BlackRock: US-Finanzmacht auch im DAX

Gerd R. Rueger  28.08.2015

Hedgefond-Gigant BlackRock (4,6 Billionen Dollar im Jahr 2015) scheint die Finanzbranche zu dirigieren, wie man es sonst nur von Goldman Sachs kennt -sogar die Huffington Post hat das jetzt gemerkt. Schon US-Finanzminister Timothy Geithner wurden zahlreiche Treffen mit dem BlackRock-Chef Larry Fink nachgewiesen. BlackRocks Macht reicht weit in den DAX hinein, wird von unseren Medien aber verschleiert. Auch in der Euro-Krise mischt BlackRock mit: Die Investment-Spezialisten berieten angeblich die unter Druck gesetzten Regierungen in Athen, Madrid und Lissabon: Ergebnis ist bekannt -mehr Schulden für uns alle, mehr Profit für die 0,1 Prozent. Auch das Gold der Griechen haben die Finanzraubzügler im Visier, das größte Goldvorkommen Europas liegt auf Chalkidiki. BlackRock: Man sieht nur die Haifischflosse des Eisbergs…

Hedgefond-Gigant  BlackRock scheint hinter vielen Manövern der Finanzbranche zu stecken, aber nicht nur dort. Auch die US-Regierung hat regelmäßige Kontakte zur Finanz-Krake im Hintergrund. Im Tagebuch des US-Finanzministers Timothy Geithner zeigen sich zahlreiche Treffen mit dem BlackRock-Chef  Larry Fink. BlackRocks Macht ist enorm, auch auf führende DAX-Firmen, und wird von unseren Mainstream-Medien weitgehend verschleiert. Auch beim Bankensturm auf die Euro-Zone mischt BlackRock vermutlich kräftig mit: Die Investment-Spezialisten „berieten“ angeblich die unter Druck gesetzten Regierungen in Athen, Madrid und Lissabon.

Nach aktuell recherchierten Zahlen von Huffington Post laufen inzwischen über 5 Prozent aller Finanzwerte weltweit (Aktien, Anleihen, Devisen, Kreditbriefe, Derivate und Zertifikate) durch die klebrigen Hände von BlackRock. „Über die Analyse- und Handelsplattformen des Unternehmens fließen über 10 Billionen Dollar. Eine Zahl mit 13 Nullen. 10 000 000 000 000 Dollar.“ Huffington Post

Die britische „Financial Times“ fand anhand von Geithners Tagebuch heraus, dass Geithner und Fink in den Jahren 2011-2012 ca. 49 mal Kontakt hatten. Demnach sprachen sie etwa zweimal monatlich miteinander, entweder auf Veranstaltungen oder sie telefonierten, meldet Geolitico. BlackRocks finanzielle Macht (mehr als 5% der Welt-Finanzgeschäfte gehen auf sein Konto) erlaubt CEO Larry Fink einen guten Zugang zum US-Finanzminister, wie es scheint. Aber Geithner war auch von 2003 bis 2009 Präsident der Federal Reserve Bank of New York (der wichtigsten Filiale der US-Fed).  2008 krachte Goldman Sachs-Konkurrent Lehmann zusammen und löste die Finanzkrise aus und Geithner stand vor der Aufgabe AIG zu retten. Bei AIG handelt es sich um einen Versicherer von Banken-Geldgeschäften, der leider nicht im mindesten genügen Rücklagen angesammelt hatte, um die Risiken auch tragen zu können, für deren formale Bemäntelung er zuständig war. BlackRock war der New Yorker Fed in dieser Krisensituation nützlich, massenhaft toxische Subprime-Papiere verschwinden zu lassen, die bei der Rettungsaktion des AIG-Versicherungsriesen angefallen waren.

