Martin Schulz: Der Donald Trump der SPD?

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Martin Schulz -der Trump der SPD?

Manuel Meyer

Berlusconi wollte den deutschen Martin Schulz einst ins KZ stecken -als Aufseher. In der Knesset löste Schulz Proteste aus, nun soll er den auf den Posten des zum Präsidenten weggelobten Außenministers, des Bilderbergers Steinmeier, vorrücken -und sogar anstelle von Sigmar Gabriel Kanzlerkandidat der SPD werden. In der SPD ist er etwas beliebter als Trump es bei den Republikanern war (bevor er Hillary Clinton aus dem Weg fegte). Doch wie Trump poltert der trockene Alkoholiker Schulz gerne und weiß auch alles besser.

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Oder ist Trum der Schulz der USA?

Bei der Bundestagswahl im kommenden Jahr will Schulz auf dem ersten Listenplatz der NRW-SPD kandidieren, der prominente Platz dürfte Schulz den Einzug in den Bundestag garantieren. Aber: Der 60-Jährige steht für Europa wie kaum ein anderer SPD-Politiker. Er hat es in den vergangenen Jahren geschafft, das Europäische Parlament in das Zentrum des politischen Geschehens zu rücken und damit auch seine eigene Person. „Kann so ein Mann denn auf einmal nationale Politik machen?“ argwöhnt die WELT. Abgeordnetenwatch führt ihn als blasierten Nicht-Beantworter von Bürgerfragen, Bertelsmann n-tv nennt ihn „Sausack“, so soll er sich selbst rückblickend auf seine Pubertät eingeschätzt haben, die Bilderberger-Broschüre ZEIT will ihn aber nicht gleich als Außenminister -weil er früher mal bei den Klerikalfaschisten in Israel aneckte? Die rechtspopulistische Finanzpostille FAZ muss der SPD in ihrer Theaterkritik der Kanzlerdebatte eines lassen: „Gemessen an ihren Aussichten, den nächsten Bundeskanzler zu stellen, führen sie gerade ein ziemliches Theater auf. Das Ganze folgt nicht einmal einem Drehbuch, was zur Folge hat, dass unfreiwillig komische Szenen auf der Bühne dargeboten werden.“

Vom jugendlichen Alkoholiker zum König Europas

Martin Schulz  ist SPD-Politiker, Fan der Niedriglohn-Sklaverei durch Harz-IV-Massenverelendung („New Labour“) und seit Januar 2012 (mit Unterbrechung) Präsident des Martin SchulzEuropäischen Parlaments. Juso und Alkoholiker? Kein Karrierehindernis in NRW, wieso auch? Die Bayern machen ja auch jede 2-Promille-Ralley ihrer CSU-Bonzen begeistert mit, egal wieviele Leichen da im alpinen Straßengraben zurückbleiben. Von 1987 bis 1998 war Schulz Bürgermeister von Würselen (Nordrhein-Westfalen), seit 1994 ist er Mitglied des Europäischen Parlaments und war zwischen 2000 und 2004 Vorsitzender der deutschen SPD-Landesgruppe. Seit der Europawahl 2004 hat er den Vorsitz der Sozialistischen Fraktion im Europaparlament inne. Er folgte in dieser Position dem Spanier Enrique Barón Crespo. Seit dem 13. November 2009 ist er neuer Europabeauftragter der SPD; ferner Mitglied der überparteilichen Europa-Union Deutschland; oberster Boss dieser „Förderalisten“ ist der Bertelsmann-Oberlobbyist Elmar Brok (Brok, Bordelle, Bertelsmann), der sich für die Diktatur in Kasachstan stark machte und dabei in mysteriöse Todesfälle verstrickt war.

Nach der Europawahl 2009 verhinderte Schulz eine schnelle Zustimmung seiner Fraktion zu einer zweiten Amtszeit der Kommission Barroso, den Mann von Goldman Sachs. Stattdessen brachte er zusammen mit dem grünen Fraktionschef Daniel Cohn-Bendit den belgischen Liberalen Guy Verhofstadt als Kandidaten für das Amt des Kommissionspräsidenten ins Spiel. Doch das war nur Taktik auf dem Weg zur Macht: Alsbald gab Schulz seinen Widerstand gegen Barroso auf, forderte aber, dass dieser auf  Bedingungen eingehen müsse: Schulz wollte König von Europa werden!

