Goldman Sachs und die Kriminalgeschichte der Fed

Gerd R. Rueger DollarPyramid

An der Fed-Spitze wurde jüngst ein Gesicht ausgetauscht –für die deutschen Mainstream-Medien wäre dies Gelegenheit gewesen, endlich ihre Vernebelungs-Kampagnen in Sachen Finanzkrise zu beenden. Doch nichts dergleichen geschah. Nur „Arte“ klärte uns auf über die Fed und Goldman Sachs. Und über die deutsche Finanzmisere unter der ganz Europa leidet, nur die Banken nicht. Die Banken meinten Merkel, ARD & ZDF wohl, als sie uns einhämmerten: „Uns geht’s doch gold!“

An der Fed-Spitze wurde jüngst ein Gesicht ausgetauscht, immerhin gegen das einer Frau –ungewöhnlich im Abzocker-Gewerbe der Großbanken. Janet L. Yellen wird auch nichts anders machen als ihr Vorgänger. Für die deutschen Mainstream-Medien wäre dies aber die Gelegenheit gewesen, endlich ihre Lügen- und Vernebelungs-Kampagnen inPhoto of Vice Chair Janet L. Yellen Sachen Finanzkrise zu beenden und den Zuschauern die Wahrheit zu sagen. Doch nichts dergleichen geschah. Man log munter eine Mehrheit für Merkel herbei, mit dem Schönheitsfehler, dass mit FDP und AFD die Direktvertreter der Bankster nicht ins Parlament kamen. Was die da wollten? Finanzpolitik machen, aber die versteht ja keiner… Nur eine winzige Minderheit der Deutschen weiß etwa, wie die US-Finanzpolitik funktioniert, dabei ist die Sache bei weitem nicht so kompliziert, wie uns immer erzählt wird.

Die Kriminalgeschichte der Federal Reserve

Die US-Zentralbank Federal Reserve (kurz Fed) ist keine staatliche Bank, sondern ist seit ihrer geheimen Gründung 1910 (kodifiziert im Fed-Act von 1913) in den Händen der mächtigsten US-Banken –die ihrerseits traditionell mit europäischen Banken verknüpft sind (1). US-Regierung und US-Kongress gaben ihre Zustimmung 1913 nur deshalb, weil der Name nicht an eine Bank denken lässt (2), geschweige denn an ein Bankenkartell von J.P.Morgan, Rockefeller, Kuhn-Loeb-Rothschild und Warburg (3). Von Anfang an ging es den Finanzbossen darum, ihre Aktivitäten mit viel krimineller Energie zu vernebeln. Daran hat sich bis heute nichts geändert –nur ihre Macht über Wirtschaft, Medien und Politik in der westlichen Welt hat sich ins Kolossale gesteigert. Basis ist dabei, wie bei den meisten Wirtschaftsverbrechen, die gute alte Korruption.

Eine besondere Rolle spielt im heimlichen Treiben die Federal Reserve Bank of New York, denn sie ist  zuständig für das US-Finanzzentrum Wall Street, auch sie ist natürlich in den  Händen der US-Investmentbanken. Der erste Gouverneur der Fed-NY wurde 1914 Benjamin Strong, dessen Karriere unter der Fuchtel von Henry P. Davison (J.P.Morgan) ihn zunächst zum Sekretär der Bankers Trust Company NY machte, dann zum wichtigsten Fed-Banker (4). Die US-Wirtschaft wurde zu dieser Zeit zunehmend von der Morgan-Rockefeller-Gruppe dominiert, die mit der Fed das Geldsystem unter ihre Kontrolle bringen wollten.

Die Fed kann Dollars drucken soviel sie möchte und davon Anleihen des Staates USA kaufen oder den privaten Banken zinsgünstige Kredite geben. Sie stand  von 1987-2006 unter der Leitung von Alan Greenspan, der 1974 von US-Präsident Gerald Ford zum Vorsitzenden des Wirtschaftsrates Council  of Economic Advisers ernannt wurde. Greenspan, der nach neoliberaler  Ideologie Gewerkschaften und Mindestlöhne hasste, hat danach als Wirtschaftsberater von  US-Präsident Ronald Reagan zur Senkung der Unternehmens- und Einkommenssteuern sowie zur Ausplünderung der staatlichen Rentenkasse  (Social Security Trust Fund) beigetragen (5).

