Gerd R. Rueger 16.05.2013 
Washington D.C. Derek Kilmer ist Congressman für die Republikaner und sammelt Spenden für seinen nächsten Wahlkampf. Er soll als smarter Jungkarrierist und Absolvent der Edel-Universitäten von Princeton und Oxford US-Jungwähler fangen. Die Film- und Fernsehlobby hilft ihm jetzt, mit dem populären Star Wars-Thema zu punkten. Die große Fan-Gemeinde der beliebten Space Opera soll der rechtsgerichteten Partei auf die Beine helfen, die einst von Ronald Reagans Image als Westernheld profitierte.
Derek Kilmer sitzt für die Republikaner im US-Kongress und sammelt derzeit Spenden für seinen Wahlkampf. Er soll als smarter Juniorkarrierist Jungwähler fangen -nicht leicht für die rechtspopulistische Grand Old Party (kurz GOP, d.h. die Republikaner). Als Absolvent von Princeton und Oxford will Kilmer seine Liebe für den Kosmos für eine intergalaktische Wahlkampffinanzierung nutzen und mit dem Star Wars-Thema eine politische Spendenaktion lancieren, meldet das
Center for Public Integrity (CPI).
Der Verantwortliche für Kilmers Kampagne zur Wiederwahl in den Kongress war laut CPI nicht für eine Stellungnahme zu erreichen. Aber Stephen Carter, Kongressman Kilmers Sprecher, bestätigte, sein Chef sei „ein ziemlich großer Star-Wars-Fan“. Keine Überraschung ist bei dieser SF-Begeisterung, dass Kilmer Mitglied des
House Committee on Science, Space and Technology ist, wo über nicht-militärische Technologiepolitik debattiert wird. Dort streiten die Republikaner für mehr Atomkraft, Fracking bis der Wasserhahn brennt und ungehemmten Benzinverbrauch in dicken Limousinen -dafür kämpft Amerika bis zum letzten massakrierten Araberbaby um „sein“ Erdöl. Mit den Hippy-Technologien Öko-Wind-Solar will man eher nichts zu tun haben, der debil-entpolitisierte Rechts-Nerd schwärmt für Hightech-Jagdbomber, Weltraumwaffen und Luke Skywalker (Star Wars).
Eine Neuheit sind politische Benefizveranstaltungen in Wash-DC wahrlich nicht. Aber alltäglich sind heutzutage langweilige Gummi-Adler-Dinners mit dümmlichen Grinse-Sitzungen, noble Skitouren oder rustikales Scheibenschießen für die NRA-Waffenlobby-Kamarilla. Da fällt so eine Star Wars-Sause von der Film- und Fernsehlobby etwas aus dem Rahmen.
Die Kreativität der US-Politik konzentriert sich ganz auf das Spenden sammeln

in eigener Sache, die wachsenden Kosten der Kampagnen in den nicht enden wollenden Kongress-Wahlzyklen machens möglich. Jede Geschmacksverirrung ist erlaubt, zumal wenn sich politiker an die Jugend ranwanzen wollen -sollen die Kritiker doch reden. Im Jahr 2005 putzte das Democratische
Congressional Campaign Committee noch drei republikanische Kongressabgeordneten medial herunter, weil sie beim Spenden-Zusammenbetteln mit Star Wars-Filmen köderten. „Bei den Republikanern kommen Sie auf die dunkle Seite“, spöttelte die Konkurrenz von der (etwas gemäßigter) rechtspopulistischen Demokraten-Partei.
Echte Star Wars-Fans sollten statt auf die peinlichen Anbiederungen des Jung-Reaktionärs Kilmer vielleicht lieber auf Harrison Ford hören. Der Filmstar und Star Wars-Heldendarsteller des Laserschwert-Schwingers Han Solo ist ein entschiedener Anhänger der weniger reaktionären Konkurrenzpartei. Als Spender der Demokraten hat Harrison Ford laut Center for Public Integrity Zehntausende von US-Dollar aus seinen üppigen Millionengagen zur Unterstützung der Partei Obamas locker gemacht.
Kulturell scheint hierzulande die Süddeutsche Zeitung (SZ) den
US-Republikanern am nächsten zu stehen: Dort steht man zumindest auch auf Star Wars. In einem Bericht über Filmdrehorte in Tunesien schwelgte die SZ überschwänglich in Star Wars, ein Redakteur schien höchstselbst die Wüstendrehorte besucht zu haben. Er kannte aber nicht den ebenfalls in Tunesien gedrehten und kulturell wie politisch viel bedeutsameren Film Monty Python’s Life of Brian. War der Python-Film der SZ zu anarchistisch, zu links, zu brisant im Eintreten für Kunst- und Meinungsfreiheit? Oder unterliegt die ehemals linksliberale deutsche Presse auch im Kulturteil immer mehr Entpolitisierung und Niveau-Limbo?