So kam es zu einer Einigung zwischen der rechten EVP und der linken SPE im EU-Parlament, dass Schulz im Jahr 2012 Präsident dieses Europäischen Parlaments werden sollte.  Am 17. Januar 2012 wurde Schulz im ersten Wahlgang zum Präsidenten des Europaparlaments gewählt. Bei dem Parteitag der SPD im September 2013 wurde er mit knapp 98 Prozent zum SPD-Europabeauftragten gewählt: Basis für den Skandalexperten, eine bundespolitische Karriere zu starten, die ihn den Bilderbergern nützlicher werden lässt. Das war etwas überraschend, denn Schulz hatte seine Skandalvorgeschichte…

Berlusconis „KZ-Wächter“ redet Deutsch in der Knesset

Am 2. Juli 2003 kam es im Europaparlament zu einem Eklat, als Schulz den anwesenden italienischen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi in dessen Doppelfunktion als Regierungschef und Medienunternehmer für diesen Interessenkonflikt scharf kritisierte. Berlusconi schlug ihm daraufhin vor, er solle die Rolle des Kapo in einem KZ-Film übernehmen, der in Italien gedreht werde: „Herr Schulz, ich weiß, dass es in Italien einen Produzenten gibt, der einen Film über Nazi-Konzentrationslager dreht. Ich werde Sie für die Rolle des Kapo empfehlen. Sie sind perfekt!“ – Silvio Berlusconi: Diskussion im Europaparlament am 2. Juli 2003. In der daraufhin entstandenen Diskussion im Europa-Parlament wollte Berlusconi diese Äußerung als Witz verstanden wissen. Er habe auf die Namensähnlichkeit zwischen Schulz und dem Kriegsgefangenenlager-Aufseher Schultz aus der Fernsehserie Ein Käfig voller Helden anspielen wollen.

Eine am 12. Februar 2014 in der Knesset auf Deutsch (!) gehaltene Rede, in der Martin Schulz den israelischen Siedlungsbau kritisierte, löste Tumulte aus. Er wurde von rechtsgerichteten Abgeordneten und vom israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu (Likud) scharf kritisiert. Israels Staatschef warf ihm eine „selektive Wahrnehmung“ und „einseitige Sicht auf den Nahostkonflikt“ vor. Schulz’ undiplomatische Frage hinsichtlich der gerechten Verteilung des Wassers wurde von der israelischen Botschaft in Berlin als angeblich „uninformiert“ kritisiert. Die gesamte Fraktion der nationaljüdischen Regierungspartei HaBajit ha Jehudi („Jüdisches Heim“) verließ noch während Schulz’ Rede tumultartig den Sitzungssaal. Der Wirtschafts- und Handelsminister Naftali Bennett (haJehudi) nannte die Ansprache eine einzige „verlogene Moralpredigt“. Auch die Ministerin für Kultur und Sport Limor Livnat war entrüstet. Dahingegen distanzierten sich die Vorsitzenden der linken Oppositionsparteien Zehava Gal-On (Meretz-Jachad) und Jitzchak Herzog (Awoda) von den Vorgängen im Parlament. Am Ende „hätten“ Abgeordnete aus mehreren Fraktionen, auch Regierungsmitglieder, stehend applaudiert, so setzt das „Lexikon“ mit ideologischer Löschbrille, wikipedia, den wichtigsten Punkt der historischen Ereignisse mit einem tendenziösen „hätten“ ins Konjunktiv.

3sat-Magazin mit Ukraine-Propaganda aufgelaufen

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Bazon Brock in Aktion (-skunst)

Daniela Lobmueh

Kunstprofessor Bazon Brock ließ 3sat-Magazin auflaufen: Zum Thema Putin-Schröder-Männerfreundschaft wollte 3sat mit heißen Luftblasen die üblichen Propaganda-Klischees bedienen. Doch der anarchische Bazon Brock ließ eine nach der anderen platzen. Peinlich für den Kultursender und sein anspruchsvolles Magazin, das sonst oft mehr kritische Töne an sein marginales Spartenpublikum durchdringen lässt als viele andere Sender von ARD bis ZDF. Doch im Ukraine-Propaganda-Rausch knickte auch 3sat ein.

