Der „Spiegel“, neuerdings „Sturmgeschütz der Demagogie“, gibt weiter Trommelfeuer auf den Frieden in Europa –jetzt im Duett mit Transatlantiker Stefan Kornelius von der SZ. „Putins geheime Armee“ heulte Spiegel-Titelblatt 36/2014, „Krieg ohne Kriegserklärung“ die Schlagzeile dazu: Nicht erwähnt wurden die US-Söldner von Blackwater, die schon im Frühjahr in der Ukraine gesichtet wurden –sogar SpiegelOnline berichtete dies damals.
Als SPIEGEL Online vor Kurzem meldete „Konflikt um Grenzverletzung: Ukrainische Truppen greifen russischen Konvoi an“, stürzten die Börsen ab. Schnell stellte sich diese Panikmache als Falschmeldung heraus. SPIEGEL Online hatte eine Propagandalüge der Kiewer Putsch-Regierung ungeprüft als Tatsache hingestellt, um erneut Hysterie zu verbreiten. Tags darauf musste der SPIEGEL-Mann in der Ukraine, Christian Neef, den online gemeldeten Angriff in einem heuchlerischen Dementi relativieren. „Bilderberger-Propaganda oder Börsenschwindel?“ fragte ich mich da. Nach der peinlich hingerotzten und allseits belachten Spiegel-Kriegsente und den billigen Propaganda-Bildern im „Stoppt Putin“-Spiegel, die einen lächelnden Putin neben Bilder der Särge von Flug MH-17 geklatscht hatten, in der Hoffnung bei geistig unterbelichteten Lesern würde damit Putin als Verantwortlicher dastehen, kam nun ein sorgfältiger ausgebrütetes Stück Manipulation.
Neef & Co. schwadronieren im Spiegel von letzter Woche munter über „Putins geheime Armee“ -dabei haben sie weiterhin keine stichhaltigen Beweise und vergessen, dass sogar SpiegelOnline im Mai schon eine „geheime Armee“ in der Ukraine gefunden hatte: Die der USA bzw. Nato -Blackwater-Söldner war es. Davon fehlt jedes Wort im manipulativen Tendenzartikel, der sich damit des Lügens durch Weglassen schuldig macht. Seriöser Journalismus hätte bei Vorhaltungen gegen eine Seite des Konflikts auch entsprechende Ereignisse bei der anderen Seite gesucht. Die Spiegel-Tendenzschreiber hätten dies sogar im eigenen Blatt finden können, verschweigen es aber vorsätzlich: Billige Propaganda oder „Qualitätsjournalismus“?
Invasion! Invasion!
Aufgegriffen wurde in der Not jedoch wieder einmal eine Kiewer Propaganda-Ente, das letzte „Invasion“-Gekreisch von Poroschenko. Aber diesmal hatten die Edelfedern sich mehr Mühe gegeben. Die üblichen verschwommenen Nato-Fotos von angeblichen russischen Panzerkolonnen wurden diesmal besonders pompös präsentiert, mit wichtigtuerischem Kartenmaterial, Bildern von martialischen Soldaten (Untertitel: „Plötzlich deckten Salven russischer Raketenwerfer die Stadt ein“), eines böse grinsenden Putin, zerstörter Häuser „im ostukrainischen Donetzk“ und eines Paares von „Soldateneltern“. Letztere gaben in einer Homestory an, Putin habe ihren angeblich gerade erst 18jährigen Sohn angeblich direkt an die Front in die Ukraine geschickt. „Human touch“ für die Kriegspropaganda, aber wie glaubwürdig ist der Spiegel noch? Die zentrale Frage für das Abwägen von Krieg und Frieden ist, ob in der Ukraine wirklich russische Truppen einmarschiert sind. Doch Spiegel meint:
„Dabei ist die Frage, ob reguläre russische Soldaten auf der Seite der Separatisten kämpfen oder russische Militärs mit Urlaubsschein, mittlerweile wohl nur noch eine akademische.“ Christian Neef u.a. Spiegel 36/2014 S.83
Keiner in Moskau hat aber je geleugnet, dass viele Russen ihren vom Kiewer Putschregime Poroschenko bombardierten Freunden und Verwandten in der Ostukraine zu Hilfe geeilt sind –vorzugsweise natürlich Soldaten, die natürlich dafür beurlaubt wurden. Millionen Russen sind zur Sowjetzeit in die Industriegebiete des Donezkbeckens eingewandert. Sollen die Russen nun etwa zusehen, wie ihre Eltern, Kinder, Tanten und Cousinen von den paramilitärischen Maidan-Faschisten des Rechten Sektor u.a. gefoltert und massakriert werden? Aber der Spiegel erklärt dies zur „russischen Propaganda“. Laut Spiegel kann alles in Russland nur auf Befehl von Putin geschehen, auch wenn der Bruder dem Bruder zu Hilfe eilt.
„Die Liste der gezielten Lügen, mit denen Präsident Wladimir Putin der eigenen Bevölkerung und der Welt die Situation in der Ukraine erklärt, ist lang und zynisch.“ Christian Neef u.a. Spiegel 36/2014 S.80
Gleichschaltung: „Haltet den Dieb! Er macht Propaganda!“
Dabei erweist sich eine aufschlussreiche Parallele zur Bilderberger-Postille SZ (Süddeutsche Zeitung). Auch dort posaunte jüngst der allseits bekannte Kriegstreiber Stefan Kornelius seine Wut über „russische Propaganda“ heraus:
„Eine besonders gruselige Bedrohung erwächst durch das Gespinst aus Lügen, Halbwahrheiten und Verdrehungen, mit deren Hilfe der russische Apparat den Unfrieden in den Westen hereinträgt.“ Stefan Kornelius SZ 4.9.2014
Zufall? Oder Gleichschaltung qua Weisung? Oder fühlten sich die andauernd beim Lügen ertappten Hof-Propagandisten der Westmedien nun so entlarvt, dass sie mit gleicher Münze gegen „den Feind Putin“ zurückschießen wollten: „Haltet den Dieb! Er macht Propaganda!“