterstattung über solche Ereignisse unterschiedlich gewichtet, je nachdem, ob Verbündete oder Gegner der Konfliktpartei USA/NATO betroffen sind.1 Für eine abschließende Bewertung dieser Frage wäre indes eine longitudinale Analyse über einen längeren Zeitraum erforderlich.

Fußnote 1

Über die Belagerung von Aleppo durch die Rebellen im Sommer 2013 wurde von den meisten deutschsprachigen Medien nicht oder nur am Rande berichtet. Die NZZ erwähnte die beginnende Belagerung und Aushungerung am 10. Juli mit einem Satz („Im Norden belagern die Rebellen hingegen die von der Armee gehaltene Hälfte von Aleppo und versuchen, diese auszuhungern.“) sowie am 13. Juli in einem Absatz („So protestierten in Aleppo diese Woche Hunderte gegen die Blockade, welche die Rebellen gegen die von der Regierung kontrollierten Stadtteile verhängt hatten. In die betroffenen Viertel gelangten keine Lebensmittel und Medikamente, und Aktivisten wiesen warnend darauf hin, dass dort schnell der Hunger einziehen könnte. Aufständische Kämpfer gingen am Dienstag mit Schusswaffen gegen die Demonstranten vor und sollen einen von diesen getötet haben. Dass Kämpfer, die sich als Verteidiger des Islams aufspielen, zu Beginn des Fastenmonats Ramadan ganze Stadtviertel aushungern, hat sie kaum beliebter gemacht.“) Die folgenden drei Monate, bis zur Sprengung der Belagerung im Oktober, berichtete die NZZ indes nicht mehr über die Blockade der rund 2 Millionen Menschen.

-5-

{1b} Schlagzeilen: Das SRF wählte für die untersuchten Beiträge folgende Schlagzeilen:

? „UNO stoppt Hilfe“ (TM) ? „Grausam und verwerflich“ (ein Zitat des UN-Generalsekretärs) (TH) ? Keine Schlagzeile (ZZ) ? „Die Waffenruhe in Syrien ist gescheitert, ein Hilfskonvoi wird bombardiert. Die USA, Russland und Syrien schieben sich die Schuld zu.“ (EZ)

Der Titel der Tagesschau-Hauptausgabe ist als eher emotional einzustufen {4d}, aber aus geopolitischer Sicht kann bei keinem der gewählten Titel a priori von einem Propagandaeffekt gesprochen werden. Auf den Titel der Radiosendung Echo der Zeit, der das Ende der Waffenruhe sprachlich mit dem Angriff auf den Hilfskonvoi verknüpft, wird bei den Assoziationen unter Punkt {2} noch eingegangen.

{1c} Konfliktparteien: In den untersuchten Beiträgen des SRF kam lediglich die Konfliktpartei USA/NATO selbst zu Wort. Dies geschah in Person des US-Außenministers (TM, 02:26) und des US- Präsidenten (TH, 03:43), die ihre Sicht des Vorfalls darlegen konnten. Die Konfliktpartei Syrien/Russland kam hingegen, ungeachtet der gegen sie erhobenen Vorwürfe, in keiner der untersuchten Sendungen zu Wort. Bei der Verteilung der Redezeiten auf die Konfliktparteien besteht somit ein deutlicher Propagandaeffekt zugunsten der Konfliktpartei USA/NATO.

Redezeit: Vertreter der Konfliktpartei USA/NATO (SRF)

{1d} Drittquellen: Das Schweizer Radio und Fernsehen verwendete in den untersuchten Sendungen insgesamt vier verschiedene Drittquellen, d.h. Quellen, die nicht direkt zu einer der Konfliktparteien gehören: ? die UNO (TM 01:50; TH 01:07, 02:32, 03:15; ZZ 18:55; EZ 02:20) ? Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte (TM 01:20; EZ 02:53) ? Die Organisation Syrian Civil Defence bzw. White Helmets (TM 01:30) ? Die Medienorganisation Aleppo24 (ZZ 18:37)

Während die UNO als neutral anzusehen ist, sind die drei anderen Organisationen der syrischen Opposition und mithin der Konfliktpartei USA/NATO zuzurechnen: Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte hat ihren Sitz in London und wird von einem syrischen Exilanten geleitet; die White Helmets werden unter anderem von den USA, England und Deutschland finanziert und operieren ausschließlich auf dem Gebiet der syrischen Rebellen; und Aleppo24 wird von der Nachrichtenagentur AP als eine „Syrian anti-government group“ beschrieben.

-6-

Das SRF machte die politische Zugehörigkeit der drei syrischen Organisationen – immerhin die einzigen Zeugen des Angriffs – indes nicht transparent, sondern sprach stattdessen allgemein von „Hilfsorganisation“ oder „Amateurvideo“, sodass dem Publikum eine vermeintliche Neutralität suggeriert wurde. Einzige Ausnahme war das Echo der Zeit, welches die „Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte“ korrekt als „oppositionsnah“ bezeichnete.

Keine der verwendeten Drittquellen war indes der Konfliktpartei Syrien/Russland zuzurechnen. Bei der Verwendung und Kennzeichnung von Drittquellen durch das SRF besteht somit ebenfalls ein deutlicher Propagandaeffekt zugunsten der Konfliktpartei USA/NATO.

Drittquelle: Die „White Helmets“ (SRF)

{1e} Interviews: Interviews wurden, von den SRF-eigenen Korrespondenten abgesehen, nur eines geführt: Im Echo der Zeit (EZ, 08:39 bis 15:01) mit einem Vertreter der deutschen Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP). Die SWP wird hauptsächlich von der deutschen Bundesregierung und somit von einem Mitglied der Konfliktpartei USA/NATO finanziert. Der Leiter der SWP ist denn auch Mitglied in zahlreichen hochkarätigen Transatlantik-Netzwerken. 2012 organisierte die SWP zusammen mit einer US-Organisation zudem eine Serie von Workshops mit syrischen Oppositionellen und Rebellen, um die Zeit nach dem Regierungssturz zu planen (Projekt »Day After«). Bei der SWP muss mithin von einem transatlantischen Think Tank gesprochen werden, der klar der Konfliktpartei USA/NATO zuzuordnen ist.

Die Moderatorin des Interviews machte die politische Verortung der SWP und ihres Vertreters jedoch nicht transparent, sondern sprach neutral vom „Nahost-Experten der deutschen Stiftung Wissenschaft und Politik“ (vgl. auch Technik {4a}: Berufung auf Autorität).

Im Interview kam die geopolitische Orientierung des Gesprächspartners allerdings deutlich zum Ausdruck und kulminierte in der Aussage, ein sich kurz zuvor ereigneter amerikanischer Luftangriff auf syrische Truppen sei „natürlich eine ganz große Katastrophe“, nicht jedoch wegen der Toten und Verletzten, sondern „weil dieser Angriff der Amerikaner den Russen und auch den Syrern die Möglichkeit gegeben hat, ihnen jetzt das Ende des Waffenstillstands in die Schuhe zu schieben.“ (EZ, 13:03)

Der Effekt des Interviews wurde noch verstärkt, indem die Moderatorin die geopolitisch deutlich gefärbten Aussagen des SWP-Experten – mit einer Ausnahme (EZ 10:28) – nicht hinterfragte. Auf den Inhalt des Interviews wird unter Punkt {2} zu den sprachlichen Techniken noch genauer eingegangen.

Neben der direkten Redezeit und den Drittquellen wurde vom SRF somit auch das einzige Interview der Konfliktpartei USA/NATO zugeteilt, die politische Verortung des Interviewpartners nicht transparent gemacht, und seine Aussagen kaum hinterfragt. Insgesamt muss daher auch in der Dimension Interviews/Gäste von einem deutlichen Propagandaeffekt zugunsten der Konfliktpartei USA/NATO gesprochen werden.

-7-

{1f} Auslassung von Kontext: Eine Auslassung von relevanter Kontext- und Hintergrundinformation konnte in den untersuchten Beiträgen des Schweizer Radio und Fernsehens verschiedentlich festgestellt werden. Drei Beispiele: ? In allen Sendungen wurde davon gesprochen, dass die syrische Regierung die Waffenruhe beendigt hatte, jedoch nirgends erwähnt, aus welchem Grund dies geschah: Die syrische Regierung machte über 300 dokumentierte Verletzungen der Waffenruhe durch die Rebellen geltend sowie den erwähnten US-Luftangriff auf syrische Truppen. ? In keiner der Sendungen wurde erwähnt, dass die Rebellen im eingekesselten Ost-Aleppo die geplanten Hilfslieferungen explizit ablehnten und sogar öffentliche Demonstrationen dagegen veranstalteten. Auch der Chef der Al-Nusra-Rebellen, die den Zielort des Konvois kontrollierten, erklärte bereits vorab in einem Interview mit dem Fernsehsender Al-Jazeera, dass er die Hilfslieferungen nicht akzeptieren werde. Der Grund für diese Ablehnung bestand darin, dass die Rebellen Hilfslieferungen, die von der syrischen Regierung genehmigt werden mussten, als Erniedrigung empfanden. ? In allen Beiträgen wurde von vermuteten oder tatsächlichen Luftangriffen gesprochen, mögliche alternative Szenarien oder Erklärungen für die Zerstörung des Konvois jedoch nicht erwähnt (beispielsweise eine Zerstörung durch Artillerie, einen Brand, eine Explosion oder eine bewaffnete Drohne).

Durch solche Auslassungen von Kontextinformation wurde die Aufmerksamkeit des Publikums auf ein bestimmtes Szenario bzw. Narrativ gelenkt. Dieser Effekt ist oftmals mit sprachlichen Techniken wie Insinuationen oder Suggestionen kombiniert und dadurch verstärkt worden (siehe Punkt {2c}).

Ein weiteres Beispiel für eine Auslassung betrifft den Umstand, dass die Konfliktpartei Syrien/Russland ungeachtet der gegen sie erhobenen Anschuldigungen in keinem der Beiträge selbst zu Wort kam. In der Tagesschau am Mittag wurde dies noch wie folgt zu begründen versucht:

(02:47) Sprecherin: „Das syrische Militär äußerte sich zunächst nicht zu dem Vorfall.“

Dabei ließ die Sprecherin unerwähnt, dass bereits am Vormittag das russische Militär eine Verwicklung sowohl der russischen wie der syrischen Luftwaffe dementiert hatte.

In allen identifizierten Fällen von ausgelassener Kontext- und Hintergrundinformation fiel dies zu Ungunsten der Konfliktpartei Syrien/Russland aus. Somit muss auch in dieser Kategorie von einem deutlichen Propagandaeffekt zugunsten der Konfliktpartei USA/NATO gesprochen werden.

{2} Sprachliche Techniken

{2a} Unterstellungen, unbelegte oder falsche Behauptungen: Das SRF machte in seiner Berichterstattung zum Angriff auf den Hilfskonvoi mehrere unbelegte und sogar einige falsche Behauptungen. Dies geschah primär im Zusammenhang mit der Frage, ob es sich beim Angriff auf den Konvoi um einen Luftangriff gehandelt hat. Diese Frage ist deshalb brisant, weil für einen Luftangriff vermutlich nur die syrische oder russische Luftwaffe in Betracht käme (wobei auch ein Drohnenangriff einer anderen Partei denkbar wäre, was vom SRF jedoch nicht in Betracht gezogen wurde, siehe Punkt {1f}).

Details zu Art und Urhebern des Angriffs blieben den ganzen Untersuchungszeitraum über unklar. Die Konfliktpartei USA/NATO sprach von Anbeginn von einem russischen oder syrischen Luftangriff. Die Konfliktpartei Syrien/Russland dementierte, einen Luftangriff geflogen zu haben. Der Rote Halbmond machte in seiner schriftlichen Pressemitteilung zur Art des Angriffs keine Angaben. Auch die UNO sprach in ihren Stellungnahmen am 19. und 20. September 2016 allgemein von einem „Angriff“.

-8-

Am Nachmittag des 20. Septembers war in einer Pressemitteilung der UNO indes von einem „Luftangriff“ die Rede. Dies wurde jedoch wenige Minuten später korrigiert: Es habe sich um einen „Entwurfsfehler“ gehandelt, zur Art des Angriffes könne man noch keine Angaben machen. Dessen ungeachtet sprach das SRF in allen Beiträgen von einem Luftangriff, meist sogar explizit von einem syrischen oder russischen Luftangriff: ? Tagesschau am Mittag: „Die Vereinten Nationen reagierten mit Fassungslosigkeit auf den Luftangriff.“ (01:50) und „Der Angriff kam entweder von syrischen oder russischen Flugzeugen. Dies steht für die USA außer Frage.“ (02:13). ? Tagesschau am Abend: „Allerdings deutet viel daraufhin, dass die syrische oder die russische Luftwaffe dahintersteckt.“ (01:28), „Ein Konvoi der UNO und des Roten Halbmondes wird von der Luft aus bombardiert.“ (02:14) und „Der Angriff soll entweder von syrischer oder russischer Seite gekommen sein. Für die USA ist das klar.“ (02:52). ? 10 vor 10: „nach dem offenbar vorsätzlichen Luftangriff auf einen Hilfskonvoi“ (18:00), „Der Konvoi mit Hilfsgütern wurde gestern Abend gezielt aus der Luft bombardiert.“ (18:18) und „Im Verdacht stehen die syrische Armee oder die verbündete russische Luftwaffe.“ (18:37). ? Echo der Zeit: „Vergangene Nacht wurde ein Hilfskonvoi in Syrien in der Nähe von Aleppo von der Luft aus angegriffen.“ (01:07) und „Ein Konvoi wurde vergangene Nacht sogar aus der Luft angegriffen.“ (08:17).