Auch bei der Rettung der pleitebedrohten Citigroup, so zitiert Geolitico die FinancialTimes weiter, konnte BlackRock im Dienste der New Yorker Fed tätig werden -und vermutlich kräftig absahnen. Die US-Finanzbehörden beauftragten BlackRock auch, die 2008 schon zu Beginn der Finanzkrise verstaatlichten Immobilien-Giganten Fannie Mae und Freddie Mac zu kontrollieren -etwas seltsam, damit ausgerechnet einen Hedgefond zu befassen, wo Hedgefonds doch von der Finanzbranche gerade gegründet werden, um staatliche Kontrollen noch weiter auszhebeln als diese es im Deregulierungswahn schon ermöglicht hatten. Hedgefonds unterliegen bekanntlich nicht der Bankenaufsicht -sie für diese Zwecke einzuspannen ist abenteuerlich.

Doch BlackRocks (Motto: „So what do I do with my money?“) Umtriebe sind nicht auf die USA beschränkt, auch in Europa ist der Hedgefond-Moloch aktiv. Zum Jahreswechsel 2011/2012 kam Chef der Schweizer Notenbank, Philipp Hildebrand, wegen Insiderhandelsvorwürfen unter Druck. Es ging um einen Devisenkauf von 504.000 US-Dollar gegen Schweizer Franken, getätigt von seiner Frau Kashya Hildebrand im August 2011 über sein Konto im Vorfeld der Einführung eines Euro-Mindestkurses von 1.20 Schweizer Franken pro Euro durch die Schweizerische Nationalbank im September 2011. Hildebrand hatte von den schlauen Devisenspekulationen seiner Gattin natürlich nichts gewusst. Merkwürdig ist, dass nicht Frau Hildebrand, sondern ihr Gatte, der unmehr geschasste Chef der Schweizer Notenbank einen neuen Job von BlackRock angeboten bekam. Am 14. 06.2012 gab BlackRock bekannt, Herrn Hildebrand einzustellen und wie der Zufall es will, fand die FinancialTimes bei ihren Tagebuch-Recherchen just an diesem Tag ein Telefonat von US-Finanzminister Geithner und Hildebrand. „Sie plauderten zehn Minuten“, schreibt die FT laut Geolitico, und schließt ihren Beitrag mit dem Satz: „Herr Geithner will sich nach der Wahl aus dem US-Finanzministerium zurückziehen.“ Ob dann wohl zufällig gerade wieder ein Sessel bei BlackRock frei wird? Aber die Finanzfäden des Billionen-Konzern reichen überallhin. BlackRock ist Großaktionär bei den größten Banken der Welt: J.P. Morgan Chase, Citigroup und Bank of America; sowie einer der führenden Aktionäre der Öl-Giganten ExxonMobil und Chevron; natürlich auch in der Fastfoodbranche bei Apple, McDonald’s und Nestlé. Bei allen deutschen DAX-Konzernen sowieso.

BlackRock: Man sieht nur die Haifischflosse des Eisbergs

Der weltweit größte Vermögensverwalter BlackRock ist eine Firma, deren Finanzmacht von deutschen Mainstream-Medien herunter gespielt wird.  ZEIT und Handelsblatt hatten 2011 ausführliche Artikel veröffentlicht, wonach BlackRock an den 30 DAX-Konzernen nur im einstelligen Bereich, meist zwischen vier und sieben Prozent, beteiligt sei.

Dies stimmt aber nur dann, so fand Sebastian Kunze von TheIntelligence heraus, wenn man ausschließlich die Firma “BlackRock Inc.” betrachtet. Bei Einbeziehung größerer Teile des BlackRock-Netzwerks, wie etwa BlackRock Holdco 2 Inc., BlackRock Financial Management Inc., BlackRock Advisors Holdings Inc., BlackRock International Holdings Inc., BlackRock Jersey International Holdings L.P., BlackRock Group Limited, wird das wahre Ausmaß der Kontrolle deutlich.