Von „Mr. Bubble Greenspan“ zu Timothy „Bailout-King“ Geithner

Greenspan, unter dessen Anleitung die Reagan folgenden US-Präsidenten Bush (Senior), Clinton und Bush (Junior) DollarPyramidPrison die Deregulierung  des Finanzsystems vorantrieben, weitete als Fed-Chef die Geldmenge durch Nullzins in historisch einmaliger Weise aus (6). Unter dem Vorwand, die Wirtschaft zu fördern, heizte Mr.Bubble damit die spekulative Aufblähung der privaten Kreditvergabe an. Nach seinem  Ausscheiden machte er 2007 einen Europa-Urlaub als Berater der Deutschen Bank und konnte nach dieser Schamfrist dann 2008 als Berater des Hedgefonds Paulson & Co. groß absahnen. Paulson & Co hatte in der von Greenspan  mit verursachten Finanzkrise Milliarden dadurch verdient, dass er  frühzeitig Wetten auf den Verfall der Immobilienpreise verkaufte.

Viele Finanzfirmen hatten gegen Subprime gewettet, während sie ihrer arglosen die Schrottpapiere noch fleißig andrehten. Insbesondere bei den deutschen Landesbanken, besteht der Verdacht, dass die meist aus dem Dunstkreisen der neoliberalen Parteien stammenden Staatsbank-Funktionäre hier mit beiden Händen das Geld der Steuerzahler bis in letzter Sekunde vor dem Lehman-Crash in den Krisenorkus schaufelten –nicht weil sie zu dumm, sondern weil sie korrupt waren. Eine deutsche Staatsanwaltschaft hat sich diese Frage freilich nie gestellt.

In der Finanzkrise 2008 rettete die  Fed New York unter Timothy Geithner, mit Umgehung der Börsenaufsicht, des Finanzministeriums und der Fed-Zentrale zum Beispiel den  Versicherungskonzern American International Group (AIG) mithilfe  staatlicher Milliardenbeträge, die anschließend an Deutsche Bank,  Goldman Sachs, Société Générale, Merrill Lynch und weitere AIG-Gläubiger  weitergereicht wurden. Die Banken hatten spekulative Kredite bei  AIG versichert, AIG konnte aber nicht zahlen. Geithner zog zahlreiche private Berater wie den größten Hedgefonds Blackrock hinzu. So wurde  Geithner zum »bailout king« (Banken-Rettungs-König), Im März 2008 hatte Geithner noch bei den Think tankern vom CFR über die Kreditrisiken schwadroniert, die US-Banken im Dollar-Blasen-Rausch „mit Leichtigkeit an liquiden Märkten streuen“ wollten (7).

Weniger schmeichelhaft sprach der Wiener Banker und Club of Rome-Mitglied Karl Vak 15 Jahre früher von dieser Praxis: Er warnte vor der Verlockung von betrügerischen Kreditgeschäften, die bei deregulierter Verbriefung ermöglichen würden, „das Risiko einem weitentfernten Investor“ umzuhängen. Aber statt dessen deregulierten Geithner, Goldman und der CFR-Lobbyismus munter weiter und zockten dabei Billionen ab. US-Präsident Barack Obama berief Timothy Geithner später zur Belohnung für seine Verdienste um die Bereicherung der Suprreichen zu seinem Finanzminister (9), Goldman Sachs wird gejubelt haben.