3sat 30.4. Bazon Brock ließ 3sat-Rechtsaußen Tina Mendelsohn auflaufen. Zum Thema Putin-Schröder-Männerfreundschaft wollte die Redakteurin mit heißen Luftblasen die üblichen Propaganda-Klischees ablassen. Doch der anarchische Kunstprofessor Bazon Brock ließ eine nach der anderen platzen.
Dem Schröder, dem gings doch nur um Geld, der Putin habe ihn reich gemacht! Wo, so darauf Brock, gehe es im Westen nicht nur ums Geld? Und er zitierte Beispiele von inner-westlicher Politkorruption.
Aber sei es nicht empörend, wie sich Schröder da mit Putin getroffen habe? Nö, meinte Brock, empörend sei die Heuchelei des Westens, Putin zum Diktator zu erklären, wenn einer wie Berlusconi jahrzehntelang hofiert wurde: Warum soll Putin schlimmer sein als Berlusconi? Das wusste Mendelsohn auch nicht. Doch wie Schröder da mit Putin Champagner trinke, wo die Menschen so leiden in der Ukraine! Quatsch, meinte Brock, im Westen würde doch auf alles Champagnergläser gehoben, was solle die Heuchelei? So watschte der Nestor der kritischen Kunstszene eins ums andre Mal die smarte Redakteurin ab, die sonst so eloquent aus jungen ukrainischen Nachwuchs-Künstlern NATO-Treueschwüre herauskitzelte oder Femens und Pussy Riots Heldentaten gegen Putin feierte. Reingefallen.
„Ein inniger Schulterschluss zwischen Freunden erzürnt die Republik. Altkanzler Gerhard Schröder feiert mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin seinen 70. Geburtstag. Kann man, darf man, sollte man so etwas tun – während sich doch in der Ost-Ukraine westliche Geiseln in der Hand sogenannter prorussischer Separatisten befinden?“ 3sat-Kulturzeit
In diesem Tenor wollte Tina Mendelsohn auf 3sat die übliche Hetz-nach-Osten-schleim-nach-Westen-Nummer durchziehen, aber nicht mit Bazon Brock, wie sie schmerzvoll lernen musste.

Bazon Brock, der eigentlich Jürgen Johannes Hermann Brock heißt, ist nicht nur emeritierter Professor für Ästhetik, sondern auch einer der profiliertesten deutschen Kunsttheoretiker und Künstler. Also genau der richtige Kandidat für die teilweise gar nicht so üble 3sat-Kulturzeit, nur nicht für Tina Mendelsohn.

Mehrere Jahre arbeitete Mendelsohn als Reporterin für das politische TV-Magazin „Klartext“ des ORB, in dessen TinaMendelsohnAuftrag sie unter anderem den Osten Chinas bereiste. Dann kam der SFB-“Kulturreport“ sowie verschiedene ARD-Magazine, darüber hinaus hat sie seit 1997 für den SWR gedreht. Tina Mendelsohn lebt in London, wo ihr Mann an der Universität lehrt. Neben ihrer Moderatoren-Aufgabe bei Kulturzeit arbeitet die Mutter von vier Kindern, so sie in ihrer Selbstdarstellung, freiberuflich für die BBC und Channel 4.

Bazon Brock schleimte sich nicht an die Medien heran, sondern übte sogar drastische Kritik am Internet. In einem Interview mit der FAZ 2010 bezeichnete er das Internet als die Hölle der Neuen Welt. Die Lager der totalitär-faschistischen Regime, des stalinistischen oder des Hitler-Regimes, seien gewesen, was jetzt das Netz geworden sei. Skandal, Skandal. Ein Julian Assange hat sowas wenigstens nur von Facebook & Co. gesagt.