Das SRF übernahm mithin das noch unbelegte Narrativ der Konfliktpartei USA/NATO, ohne alternative Szenarien zu erwähnen (Auslassung von Kontext, siehe Punkt {1f}). Die journalistisch erforderliche, kritische Distanz zu allen Parteien war in den untersuchten Sendungen nicht gegeben.

Zahlreiche Unterstellungen und unbelegte Behauptungen fanden sich zudem im Interview mit dem Vertreter der deutschen Stiftung Wissenschaft und Politik im Echo der Zeit (siehe {1e}). Diese wurden in der Untersuchung jedoch nicht dem SRF angerechnet. Einige Auszüge:

(08:50) Interviewpartner: „Ich denke, dass der wichtigste Grund für das Scheitern der Waffenruhe der Unwille der Regierung und auch ihrer Verbündeten ist, überhaupt die Waffen schweigen zu lassen. (…)“ (09:18) Interviewpartner: „(…) In den letzten Tagen scheint es auf russischer Seite aber doch eher so zu sein, dass das Interesse bei Ihnen an diesem Waffenstillstand nicht so sehr ausgeprägt ist.“

(09:54) Interviewpartner: „(…) Aber mein Eindruck ist, dass sie [die Russen] das nicht so ernst genommen haben, und dass sie nur nach einer Möglichkeit gesucht haben, das Scheitern der Waffenruhe den Amerikanern anzuhängen.“

(10:28) Interviewpartner: „(…) Jetzt sehen wir aber in den letzten Tagen, dass die Russen offensichtlich gar keine großen Bemühungen unternehmen, um ihren Verbündeten in die Schranken zu weisen, also das Assad-Regime.“

Unterstellungen, unbelegte oder falsche Behauptungen zulasten der Konfliktpartei USA/NATO konnten in den Beiträgen des SRF hingegen nicht identifiziert werden. Insgesamt muss somit auch in dieser Kategorie von einem Propagandaeffekt zugunsten der Konfliktpartei USA/NATO gesprochen werden.

-9-

{2b} Wortwahl, Formulierungen, Bezeichnungen: Das Schweizer Radio und Fernsehen verwendete im Allgemeinen eine neutrale Wortwahl. Die Konfliktpartei Syrien wurde zumeist neutral als „Syrische Regierung“ bezeichnet, einige Male aber auch abwertend als „Syrisches Regime“ (TH 03:00, EZ 08:17).

Eine klar tendenziöse Wortwahl fand sich hingegen in den Interview-Antworten des Vertreters der deutschen Stiftung Wissenschaft und Politik (siehe {1e} und {2a}): Dieser sprach repetitiv von „Assad-Regime“, pauschal von „russischer und syrischer Propaganda“, oder davon, dass die Konfliktpartei Russland „die Verantwortung den Amerikanern in die Schuhe schieben“ wolle. Diese abwertenden Formulierungen wurden in der Untersuchung jedoch nicht dem SRF angerechnet.

In der Tagesschau am Mittag und in der Tagesschau am Abend kam zudem eine manipulative Syntax (Wort- und Satzstellung) zur Anwendung: ? Tagesschau am Mittag: (02:13) Sprecherin: „Der Angriff kam entweder von syrischen oder russischen Flugzeugen. Dies steht für die USA außer Frage.“ ? Tagesschau am Abend: (02:52) Sprecherin: „Der Angriff soll entweder von syrischer oder russischer Seite gekommen sein. (Kunstpause). Für die USA ist das klar.“

In beiden Fällen wird im ersten Satz eine unbelegte Behauptung dem Publikum als Tatsache präsentiert (im zweiten Beispiel verstärkt durch die anschließende Kunstpause). Danach folgt keine Einschränkung, sondern der Zusatz, dass dieser Umstand für die USA „außer Frage stehe“ bzw. „klar sei“ – wobei nicht gesagt wird, worauf sich diese Aussage stützt bzw. dass dafür keine Belege vorgelegt wurden {1f}. Journalistisch korrekt wäre es in beiden Fällen, die (unbelegte) Behauptung klar als solche zu kenn- zeichnen und den Autor (hier die Konfliktpartei USA) zu Beginn zu nennen.

Variante mit gegenteiliger Wirkung: Sprecherin: „Der Angriff kam entweder von amerikanischen oder türkischen Flugzeugen. Dies steht für Russland außer Frage.“

Eine weitere manipulative Formulierung wurde im Beitrag von 10 vor 10 identifiziert:

(18:37) Sprecher: „Im Verdacht stehen die syrische Armee oder die verbündete russische Luftwaffe.“

Hier sagt der Sprecher, „die syrische oder russische Luftwaffe“ stünden „im Verdacht“, aber er sagt nicht, durch wen, sodass ein „allgemeiner Verdacht“ suggeriert wird (vgl. Punkt {2c}: Suggestionen). Bei obiger Satzkonstruktion wie auch bei diesem Beispiel zeigt sich erneut, dass das Schweizer Radio und Fernsehen tendenziell die Sichtweise der Konfliktpartei USA/NATO übernimmt und transportiert.

Manipulative Formulierungen zulasten der Konfliktpartei USA/NATO konnten in den Beiträgen des SRF nicht identifiziert werden. Insgesamt ergibt sich somit auch in dieser Kategorie ein Propagandaeffekt zugunsten der Konfliktpartei USA/NATO, der jedoch – mit Ausnahme des Interviewpartners der Stiftung Wissenschaft und Politik – vergleichsweise moderat ausgeprägt ist.

{2c} Suggestionen, Insinuationen und Assoziationen: Mit den Techniken dieser Kategorie werden fragliche Behauptungen nicht explizit ausgesprochen (siehe Kategorie {2a}), sondern sprachlich impliziert oder nahegelegt. Das Schweizer Radio und Fernsehen machte hiervon relativ häufig Gebrauch.

Eine typische sprachliche Assoziation kombinierte die Beendigung der Waffenruhe durch die syrische Regierung mit dem Angriff auf den Hilfskonvoi, wodurch eine mögliche oder sogar wahrscheinliche Kausalität nahegelegt wurde. Dieser Effekt wurde noch verstärkt, indem die tatsächlichen Hintergründe der Beendigung nicht genannt wurden (Auslassung von Kontext, {1f}):

-10-

? Moderatorin: „Der Angriff ereignete sich wenige Stunden, nachdem die syrische Regierung die Waffenruhe für beendet erklärt hatte.“ (TM, 01:01) ? Moderatorin: „Nur Stunden nachdem Syrien die Waffenruhe für beendet erklärt, werden Hilfslieferungen beschossen und Hilfspersonal getötet.“ (TH, 04:01) ? Moderatorin: „Kaum eine Woche dauerte die wacklige Waffenruhe in Syrien. Das syrische Regime erklärte sie heute für beendet und fliegt wieder Angriffe. () Ein Konvoi wurde vergangene Nacht sogar aus der Luft angegriffen, wir haben es eingangs gehört.“ (EZ, 08:01)

Variante mit gegenteiliger Wirkung (inhaltlich ebenfalls korrekt): Moderatorin: „Nur Stunden nachdem die Rebellen eine neue Offensive gestartet haben, werden Hilfslieferungen beschossen und Hilfspersonal getötet.“

Eine weitere Suggestion fand sich im Beitrag von 10 vor 10:

(19:07) Sprecherin: „Das russische Verteidigungsministerium ließ heute Abend verlauten, dass der Konvoi von einem bewaffneten Fahrzeug begleitet worden sei. Dies könnte als indirektes Eingeständnis verstanden werden.“

Hier wird explizit ein „indirektes (Schuld-)Eingeständnis“ der Konfliktpartei Russland suggeriert, obschon es ein solches keineswegs gegeben hat. Die Suggestion wird wiederum verstärkt durch das Weglassen des Kontextes (Technik {1f}), denn tatsächlich hatte das russische Verteidigungsministerium das Gegenteil nahegelegt: dass womöglich das bewaffnete Fahrzeug der Rebellen den Hilfskonvoi angriff.

In den Beiträgen des SRF fanden sich auch ganze Suggestions-Ketten, bei denen mehrere Suggestionen aufeinander aufbauen. Beispielsweise wurde in der Tagesschau-Hauptausgabe zunächst suggeriert, die Konfliktpartei Syrien/Russland sei für den (Luft-)Angriff auf den Hilfskonvoi verantwortlich, um dann zu suggerieren, dies sei absichtlich erfolgt, um dann weiter zu suggerieren, die Konfliktpartei Syrien/Russland sei somit für den Zusammenbruch der Waffenruhe und für das humanitäre Leid in Syrien verantwortlich.

(01:28) Moderatorin: „Allerdings deutet viel daraufhin, dass die syrische oder die rus- sische Luftwaffe dahintersteckt.“

(02:52) Sprecherin: „Der Angriff soll entweder von syrischer oder russischer Seite ge- kommen sein. (Pause) Für die USA ist das klar.“

(03:53) Einspielung wartender UN-Konvoi. Sprecherin: „Hunderttausende Syrer sind dringend auf humanitäre Hilfe angewiesen. Ihre Lage wird nun noch verzweifelter.“

(04:01) Moderatorin: „Nur Stunden nachdem Syrien die Waffenruhe für beendet erklärt, werden Hilfslieferungen beschossen und Hilfspersonal getötet. () Kann das ein Unglück gewesen sein? Denn alles deutet ja eigentlich auf einen gezielten Angriff hin.“

Suggestionen, Insinuationen oder Assoziationen zulasten der Konfliktpartei USA/NATO konnten in den Beiträgen des SRF nicht identifiziert werden. Insgesamt ergibt sich somit auch in dieser Kategorie ein deutlicher Propagandaeffekt zugunsten der Konfliktpartei USA/NATO.

-11-

{2d} Übersetzungen und Zitierungen: In den untersuchten Beiträgen des SRF wurde ein Fall einer manipulativen Übersetzung identifiziert. Es handelt sich dabei um eine Sequenz aus der UNO- Pressekonferenz, die der Sprecher in der Tagesschau-Hauptausgabe aus dem Englischen übersetzte. Dabei wird das Gesagte jedoch subtil verändert, so dass aus einer neutralen Klarstellung durch die UNO eine Anschuldigung an die syrische Regierung wird (Verschiebung der Illokution bzw. Sprechabsicht).

Der Pressesprecher der UNO (SRF)

Im englischen Original lautete die Aussage des UNO-Sprechers wie folgt (09:48): „[First of all, it’s important to stress that this particular convoy was fully deconflicted. …] That means, all approvals had been obtained by the government and by the authorities, and every single partner or party to the conflict – men wearing weapons or having access to lethal weapons – had been notified, duly notified about this. [This notification of the convoy also extends to and through the Russians and the Americans.]“

Auf Deutsch: „[Zunächst ist es wichtig zu betonen, dass dieser spezifische Konvoi vollständig von Konflikten befreit wurde.] Das bedeutet: Alle Bewilligungen wurden erhalten von der Regierung und von den Autoritäten, und jeder einzelne Partner und jede Konfliktpartei – bewaffnete Gruppen oder Gruppen mit Zugang zu tödlichen Waffen – wurden darüber benachrichtigt, ordentlich benachrichtigt. [Diese Benachrichtigung über den Konvoi schließt auch die Russen und die Amerikaner mit ein.]“

Es handelt sich bei dieser Aussage wie ersichtlich um eine neutrale Klarstellung oder sogar Rechtfertigung durch die UNO, und nicht um eine Anschuldigung an eine der Konfliktparteien.

Der Nachrichtensprecher übersetzte diese Passage indes wie folgt:

(02:32) Einspielung UNO-Pressekonferenz. Sprecher übersetzt: „Diese Hilfsoperation war von der syrischen Regierung doch bewilligt worden! Und sämtliche Konfliktparteien, alle, die im Besitz von Waffen sind, waren in Kenntnis darüber, wann und wo sich der Konvoi bewegt.“

Hier wurde folgendes gemacht: Der Ausdruck „Regierung und Autoritäten“ – der auch Autoritäten auf Rebellenseite umfassen kann – wurde auf „syrische Regierung“ verkürzt. Dann wurde der im Original nicht vorhandene Modalpartikel „doch“ eingefügt und die Betonung auf das Ende des ersten Satzes verschoben (vgl. Tonspur der Tagesschau; in der Transkription durch das Ausrufezeichen gekennzeichnet). Dadurch wurde die neutrale Klarstellung der UNO in einen Vorwurf an die syrische Regierung transformiert und sprachlich impliziert, dass aus Sicht der UNO vermutlich die syrische Regierung für den Angriff verantwortlich sei. Dieser Effekt wird noch verstärkt, da in der Einspielung der erste Satz („fully deconflicted“) und der letzte Satz („to and through the Russians and the Americans“) fehlt.

Da die übersetzende Stimme des Nachrichtensprechers das englische Original vollständig überdeckt, haben die Zuschauer keine Möglichkeit, diese wörtliche und semantische Diskrepanz festzustellen. Sie müssten dazu das 75-minütige Video der Pressekonferenz auf der Internetseite der UNO aufsuchen.