Goldman Sachs: Narrenfreiheit in deutschen Medien

Basis für die korrupte Politik sind in westlichen Demokratien die überwiegend korrupten Massenmedien, die einen Griechflag Nebelschirm an Lügen über Finanzmachenschaften und andere üble Aktivitäten der Machteliten breiten. Dabei gibt es in Europa gewisse nationale Differenzen: Goldman Sachs genießt in deutschen Medien absolute Narrenfreiheit –ganz anders in Frankreich, von wo aus über den interkulturellen Sender „Arte“ manch staunenswerte Doku den deutschen Michel erreicht. Blicken wir kurz zurück in den Sommer 2012, wo in deutschen Medien eine erbärmliche, fast schon rassistische Hetzkampagne gegen Griechenland und die „Pleite-Griechen“ (BILD) zelebriert wurde. Zweck war, Merkels asoziale, aber kapitalschonende Politik des Kaputtsparens zu rechtfertigen.

Die Rolle Goldmans wurde dabei von der vereinigten deutschen Journaille verbissen totgeschwiegen. Zum Beispiel die SZ (Süddeutsche Zeitung), eine ehemals liberale, heute neoliberale angebliche „Qualitätszeitung“, berieselt ihre altlinke Leserschaft mit pseudokritischer Berichterstattung, die aber eng an den Interessen der Macht- und Geldeliten orientiert bleibt. Die SZ-Schreiberlinge schafften es, in ihrem Wirtschaftsteil am 5.September 2012 eine komplette Seite mit belanglosen Berichten über Ex-Goldman-Manager und EZB-Boss Draghi, und sogar über die US-Fed zu füllen, ohne den Namen Goldman Sachs zu erwähnen.

Die SZ, die inzwischen sogar fand, Hartz-IV sei eine tolle Reform gewesen  und nicht zögerte, Unterschichtlern, die auf ihre Menschenrechte pochen, die Westerwelle-Phrase von der „spätrömischen Dekadenz“ entgegen zu schleudern, hatte aber viel Pech an diesem Tag. Just am Abend davor war auf Arte eine sehenswerte Doku gelaufen: „Goldman Sachs –Eine Bank regiert die Welt“, welche vielen SZ-Lesern wohl den Eindruck vermittelte, ein unkritisches Käseblatt für zurückgebliebene Hinterwäldler abonniert zu haben, so sie denn zu den 1%-Arte-Publikum gehörten. Draghis Vergangenheit bei Goldman wurde von „Arte“ skandalisiert und im Zusammenhang mit der wuchernden Filzokratie dieser führenden US-Bank dargestellt, die neben der EZB auch den Finanzsektor zahlreicher EU-Länder umfasst. In den deutschen Mainstream-Medien blieb diese Doku fast unbeachtet, nur einige Kabarettisten brachten launige Zitat-Schnipsel –selten so gelacht.

Finanzverbrechen-Vernebelung: Die Lügen gehen weiter

„Arte“ hat jüngst, im Herbst 2013, mit weiteren Dokus nachgelegt, die Goldmans treibende Rolle im Subprime-Megaschwindel belegen, der 2008 in der großen Finanzkrise kulminierte. Goldman-Konkurrent Lehman ging pleite, die deutschen Landesbanken wurden abgezockt, dank neoliberalen Politikern, die dort Staatsgelder Milliardenweise in US-Banktresore schaufelten, erfuhr der „Arte“-Zuschauer. Auch teutonischen Privatbanken ging es jedoch nicht viel besser, Aktien der Deutschen Bank brachen auf die Hälfte ein, die Nr.2 in Frankfurt, die Commerzbank, musste de facto verstaatlicht werden. Ein Pariser Kriminalpolizist, Spezialist für Wirtschaftsverbrechen, erklärte in der „Arte“-Doku weiter, wie in den USA die Politik seit den 70ern und 80ern unter Kuratel der Finanzbosse gerieten und scheute sich nicht, den Begriff einer Plutokratie zu verwenden.