3sat aufgelaufen: Auch bei den Zuschauern

Meiner spontanen Fernseh-Kritik Bazon Brock ließ Tina Mendelsohn die Luft raus noch während das 3sat-Magazin „Kulturzeit“ lief, stimmten zahlreiche Leser und Leserinnen zu. Bazon Brock erntete großen Beifall und kritische Zustimmung. Tina Mendelsohn wurde von vielen Zuschauern offensichtlich als wenig kompetent bewertet. Vor allem wurde sie als sehr unkritisch die an Kriegspropaganda grenzenden Phrasen der Medien nachplappernd gesehen. Dies zeigt, dass die 3sat-Sendung über ein kritisches Publikum verfügt, das sich nicht länger veralbern lassen möchte. Vielleicht auch ein Signal an die öffentlich-rechtlichen Sender, ihre Journalisten sorgfältiger auszuwählen und weniger auf eine gleichgeschaltete Linie festzulegen. Ich habe mich über die Verstörtheit Frau Mendelsohns gefreut
Anna Stiefvater schrieb:
Sehr gute Zusammenfassung des Kulturzeit-Interviews mit Bazon Brock. Die suggestive Fragetechnik Frau Mendelsohns forderte ja geradezu heraus, die ganze lächerliche Diskussion über die Gefahr „Russland“ im deutschen Fernsehn als Farce zu entlarven. Ich habe mich richtig über dieses Interview auf Kulturzeit gefreut- auch über die Verstörtheit Frau Mendelsohns, die gar nicht wusste, mit welchen Fragen sie noch nach-laden sollte, um endlich eine Antwort nach ihrem Geschmack zu bekommen.“Nicht mit mir“, hat er sich wohl gedacht, Herr Brock und er hatte Recht: „Ein bisschen kurz“ hat man ihn da nur zu Wort kommen lassen. Auch wenns unangenehm für die Deutschen ist: Wann hören wir mehr von Bazon Brock in den Medien? Verfasst am Mai 2, 6:38 PM
Bazon Brock war eine Wohltat
Helge Mannteuffel schrieb:
Bazon Brock ließ Tina Mendelsohn die Luft raus -Bravo, das war gut so! Bazon Brock war eine Wohltat.
Tina Mendelsohn und viele Kollegen, geht in die Lehre bei Gabriele Krone-Schmalz! So etwas brauchen wir nicht, verblöden kann man lustvoller!
Verfasst am Mai 1, 9:24 PM
Wo hat Brock die ganzen Jahre gesteckt?
S. Livey schrieb:
Wo hat Brock die ganzen Jahre gesteckt, in denen sich niemand traute, den Mund aufzumachen. Ein großer Mann!Mir ist es manchmal sogar peinlich, dass mit einem Selbstverständnis von Kolonialherren Deutschland und mit ihm Europa demokratische Werteanforderungen postuliert. Seit Gaucks Freibrief, Deutschland zu mehr „Engagement“ in der Welt aufzufordern, treibt dies Blüten. Deutschlands Politiker sind mal wieder treibende Kraft in Konflikten, die uns eigentlich nichts angehen. Die Realitätsnähe, die Brock von ihnen fordert sind schon in dem Größenwahnprojekt „politisch vereintes Europa“ verloren gegangen. Verfasst am Mai 2, 12:02 PM
Sie käut wieder, was ARD, ZDF, BILD, Zeit, FAZ, Spiegel, taz als Nachrichten verkaufen
Gerald Druminski schrieb:
Eigentlich muss man dem nichts hinzufügen, denn es trifft den Nagel auf den Kopf. Egal, was Mendelsohn studiert oder von der Welt gesehen hat: kapiert hat sie nichts. Ich frage mich, wie sie überhaupt einen Studienplatz ergattern konnte und danach auch noch in einer bislang qualitativ hochkarätigen Kultursendung unterkam. Beim Brock-Interview wurde selbst für einen unaufmerksamen Zuschauer offenkundig, wie hohl die Dame ist, wenn ihr Gegenüber vom vorbereiteten Suggestivfragen-Katalog abweicht. Sie käut das wieder, was ARD, ZDF oder Bild Lieschen Müller und Otto Normalverbraucher bzw. Zeit, FAZ, Spiegel, taz etc. dem Bildungsbürgertum als Nachrichten verkaufen. In „Kulturzeit“ haben weder Mendelsohn noch Schortmann etwas zu suchen. Für mich haben sich sowohl „Kulturzeit“ als auch die neuerdings zur Show verkommene „Aspekte“-Sendung erledigt. Mal abgesehen von den sprachlichen Entgleisungen, bei denen Accessoires zu Assessoires werden, zugewunken statt -gewinkt wird, jeder der etwas Neues beginnt, „durchstartet“ und sich „neu erfindet“ usw., ist das, was mir dort ideologisch (welch garstig Wort) zugemutet wird, unerträglich geworden. Es ist bezeichnend, das Nachrichten mit erhellendem Hintergrund im ZDF nur noch in der „heute-Show“ und der „Anstalt“ vorkommen. Danke für Ihren Beitrag, denn, wenn ich mich in den Medien und in meinem unmittelbaren Umfeld umhöre, bin ich verunsichert und denke manchmal, nur ich allein ticke nicht ganz richtig.
Gerald Druminski, geralddruminski@gmail.de
Verfasst am Mai 1, 10:31 PM