Beispielsweise gab das Handelsblatt den Anteil von BlackRock an der Daimler AG zum 11.08.2011 mit 5,72% an. Das ist nur dann korrekt, wenn man ausschließlich die BlackRock Inc. einbezieht. In der Stimmrechtsmitteilung vom 18.08.2011 werden jedoch weitere BlackRock-Firmengenannt: Neben BlackRock Inc. mit 5,72% ist BlackRock Holdco 2 Inc. mit 5,55%, BlackRock Financial Management Inc. ebenfalls mit 5,55%, BlackRock Advisors Holdings Inc. mit 3,64%, BlackRock International Holdings Inc. mit 3,48% und BlackRock Jersey International Holdings L.P. mit ebenfalls 3,48% an der Daimler AG beteiligt. Summe: 27,42 Prozent. Somit erreicht die BlackRock-Gruppe die Sperrminorität mit aktienrechtlich weitreichenden Folgen: Bei wesentlichen Entscheidungen geht bei Daimler ohne BlackRock nichts mehr.

Ingesamt hat der TheIntelligence Autor neun DAX-Schwergewichte auf   BlackRock-Beteiligungen hin untersucht.  Bei Acht von Neun liegt  BlackRock im zweistelligen Bereich; nur bei der Telekom begnügte man sich mit 9,94%. Der BlackRock-Anteil liegt bei sechs der neun geprüften Konzerne oberhalb von 25%, bei zwei DAX-Unternehmen sogar über 30% (in Klammern das Datum der  betreffenden Stimmrechtsmitteilung):

Allianz – 32,76 % (06.05.2010)
E.ON – 32,06 % (17.05.2010)
Bayer – 29,94 % (12.05.2010)
Deutsche Bank – 27,45 % (18.05.2010)
Daimler – 27,42 % (18.08.2011)
BASF – 25,30 % (09.12.2009)
Siemens – 15,65 % (25.08.2011)
SAP – 11,94 % (09.08.2011)
Telekom – 9,94 % (01.12.2009)

Es handelt sich nur um eine Momentaufnahme, die Sebastian Kunze von TheIntelligence hier präsentierte. Um nachzurecherchieren kann man auf der Webseite www.dgap.de den Namen einer Firma eingeben, um unter „Aktuelle Mitteilungen“ die „DGAP-Stimmrechtsanteile“ zu erfahren.

BlackRock und das Gold von Athen

Da BlackRock auch beim Bankensturm auf die Euro-Zone vermutlich kräftig mitmischt, ist schon zu vermuten, zu wessen Gunsten das aktuelle Euro-Schuldenkrisen-Management schließlich ausgehen wird: BlackRocks Investment-Spezialisten „beraten“ angeblich die unter Druck gesetzten Regierungen in Athen, Madrid und Lissabon, deren Finanzprobleme im Rahmen einer Spekulation gegen den Euro entstanden sein dürften.

Für Athen kam jüngst ein weiterer möglicher Grund ans Licht: Gold. Konzerne hatten Milliarden Dollars in die Aubeutung von Bodenschätzen investiert, waren aber an griechischen Behörden gescheitert, die Genehmigungen annullierten und sich wohl -entgegen der deutschen Medienhetze gegen angeblich korrupte Griechen- auch nicht bestechen ließen. Ökologie geht vor Ökonomie? Wo gibts denn heute noch so etwas? Zumal wenn es um GOLD geht?

Athens Schutz für Natur- und Kulturschätze war den Finanzmogulen sicherlich ein Dorn im Auge. Allein die griechische Lebensphilosophie muss angelsächische und andere Geld-Elitäre zur Weißglut getrieben haben: Eine Lebenseinstellung, die in der Tugend eines „guten Lebens“ ihr Ziel sieht und sich nicht von der Aussicht auf Gold und Milliardengewinne in närrische Raserei der Habgier stürzen lässt. So schmiedeten vielleicht, von Neid und rachelüsterner Besitzgier getrieben, Finanzbonzen den Euro-Vernichtungsplan zuallererst zulasten Athens… Und nun kommt BlackRock und bietet scheinheilig seine Hilfe an?