Bei ARD und ZDF wird den Gebührenzahlern dagegen täglich frech ins Gesicht gelogen und die Version der Finanzhaie heruntergeleiert: Die Staatsschuldenkrise käme daher, dass „wir“ über unsere Verhältnisse gelebt hätten, vor allem die Griechen. Darum müssen jetzt alle Löhne und Sozialsysteme bluten, damit die Profite der Banken wieder sprudeln… und (Hurra, hurra!) es geht ja schon wieder aufwärts in Athen, dank Merkelscher Sparorgien am einfachen Volk. Kein ARD-Wort dazu, dass da nur neoliberale Strohfeuer abgebrannt werden, wie der Sale-and-lease-back-Betrug, der noch nie irgendwo funktioniert hat: Athen verscherbelt Immobilien, mietet sie teuer zurück und so für einen kleinen Propaganda-Moment etwas Geld in der Kasse, das natürlich morgen doppelt und dreifach fehlen wird. Der deutsche Kaufhaus-Multi Karstadt ging so pleite, wie auch die deutsche Kommune (10), aber in Athen soll das jetzt die große Lösung sein? Medientenor: Es geht jetzt langsam aufwärts.

Den Zuschauern von RTL und Prosat wird natürlich dieselbe Propaganda nur knapper und mit mehr Promi-Klatsch dazu serviert. Der deutsche Weg der Austerität, sprich: Spar-Terror, wird bejubelt, der angelsächsische Weg des Gelddruckens mit besorgtem Unterton bedacht –die Alternative einer Rettung der Sozialsysteme totgeschwiegen oder als sozialistische Utopie diffamiert. Mit Geld der für die Krise verantwortlichen Banken aus der Krise heraus zu kommen, wie es die Isländer erfolgreich praktizierten, erscheint dem deutschen Michel und seiner Micheline daher völlig unmöglich.

Die Fed wird auch unter ihrer neuen Chefin weiter Dollars drucken, Goldmans Draghi denselben Kurs in der EZB 5be84-merkel_dritte_welle etablieren und irgendwann muss unvermeidlich die nächste Inflation über Europa schwappen. Lebenshaltung wird verteuert ohne Lohnausgleich, Elend für die von den Medien verdummten Massen, mehr Profit und protzige Luxusgüter für eine parasitäre Ausbeuterelite. Die interessanteste Frage dabei: Wie lange werden unsere verlogenen Medien von ARD & RTL bis SZ, BILD und SPIEGEL den Leuten diese präzise Beschreibung der Gegenwart bzw. glaubwürdige Prognose der näheren Zukunft noch als „linksradikal“ oder „rückwärts gewandter Sozialismus“ verkaufen können? Man muss weder links noch Sozialist sein, um Menschenrechte und Demokratie einzufordern: Demokratie im Sinne einer Staatsführung, die nicht eine parasitären Geldelite, sondern die Mehrheit der Bevölkerung in ihren Interessen vertritt.

Quellen

(1) Warburg, Paul, The Federal Reserve System: Its Origin and Growth, New York 1930, S.58

(2) Galbraith, J.K., Money: Whence It Came, Where It Went, Boston 1975, S.122

(3) Griffin, G.E., Die Kreatur von Jekyll Island: Die US-Notenbank Federal Reserve, Rottenburg 2006, S.20

(4) Quigley, Carroll, Katastrophe und Hoffnung: Eine Geschichte der Welt in unserer Zeit, (Or. 1966) dt. Erstausgabe Basel 2007, S.218

(5) Rügemer, Werner, Ratingagenturen: Einblicke in die Kapitalmacht der Gegenwart, Bielefeld 2012, S.26

(6) Fleckenstein, W.A./Sheehan, F., Mr. Bubble: Wie Alan Greenspan die Welt in den Abgrund führte, Finanzbuch 2010, S.34ff

(7) Geithner, T., The Current Financial Challenges, Remarks at the Council on Foriegn Relations Corporate Conference 06.03.2008, zit. n. Köhler, W., Wall Street Panik: Banken außer Kontrolle, Mankau 2008, S.95

(8) Vak, Karl, Gefährliche Zukunft: Banken in der Informationsgesellschaft, S.50f

(9) Rügemer, Werner, Ratingagenturen: Einblicke in die Kapitalmacht der Gegenwart, Bielefeld 2012, S.26

(10) Rügemer, Werner, Privatisierung in Deutschland, in: Altvater, E., Privatisierung und Korruption: Zur Kriminologie von Globalisierung, Neoliberalismus und Finanzkrise, Hamburg 2009, S.55-67, S.60 ff.