Italien am Abgrund, sagt Beppe Grillo

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Der Sieger der Parlamentswahlen, Beppe Grillo, rechnet mit einem Crash -Ursache: Korruption. Grillo meint, dass das politische System Italiens noch in diesem Jahr kollabieren könnte. Der weltbekannte Blogger Grillo forderte Italiens Staatsschulden neu auszuhandeln. Die Ursache liegt für ihn in der Korruption von Wirtschaft und Politik, die sich nicht auf Berlusconi beschränkt. Grillo kämpfte schon mutig gegen die Korruption unter Bettino Craxi.

Der Überraschungssieger der italienischen Parlamentswahlen, Beppe  Grillo forderte, Italiens Staatsschulden neu auszuhandeln: „Wir werden erdrückt – nicht von dem Euro, sondern von unseren Schulden. Wenn die Zinsen 100 Milliarden Euro pro Jahr betragen, sind wir tot. Es gibt da keine Alternativen.“ Die Ursache liegt für ihn in der Korruption von Wirtschaft und Politik, die sich nicht auf Berlusconi beschränkt.  „Ich gebe den alten Parteien noch sechs Monate – und dann ist hier Schluss“, sagte Grillo, „Dann können sie die Renten nicht mehr zahlen und auch die öffentlichen Gehälter nicht mehr“.

Die Schulden, davon ist Grillo überzeugt, kamen durch die Korruption der politischen Klasse Italiens zustande, einer Korruption, deren Bekämpfung er sein Leben gewidmet hat. Sein Weg zum Erfolg war lang und steinig und er führte über ein außergewöhnlich erfolgreiches Blog. Doch Grillo wollte immer, und das dürfte sein Erfolgsgeheimnis sein, aus der Nestwärme der Netzkultur auch in die Offline-Gesellschaft hineinwirken: Am 1. September 2005 kaufte Beppe Grillo dank Unterstützung durch Leser seines Blogs eine ganzseitige Anzeigenseite in der italienischen Tageszeitung La Repubblica, in der er zur Entlassung des Direktors der Banca d’Italia Antonio Fazio wegen des Antonveneta-Bankskandals aufrief. Im Oktober 2005 wählte ihn das Time-Magazin wegen dodo.jpgseines beständigen Kampfes gegen Korruption und Wirtschaftsskandale zu einem der „Europäischen Helden 2005“, es gab aber zahlreiche weitere Erfolge und Ehrungen.  Sein Berühmtes Blog enthielt unter anderem eine regelmäßig aktualisierte Liste von italienischen Abgeordneten, die wegen Verbrechen verurteilt worden sind – „Parlamento Pulito“ (dt. sauberes Parlament). Diese an Mani-pulite, das große Aufräumen in der italienischen Politik (siehe unten zu Craxi), erinnernde Aktion brachte Beppe Grillo ins Bewusstsein des Landes und machte ihn zum Wahlsieger 2013. Auch in Deutschland schlug sein unkonventionelles Auftreten Wellen.

Die Steinbrück-Zwei-Clowns Affäre

Im Vorwahlkampf 2013 leistete der SPD-Kandidat ein Fettnäpfchen, das sogar diplomatische Fetzen fliegen ließ: Italien protestierte gegen die Bezeichnung seiner Spitzenpolitiker als Clowns. Dabei gilt der humorige Sozialdemokrat und Ex-Finanzminister der schwarzroten Regierung unter Merkel selbst als clownesker Vertreter der politischen Klasse. Zumal er mit übermäßigen Redehonoraren und aus taktischer Sicht grenzdebilen Kanzlergehalts-Forderungen ebenso auffiel, wie mit seinen guten Kontakten zur plutokratischen Geldelite aus dem Hotel de Bilderberg.