-12-

Weitere manipulative Übersetzungen oder Zitierungen, inklusive solche zugunsten der Konfliktpartei Syrien/Russland, wurden nicht gefunden. Somit ergibt sich auch in dieser Kategorie ein Propagandaeffekt zugunsten der Konfliktpartei USA/NATO.

{3} Audiovisuelle Techniken

{3a} Manipulative Verwendung von Filmmaterial: In den untersuchten Beiträgen des Schweizer Radio und Fernsehens wurde ein Fall identifiziert, in dem Filmmaterial manipulativ verwendet wurde. In der Tagesschau-Hauptausgabe erwähnte die Sprecherin zunächst, dass Russland jede Verantwortung für den Angriff auf den Konvoi zurückweise, suggerierte dann jedoch durch die Einspielung von russischen Drohnenaufnahmen des Konvois und die Einfügung des Wortes „aber“, dass Russland den Konvoi womöglich „im Visier“ gehabt habe:

(02:52) Sprecherin: Der Angriff soll entweder von syrischer oder russischer Seite gekommen sein. (Pause) Für die USA ist das klar. Das syrische Regime aber dementiert, und auch dessen Verbündeter Russland weist jede Verantwortung zurück.“ Einspielung russisches Drohnenvideo. Sprecherin: „Das russische Staatsfernsehen hat aber Drohnenaufnahmen des Verteidigungsministeriums veröffentlicht, die den Konvoi zeigen sollen.“

Der Effekt wird dadurch verstärkt, dass die Sprecherin nicht erwähnte, in welchem Kontext Russland die Drohnenaufnahmen veröffentlicht hat (Technik {1f}): Russland wollte damit dokumentieren, dass sich bewaffnete Rebellenfahrzeuge in der Nähe des Konvois aufgehalten haben.

Russische Drohnenaufnahmen vom Konvoi (SRF)

{3b} Manipulative Bearbeitung von Filmmaterial: Die manipulative Bearbeitung von Filmmaterial konnte ebenfalls in einem Fall festgestellt werden. Dabei handelt es sich um eine sinnverändernde Vi- deoschnitttechnik bei einer Rede des UNO-Generalsekretärs Ban Ki-moon. In der Tagesschau-Haupt- ausgabe wurde gleich nach der Anmoderation ein erster Ausschnitt aus dieser Rede eingespielt:

(01:06) Einspielung Ban Ki-moon. Sprecher übersetzt: „Als wir dachten, dass es nicht mehr schlimmer werden kann, wird die Schwelle der Verwerflichkeit noch einmal gesenkt. Der abscheuliche, grausame und offenbar vorsätzliche Angriff auf einen Hilfskonvoi der UNO und des Roten Halbmonds ist das jüngste Beispiel.“

Im weiteren Verlauf des Beitrags folgen verschiedene Suggestionen, dass die Konfliktpartei Syrien/Russland für den genannten Angriff verantwortlich ist:

-13-

(01:28) Moderatorin: „Allerdings deutet viel daraufhin, dass die syrische oder die russische Luftwaffe dahintersteckt.“

(02:14) Sprecherin: „Ein Konvoi der Uno und des Roten Halbmondes wird von der Luft aus bombardiert.“

(02:52) Sprecherin: „Der Angriff soll entweder von syrischer oder russischer Seite ge- kommen sein. Für die USA ist dies klar.“

Sodann folgt das eben erwähnte russische Drohnenvideo, bei dem suggeriert wurde, Russland habe den Konvoi „im Visier“ gehabt. Gleich danach wird ein zweiter Ausschnitt aus der Rede von UNO- Generalsekretär Ban Ki-moon eingespielt:

(03:14) Sprecherin: „UNO-Generalsekretär Ban Ki-moon äußert in New York scharfe Kritik – nicht nur an den Kriegsparteien.“ Rede Ban Ki-moon. Sprecher übersetzt: „Mächtige Gönner, die die Kriegsmaschinerie weiter füttern, haben auch Blut an ihren Händen.“

Die Manipulation besteht hier darin, dass Ban Ki-Moon dieses zweite Statement in seiner Rede vor dem ersten Statement gemacht hat, als er noch allgemein vom Syrienkrieg und allen daran Beteiligten sprach. Das Schweizer Fernsehen hat dieses erste Statement jedoch herausgeschnitten und nach hinten verschoben, sodass es direkt im Anschluss an die Einspielung der russischen Drohnenaufnahmen vom Konvoi zu sehen ist, von dem zuvor suggeriert wurde, Russland oder Syrien haben ihn angegriffen. Dadurch wird der Eindruck vermittelt, der UN-Generalsekretär mache hier gezielt die Konfliktpartei Syrien/Russland für den Angriff auf den Konvoi verantwortlich.

Rede des UNO-Generalsekretärs (SRF)

Eine irreführende Bearbeitung von Bild-, Ton- oder Filmmaterial zulasten der Konfliktpartei USA/NATO konnten in den Beiträgen des SRF nicht identifiziert werden. Insgesamt ergibt sich somit auch in dieser Kategorie ein Propagandaeffekt zugunsten der Konfliktpartei USA/NATO.

{3c} Hintergrundmusik: Durch den Einsatz von mehr oder weniger subtiler Hintergrundmusik bei Einspielungen kann die Stimmung der Zuschauer je nach Bedarf positiv oder negativ beeinflusst werden. In einer professionellen Nachrichtensendung sollte ein solcher Effekt grundsätzlich nicht verwendet werden. Dennoch sind beim Schweizer Fernsehen beispielsweise Einspielungen von leiser Gruselmusik bei Beiträgen über den syrischen Präsidenten belegt.

-14-

In den hier untersuchten Beiträgen wurde hingegen keine Verwendung manipulativer Hintergrundmusik erkannt. Dies könnte indes auch dadurch bedingt sein, dass die Konfliktpartei Syrien/Russland in keinem der untersuchten Beiträge zu Wort oder ins Bild kam. Bereits am nächsten Tag – und damit außerhalb der vorliegenden Untersuchung – wurde beispielsweise in der Sendung 10 vor 10 ein dunkler, bedrohlicher Klang eingespielt, als eine kurze Videosequenz aus Moskau zu sehen war (10 vor 10 vom 21. September 2016, 15:45).

{3d} Mimik, Gestik, Intonation: Abgesehen von der unter Punkt {2d} identifizierten Intonation, durch die eine neutrale Aussage der UNO in eine Anschuldigung an die syrische Regierung transformiert wurde, ist in den untersuchten Beiträgen kein manipulativer Einsatz von Mimik, Gestik oder Intonation festgestellt worden.

{4} Weitere Techniken

{4a} Eine manipulative Berufung auf Autorität wurde in zwei Fällen festgestellt: Einerseits im Interview mit dem Vertreter der deutschen Stiftung Wissenschaft und Politik, den die Moderatorin als „Nahost-Experten“ bezeichnete, ohne die politische Zugehörigkeit der Stiftung zu erwähnen. Andererseits indem Vertretern der UNO durch Falschübersetzungen und Videoschnitttechniken Aussagen in den Mund gelegt wurden, die sie nicht getätigt hatten (siehe {2d} und {3b}). Beide Fälle wirkten zugunsten der Konfliktpartei USA/NATO.

{4b} Ein spezifisches Diffamieren, Diskreditieren oder Verhöhnen konnte in den untersuchten Bei- trägen – mit Ausnahme der Interview-Antworten des Vertreters der deutschen Stiftung Wissenschaft und Politik – nicht festgestellt werden.

{4c} Hingegen konnte ein deutliches Idealisieren der Konfliktpartei USA/NATO festgestellt werden, indem diese Partei durch Einspielungen und Kommentare der Moderatoren nicht als Konfliktpartei, sondern als Friedenspartei dargestellt wurde, die als einzige gegen Gewalt und für Diplomatie sei:

? Sprecherin: „US-Außenminister John Kerry nimmt insbesondere Russland in die Pflicht.“ Einspielung US-Außenminister. Sprecherin übersetzt: „Nicht mit Syrien, sondern mit Russland haben wir die Waffenruhe vereinbart. Russland muss dem syrischen Machthaber Assad ultimativ auf die Finger schauen. Denn dieser lässt offenbar weiterhin bombardieren, selbst Hilfskonvois.“ (TM 02:26) ? Einspielung US-Präsident. Sprecher übersetzt: „In einem Land wie Syrien, wo kein militärischer Sieg möglich ist, hier müssen wir den mühsamen Weg der Diplomatie wählen, um die Gewalt zu stoppen.“ (TH 03:43) ? Moderatorin: (Frage an den Korrespondenten) „Wir haben es im Beitrag gehört, US-Präsident Barack Obama will den Weg der Diplomatie weiter gehen. Wie stehen die Chancen für eine erneute Feuerpause aus Ihrer Sicht?“ (TH 05:57) ? Sprecher: „Trotz allem wollen die USA und die Vereinten Nationen die Feuerpause wieder zum Funktionieren bringen. Die Waffenruhe ist nicht tot, erklärte US-Außenminister John Kerry nach einem Treffen im Rahmen der Syrien-Unterstützer-Gruppe in New York.“ (EZ 03:25)

Ein Bagatellisieren konnte lediglich in den Interview-Antworten des Vertreters der Stiftung Wissenschaft und Politik festgestellt werden, als es um den US-Luftangriff auf syrische Truppen ging.

-15-

{4d} Emotionalisieren: Das Schweizer Radio und Fernsehen verzichtete in den untersuchten Beiträgen weitgehend darauf, das Ereignis durch audiovisuelle oder sprachliche Techniken zusätzlich zu emotionalisieren. Zu nennen ist allenfalls die Titelsetzung in der Tagesschau-Hauptausgabe, „Grausam und verwerflich“ (siehe Punkt {1b}). Ein Angriff auf einen Hilfskonvoi ist natürlich an sich schon ein emotionales Ereignis (zerstörte Hilfsgüter, leidende Bevölkerung) und insofern anfällig für die politische Instrumentalisierung. Auf diese Möglichkeit bzw. Gefahr ging das Schweizer Fernsehen hingegen nicht ein (siehe {1f} und Schlussfolgerungen).

Übersicht der verwendeten Manipulationstechniken

Das folgende Diagramm stellt die vom Schweizer Radio und Fernsehen verwendeten Manipulationstechniken zusammenfassend dar. Die relative Intensität (keine bis stark) basiert auf Häufigkeit, Ausprägung und Wirkung der jeweiligen Technik und ist als Größenordnung zu verstehen. Aufgrund der konsistenten Wirkung aller Manipulationstechniken zugunsten der Konfliktpartei USA/NATO kann von einem signifikanten (nicht-zufälligen) Ergebnis ausgegangen werden.

Vom Schweizer Radio und Fernsehen verwendete Manipulationstechniken

-16-

3.2. Propagandabotschaften

Im Folgenden wird dargestellt, welche der zehn eingangs präsentierten Kriegspropaganda-Botschaften durch die untersuchten Beiträge des Schweizer Radio und Fernsehens transportiert wurden, und in welcher Form dies geschah.

(1) Das feindliche Lager trägt die alleinige Schuld am Krieg: Hierbei handelt es sich um die Hauptbotschaft, die in den untersuchten Beiträgen des Schweizer Radio und Fernsehens vermittelt wurde. Dies geschah hauptsächlich durch eine Kombination von drei Suggestionen: Erstens, dass die Konfliktpartei Syrien/Russland für den Angriff auf den Hilfskonvoi verantwortlich sei; zweitens, dass dieser Angriff absichtlich erfolgt sei; und drittens, dass der Angriff auf den Hilfskonvoi für die Beendigung der Waffenruhe und des Friedensprozesses verantwortlich sei. Im Interview der Sendung Echo der Zeit wurde überdies behauptet, dass die Konfliktpartei Syrien/Russland die Waffenruhe vermutlich gar nie ernst gemeint habe.

Die Botschaft der alleinigen Schuld wurde noch verstärkt, indem das SRF in keinem der Bei- träge erwähnte, womit die syrische Regierung die Beendigung der Waffenruhe tatsächlich be- gründet hatte: Nämlich mit der wiederholten Verletzung der Waffenruhe durch die Rebellen und zuletzt durch die US-Luftwaffe.

(2) Wir sind friedliebend und wollen den Krieg eigentlich nicht: Diese Botschaft wurde insbesondere durch die Einspielungen des US-Präsidenten und des US-Außenministers transportiert, deren Aussagen von den Moderatoren und Sprechern des SRF noch verstärkt wurden („Wir haben es im Beitrag gehört, US-Präsident Barack Obama will den Weg der Diplomatie weiter gehen.“)

(3) Der Feind hat dämonische Züge: Diese Botschaft wurde insofern transportiert, als dass suggeriert wurde, die Konfliktpartei Syrien/Russland habe den Hilfskonvoi (absichtlich) bombardiert, und eine solche Bombardierung eine „dämonische“ Tat darstellt (vgl. den Titel der Tagesschau-Hauptausgabe: „Grausam und verwerflich“)

(4) Wir kämpfen für eine gute Sache, der Feind für eigennützige Ziele: Diese Botschaft wurde ebenfalls durch die Aussagen des Präsidenten und des Außenministers der USA transportiert und durch einige Bemerkungen der Moderatoren verstärkt: Die Konfliktpartei USA/NATO kämpfe für Frieden und Menschenrechte in Syrien, die Konfliktpartei Syrien/Russland hingegen wolle gewaltsam eigene Interessen durchsetzen.