BlackRock: US-Finanzmacht auch im DAX

Gerd R. Rueger  28.08.2015

Hedgefond-Gigant BlackRock (4,6 Billionen Dollar im Jahr 2015) scheint die Finanzbranche zu dirigieren, wie man es sonst nur von Goldman Sachs kennt -sogar die Huffington Post hat das jetzt gemerkt. Schon US-Finanzminister Timothy Geithner wurden zahlreiche Treffen mit dem BlackRock-Chef Larry Fink nachgewiesen. BlackRocks Macht reicht weit in den DAX hinein, wird von unseren Medien aber verschleiert. Auch in der Euro-Krise mischt BlackRock mit: Die Investment-Spezialisten berieten angeblich die unter Druck gesetzten Regierungen in Athen, Madrid und Lissabon: Ergebnis ist bekannt -mehr Schulden für uns alle, mehr Profit für die 0,1 Prozent. Auch das Gold der Griechen haben die Finanzraubzügler im Visier, das größte Goldvorkommen Europas liegt auf Chalkidiki. BlackRock: Man sieht nur die Haifischflosse des Eisbergs…

Hedgefond-Gigant  BlackRock scheint hinter vielen Manövern der Finanzbranche zu stecken, aber nicht nur dort. Auch die US-Regierung hat regelmäßige Kontakte zur Finanz-Krake im Hintergrund. Im Tagebuch des US-Finanzministers Timothy Geithner zeigen sich zahlreiche Treffen mit dem BlackRock-Chef  Larry Fink. BlackRocks Macht ist enorm, auch auf führende DAX-Firmen, und wird von unseren Mainstream-Medien weitgehend verschleiert. Auch beim Bankensturm auf die Euro-Zone mischt BlackRock vermutlich kräftig mit: Die Investment-Spezialisten „berieten“ angeblich die unter Druck gesetzten Regierungen in Athen, Madrid und Lissabon.

Nach aktuell recherchierten Zahlen von Huffington Post laufen inzwischen über 5 Prozent aller Finanzwerte weltweit (Aktien, Anleihen, Devisen, Kreditbriefe, Derivate und Zertifikate) durch die klebrigen Hände von BlackRock. „Über die Analyse- und Handelsplattformen des Unternehmens fließen über 10 Billionen Dollar. Eine Zahl mit 13 Nullen. 10 000 000 000 000 Dollar.“ Huffington Post

Die britische „Financial Times“ fand anhand von Geithners Tagebuch heraus, dass Geithner und Fink in den Jahren 2011-2012 ca. 49 mal Kontakt hatten. Demnach sprachen sie etwa zweimal monatlich miteinander, entweder auf Veranstaltungen oder sie telefonierten, meldet Geolitico. BlackRocks finanzielle Macht (mehr als 5% der Welt-Finanzgeschäfte gehen auf sein Konto) erlaubt CEO Larry Fink einen guten Zugang zum US-Finanzminister, wie es scheint. Aber Geithner war auch von 2003 bis 2009 Präsident der Federal Reserve Bank of New York (der wichtigsten Filiale der US-Fed).  2008 krachte Goldman Sachs-Konkurrent Lehmann zusammen und löste die Finanzkrise aus und Geithner stand vor der Aufgabe AIG zu retten. Bei AIG handelt es sich um einen Versicherer von Banken-Geldgeschäften, der leider nicht im mindesten genügen Rücklagen angesammelt hatte, um die Risiken auch tragen zu können, für deren formale Bemäntelung er zuständig war. BlackRock war der New Yorker Fed in dieser Krisensituation nützlich, massenhaft toxische Subprime-Papiere verschwinden zu lassen, die bei der Rettungsaktion des AIG-Versicherungsriesen angefallen waren.

