Benedikt mit Latein am Ende

Papst B., bekanntester Titanic-Leser der Welt

Nora Drenalin 11.Februar 2013

Darf ein Papst abdanken? Diese Frage quält heute viele Katholiken. Antwort: Er darf (in diesem Fall sogar: Er sollte). Rein arbeitsrechtlich hat jeder Angestellte das Recht auf Kündigung, andernfalls läge Zwangsarbeit vor. Dass in diesem Fall der Arbeitgeber ein Allmächtiger Gott ist, ändert daran nichts.

Papst Benedikt (85) glaubt zu alt und gebrechlich für sein Amt zu sein, so verkündete er auf Latein (!) im Konsistorium, der Vollversammlung seiner Kardinäle. Mit dem Latein also noch nicht am Ende, werde er gleichwohl sein Pontifikat am 28. Februar 2013 abgeben.

Sein Leibarzt habe dem Papst geraten, keine transatlantische Reisen mehr zu unternehmen, heißt es. Wie soll der ehemalige Chef der Heiligen Inquisition dann seine transatlantischen Freunde beraten? Etwa in Sachen peinliche Befragung von Ketzern oder Verdächtigen im Krieg gegen den Islam, pardon, gegen den Terror. Aber Obama hat ja jetzt einen Folterspezialisten an die Spitze der CIA gesetzt, da wird er ohne Benedikt auskommen können.

Und was sagt die Historie der Päpste dazu?

Die Abdankung eines Papstes gab es in der Kirchengeschichte bisher erst äußerst selten, weiß die katholophile Süddeutsche. 1294 dankte Papst Coelestin V. nach nur einem halben Jahr im Amt ab. Auch dieser 84-Jährige fühlte sich der Verantwortung gesundheitlich nicht gewachsen. Er zog es vor, wieder als Einsiedler zu leben -eine Idee für Benedikt? Weniger aus eigenem Antrieb erfolgte nach Meinung der SZ etwa 130 Jahre später der Rücktritt von Gregor XII. Dieser dankte im Jahr 1415 ab, um im Konzil von Konstanz durch eine Neuwahl des Kirchenoberhaupts die Spaltung der katholischen Kirche zu beenden.

Helau et Alaaf

Benedikt steht also vor der Geschichte nicht alleine da. Und auch der Zeitpunkt für seinen Rücktritt ist wie von göttlicher Fügung gut gewählt: Helau!

Siehe auch:

Offshore-Leaks: Wunder im Vatikan (zur Entscheidung des neuen Papstes Franziskus, Transparenz in die Kurie zu bringen und sogar in die Vaticanbank).