Ob derartige „Hilfeleistungen“, die weitgehend unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden, den betroffenen Staaten, geschweige denn den Völkern, helfen werden, ist höchst zweifelhaft. Eher dürften die Machtstrukturen der Netzwerke der Superreichen damit noch dichter und enger um uns geschnürt werden. Wer sich um Aufklärung über ihre Machenschaften bemüht, wie Wikileaks z.B. im Schweizer Banken-Skandal um J.Bär, wird von korrupten Medien wie Staatsgewalt gnadenlos gejagt. Die Dunkelmänner installieren mit Hilfe ihrer Ideologen und Technokraten eine angeblich subjektlose Herrschaftsmaschine, um sich vor der verantwortung für ihre Verbrechen zu drücken.

Solange korrupte Politik unter der medialen Deckung korrupter Journalisten mit korrupten Firmen im Dunkeln ihre Geschäfte macht, sind wir von wirklichen Lösungsansätzen zur Finanzkrise noch weit entfernt. Solange leben wir weiter in der Postdemokratie, der Mediendiktatur von Finanzmafia, Lobby und TV-Theater. Freie Wahlen sind nutzlos ohne freie Berichterstattung über solche Zusammenhänge, Demokratie würde zuerst einmal neue Medien erfordern, die über BlackRock und Goldman berichten und nicht über Girls und Gauck, über Merkel und Madonna.

Nachricht vom 12.10.2012 | 17:30

Daimler AG:

A) Notifications pursuant to section 25 (1) WpHG
1. Notification of The Goldman Sachs Group, Inc., New York, NY, USA
a. Details of listed company: 
Daimler AG, Mercedesstraße 137, 70327 Stuttgart, Germany...
...6. Chain of controlled undertakings as referred to in (1)
  - The Goldman Sachs Group, Inc. controls Goldman Sachs (UK) L.L.C which
    controls Goldman Sachs Group Holdings (UK) which controls Goldman Sachs
    Holdings (U.K) which controls Goldman Sachs International.
  - The Goldman Sachs Group, Inc. controls Goldman Sachs and Co.
  - The Goldman Sachs Group, Inc. controls Goldman Sachs Asset Managament,
L.P
  - The Goldman Sachs Group, Inc. controls Goldman Sachs Bank AG.
  - The Goldman Sachs Group, Inc. controls The Goldman Sachs Trust Company,
    National Association which controls The Goldman Sachs Trust Company of
    Delaware.

Attac weiß: Der US-Bundesstaat Delaware (hier besonders die Stadt Wilmington) gilt als derzeit größte Steueroase. Hier unterhält die Deutsche Bank ein Fünftel ihrer gesamten Aktivitäten. Die Steuern sind äußerst niedrig und es bestehen keinerlei Veröffentlichungspflichten für Unternehmen, die zudem mit nur einem Geschäftsführer und ohne Grundkapital gegründet werden können. Diese Voraussetzungen führen zu absurden Ergebnissen, etwa dass in dem Bürogebäude 1209 North Orange Street in Wilmington mehr als 200.000 Unternehmen „sitzen“ bzw. ihren Briefkasten haben.

Attac-Vortrag v. 19.10.2011: In aller Deutlichkeit kritisierte die Referentin auch den Sachverhalt, dass die Staatengemeinschaft immer noch eine große Zahl von Steueroasen toleriere. Die größte Oase dieser Art sei gegenwärtig der amerikanische Bundessstaat Delaware, wo z.B. allein die Deutsche Bank mit über 400 Niederlassungen vertreten sei. Überhaupt sei von den Regulierungsplänen, die nach der Pleite vor drei Jahren von Politikern zugesagt worden seien, bisher kaum etwas realisiert worden. Die Referentin führte das darauf zurück, dass diese Regulierung von Seiten der Finanzwelt weitgehend  hintertrieben worden sei.