Auch bei der Rettung der pleitebedrohten Citigroup, so zitiert Geolitico die FinancialTimes weiter, konnte BlackRock im Dienste der New Yorker Fed tätig werden -und vermutlich kräftig absahnen. Die US-Finanzbehörden beauftragten BlackRock auch, die 2008 schon zu Beginn der Finanzkrise verstaatlichten Immobilien-Giganten Fannie Mae und Freddie Mac zu kontrollieren -etwas seltsam, damit ausgerechnet einen Hedgefond zu befassen, wo Hedgefonds doch von der Finanzbranche gerade gegründet werden, um staatliche Kontrollen noch weiter auszhebeln als diese es im Deregulierungswahn schon ermöglicht hatten. Hedgefonds unterliegen bekanntlich nicht der Bankenaufsicht -sie für diese Zwecke einzuspannen ist abenteuerlich.

Doch BlackRocks (Motto: „So what do I do with my money?“) Umtriebe sind nicht auf die USA beschränkt, auch in Europa ist der Hedgefond-Moloch aktiv. Zum Jahreswechsel 2011/2012 kam Chef der Schweizer Notenbank, Philipp Hildebrand, wegen Insiderhandelsvorwürfen unter Druck. Es ging um einen Devisenkauf von 504.000 US-Dollar gegen Schweizer Franken, getätigt von seiner Frau Kashya Hildebrand im August 2011 über sein Konto im Vorfeld der Einführung eines Euro-Mindestkurses von 1.20 Schweizer Franken pro Euro durch die Schweizerische Nationalbank im September 2011. Hildebrand hatte von den schlauen Devisenspekulationen seiner Gattin natürlich nichts gewusst. Merkwürdig ist, dass nicht Frau Hildebrand, sondern ihr Gatte, der unmehr geschasste Chef der Schweizer Notenbank einen neuen Job von BlackRock angeboten bekam. Am 14. 06.2012 gab BlackRock bekannt, Herrn Hildebrand einzustellen und wie der Zufall es will, fand die FinancialTimes bei ihren Tagebuch-Recherchen just an diesem Tag ein Telefonat von US-Finanzminister Geithner und Hildebrand. „Sie plauderten zehn Minuten“, schreibt die FT laut Geolitico, und schließt ihren Beitrag mit dem Satz: „Herr Geithner will sich nach der Wahl aus dem US-Finanzministerium zurückziehen.“ Ob dann wohl zufällig gerade wieder ein Sessel bei BlackRock frei wird? Aber die Finanzfäden des Billionen-Konzern reichen überallhin. BlackRock ist Großaktionär bei den größten Banken der Welt: J.P. Morgan Chase, Citigroup und Bank of America; sowie einer der führenden Aktionäre der Öl-Giganten ExxonMobil und Chevron; natürlich auch in der Fastfoodbranche bei Apple, McDonald’s und Nestlé. Bei allen deutschen DAX-Konzernen sowieso.

BlackRock: Man sieht nur die Haifischflosse des Eisbergs

Der weltweit größte Vermögensverwalter BlackRock ist eine Firma, deren Finanzmacht von deutschen Mainstream-Medien herunter gespielt wird.  ZEIT und Handelsblatt hatten 2011 ausführliche Artikel veröffentlicht, wonach BlackRock an den 30 DAX-Konzernen nur im einstelligen Bereich, meist zwischen vier und sieben Prozent, beteiligt sei.

Dies stimmt aber nur dann, so fand Sebastian Kunze von TheIntelligence heraus, wenn man ausschließlich die Firma “BlackRock Inc.” betrachtet. Bei Einbeziehung größerer Teile des BlackRock-Netzwerks, wie etwa BlackRock Holdco 2 Inc., BlackRock Financial Management Inc., BlackRock Advisors Holdings Inc., BlackRock International Holdings Inc., BlackRock Jersey International Holdings L.P., BlackRock Group Limited, wird das wahre Ausmaß der Kontrolle deutlich.