(5) Der Feind begeht mit Absicht Grausamkeiten, bei uns ist es Versehen: Diese Botschaft wurde transportiert, indem suggeriert wurde, die Konfliktpartei Syrien/Russland habe absichtlich den Hilfskonvoi angegriffen. Im Interview der Sendung Echo der Zeit wurde zudem behauptet, beim US-Angriff auf syrische Truppen habe es sich um ein Versehen gehandelt.

(6) Der Feind verwendet unerlaubte Waffen: Diese Botschaft wurde in den untersuchten Beiträgen nicht transportiert. Dies im Gegensatz etwa zu Beiträgen über vermutete oder angebliche Einsätze von Giftgas durch die syrische Regierung.

(7) Unsere Verluste sind gering, die des Gegners aber enorm: Diese Botschaft, die eher bei einer direkten kriegerischen Begegnung zur Anwendung kommt, wurde ebenfalls nicht transportiert. Im Fokus der Beiträge standen vielmehr die hohen humanitären Verluste in Syrien.

-17-

(8) Unsere Sache wird von Künstlern und Intellektuellen unterstützt: Diese Botschaft wurde in den untersuchten Beiträgen nicht direkt transportiert. Allerdings wurde versucht, die Aussagen von humanitären Organisationen (UNO) mittels Falschübersetzungen und anderen Techniken so zu verändern, dass sie die Konfliktpartei Syrien/Russland einseitig belasten.

(9) Unsere Mission ist heilig: Diese Botschaft wurde insofern transportiert, als dass suggeriert und auch gesagt wurde, einzig die Konfliktpartei USA/NATO setze sich für Frieden und Menschenrechte in Syrien ein (siehe Botschaft 4)

(10) Wer unsere Berichterstattung in Zweifel zieht, ist ein Verräter: Diese Botschaft wurde in den untersuchten Beiträgen nicht transportiert – mit Ausnahme des Interviewgasts im Echo der Zeit, der gegenteilige Narrative als „syrische und russische Propaganda“ bezeichnete.

Wie bereits bei den Manipulationstechniken, so fielen auch alle durch das Schweizer Radio und Fern- sehen transportierten Propagandabotschaften zugunsten der Konfliktpartei USA/NATO und zulasten der Konfliktpartei Syrien/Russland aus (siehe folgende Abbildung).

Vom Schweizer Radio und Fernsehen transportierte Propagandabotschaften

Tabelle -18-

4. Schlussfolgerungen

In der vorliegenden Analyse wurde erstmals systematisch die Verwendung von Propaganda- und Manipulationstechniken in der geopolitischen Berichterstattung des Schweizer Radio und Fernsehens untersucht. Dabei zeigte sich, dass solche Techniken in allen untersuchten Beiträgen auf redaktioneller, sprachlicher und audiovisueller Ebene verwendet wurden, und dass diese Techniken stets zugunsten der Konfliktpartei USA/NATO ausfielen. Insgesamt muss daher von einer einseitigen, selektiv-unkritischen und wenig objektiven Berichterstattung durch das Schweizer Radio und Fernsehen gesprochen werden.

Bisherige Programmanalysen des Schweizer Radio und Fernsehens wurden insbesondere von offiziellen Aufsichtsgremien wie der Unabhängigen Beschwerdeinstanz (UBI) durchgeführt, sowie im Rahmen von jährlichen Beurteilungen der landesweiten Medienqualität durch das Forschungsinstitut für Öffentlichkeit und Gesellschaft (FOEG) der Universität Zürich. Diese Ansätze sind indes nicht auf das Erkennen und Evaluieren von Propaganda- und Manipulationstechniken ausgelegt und verwenden mithin kein dafür geeignetes theoretisches Instrumentarium.

Welches sind mögliche Gründe für die einseitige und manipulative Berichterstattung durch das Schweizer Radio und Fernsehen? Hier ist zunächst auf die bereits veröffentlichte Untersuchung zur geopolitischen Berichterstattung der Neuen Zürcher Zeitung zu verweisen, in der die politische, ökonomische und militärische Abhängigkeit der Schweiz von der Konfliktpartei USA/NATO und ihren Mitgliedsländern dargestellt wurde. Diese umfassende Abhängigkeit könnte eine kritische und objektive Berichterstattung der Konfliktpartei USA/NATO gegenüber durchaus erschweren, zumal die Schweiz in den 1990er Jahren selbst eine strategische Partnerschaft mit der NATO einging.

Die Ombudsstelle des Schweizer Radio und Fernsehens betont denn auch explizit, dass Beiträge zu internationalen Konflikten »weder neutral noch ausgewogen« sein müssen, sondern lediglich »sachgerecht« – was erklären dürfte, weshalb entsprechende Programmbeschwerden zumeist abgewiesen werden (siehe: Die SRF-Ombudsstelle im Faktencheck).

Zu bedenken ist ferner, dass die Schweiz kein isolierter Medienraum ist. Dies hat zur Folge, dass die (geopolitische) Berichterstattung in der Schweiz auch in den umliegenden Ländern wahrgenommen wird – jedenfalls dann, wenn sie von der andernorts üblichen Berichterstattung abweichen oder dieser gar widersprechen sollte. Dieser Effekt könnte den Druck auf Schweizer Medien, bei geopolitischen Themen NATO-konform zu berichten, zusätzlich erhöhen. Zwei Beispiele mögen dies illustrieren.

Carla del Ponte, die ehemalige Chefanklägerin des Internationalen Strafgerichtshofs und Mitglied der UNO-Kommission zur Menschenrechtslage in Syrien, machte im Februar 2016 auf dem französischsprachigen Sender des Schweizer Fernsehens die Aussage, die russische Militärintervention in Syrien sei eine »gute Sache«, da radikale Milizen zurückgedrängt würden. Diese Aussage, die dem medialen Narrativ der Konfliktpartei USA/NATO deutlich zuwiderlief, verbreitete sich insbesondere in deutschen Internetmedien und führte sogar zu einer Programmbeschwerde gegen die ARD (wegen Nachrichtenunterdrückung).

Auch als ein Schweizer Journalist während des Jugoslawienkriegs einen Artikel zu nachweislichen Kriegslügen der westlichen Allianz veröffentlichte, intervenierten umgehend bekannte Medienhäuser aus München und Berlin bei seinem Verleger. Der betreffende Journalist erhielt in der Folge ein vorläufiges Schreibverbot und sah sich gar mit seiner möglichen Absetzung konfrontiert.

-19-

Überdies bestätigt die vorliegende Untersuchung die hohe Abhängigkeit des Schweizer Radio und Fernsehens von den globalen Nachrichtenagenturen Associated Press in New York, Reuters in London und AFP in Paris, von denen das SRF die Informationen für seine internationalen Berichte hauptsächlich bezieht. Im Falle des Angriffes auf den Hilfskonvoi stammten die wesentlichen Bilder und Videos v.a. von der amerikanischen AP und der britischen Reuters, die sich teilweise auf anonyme „Kriegsbeobachter“ beriefen. Auch einige Formulierungen des SRF stammten fast wörtlich aus Agenturmeldungen.

Dies ist insofern problematisch, als dass diese Agenturen – entgegen den Darstellungen des Schweizer Fernsehens und des Schweizer Presserates – über geopolitische Konflikte und Kriege im Allgemeinen nicht unabhängig berichten können, sondern ihrerseits von der Konfliktpartei USA/NATO unter Druck gesetzt und mit manipuliertem Material beliefert werden, wie führende Mitarbeiter bestätigt haben.

Dessen ungeachtet übernimmt das Schweizer Radio und Fernsehen das Material dieser Agenturen zumeist unkritisch und ohne Kennzeichnung. Hinzu kommen personelle Faktoren, etwa der Umstand, dass der Moderator der Sendung 10 vor 10 gleichzeitig ein »Young Leader« der American Swiss Foundation ist. Beides dürfte dazu beitragen, dass das SRF, wie in dieser Untersuchung nachgewiesen, tendenziell die Sichtweise der Konfliktpartei USA/NATO transportiert.

Schließlich zeigt die vorliegende Untersuchung aber auch, dass der zunehmend populäre Begriff der »Lügenmedien« nicht haltbar ist. Einerseits ist er viel zu pauschal, da Medien im Normalfall vermeiden, selbst zu lügen (die unkritische Verbreitung von Lügen Dritter ist ein anderes Thema). Andererseits greift der Begriff deutlich zu kurz, da Lügen bzw. falsche Behauptungen nur einen kleinen Teil des umfangreichen Instrumentariums an medialen Manipulationstechniken ausmachen. Insofern wäre wohl eher von »Manipulationsmedien« zu sprechen, die jedoch ihrerseits als Vehikel der (geo-)politischen Manipulation zu sehen sind. Zumal klassische Medien, wie es der langjährige AP-Journalist Herbert Altschull ausgedrückt hat, »in allen Pressesystemen Instrumente der politischen und wirtschaftlichen Macht« sind. Daran ist zu denken, auch wenn man die Tagesschau des Schweizer Fernsehens sieht.

-20-

Anhang: Manipulationstechniken im ZDF

Um einen Vergleichswert für die Analyse des Schweizer Radio und Fernsehens zu erhalten, wurden zusätzlich die gleichentags ausgestrahlten Nachrichtensendungen ZDF heute um 19 Uhr (ZH) und ZDF heute-journal um 21.45 Uhr (ZHJ) untersucht. Die wichtigsten Ergebnisse werden im Folgenden in kompakter Form dargestellt.

Das ZDF heute und heute-journal (ZDF)

{1} Redaktionelle Techniken ? Das ZDF widmete dem Angriff auf den Hilfskonvoi ebenfalls das Hauptthema (ca. 30% der jeweiligen Sendezeit). Auch das ZDF berichtete indes nicht über die dreimonatige Belagerung Aleppos im Sommer 2013 durch die Rebellen. ? Auch im ZDF kam nur die Konfliktpartei USA/NATO zu Wort; dies in Form von insgesamt vier Einspielungen des US-Präsidenten (ZH 04:42, 05:44; ZHJ 04:37, 05:50). ? Ebenfalls wurden – abgesehen von der UNO – nur Drittquellen aus dem Umfeld der Konfliktpartei USA/NATO verwendet (Filmeinspielungen der White Helmets und Aleppo24). Beide Quellen wurden jedoch nicht mit Namen benannt oder gar politisch verortet, sodass das Publikum über ihre Zugehörigkeit im Unklaren blieb (ZH 02:00, 02:16; ZHJ 00:57, 01:19). ? Auch das ZDF erwähnte nicht, dass die Rebellen den „erniedrigenden“ Hilfstransport zuvor öffentlich abgelehnt hatten (Kontext). Erwähnt wurde jedoch die Möglichkeit, dass Rebellen die humanitäre Situation für Propaganda verwenden könnten (ZH 03:07; ZHJ 02:37).

{2} Sprachliche Techniken ? Der ZDF-Korrespondent unterstellte der syrischen Regierung, sie sei „von Anfang an gegen den Hilfstransport“ gewesen, da sie eine „Aushungerungsstrategie“ verfolge (ZH 03:07) – obschon die Regierung den Konvoi selbst bewilligte und dessen Abfertigung überwachte.

Das ZDF verwendete im Allgemeinen eine neutrale Wortwahl, allerdings auch einige tendenziöse Begriffe. In der Anmoderation des ZDF heute war von Syrien als „Bürgerkriegsland“ die Rede (ZH 0:54), womit die ausländischen Kämpfer und Interessen (Regime Change) ausgeblendet werden. Die Rebellen wurden denn auch einmal verharmlosend „Aufständische“ genannt (ZHJ 01:39). Die syrische Regierung wurde einmal abwertend als „Assad-Regime“ bezeichnet (ZHJ 07:25).

Auch das ZDF suggerierte wiederholt, der Angriff auf den Hilfskonvoi sei für das Ende des Friedensprozesses verantwortlich (z.B. ZHJ 0:12, 0:30, 0:57, 03:33). Immerhin erwähnte das ZDF aber auch die syrische Darstellung, wonach die Waffenruhe bereits zuvor mehrfach von den Rebellen gebrochen wurde (ZH 02:25; ZHJ 03:00).