Als der Bilderberger Steinbrück mit dem Finger auf Beppe Grillo und Berlusconi zeigte, wiesen vier feiste Finger seiner überbezahlten Hand auf ihn selbst zurück. Kanzlerkandidat Steinbrück wollte dem Volk aufs Maul schauen und schaute dazu in die deutsche Mediengülle. Dort fand er die Anti-Grillo-Hetze, die aus dem Mainstream Italiens stammte.

„Steinbrück hat sich benommen wie ein Flegel“, konterte Grillo die platte Äußerung Steinbrücks, der Grillo und Berlusconi als  Clowns bezeichnet hatte, in der „Bild am Sonntag“. Grillos Bewegung „Fünf Sterne“  nennt sich nach ihren fünf Leit-Sternen: Internet, Wasser, Umwelt, Transport, Entwicklung -für die deutsche Piratenpartei vielleicht ein Vorbild, da ihr netzaffine Netzlastigkeit vorgeworfen wird. Was wohl einer der wenigen Vorwürfe ist, der nicht dem Wunsch entspringt, die zuvor hoch Gehypten nun niederzuschreiben.

Was die deutsche Piratenpartei an Diffamierungen einstecken musste, war aber läppisch gegen die Hetzjagd auf Grillo. Kein Wunder, die Machteliten in Rom mussten ihn weit ernster nehmen. Die deutschen Piraten konnten die Beschimpfungen als Clowns, alberne Anfänger usw. locker nehmen und leicht wegstecken -leichter als die momentane Medien-Strafung mit totschweigen.

Beppe Grillo: Vom Kabarett zum Protest

Am Anfang stand purer Protest. Für die nicht im Netz bewanderte Öffentlichkeit trat Grillos Bewegung mit ihrem Vaffanculo-Day (Haut-ab-ihr-Ärsche-Tag) erstmals auf die Bühne. Beim ersten Vaffanculo-Day im Jahre 2007 versammelten sich 50 000 Italiener: Es ging darum, die Parteien per Petition dazu aufzufordern, vorbestraften Parlamentariern das Mandat zu entziehen. Eine sinnvolle Forderung für italienische Parlamente, wo auch viele wegen Korruption Verknackte munter weiter ihre Diäten kassieren. Weil Grillo selbst wegen eines Verkehrsdelikts vorbestraft ist, darf daher er konsequenterweise auch selber nicht für seine Partei ins Parlament einziehen.

Grab von Bettino Craxi, Hammamet (Tunisia)

In seiner Vergangenheit als TV-Star und Komiker, in Deutschland würde man ihn ins edlerer politische Kabarett zählen, eckte Beppe Grillo mächtig an: Bis zum Berufsverbot. Seine frühen Kabarett-Attacken trafen den schillernden Dunkelmann Bettino Craxi (1934-2000), der in Tunesien begraben liegt.

Craxis Partito Socialista Italiano PSI (Sozialistische Partei Italiens) hatte in jahrelangen schwarzroten Koalitionen eine verbissene Politik verfolgt, die in Italien sehr starken Kommunisten von der Regierung fernzuhalten. Korruptive Verwicklungen von CIA und Mafia dienten diesem Ziel (die USA befürchteten ein Kippen Italiens zum von Moskau geführten Bündnis Warschauer Pakt) und geheimdienstliche V-Leute in terroristischen Gruppen arbeiteten mit –bis hin zu RAF und Stasi, wie Regine Igel aufdeckte.