Beispielsweise gab das Handelsblatt den Anteil von BlackRock an der Daimler AG zum 11.08.2011 mit 5,72% an. Das ist nur dann korrekt, wenn man ausschließlich die BlackRock Inc. einbezieht. In der Stimmrechtsmitteilung vom 18.08.2011 werden jedoch weitere BlackRock-Firmengenannt: Neben BlackRock Inc. mit 5,72% ist BlackRock Holdco 2 Inc. mit 5,55%, BlackRock Financial Management Inc. ebenfalls mit 5,55%, BlackRock Advisors Holdings Inc. mit 3,64%, BlackRock International Holdings Inc. mit 3,48% und BlackRock Jersey International Holdings L.P. mit ebenfalls 3,48% an der Daimler AG beteiligt. Summe: 27,42 Prozent. Somit erreicht die BlackRock-Gruppe die Sperrminorität mit aktienrechtlich weitreichenden Folgen: Bei wesentlichen Entscheidungen geht bei Daimler ohne BlackRock nichts mehr.

Ingesamt hat der TheIntelligence Autor neun DAX-Schwergewichte auf   BlackRock-Beteiligungen hin untersucht.  Bei Acht von Neun liegt  BlackRock im zweistelligen Bereich; nur bei der Telekom begnügte man sich mit 9,94%. Der BlackRock-Anteil liegt bei sechs der neun geprüften Konzerne oberhalb von 25%, bei zwei DAX-Unternehmen sogar über 30% (in Klammern das Datum der  betreffenden Stimmrechtsmitteilung):

Allianz – 32,76 % (06.05.2010)
E.ON – 32,06 % (17.05.2010)
Bayer – 29,94 % (12.05.2010)
Deutsche Bank – 27,45 % (18.05.2010)
Daimler – 27,42 % (18.08.2011)
BASF – 25,30 % (09.12.2009)
Siemens – 15,65 % (25.08.2011)
SAP – 11,94 % (09.08.2011)
Telekom – 9,94 % (01.12.2009)

Es handelt sich nur um eine Momentaufnahme, die Sebastian Kunze von TheIntelligence hier präsentierte. Um nachzurecherchieren kann man auf der Webseite www.dgap.de den Namen einer Firma eingeben, um unter „Aktuelle Mitteilungen“ die „DGAP-Stimmrechtsanteile“ zu erfahren.

BlackRock und das Gold von Athen

Da BlackRock auch beim Bankensturm auf die Euro-Zone vermutlich kräftig mitmischt, ist schon zu vermuten, zu wessen Gunsten das aktuelle Euro-Schuldenkrisen-Management schließlich ausgehen wird: BlackRocks Investment-Spezialisten „beraten“ angeblich die unter Druck gesetzten Regierungen in Athen, Madrid und Lissabon, deren Finanzprobleme im Rahmen einer Spekulation gegen den Euro entstanden sein dürften.

Für Athen kam jüngst ein weiterer möglicher Grund ans Licht: Gold. Konzerne hatten Milliarden Dollars in die Aubeutung von Bodenschätzen investiert, waren aber an griechischen Behörden gescheitert, die Genehmigungen annullierten und sich wohl -entgegen der deutschen Medienhetze gegen angeblich korrupte Griechen- auch nicht bestechen ließen. Ökologie geht vor Ökonomie? Wo gibts denn heute noch so etwas? Zumal wenn es um GOLD geht?

Athens Schutz für Natur- und Kulturschätze war den Finanzmogulen sicherlich ein Dorn im Auge. Allein die griechische Lebensphilosophie muss angelsächische und andere Geld-Elitäre zur Weißglut getrieben haben: Eine Lebenseinstellung, die in der Tugend eines „guten Lebens“ ihr Ziel sieht und sich nicht von der Aussicht auf Gold und Milliardengewinne in närrische Raserei der Habgier stürzen lässt. So schmiedeten vielleicht, von Neid und rachelüsterner Besitzgier getrieben, Finanzbonzen den Euro-Vernichtungsplan zuallererst zulasten Athens… Und nun kommt BlackRock und bietet scheinheilig seine Hilfe an?