-21-

{3} Audiovisuelle Techniken

Auch beim ZDF wurde eine manipulative Videobearbeitung identifiziert, die mit einer manipulativen Falschübersetzung und manipulativen Suggestionen kombiniert wurde:

(ZHJ 05:02) Einspielung UN-Generalsekretär. Sprecher: „Zuvor war der scheidende UN- Generalsekretär mit Syrien und seinen Unterstützern scharf ins Gericht gegangen.“

(05:08) Einspielung Rede Ban Ki-moon. Sprecher übersetzt: „In unserer heutigen Welt kostet der Konflikt in Syrien die meisten Menschenleben und bringt die größte Instabilität. [Schnitt 1] Die syrische Regierung wirft weiter Fassbomben und foltert systematisch tausende Gefangene zu Tode. Syriens mächtige Unterstützer, die seine Kriegsmaschine am Laufen halten, haben Blut an ihren Händen.“ [Schnitt 2]

(05:27) Einspielung von Aufnahmen der Vertreter Russlands und Syriens im Publikum. Sprecher: „Ohne Russland und Syrien zu nennen, bezeichnete er den Angriff auf den UN-Hilfskonvoi gestern in Syrien als eine widerwärtige Tat, die nicht ungesühnt bleiben dürfe.“

(05:36) Einspielung Rede Ban Ki-moon. Sprecher übersetzt: „Die Menschen, die da versucht haben lebensrettende Hilfe zu liefern, sind Helden. Die, die sie bombardiert haben, Feiglinge. Sie dafür zur Verantwortung zu ziehen, ist wichtig und notwendig.“

In dieser Sequenz finden sich folgende Manipulationen: ? Im ersten Abschnitt sagt der Sprecher: „Zuvor war der scheidende UN-Generalsekretär mit Syrien und seinen Unterstützern scharf ins Gericht gegangen.“ Dies ist richtig, unterschlägt jedoch, dass der UN-Generalsekretär in seiner Rede explizit mit sämtlichen Kriegsparteien und ihren jeweiligen Unterstützern „scharf ins Gericht“ ging. ? Im zweiten Abschnitt wurden deshalb folgende Worte des Generalsekretärs herausgeschnitten (Schnitt 1): „There is no military solution. Many groups have killed many innocents.“ Auf Deutsch: „Es gibt keine militärische Lösung. Viele Gruppen haben viele Unschuldige umgebracht.“

Durch Weglassen dieser Worte wird der Eindruck erzeugt, der UN-Generalsekretär habe ausschließlich die syrische Regierung beschuldigt. Der Videoschnitt war für die Zuschauer indes nicht zu erkennen, da gleichzeitig eine Saal-Aufnahme eingespielt wurde.

Sodann wurde das Verb „foltern“ vom Sprecher ergänzt mit den Worten „zu Tode“, die der UN- Generalsekretär im Original jedoch nicht gesagt hatte. Dadurch wurde die Aussage vom Sprecher zugespitzt.

Sodann wurde der dritte Satz so umformuliert, dass aus einer allgemeinen Kritik des UN- Generalsekretärs eine einseitige Anschuldigung Syriens und seiner Verbündeten wurde. Im Original lautete der Satz:

„Powerful patrons that keep feeding the war machine also have blood on their hands.“

Zu Deutsch: „Mächtige Unterstützer, die die Kriegmaschinerie weiter füttern, haben auch Blut an ihren Händen.“

Der Sprecher machte daraus jedoch: „Syriens [!] mächtige Unterstützer, die seine [!] Kriegsmaschine [!] am Laufen halten, haben Blut an ihren Händen.“

Sodann erfolgt ein weiterer Schnitt (Schnitt 2) und die UN-Vertreter Syriens und Russlands werden eingeblendet. Gleichzeitig sagt der Sprecher: „Ohne Russland und Syrien zu nennen, bezeichnete er den Angriff auf den UN-Hilfskonvoi gestern in Syrien als eine widerwärtige Tat, die nicht ungesühnt bleiben dürfe.“ Dadurch wird sprachlich und visuell suggeriert, aus Sicht des UN-Generalsekretärs seien vermutlich „Russland und Syrien“ für den Angriff auf den UN- Hilfskonvoi verantwortlich.

Dieser Effekt wird noch verstärkt, indem direkt anschließend ein zweiter Ausschnitt aus der Rede des Generalsekretärs eingespielt wird, der sich spezifisch auf den Angriff bezieht. Im Original kam diese Sequenz jedoch erst später in der Rede, und bezog sich nicht spezifisch auf die Konfliktpartei Syrien/Russland.

-22-

Im ZDF heute-journal wurde zudem gleich zu Beginn des Beitrags eine emotionalisierende Hintergrundmusik eingespielt, als Bilder des zerstörten Hilfskonvois gezeigt wurden. Gleichzeitig sprach der Moderator mit einer betont langsamen und schweren Stimme (Intonation). Durch solche akkustischen Effekte kann die Schock- und ggf. Propagandawirkung eines Ereignisses gesteigert werden:

(0:12) Einspielung Bilder des zerstörten Hilfskonvois. Einspielung Hintergrundmusik. Moderator: „Mindestens (Pause) 20 Menschen (Pause) sind in diesem Angriff gestorben. Und auch (Pause) die zerbrechliche Chance (Pause) für einen Friedensprozess (Pause) in Syrien.“

{4} Weitere Techniken

Schließlich wurde auch im Beitrag des ZDF eine starke Idealisierung der Konfliktpartei USA/NATO festgestellt, die jene des Schweizer Fernsehens sogar noch übertraf. Der US-Präsident habe die „Aura eines Stars“ (ZHJ 04:08; im Hintergrund Jubel zu hören) und er setze sich für Frieden, Menschenrechte und die Bedürftigen ein (ZHJ 04:37, 05:50) sowie für Freiheit und Demokratie (ZHJ 06:26). Dabei wurden auch Videoschnitttechniken eingesetzt (Technik {3b}), sodass ein Applaus, der eigentlich dem UN-Generalsekretär galt, unmittelbar im Anschluss an einen Ausschnitt aus der Rede des US- Präsidenten zu hören war (ZHJ 04:45).

Fazit

Manipulationstechniken zugunsten der Konfliktpartei Syrien/Russland wurden auch im ZDF nicht festgestellt. Insgesamt muss somit auch beim ZDF von einem deutlichen Propagandaeffekt zugunsten der Konfliktpartei USA/NATO gesprochen werden. Insbesondere in den Kategorien manipulative Bearbeitung von Filmmaterial, manipulative Übersetzungen, manipulative Hintergrundmusik sowie Idealisierung der Konfliktpartei USA/NATO wurde die Propagandawirkung des Schweizer Radio und Fernsehens noch übertroffen.

Tabelle: Vom ZDF verwendete Manipulationstechniken

Fassbomben und False-flag-Giftgas: Daniele Ganser zum Syrien-Krieg

Hannes Sies rekapituliert Daniele Ganser „Illegale Kriege“

Daniele Ganser zeichnet die Nato-Kriegsführung nebst ihrer flankierenden Propaganda-Kriegsführung nach. Ab dem 23.September 2014 bombardierte Obama dann Syrien in einem illegalen Angriffskrieg  und behauptete vor der UNO, Assad würde „Fassbomben abwerfen, um unschuldige Kinder zu massakrieren“. Seymour Hersh habe, so Ganser, darauf ergänzt: „Ich kenne noch ein Land, das Fassbomben eingesetzt hat: Die USA. In Vietnam haben wir sieben Jahre lang Fassbomben abgeworfen, gefüllt mit Napalm.“ Um die „Geschichte mit den Fassbomben“ zu untermauern, berichtet Ganser, hätten Westmedien wiederholt Fotos von angeblich durch Assad zerstörte Städte in Umlauf gebracht. Einmal habe es sich dabei um die US-Luftangriffe zerstörte kurdische Stadt  Kobani gehandelt, einmal um ein Bild von dem durch Israel zerstörten Gaza-Streifen (S.311). Deutsche Leitmedien hatten sich wie besessen auf die Fassbomben-Story gestürzt und darüber ganz vergessen zu fragen, ob Obamas Angriffe auf Syrien denn legal oder Kriegsverbrechen seien.

Ein Jahr später, am 27.September 2015, beginnt Paris mit seiner ebenfalls illegalen Bombardierung Syriens. Das Völkerrecht verletzten auch die Nato-Staaten, die 2015 ebenfalls Bomben auf Syrien warfen: Türkei, Deutschland, Großbritannien, Kanada sowie der Echelon-Staat Australien. Assad stand zunächst allein gegen zwei mächtige Nato-Staaten, die mit ihrer überlegenen Militärmacht illegal über seinem Territorium operieren und den brutal kämpfenden Dschihadisten als Luftwaffe dienen. Die Dschihadisten hatten zudem nahezu unbegrenzte Finanzmittel aus Katar und Riad im Hintergrund sowie die Unterstützung der beachtlichen Militärapparate der Türkei und Saudi Arabiens. In dieser Situation suchte Assad bei seinem Verbündeten Russland um Hilfe nach, die er schon drei Tage später bekam. Westmedien verurteilen dies und verstärken ihre Dämonisierung von Assad, doch im Gegensatz zu den Interventionen der anderen fünf Staaten agierte Moskau legal.

Ganser stellt in klaren Worten fest, was die Westmedien und –Politiker verschwiegen: „Weil die regulär Regierung von Syrien die russischen Kampfflieger eingeladen hatte, lag kein Bruch der UNO-Charta vor.“ Ganser zitiert dazu die Juristin Laura Visser aus dem European Journal of international Law: „Unter dieser Voraussetzung ist die Intervention Russlands in Syrien ist dem Völkerrecht konform.“ Auch die Westmedien, etwa die ARD mit ihrem Etat von ca. 6,5 Milliarden Euro und ihren ca. 20.000 Mitarbeitern, hätte dies herausfinden können, aber es war deren Journalisten wohl  egal.

Wenn Bomben geworfen werden, sterben Menschen. Und wenn Menschen getötet werden ist die Frage, ob dies legal oder illegal geschieht, normalerweise von größter Bedeutung. Doch die ARD setzte statt dessen auf Tendenzberichte zu Assads Befreiung von Aleppo (z.B. Fall Omran, wo man die (angeblich hauptsächlich durch Assad verursachten) Leiden der Zivilisten betonte. In Mossul, wo eine prowestliche Allianz die Großstadt von Dschihadisten befreite, zeigte die ARD vornehmlich jubelnde Bewohner. In Aleppo zeigte die ARD oft weinende Kinder, etwa den dadurch berühmten Jungen Omran, um Abscheu gegen Assad zu wecken. Amnesty International hat jüngst daraufhin gewiesen, dass auch bei der Befreiung Mossuls weit mehr Opfer unter der Zivilbevölkerung zu beklagen waren als die Berichterstattung vermuten ließ.

Resolution 2249: Daniele Ganser gegen den Medien-Mainstream

Omran: Propaganda mit Kinderaugen

Man kann Gansers dem Medien-Mainstream trotzende Genauigkeit nur loben. Mit besonderem Augenmerk vollzieht er auch die deutsche Debatte über das Eingreifen in den  Syrienkrieg nach, nennt Kriegsbefürworter wie Rolf Mützenich (SPD), Norbert Röttgen (CDU) und Kriegsgegner wie Sahra Wagenknecht (Linke) und Willy Wimmer (CDU-Dissident). Ganser verweist auf Artikel 26 im deutschen Grundgesetz, das Verbot eines Angriffskrieges, und weist nach, dass die Einsätze der Bundesluftwaffe in Syrien darunter fallen. Ganser widerlegt auch die oft wiederholte Behauptung, die UNO-Resolution 2249 vom 20.11.2015 würde die Nato-Angriffe legitimieren.

Die Resolution 2249 verurteilte die eine Woche zuvor begangenen Anschläge von Paris sowie weitere dschihadistische  Terrorakte in Tunesien, Türkei, Libanon und Russland und fordert dazu auf, diese Gefahr „mit allen Mitteln zu bekämpfen“. Doch die Kriegsbefürworter, die dies für sich in Anspruch nahmen, vergaßen die Bedingung zu erwähnen, welche die Resolution 2249 dafür nennt „alle notwendigen Maßnahmen zu ergreifen“, nämlich „in Übereinstimmung mit dem internationalen Recht, vor allem mit der Charta der Vereinten Nationen“. Dies verbietet selbstverständlich die Bombardierung anderer Länder.

Im Endergebnis ist Daniele Ganser mit seinen Büchern eine harte Probe für die proklamierte Freiheit der Medien und Wissenschaft Westeuropas, die dabei leider durchfallen: Schweizer Universitäten hatten keine Professur für den Ausnahme-Historiker, die Medien meiden ihn oder versuchen, ihn in eine unseriöse Ecke zu stellen.

Der Schweizer Historiker Daniele Ganser schrieb über die Kuba-Krise und die NATO-Geheimarmee Gladio, kritisiere die willfährige Haltung der akademischen Geschichtswissenschaft gegenüber der offiziellen Version der 9/11-Anschläge. Letzteres brachte ihm seitens der Leitmedien das diffamierend gemeinte Prädikat „Verschwörungstheoretiker“ ein, gegen das Ganser sich wehrt: Im Gegensatz zur offiziellen Verschwörungstheorie von 9/11 behaupte er nicht, die Wahrheit zu kennen. Er zeige aber die Löcher in deren Darstellung und belege, dass zwei andere Versionen als die Al-Qaida-Theorie auch zu bedenken sind: Inside Job (US-Geheimdienste selbst stecken dahinter) und die „Duldung“ des Anschlags nach dem Vorbild von Pearl Harbour, wo die US-Regierung ihre eigenen Truppen absichtlich nicht vor dem japanischen Angriff warnte und massakrieren ließ, um die US-Öffentlichkeit zu einem Kriegseintritt zu bewegen.