1987 attackierte Beppe Grillo die Sozialistische Partei (PSI) und ihren Führer Bettino Craxi und wurde vom öffentlich-rechtlichen Fernsehen immer mehr boykottiert. Einige Jahre später löste sich Craxis Sozialistische Partei auf, als Folge des landesweiten Korruptionsskandals, der von der Mani-pulite-Untersuchung (Saubere-Hände) offen gelegt wurde. Craxi starb in Tunesien, bei einer Rückkehr nach Italien hätte ihm eine Gefängnisstrafe gedroht. Grillos TV-Auftritte wurden in den 1990ern immer seltener. Die Initiative für seine Verbannung aus Fernsehsendungen ging von Politikern aus, die von ihm wegen ihrer finanziellen Unregelmäßigkeiten angegriffen worden waren. Eine seiner letzten Shows wurde 1993 von der RAI ausgestrahlt und erreichte 16 Millionen Zuschauer. Danach verschwand er wegen seiner wiederholten und provozierenden Attacken auf diverse Politiker endgültig aus dem italienischen Fernsehen -machte aber als Bühnenkünstler erfolgreich weiter. So trat Grillo  in Italien und im Ausland mit politischen Themen wie Energiepolitik, Korruption, Meinungsfreiheit und Globalisierung auf. Grillo betreibt seit langer Zeit einen täglich aktualisierten Blog, der auf italienisch, englisch und japanisch verfügbar ist und zeitweise unter den zehn am häufigsten besuchten Blogs weltweit gelegen haben soll. Seine politischen Aktivitäten wurden von der politischen wie der journalistischen Klasse Italiens stets totgeschwiegen und runtergemacht, doch sein Siegeszug war nach der Finanzkrise nicht mehr aufzuhalten.

Grillo und die Presse Italiens

Nach dem sich das Totschweigen der Netzaktivisten um Grillo nach dem großen Massenerfolg des Vaffanculo-Day 2007  nicht mehr durchhalten ließ, quälte sich die Presse Italiens wenige, aber schon recht hetzerische Zeilen über diese Absonderlichkeit jenseits des Mainstreams ab. Der „Repubblica“-Herausgeber Eugenio Scalfari wetterte: „Hinter dem Grillismus sehe ich widerwärtigste Law and Order; ich sehe dahinter die Diktatur“,  „L’Espresso“ sah sich gar an Diktator Benito Mussolini erinnert. „Corriere della Sera“ nannte Grillo eine „Person mit brutaler Gier“ und „La Stampa“ höhnte: „In einem normalen Land wäre der V-Day auf den Unterhaltungsseiten besprochen worden.“

Als Grillo nach dem üblen Presseecho beim zweiten Vaffanculo-Day forderte, die Subventionen für die Presse zu streichen, stimmte dies die Journaille auch nicht milder. Berlusconis „Giornale“ kopierte einfallslos „L’Espresso“ und titelte „Benito Grillo“;  „Repubblica“ beschwor humorlos seinen Niedergang: „Grillo ist schon am Ende, er bringt nicht mehr zum Lachen.“ Nachdem erste Vertreter von Grillos Fünf-Sterne-Bewegung in Gemeinden, Stadtverwaltungen und Regionalparlamente einzogen, wurde die Hetze noch brutaler: „Globalisierungsgegner und Gewalttäter: So bereitet Grillo den Putsch vor“ wetterte etwa Berlusconis „Giornale“.

Wahlsieger: Beppe Grillo

Trotz des grandiosen Sieges, der sich nur mit den Nach-Krisen-Wahlen Islands vergleichen lässt, finden Medien hierzulande selten ein gutes Haar an den Bloggern und Grillo-Anhängern. Die deutsche Presse, schon gut geübt durch das Verunglimpfen der heimischen Piratenpartei, plärrte alles nach, was sie an Dreck gegen Grillo finden konnte -von ARD über SPIEGEL und BILD bis ZDF. Kaum ein Mainstreamer verzichtete darauf, so Petra Reski, Beppe Grillo und seine Netzaktivisten als „populistisch“ und „antipolitisch“ zu verhöhnen. In Springers „Welt“ war zu erfahren, Beppe Grillo predige einen „wüsten Hass auf die ‚Schmarotzer‘ da oben“ und plane einen „Tsunami der Politclowns“: „Fünf Sterne existiert erst seit dem Jahr 2009, die Bewegung kommt quasi aus dem Nichts. Ihre Anhänger gehörten meist nicht einer anderen Partei an, sondern sind in überwiegender Zahl Bürger ohne politische Erfahrung, die nun antreten, um die Geschicke des Gemeinwesens zu verändern“. Die „Zeit“ wusste: „Italien hat sich verwählt“, als es für Beppe Grillo, den „windigen Stimmenfänger“ stimmte. Die „SZ“ monierte, dass die 5*-Bewegung zwar aufräumen, aber keine Verantwortung übernehmen wolle; SZ-Paparazzi knipsten Grillo jüngst am Strand mit zugeknöpfter Kapuze und kritisierten seine „Geheimnistuerei“, weil 5Sterne sich nicht der Presse vorwerfen wollte, ehe interne Beratungen abgeschlossen sind -was bei der Piratenpartei hierzulande als Transparenzkult lächerlich gemacht wird, fordert dieselbe Presse frech von Grillo ein. Aller Unkerei zum Trotz gewann Grillos Bewegung aber 25 Prozent.

