Finanz-Terror gegen Wikileaks

Gerd R. Rueger 08.12.2010

Die Whistleblower-Plattform Wikileaks wird jetzt über die Finanz-Schiene unter Beschuss genommen. Die erste Attacke ritt die Schweizer Post und hat das PostFinance-Konto geschlossen, über das Spenden für Wikileaks im Internet gingen. Die fadenscheinige Begründung war, der als globaler Freiheitskämpfer ohne festen Wohnsitz berühmte Wikileaks-Gründer Julian Assange habe bei der Kontoeröffnung „falsche Angaben zu seinem Wohnort“ gemacht. Mann hätte herausbekommen, dass der um den Globus hetzende Aktivist aus Australien gar nicht in Genf wohne, was jedoch Voraussetzung für eine Kundenbeziehung sei. Das Geld werde inzwischen auf ein Sperrkonto überwiesen.

Kurz darauf meldeten britische Medien, dass London nun  alle Dokumente vorlägen, die für eine Festnahme Assanges nötig seien. Der Australier würde wegen angeblicher Vergewaltigungsvorwürfe von der schwedischen Justiz gesucht und man werde Assange in den kommenden 24 Stunden festnehmen, so die BBC, um über seine Auslieferung nach Schweden zu entscheiden.

Beim Geld hört der Spaß auf

Bei New Yorker Banken herrscht derzeit Panik, wen Julian Assange gemeint haben könnte, als er Ende November ankündigte, zehntausende interner Dokumente einer großen US-Bank zu leaken. Gemutmaßt wird, dass es sich um die Bank of America handeln könnte, die inzwischen ein „Swat Team“ haben soll, um Wikileaks zu bekämpfen.

Kurz darauf hat auch Mastercard Zahlungen an Wikileaks blockiert. Begründung. Die AGB von Mastercard untersagten es Kunden, „an illegalen Handlungen direkt oder indirekt teilzunehmen oder sie zu unterstützen“. Sogar die deutsche Wau-Holland-Stiftung (WHS) gerät scheinbar unter Beschuss, was logisch ist, da sie bislang einen Großteil der Wikileaks-Finanzierung sicherstellt.

Begründung hier: Ein nicht vorgelegter  Rechenschaftsbericht. Das Kasseler Regierungspräsidium als zuständige Aufsichtsbehörde wolle mithilfe des Geschäftsberichts auch prüfen, ob angesichts der Verbindung der WHS mit Wikileaks der Stiftungszweck überhaupt noch erfüllt sei. Absurd –denn ein besonderer Sinn der WHS ist die Förderung von politischen Internet Projekten und wen, wenn nicht Wikileaks, sollten sie denn als erstes fördern?