Diese Artikelserie über Gansers Buch begann hier: Imperium USA

Ganser, Daniele, Illegale Kriege: Wie die Nato-Länder die UNO sabotieren –Eine Chronik von Kuba bis Syrien, Zürich: Orell Füssli Verlag 2016

Gier nach Öl: Der Syrien-Krieg der Nato

Hannes Sies rekapituliert Daniele Ganser „Illegale Kriege“

Den Syrienkrieg beschreibt Daniele Ganser so: „Die Golfstaaten Saudi-Arabien und Katar versuchen derzeit in Zusammenarbeit mit den Nato-Ländern USA, Großbritannien, Frankreich, Türkei und Deutschland Präsident Baschar al-Assad zu stürzen.“ Die komplizierte Gemengelage  in Syrien hat Gansers Buch von 2016 zwar schon überholt, doch seine Hintergrundanalyse übertrifft locker das meiste, was Experten in den Leitmedien von sich geben. Ganser zweites Spezialgebiet neben verdeckter Kriegsführung ist die Geopolitik des Erdöls (und Erdgases). Er verweist als verschwiegenen Kriegsgrund auf ein Pipeline-Projekt, das Katar 2009 mit der Türkei verhandelte: Man wollte eine Pipeline durch Syrien bauen, um Katars gigantische Gasvorkommen nach Europa zu verkaufen. Doch Assad lehnte ab, um die Interessen seines russischen Verbündeten zu schützen, der auch sein Erdgas an die EU verkaufen möchte.

Das winzige Emirat Katar allein verdiente 2013 durch Erdöl 60 Milliarden Dollar, genauso viel wie der große Iran. Ganser schildert akribisch, wie die USA schon nachweislich seit 2006 am Umsturz in Damaskus arbeiten, wie die Westmedien in altbekannter Manier Assad plötzlich als neuen Hitler dämonisieren und dann im März 2011 die Provokationen im südsyrischen Dara begannen. Syrische Grenzposten stoppen einen Lkw, der Waffen und Sprengstoff aus dem Irak einschmuggeln will, plötzlich protestieren Jugendliche mit Graffitis gegen Assad, Inhaftierungen und Demonstrationen folgen, sieben Polizeibeamte werden niedergemetzelt, auch zwei Demonstranten sterben, Ganser: „Wie schon in Libyen wurden damit wie nach einem Drehbuch die Sicherheitskräfte des Staates provoziert… Die südsyrische Stadt Dara wurde als erste destabilisiert. Der 15.März wurde auf Facebook und in anderen sozialen Medien zum ‚Tag der Wut‘ getauft und es kam zu ersten großen Demonstrationen.“ (S.293)

Von März bis August 2013 sickerten, so Ganser, immer mehr bewaffnete Salafisten, Moslembrüder und al-Qaida-Kämpfer von Irak nach Syrien ein. Unter diesen Dschihadisten waren Scharfschützen, die „merkwürdigerweise sowohl auf Demonstranten als auch auf Sicherheitskräfte schießen… Umstritten ist, für wen sie arbeiten“, zitiert Ganser den deutschen Journalisten Jürgen Todenhöfer. Diese Vorgänge in Syrien wirken wie eine Vorahnung auf das Maidan-Massaker -sie wurden in Westmedien einschließlich Al Jazeera verschwiegen, Ganser: „Wenn man den Kriegsausbruch in Syrien mit dem Kriegsausbruch in Libyen und dem Putsch in der Ukraine vergleicht, fällt auf, dass in allen drei Nato-Kriegen auf verdeckte Kriegsführung gesetzt wurde… es waren Geheimoperationen, welche die Situation eskalieren ließen, während die Drahtzieher im Hintergrund blieben.“ (S.295)

Syrien: USA und CIA förderten die Dschihadisten des IS

Daniele Ganser sieht im Syrienkrieg eine „Neuauflage der Zusammenarbeit der USA und des CIA mit den Dschihadisten“, wie man sie aus Afghanistan in den 1980ern und Bosnien in den 1990ern kenne. Der prominente US-Journalist Seymour Hersh habe 2016 gesagt: „Im Weißen Haus behaupten sie heute noch, es gebe gemäßigte Rebellen. Das ist verrückt“. Auch Jürgen Todenhöfer protestierte gegen die Allianz der Nato mit Dschihadisten in Syrien: „Der Westen an der Seite des internationalen Terrorismus!“ Doch die Leitmedien verschwiegen die dafür vorliegenden Beweise. Die Nato habe nach dem sie Gaddafi gestürzt habe, schon ab 2011 große Mengen Waffen aus dessen Arsenalen nach Syrien verbracht, teils über die Türkei, teils auf dem Seeweg. 2012 berichten Reuters und der Spiegel von Waffenlieferung, behaupten aber diese wären an „Rebellen“ gegangen, nicht an die Dschihadisten, die dort ihr Kalifat errichten wollen –was ihnen im Juli 2014 auch gelingt. Doch die Rechnung ihrer Hintermänner geht nicht auf: Assad bleibt im Amt.

Ganser zeichnet nach, wie mit einem wahrscheinlich als False-flag-Angriff vorgetragenen Giftgas-Einsatz 2013 die USA zum Kriegseintritt an der Seite der Assadgegner gebracht werden sollten, was dank kluger russischer Intervention fehlschlug. 2014 folgten Enthauptungsvideos, die den Tod der US-Journalisten James Foley und Steven Sotloff zeigten. Ganser dazu: „Ob die Videos echt oder falsch sind, kann ich nicht beurteilen. Sicher ist, dass die Geschichte mit dem Giftgas zu Unrecht Assad angehängt wurde, und dass daher auch die Geschichte mit den Enthauptungsvideos genauer untersucht werden müsste.“ (S.309)

Ganser, Daniele, Illegale Kriege: Wie die Nato-Länder die UNO sabotieren –Eine Chronik von Kuba bis Syrien, Zürich: Orell Füssli Verlag 2016

Der Fall Omran: Macht sich ZAPP zur Kriegspartei in der Medienschlacht um Aleppo?

Omran: Bilder als Propaganda gegen Assad

Daniela Lobmueh

Das Medienmagazin ZAPP ist gut darin, die Boulevardpresse zu kritisieren. Aber wenn es um kritisches Bewusstsein in Fragen von Krieg und Frieden geht, enttäuscht es uns. Anfang Juli kam ein Beitrag, in dem der Fall Omran, es berühmten Jungen aus Aleppo, aufgegriffen wurde. Westmedien hatten das Bild während der Schlacht um Aleppo gegen Assad und Putin als Beispiel für inhumane Kriegsführung ins Feld geführt -basierend auf zweifelhaften Quellen. RT Deutsch, der von Putin finanzierte Sender Russlands hatte jetzt den kleinen Omran aufgespürt und Bilder von seinem heute, nach der Befreiung Aleppos, friedlichen Leben gebracht. Omrans Vater beklagt sich darin, die Leute vom „Aleppo Media Center“ hätten im Krieg Omrans Bilder zu Propagandazwecken missbraucht. ZAPP hatte im Gegenzug den Kameramann aufgespürt, der von Omran die in Westmedien gezeigten Videos gemacht hatte, und jetzt behauptet, die Aussagen von Omrans Vater in RT wären unter Druck des Assad-Regimes entstanden.

ZAPP sucht weder nach Belegen oder Widerlegungen der einen noch der anderen Aussage, dreht die Darstellung aber so hin, dass die Seite des „Aleppo Media Center“ als glaubhaft, die RT-Version dagegen als Propaganda erscheint, die Omran „missbraucht“ (ZAPP). Dabei lässt ZAPP die inzwischen aufgekommene gravierende Kritik am „Aleppo Media Center“ weg. ZAPP drängt statt dessen seinen Zuschauern immer wieder suggestiv deren Bilder von Omran auf, während die Gegenpropaganda von RT nur knapp gezeigt und gleich unglaubhaft gemacht wird; ZAPP: „Wir sprechen mit dem Kameramann, der diese Bilder damals filmte. Nichts sei inszeniert, sagt er, vielmehr wurde der Vater heute von der syrischen Regierung unter Druck gesetzt.“ Der Kameramann, Mustafa Al Sarout, sagt: „Natürlich gibt es den Beweis, das Video, die Fotos und all die Leute die dort waren, da sind Zeugen vor Ort gewesen, da waren Reporter vor Ort, Sie wissen, dass es nichts gibt, was man in Aleppo verheimlichen kann.“

Andere, von ZAPP nicht zitierte Beobachter meinen jedoch, dass in Aleppo gerade im Fall Omran allerhand verheimlicht wurde -was auch jetzt von ZAPP verheimlicht wird. So gab es neben den Videos von Omran auch Fotos, die weit mehr durch die Westmedien gingen. Der Fotograf hieß Mahmud Raslan und seine Beziehungen zu den Dschihadisten, die damals Ostaleppo in ihrer Gewalt hatten, gaben Anlass zu Zweifel an seiner Neutralität. Nahost-Experte Michael Lüders schreibt dazu in seinem neuen Syrien-Buch:

Der Fotograf heißt Mahmud Raslan. Er hatte kurz vor der Aufnahme Omrans ein Selfie geposted, das ihn grinsend mit Angehörigen der Dschihadistenmiliz ‚Harakat Nur al-Din as-Sanki‘ zeigte. Darunter die beiden Männer, die zweifelsfrei vier Wochen zuvor den zwölfjährigen Abdallah Isa für ein Propagandavideo geköpft hatten. Raslan arbeitet für das  ‚Aleppo Media Center‘, das westlichen Medien in den monatelangen Kämpfen um Aleppo als wichtige Informationsquelle diente. Offiziell handelt es sich dabei um ein ‚unabhängiges Netzwerk‘ von ‚Bürgerjournalisten‘, mit  einer klar regimefeindlichen Haltung, gut vernetzt mit Dschihadisten. Finanziert wird es maßgeblich vom französischen Außenministerium, auch aus Washington, London und Brüssel erhält das ‚Center‘ Geld. (M.Lüders 2017, S.9f.)

Michael Lüders wird wegen seiner auch dem Westen gegenüber kritischen Haltung hart attackiert, etwa von „ARD-Faktencheck“ (Kritiker sprechen von ARD-Faktenschreck). Aber nicht nur Lüders brachte die Story vom Aleppo Medien Center-Fotografen Raslan als Buddy übelster Mörder-Dschihadisten. Auch z.B. die Süddeutsche Zeitung hatte davon gehört, obwohl sie mit ihrem Atlantiker Stefan Cornelius treu an der Seite der Nato-Kriegspartei steht. Die SZ überschrieb die Raslan-Story jedoch mit „Assads Unterstützer wittern eine Inszenierung“ und stellt Raslan-Kritiker damit in eine Ecke mit Assad, zusätzlich behauptete die SZ noch, die Verwicklung Raslans mit den Nusra-Terroristen ziehe „die Echtheit“ des Fotos vom kleinen Omran „nicht in Zweifel“. Wirklich nicht? Oder wäre ein zu Propagandazwecken gestelltes Foto für die SZ dann eben ein „echtes“ gestelltes Foto?

Indem ZAPP statt des Omran-Fotografen Raslan den Omran-Videofilmer Saroud interviewt, vermeidet es schlau diese skandalöse Hintergrundinformation, welche die Westmedien-Darstellung des Falles Omran, anders als die SZ ohne Begründung behauptet, durchaus in Frage stellt. ZAPP kennt auch keine Kritik an denen, die sich im Fall Omran damals als Helden von Aleppo feiern ließen: Den ominösen Weißhelmen. Die 2013 vom britischen Militärberater James Le Mesurier (Ex-MI6-Agent) gegründete Zivilschutzorganisation „White Helmets“ mit Sitz in London, wird vom Westen finanziert und ist nicht mit anderen Rettungsorganisationen assoziiert. Prof. Günter Meyer zufolge berichten die mit dem Alternativen Friedensnobelpreis geschmückten Weißhelme zwar die Verbrechen des Assad-Regimes, nicht aber die der Kämpfer gegen Assad. Laut Meyer sind sie daher vor allem ein Propagandainstrument. Wie Telepolis berichtet, hat etwa die britische Regierung Millionen in den Aufbau freier syrischer Social Media-Aktivisten der „White Helmets“ investiert, die wie gerufen das westliche Narrativ bedienen.

ZAPP: Putin missbraucht kleinen Jungen

Omran bei ZAPP und Omran heute bei RT

Einem von ZAPP herbeizitierten „Medienexperten“ wird abschließend noch das Wort im Mund umgedreht. Während dieser Experte zutreffend zu Bildern von Omran sagt: „Die Medien haben dieses Bild damals zu einer Ikone des Krieges gemacht. Was wir hier erleben ist, dass der Spieß umgedreht wird, dass jetzt von der anderen Seite versucht wird, das Bild für eigene Zwecke zu gebrauchen.“

Flugs macht ZAPP aus dem „gebrauchen“ einen „Missbrauch“ -natürlich durch RT Deutsch, ZAPP: „Das Bild eines Kindes im Krieg, ein Jahr nach dem es entstanden ist: Missbraucht im Kampf um die Deutungshoheit“.  Von den drei Minuten des ZAPP-Berichts waren fast zwei Minuten lang die  Propagandabilder des Aleppo Media Center bzw. dessen Kameramann Saroud zu sehen, nur wenige Sekunden und mit abwertenden Kommentaren die Omran-Bilder von RT. Die hier nicht allzu medienkritische Sendung ZAPP treibt damit eine in Westmedien verbreitete Mediendarstellung weiter, die Lüders so beschreibt:

Kaum war der Kampf um Aleppo im August 2016 voll entbrannt, wies die Berichterstattung, von Ausnahmen abgesehen, in nur eine Richtung. Apokalypse Now, unterfüttert von erschütternden Bildern. Darunter auch jenes eines apathischen kleinen Jungen, Omran… Das Gesicht blutverschmiert und eingestaubt, auf einem Stuhl sitzend. Eine Ikone… US-Außenminister Kerry: „Russland und die syrische Führung haben in Aleppo offenbar die Diplomatie aufgegeben, um einen Sieg über zerfetzte Körper, ausgebombte Krankenhäuser und traumatisierte Kinder hinweg zu erreichen.“ (M.Lüders 2017, S.151ff.)