Im Vorfeld der Wahl bekam der abgewählte Regierungschef Monti bekanntlich heimliche Hilfe aus Frankfurt: Die EZB hatte ihn über die Goldman-Connection mit billigem Geld alimentiert. Der Euro-Bond-Deal ging von Mario Draghi (Ex-Goldman Sachs-Banker) zu Mario Monti (Ex-Goldman Sachs-Banker) und lag ganz auf der Linie des US-Dollar, sprich der US-Fed (traditionell Goldman Sachs-orientiert). Die Italiener haben sich mehrheitlich nicht täuschen lassen und wählten die Sparorgien-Politik a la Merkel ab.

Italien-Wahl: Piraten 25% Goldman Sachs 10%

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Zugegeben, Berlusconi und der Sozi Bersani bekamen je 30%, aber das ist nicht der Rede wert. Rechtspopulist, Fernsehclown und Multimilliardär Berlusconi hatte sich schon Hoffnungen auf ein furioses Comeback gemacht, doch auch mit Goldmann-Technokrat Monti kommt er nicht an die Macht. Sieger ist eindeutig der Newcomer Beppe Grillo, dessen Movimento aus Netzaktivisten in die internationale Piraten-Bewegung einzuordnen ist. Chancen hätte eine Grillo-Bersani-Regierung, die dem Land am ehesten zu wünschen wäre.

Im Vorfeld der Wahl bekam Monti heimliche Hilfe aus Frankfurt: Die EZB hatte ihn über die Goldman-Connection mit billigem Geld alimentiert. Der Euro-Bond-Deal ging von Mario Draghi (Ex-Goldman Sachs-Banker) zu Mario Monti (Ex-Goldman Sachs-Banker) und lag ganz auf der Linie des US-Dollar, sprich der US-Fed (traditionell Goldman Sachs-orientiert). Die Italiener haben sich mehrheitlich nicht täuschen lassen und wählten die Sparorgien-Politik a la Merkel ab.

BilderbergerClubLogoMontis größter politischer Fehler war die Ausweitung der Immobiliensteuer IMU auf den selbstgenutzten Erstwohnsitz von kleinen Häusle- und Wohnungsbesitzern. Die bereits von Berlusconi eingeführte Steuer zielt auf das Eigenheim, das dem konservativen Italiener als wertbeständige Geldanlage für das Alter gilt; daher sind vor allem Rentner betroffen, die heute von ihren kleinen Pensionen kaum noch leben können. Bei rapide steigenden Preisen und absehbar explodierenden Steuern sind aber alle Italiener dem Brüssel-Merkel-Neoliberalismus inzwischen feindlich gesonnen. Leider ließen sich 30% doch wieder von Berlusconis Medienmacht und seinem Mini-Duce-Charisma bezirzen: Er hatte die Rückerstattung und Abschaffung der Häusle-Steuer versprochen, notfalls wollte er dafür sogar in seine Milliardenschwere Privatkasse greifen (wers glaubt wird vom Papst selig gesprochen).

Beppe Grillo -Movimento 5 Stelle
(Bewegung 5 Sterne): Netzaktivisten der internationalen Piratenbewegung

Das vorläufige amtliches Endergebnis für Italien Februar 2013:

Abgeordnetenhaus

PD (Bersani): 29.54% – 340 Sitze
PdL (Berlusconi): 29.14% – 124 Sitze
M5S (Grillo): 25.54% – 108 Sitze
Scelta Civica (Monti): 10.54% – 45 Sitze

Senat

PD: 31.61% – 120 Sitze
PdL: 30.72% – 117 Sitze
M5S: 23.79% – 54 Sitze
Scelta Civica: 9.13% – 18 Sitze