Ob derartige „Hilfeleistungen“, die weitgehend unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden, den betroffenen Staaten, geschweige denn den Völkern, helfen werden, ist höchst zweifelhaft. Eher dürften die Machtstrukturen der Netzwerke der Superreichen damit noch dichter und enger um uns geschnürt werden. Wer sich um Aufklärung über ihre Machenschaften bemüht, wie Wikileaks z.B. im Schweizer Banken-Skandal um J.Bär, wird von korrupten Medien wie Staatsgewalt gnadenlos gejagt. Die Dunkelmänner installieren mit Hilfe ihrer Ideologen und Technokraten eine angeblich subjektlose Herrschaftsmaschine, um sich vor der verantwortung für ihre Verbrechen zu drücken.

Solange korrupte Politik unter der medialen Deckung korrupter Journalisten mit korrupten Firmen im Dunkeln ihre Geschäfte macht, sind wir von wirklichen Lösungsansätzen zur Finanzkrise noch weit entfernt. Solange leben wir weiter in der Postdemokratie, der Mediendiktatur von Finanzmafia, Lobby und TV-Theater. Freie Wahlen sind nutzlos ohne freie Berichterstattung über solche Zusammenhänge, Demokratie würde zuerst einmal neue Medien erfordern, die über BlackRock und Goldman berichten und nicht über Girls und Gauck, über Merkel und Madonna.

Nachricht vom 12.10.2012 | 17:30

Daimler AG:

A) Notifications pursuant to section 25 (1) WpHG
1. Notification of The Goldman Sachs Group, Inc., New York, NY, USA
a. Details of listed company: 
Daimler AG, Mercedesstraße 137, 70327 Stuttgart, Germany...
...6. Chain of controlled undertakings as referred to in (1)
  - The Goldman Sachs Group, Inc. controls Goldman Sachs (UK) L.L.C which
    controls Goldman Sachs Group Holdings (UK) which controls Goldman Sachs
    Holdings (U.K) which controls Goldman Sachs International.
  - The Goldman Sachs Group, Inc. controls Goldman Sachs and Co.
  - The Goldman Sachs Group, Inc. controls Goldman Sachs Asset Managament,
L.P
  - The Goldman Sachs Group, Inc. controls Goldman Sachs Bank AG.
  - The Goldman Sachs Group, Inc. controls The Goldman Sachs Trust Company,
    National Association which controls The Goldman Sachs Trust Company of
    Delaware.

Attac weiß: Der US-Bundesstaat Delaware (hier besonders die Stadt Wilmington) gilt als derzeit größte Steueroase. Hier unterhält die Deutsche Bank ein Fünftel ihrer gesamten Aktivitäten. Die Steuern sind äußerst niedrig und es bestehen keinerlei Veröffentlichungspflichten für Unternehmen, die zudem mit nur einem Geschäftsführer und ohne Grundkapital gegründet werden können. Diese Voraussetzungen führen zu absurden Ergebnissen, etwa dass in dem Bürogebäude 1209 North Orange Street in Wilmington mehr als 200.000 Unternehmen „sitzen“ bzw. ihren Briefkasten haben.

Attac-Vortrag v. 19.10.2011: In aller Deutlichkeit kritisierte die Referentin auch den Sachverhalt, dass die Staatengemeinschaft immer noch eine große Zahl von Steueroasen toleriere. Die größte Oase dieser Art sei gegenwärtig der amerikanische Bundessstaat Delaware, wo z.B. allein die Deutsche Bank mit über 400 Niederlassungen vertreten sei. Überhaupt sei von den Regulierungsplänen, die nach der Pleite vor drei Jahren von Politikern zugesagt worden seien, bisher kaum etwas realisiert worden. Die Referentin führte das darauf zurück, dass diese Regulierung von Seiten der Finanzwelt weitgehend  hintertrieben worden sei.