ZAPP stellt sich hier stramm an die Seite der Kriegspartei USA und deckt deren Kriegspropaganda und Bündnispolitik. Dabei waren die Besatzer von Ostaleppo wohl eher nicht die mutigen „gemäßigten Rebellen“, die in den Westmedien immerzu gegen den Diktator Assad kämpften. Vielmehr waren es islamistische Milizen der Nusra-Front, denen ähnlich, die derzeit in Mossul von prowestlichen Truppen bekämpft werden. Während man in Mossul in Westmedien keine traurigen Kinderaugen von Opfern der Kriegsführung sieht, sondern jubelnde Bewohner beim Einzug der Befreier, standen die Tendenzberichte über die Befreiung von Aleppo unter umgekehrtem Vorzeichen. In Mossul hörte man in der ARD, die Dschihadisten würden die Bewohner als „menschliche Schutzschilde“ missbrauchen, in Aleppo nicht. Michael Lüders belegt, dass diese Einseitigkeit nicht von den Fakten gedeckt ist, wenn er über die Schlacht um Ostaleppo schreibt:

Flüchten konnten die Bewohner kaum, weil sie den Dschihadisten als lebende Schutzschilde dienten. Wer es trotzdem versuchte, riskierte, erschossen zu werden… Der UN-Sondergesandte für Syrien, Staffan de Mistura, … warf den Nusra-Kämpfern vor, Ost-Aleppo in Geiselhaft genommen zu haben... (M.Lüders 2017, S.151ff.)

Fazit: Statt für Tausende Euros ein Filmteam zum Interview eines mutmaßlichen Al-Nusra-Sympathisanten vom zweifelhaften „Aleppo Media Center“ zu entsenden, hätte man besser für 12,95 Euro das Buch von Lüders erworben. Aber dann wäre kein Tendenzbericht pro US-Kriegsführung in Nahost entstanden bzw. contra RT Deutsch.

In jedem Krieg leiden Kinder, besonders wenn in Städten mit schweren Waffen gekämpft wird wie in Aleppo und Mossul. Jeder weiß heute, dass moderne Kriege auch Medienkriege sind, Kriege der Bilder, und Bilder vom Leiden der Kinder sind besonders wirksam. Bilder von großen traurigen Kinderaugen wecken starkes Mitleid und Abscheu vor dem, der dem Kind das angetan hat,  sie sind daher extrem manipulativ und geeignet für Propaganda. Das kann Propaganda gegen den Krieg sein oder Propaganda gegen den Feind. Im ersten Fall hilft es vielleicht, den Krieg zu beenden, wenn etwa ein von Napalm verbranntes Mädchen in dem Land im Fernsehen gezeigt wird, dessen Armee das Napalm abgeworfen hat. Zur Propaganda gegen den Feind wird das Bild eines kleinen Jungen nach einem Bombenangriff, wenn es in dem Land gezeigt wird, das sich zum Angriff auf den rüstet, der dem Kind das angetan hat. Vor dem soll man Abscheu empfinden und Krieg gegen ihn befürworten, was wahrscheinlich  zu mehr Krieg und mehr Bomben auf Kinder führen wird.

ZAPP zeigt ausgiebig Bilder, die Abscheu gegen Assad wecken sollen, und wendet sich gegen die RT-Bilder, die diese Abscheu durch Bilder des von Assad geretteten Omran wieder zu mildern syrien_aleppo_zitadelleversuchen. ZAPP weiß, dass derzeit die USA unter Trump erwägen, völkerrechtswidrig in den Syrienkrieg einzugreifen (wo die Russen legal einem ihnen verbündeten Regime helfen). Die heroische Selbststilisierung von ZAPP: Sich zum Verteidiger des kleinen Omran zu machen, der von den anderen (den Russen) in einer Propagandaschlacht missbraucht wird. Aber statt Medienkritik zu üben, ergreift ZAPP Kriegspartei in unverantwortlichem Spiel mit dem Feuer einer Großmacht-Konfrontation.

Zapp-Beitrag zu Omran und RTdeusch „Syrisches Kriegsfoto: Kampf um die Deutungshoheit“

https://www.youtube.com/watch?v=_gPOs0MeXpY

Material: Michael Lüders (2017) Die den Sturm erneten

Putin-Hassprediger: Aleppo-Gräuel-Propaganda fällt in sich zusammen

Ali Baba syrien_aleppo_zitadelle

Wochenlang nerven sie uns mit tendenziösen Berichten und Bildern aus Aleppo. Wie haben sie’s gemacht? Einen ihrer Leute bei der UNO platziert und diverse Propaganda-Twitter-Fakes geschaffen. Dort twitterten angebliche Opfer Putins täglich ihre frei erfundenen Leiden, die UNO leitete sie als Authentifizierungs-Amt an die Medien weiter, die sie ungeprüft als Wahrheit sendeten. Die ARD vergisst zu sagen, wer auf Zivilisten geschossen hat, und  die dubiosen White Helmets sind jetzt wie vom Erdboden verschluckt.

Wochenlang nerven ARD & Co. uns mit manipulativen Bildern aus Aleppo, dem Zentrum des Bösen, der Hölle auf Erden, in der Satan Putin mit Beelzebub Assad Gräueltat um Gräueltat begehen sollen. Wie haben sie’s gemacht? Einen ihrer Leute bei der UNO platziert und diverse Propaganda-Twitter-Fakes geschaffen: „Wir lernen, dass Bana mit ihren Eltern und zwei Brüdern in Aleppo lebt“. Dort twitterten angebliche Opfer Putins täglich ihre frei erfundenen Leiden, die UNO leitete sie als Authentifizierungs-Amt an die Medien weiter, die sie ungeprüft als Wahrheit sendeten. Die dubiosen White Helmets hielten ein weinendes Kind nach dem anderen in die Kamera, die angeblichen Helfer (vom Londoner Geheimdienst gegründet, von dubiosen NGO wie CAMPACT beworben) sind jetzt wie vom Erdboden verschluckt.

Wie manipulativ die größte deutsche Nachrichtensendung, die ARD-Tagesschau bei ihrer Anti-Putin-Hetze vorging konnte man kürzlich durch simplen Vergleich mit der (auch nicht allzu unvoreingenommenen) Arte-Nachrichtensendung sehen: Während Arte noch zugab, auf die flüchtenden Menschen Aleppos werde geschossen, während sie versuchen in die von Assad geschickten Fluchtbusse zu kommen (dass da nur die vielgepriesenen „Rebellen“ auf Zivilisten schießen konnten, verschwieg freilich auch Arte), hieß es bei der ARD: Die Flucht wurde behindert „weil der Waffenstillstand gebrochen“ worden sei. Kein von wem oder wie und warum dazu: Das seit Jahren gegen die schießwütigen Kriegsverbrecher Assad und Putin (Beweise dafür stehen immer noch aus) verhetzte ARD-Publikum musste -so präpariert- einfach annehmen, dass auch hinter dieser Teufelei nun wieder die beiden Bösen von Aleppo stecken. Lügenpresse oder Lückenpresse?

Dass Obamas Nusra-Terroristen in Aleppo seit Monaten Zivilisten, die aus ihrer Terrorherrschaft zu Assad fliehen wollten, in den Rücken geschossen haben, verschwieg die ARD verbissen. Es passte nicht ins Propagandabild, das zuletzt mit einem angeblichen „Bürgermeister von Ostaleppo“ in Brüssel abgerundet wurde. Jetzt aber wird die Luft der ARD dünner, auch öffentlich-rechtliche Lügen haben am Ende keine allzu langen Beine. Jetzt tauchen immer mehr echte Menschen auf, die über die Untaten der Nusra-Bande berichten (keine Fake-Twitterei mehr). Wie lange werden wir wohl warten müssen, bis die ARD & Co. Leute reden lässt, wie diese bei Telepolis (das größte unabhängige Netzmedium, das ARD-Boss Gniffke schon verzweifelt als unseriös zu denunzieren versuchte, aber damit kläglich scheiterte) zu Wort kommenden: Naseeb Rahrouh, Ayham Jabr und Sami Al-Akhras.

Diktatur von Obamas Nusra-Terroristen in Aleppo

Naseeb Rahrouh hat keine guten Erinnerungen an die Rolle der syrischen Staatsmacht in Aleppo, er ist einer, der gegen Assad in die Opposition ging, aber die westliche Gräuel-Propaganda über Aleppo glaubt er nicht. Schon im Jahr 2011 musste der 28jährige Rahrouh vor dem syrischen Geheimdienst aus Aleppo nach Jordanien fliehen. Vor einem Jahr kam er über die Türkei, Griechenland und den Balkan nach Deutschland und hilft jetzt anderen Flüchtlingen in Berlin. Die „herzzerreißende“ (Merkel) Darstellung seiner Heimat in deutschen Medien hält er dennoch für propagandistische Heuchelei:

Sie zeigen nur die Menschen, die durch die syrische Armee getötet wurden. Aber nirgends erfährt man etwas über die Mörserangriffe der Terroristen. … Mit Sicherheit ist es eine Befreiung. Aber eben auf russische Art. Es ist Krieg und im Krieg gibt es Opfer. Aber am Ende ist es mir lieber, die syrische Armee kontrolliert uns als diese radikalen muslimischen Terroristen.

Naseeb Rahrouh

Ähnlich sieht es auch Ayham Jabr. Der 28-jährige Künstler lebt im Osten von Damaskus. Auch in seinem Viertel schlagen regelmäßig Granaten ein. Am Rande seines Stadtteils liefern sich syrische Armee und Islamisten seit Monaten schwere Gefechte. Auch Jabr erzählt von syrischen Freunden, die in Aleppo auf der Straße tanzten. Von der tendenziösen Berichterstattung in westlichen Medien wie der ARD hält er nichts:

Aleppo ist jetzt wiedervereint. So wie es vor dem Krieg war und so wie es sein sollte. Schande über fast alle westlichen Medien, ich kann nicht glauben, wie sie die Realität verleugnen! … Ich wünschte, ihr könntet sehen, wie die Menschen in Aleppo nach der Befreiung feierten. Aber was kümmert uns die Meinung des Westens. Unsere geliebte Stadt ist wiedervereint, und das ist alles, was zählt.

Ayham Jabr

Sami Al-Akhras berichtet von dem Leid, dass die Menschen in der syrischen Millionenstadt erfasst hat: Die Nusra-Terroristen saßen auf den Hilfslieferungen und den Wasserquellen, erpressten die Bevölkerung und missbrauchten sie als menschliche Schutzschilde (ein Wort, dass der ARD sehr vorschnell über die Lippen kommt, wo immer Obamas Bomben fallen). Al-Akhras hat aber die letzten Tage in Aleppo verbracht, um die Toten zu Ehren. Aber er berichtet auch von Freude über die Eroberung durch die syrische Armee (Jubel, wie ihn die ARD wohl nur bei der von prowestlichen Milizen vom IS eroberten Stadt Mossul zeigen wird):

Die Zivilisten waren so froh, als die syrische Armee sie befreit hat. … Die ‚Rebellen‘ aßen und lebten wie Könige, während die Zivilisten keine Chance hatten, an Nahrung, sauberes Wasser oder medizinische Versorgung zu kommen… Überall verlief die Front durch zivile Gebiete. Wenn du ein wahrer Rebell bist und versuchst, etwas für dein Land zu tun, dann wählst du ein leeres Gebiet und nutzt nicht Zivilisten oder Kinder als menschliches Schutzschild.

Sami Al-Akhras

Quelle: Telepolis

Campact plant Anti-Putin-Kampagne

Hannes Süß campact_antiam

Momentan scheint die (Pseudo-?) NGO Campact ihr umfangreiches deutsches Sympathisantennetz auszunutzen, um unauffällig die Wirksamkeit der Anti-Putin-Propaganda zu testen. Man fragt die Campact-Spender-Gemeinde, ob sie einen „Online-Appell an Bundesaußenminister Steinmeier“ in Sachen Aleppo unterstützen würden. Begleitet ist die Umfrage von einer tendenziösen Darstellung des Syrien-Konfliktes, die Eingriffe der USA leugnet und alle Schuld bei Putin sehen will. Die Nachdenkseiten (NDS), die bei Campact seit einiger Zeit nachdenklich geworden sind, enthüllten diese Campact-Aktion und halten sie inzwischen für dubios bzw. eine Pseudo-NGO.

…aus Aleppo erreichen uns seit Wochen apokalyptische Bilder. Ganze Stadtviertel sind zermalmt, die Straßen mit Schutt und Staub bedeckt, Schulen und Krankenhäuser zerstört. Die 250.000 in Ost-Aleppo ausharrenden Zivilisten sind den Bomben schutzlos ausgeliefert (…) Denn bislang wurde jede verbindliche UN-Resolution für ein Ende der Gewalt von Russland abgelehnt.

(interne Campact-Umfrage laut NDS)

NDS wurden im Oktober 2016 nachdenklich, als Campact eine CETA/TTIP-Demo nutzte, um auf hektisch und großflächig verteilten Plakaten Antiamerikanismus mit Rassismus und Rechtspopulismus gleichzusetzten (siehe Abbildung). Gutgläubige linke Anti-CETA-Demonstranten sollten für eine Propaganda-Kampagne der hiesigen Machteliten ausgenutzt werden. Zugleich testen die Propagandisten an Campact-Leuten offenbar die Wirksamkeit ihrer Methoden. Hier bei uns wurde Campact wegen unklarer Finanzierung ihrer Anfänge und mutmaßlicher Konkurrenz-Motivation gegen Attac seit ihrem Snowden-Appell 2013 aufmerksam beobachtet:

Campact ist ein eingetragener Verein, dessen Leitung  einem geschäftsführenden Vorstand aus drei Personen (2013) obliegt, der an zwölf Vollmitglieder berichtet -damit ist die Organisation in der Hand dieser 15 Personen. Das Gründungskapital stammte von Privatpersonen, deren Identität offenbar geheimgehalten wird. Das Budget 2011 umfasste die sagenhaft hohe Summe von rund zwei Millionen Euro, die angeblich aus Spenden und Förderbeiträgen stammen sollen. Campact e.V. ist als juristische Person beim Registergericht in Hamburg eingetragen und vom Finanzamt Hamburg am 12.08.004 als gemeinnützige Organisation anerkannt worden. Jasminrevolution

Als Reaktion kamen einige Beschwichtigungen und Änderungen auf deren Website, die kaum überzeugend waren. Wir sehen Campact als Teil des Clicktivismus-Problems bzw. der Tarn-NGOs, die als politische Steuerungsinstrumente der Machteliten immer wichtiger werden. Campact warb gute Leute von Attac u.a. ab, organisierte sehr -fast schon übertrieben- professionell Aktionen zu den jeweils gerade angesagten Themen des linken Spektrums (von Snowden bis zu TTIP). Aufmerksamkeit und Spenden wurden von Attac abgezogen, während der Staat klammheimlich und medial fast unbeachtet Attac die Gemeinnützigkeit entzog (!); der Eindruck einer Zangenoperation gegen die bei Machteliten unbeliebten Globalisierungsgegner entstand. 2015 fiel Campact mit einem Flyer zur Hamburg-Wahl auf, der Grüne und FDP förderte (die Linke nicht). Seit Kurzem haben auch die NDS Campact als Pseudo-NGO in Verdacht und kommen nach ihrer Anti-Putin-Operation zu dem Schluss, „andere Interessen“ würden den Campact-Followern nun langsam untergeschoben:

Campact ist als fortschrittliche Organisation mit großer Ausstrahlung auf viele und gut meinende Menschen aufgebaut worden. Und wird jetzt auch für ganz andere Interessen eingesetzt. „Hier werden Organisationen mit hoher Glaubwürdigkeit und einem fortschrittlichen Image aufgebaut, die dann zu gegebener Zeit in Frontstellung gebracht werden können.“ Nachdenkseiten

Die NDS speisen ihre Zweifel an Campact aus Leserzuschriften von Campacty-Leuten, die Internas leaken, wie die jüngste -noch offenbar geheime- Umfrage zu Putin. Man will offenbar wissen, wie weit die Aleppo-Propaganda (Giftgas/Fassbomben) gegen Putin bzw. Assad in linksorientierten, aber nicht allzugut informierten Kreisen der deutschen Bevölkerung gewirkt hat. (Aufmerksamen ARD-Zuschauern wird nicht entgangen sein, wie häufig große weinende Kinderaugen aus der Tagesschau schauen, wenn es um russische Bomben auf Aleppo geht, wie selten bzw. gar nicht diese bei Bomben der USA gezeigt werden -oft dabei im Bild: die „obskuren Whitehelmets„, die Syrien-Hilfs-NGO, die offenbar ein britischer Geheimdienstler gegründet hat.)

Von der internen Campact-Umfrage zu Aleppo/Putin wird eine Kampagne in Richtung Außenminister abhängig gemacht (heißt es von der Campact-Führung an ausgewähltes Fußvolk). Mail von Campact an den NachDenkSeiten-Leser und Campact-Förderer J.H. (NDS 4.Nov.2016):

Von: Campact eV info@campact.de
Betreff: Aleppo: Wie wir das Morden beenden können
Datum: 3. November 2016 um 12:52:15 MEZ
Hallo,

aus Aleppo erreichen uns seit Wochen apokalyptische Bilder. Ganze Stadtviertel sind zermalmt, die Straßen mit Schutt und Staub bedeckt, Schulen und Krankenhäuser zerstört. Die 250.000 in Ost-Aleppo ausharrenden Zivilisten sind den Bomben schutzlos ausgeliefert. Durch die Belagerung gibt es nicht genug Medikamente, um die Überlebenden der Angriffe zu versorgen, die Lebensmittel werden knapp. Und was tut die Weltgemeinschaft?

Vier der fünf ständigen Mitglieder des UN-Sicherheitsrates werfen Bomben auf Syrien ab – an seiner eigentlichen Aufgabe ist der Weltsicherheitsrat gescheitert: Endlich für Frieden zu sorgen. Denn bislang wurde jede verbindliche UN-Resolution für ein Ende der Gewalt von Russland abgelehnt – der Sicherheitsrat ist blockiert!

Um das Bomben endlich zu stoppen, ruft nun der UN-Generalsekretär zu einem ungewöhnlichen Schritt auf: Wenn die Hälfte aller 193 Mitglieder der UN zustimmen, könnte eine Notfallsitzung der UN-Hauptversammlung zusammenkommen. Sie könnte die Blockade überwinden und eine wirksame Resolution für eine Beendigung der militärischen Gewalt beschließen!

Wir überlegen deshalb, einen Online-Appell an Bundesaußenminister Steinmeier zu starten, damit Deutschland die Initiative des UN-Generalsekretärs unterstützt. Unter den mehr als 1,8 Millionen Campact-Aktiven haben wir Sie und 4.999 weitere zufällig ausgewählt, um Sie nach Ihrer Meinung zu fragen. Ob wir die Aktion starten, hängt auch von Ihrer Rückmeldung ab. Eine Antwort dauert weniger als eine Minute.

Bitte sagen Sie uns bis heute Abend Ihre Meinung!

Bisher haben die Vereinten Nationen in Syrien versagt: Rund eine Million Menschen werden in belagerten Ortschaften ausgehungert, jeden Tag werden international geächtete Fassbomben eingesetzt und weiterhin verübt das Assad-Regime Kriegsverbrechen mit chemischen Waffen. Doch seit fünf Jahren verhindert das mit Assad verbündete Russland mit seinem Vetorecht im Weltsicherheitsrat eine verbindliche UN-Resolution zu Syrien. Die Weltgemeinschaft droht in der Bedeutungslosigkeit zu versinken.

Weil der UN-Sicherheitsrat seine Pflicht nicht erfüllt, für Frieden und Sicherheit zu sorgen, hat UN-Generalsekretär Ban Ki-Moon die Mitgliedstaaten aufgerufen, eine Notfallsitzung der UN-Hauptversammlung herbeizuführen. Doch Russland will eine solche Sondersitzung verhindern und baut Druck auf viele UN-Mitglieder auf. Wenn sich die Vereinten Nationen weiter von Russland blockieren und erpressen lassen, werden sie in Syrien endgültig bedeutungslos.

Die dramatische Situation in Aleppo lässt kein Zögern mehr zu – Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) muss jetzt Druck machen: Deutschland kann seine guten diplomatischen Beziehungen in der ganzen Welt nutzen, damit die Lähmung der Vereinten Nationen überwunden wird. Denn der Konflikt in Syrien kann nur mit diplomatischen Mitteln gelöst werden.

Bitte sagen Sie uns bis heute Abend Ihre Meinung!

Mit herzlichen Grüßen
Ihr Campact-Team

Zwischenbemerkung AM: Dann folgt eine Art Fragebogen von Campact an die ausgewählten Förderer:

Rettet Aleppo – die Situation in der Stadt ist dramatisch. Statt Bomben braucht es endlich Frieden. Doch Russland verhindert seit fünf Jahren eine UN-Resolution für ein Ende der Gewalt in Syrien. Wir überlegen deshalb, einen Online-Appell an Bundesaußenminister Steinmeier (SPD) zu starten, damit er sich für eine Notfallsitzung der UN-Hauptversammlung zu Syrien einsetzt. Würden Sie sich an so einer Aktion beteiligen?

Ich würde mich beteiligen und Freund/innen und Bekannte über die Aktion informieren.

Ich würde mich beteiligen, die Aktion aber nicht weiterempfehlen.

Ich würde mich nicht beteiligen, halte die Aktion aber nicht für einen Fehler.

Ich halte die Aktion für einen Fehler.

Wenn Sie wollen, begründen Sie, warum Sie sich so entscheiden! Wir freuen uns auch über weitere Anregungen zu der Aktion.

Hier die Antwort des Campact-Förderers und NDS-Lesers J.H.:

Frieden und humanitäre Hilfe sind natürlich oberste Priorität. Keine Frage. Doch möchte ich anmerken, dass ich es für äußerst polemisch und einseitig halte, Russland die alleinige Schuld am Scheitern der Verhandlungen zu geben. Dass Russland eine Flugverbotszone ablehnen wird, war allen von vornherein klar, wurde aber trotzdem in die neueste Resolution Frankreichs eingebracht. Von den möglichen Folgen einer solchen ganz zu schweigen. Ausserdem hat Russland nicht als einziger von seinem Vetorecht gebrauch gemacht. Sein Gegenvorschlag für eine Lösung wurde genauso abgelehnt wie der Versuch Neuseelands, einen Kompromiss aus beiden Vorschlägen zu erreichen.

Wenn man sich den Bericht zur Tagung des UN-Sicherheitsrates inklusive der Statements der Vertreter aus den verschiedenen Ländern durchliest wird klar, dass es allen nur um die Durchsetzung ihrer eigenen machtpolitischen Interessen geht und nicht um die Menschen in Syrien. Als der Gesandte Syriens das Wort hatte, verließen einige Abgeordnete den Saal. Soviel zur Diplomatie.

Eine unausgegorene Resolution nun gegen ein Vetorecht zu erzwingen hat auch nichts mit Diplomatie zu tun.

Deshalb werde ich Ihre Aktion weder unterstützen noch weiterempfehlen.

Soweit J.H. an Campact, abschließende Bemerkung von J.H. an uns von den NachDenkSeiten:

Harter Tobak, oder bilde ich mir das nur ein? Mich würde Ihre Meinung dazu brennend interessieren.

Auch wenn ich nicht immer Ihrer Meinung bin, haben Sie in den letzten Jahren einen politisch und gesellschaftlich interessierten und aufgeklärteren Menschen aus mir gemacht. Dafür möchte ich Ihnen danken.

Mit den besten Grüßen aus dem Notdienst,

J. H.

Abschließend meine Meinung (A.M.) zum Vorgang:

  • Die Mail von Campact einschließlich der Umfrage ist ausgesprochen einseitig und hoch manipulativ: die Geschichte und das Leid Syriens werden verkürzt erzählt.
  • Es wird so getan, als wäre Russland von Anfang an im Spiel. Ich zitiere: „Statt Bomben braucht es endlich Frieden. Doch Russland verhindert seit fünf Jahren eine UN-Resolution für ein Ende der Gewalt in Syrien.“ – Welche UN Resolution soll denn da gemeint sein? Seit wann ist Russland in Syrien militärisch tätig?
  • Russland ist seit 2015 auf Initiative von Syrien am Konflikt militärisch beteiligt. Vorher, seit 2011, lieferten die USA, die NATO und die Golfstaaten Waffen und rüsten Rebellen auf – auch Kräfte des islamischen Staates.
  • Interessant ist auch die Tatsache, dass sich die Sorge auf Aleppo konzentriert und all das schreckliche Leid all überall im Land nicht thematisiert wird.
  • Die UNO nun zum Verantwortlichen zu machen, erscheint wie ein Ablenkungsmanöver von den wirklich Verantwortlichen. Das Ansehen der UNO zu diskreditieren liegt nicht in unserem Interesse. Es liegt im Interesse einer Reihe von Staaten, die militärisch intervenieren.
  • Das Entscheidende ist der von J.H. zitierte Satz aus den NachDenkSeiten vom 25. Oktober. Ich wiederhole:„Hier werden Organisationen mit hoher Glaubwürdigkeit und einem fortschrittlichen Image aufgebaut, die dann zu gegebener Zeit in Frontstellung gebracht werden können.“Der eingangs erwähnte zweite NachDenkSeiten-Leser hat übrigens gestern Abend auf die gleiche Feststellung in der Dokumentation der NachDenkSeiten vom 25. Oktober hingewiesen. Auch ihm war aufgefallen, dass unsere Vermutung von Campact selbst bestätigt wird.Campact ist als fortschrittliche Organisation mit großer Ausstrahlung auf viele und gut meinende Menschen aufgebaut worden. Und wird jetzt auch für ganz andere Interessen eingesetzt.    NDS 4.Nov.2016