Medienmüll: DLF und Adenauer-Stiftung stehen treu zu Orban

Stahlhelm auf Sendung: Medienmüll vom Deutschlandfunk

Viktor Orban und seine rechtspopulistische Fidesz-Regierung machten seit ihrem Erdrutsch-Wahlsieg 2010 hierzulande vor allem durch ihre rigide Beschränkung der Medienfreiheit von sich reden. Eigentlich müsste die Redaktion des DLF-Magazins „Markt & Medien“ gemeinsam mit den meisten anderen Journalisten gegen die umstrittenen Mediengesetze Ungarns Sturm laufen, hatte Orbans Regierung doch seine öffentlich-rechtlichen Medienanstalten praktisch unter Parteikontrolle seiner Fidesz-Bewegung gebracht. Doch ans Mikrofon durfte in dieser Sache am 17.03.2012 ausgerechnet der Budapester Boss der Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS), der sich als äußerst Orban-freundlich erwies.

In einem anderen Interview mit der nicht als linksradikal bekannten NZZ musste Hans Kaiser, Leiter des KAS-Auslandsbüros in Budapest, auch zu Orbans Medienpolitik Stellung nehmen, an der ihn nur der Zeitpunkt der Verabschiedung zu stören schien:

>So denkt allerdings beileibe nicht die Mehrheit hier. Orbans Politik wird unverändert von einer enorm großen Mehrheit der Ungarn unterstützt und getragen. Aber vor allem in der sozialistischen Fraktion in Strassburg – es ist nicht allgemein die EU – hatte man sich schon auf Orban, den konservativen Wahlsieger Ungarns, eingeschossen, als das Mediengesetz in seinem realen Inhalt noch gar nicht bekannt war. Ich will aber nicht verschweigen, dass sich die neue ungarische Regierung damit nicht besonders geschickt verhalten hat. Auch ich fand es nicht sehr glücklich, dass das neue Mediengesetz ausgerechnet zeitgleich mit dem Start der EU-Ratspräsidentschaft auf den Weg gebracht wurde.<

Die DLF-Reporterin hörte dem Adenauer-Mann die meiste Zeit freundlich zu und warf nur zaghaft kritische Fragen in den Raum. Ob denn wirklich alles so toll sei in der Budapester Medienlandschaft, wo doch 90% der Sendungen sich nur um Orbans Regierung drehen würden? Das sei in Deutschland doch nicht anders, so der Chef der CDU-Parteistiftung, da wäre die Regierung auch am meisten in den Meldungen, nur eben nicht ganz in diesem Ausmaß. Und wenn das oberste ungarische Gericht Mediengesetze für verfassungswidrig erklärt habe, zeige dies doch nur, dass die Gewaltenteilung dort funktioniere. Kritik aus der EU an Orbans Medienregime sei weit übertrieben, von einer Gleichschaltung könne keine Rede sein. Er, der Konrad-Adenauer-Boss in Budapest, hätte noch jede Orban-kritische Meldung aus dem Ausland auch irgendwo in einer vielen ungarischen Zeitungen nachlesen können. Der DLF lächelte dazu nett ins Mikrofon und ließ den CDU-Mann reden, danach Überleitung zum ellenlangen Bericht über Thomas Gottschalks Wetten-Dass-Nachfolger mit viel selbstgefälliger Ironie über dieses ZDF-Kulturgut von „nationaler Bedeutung“.

Die Kulturgüter Pressefreiheit und Demokratie im Interview zu verteidigen kam dem DLF leider nicht in den Sinn, als er durch Auswahl des dafür passenden Interview-Gastes verschwieg, wie bedrängt diese Güter in Ungarn unter Orban derzeit wirklich sind. Seit 2010 hat Orban eine Zweidrittel-Mehrheit im ungarischen Parlament und zimmert an einem dauerhaft installierten Fidesz-Regime. Er drückte eine neue Verfassung durch, schiebt derzeit seine Leute auf alle erreichbaren Posten in Staat und Wirtschaft, verbiegt Gesetze und politisches System zu seinen Gunsten. Seine berüchtigten Mediengesetze führten zu einen Sturm der Entrüstung über die Landesgrenzen hinaus, gegenüber der EU verwies er auf den Medienmogul Berlusconi in Italien, der es genauso schlimm triebe. Die öffentlichen Rundfunkanstalten sind in Orbans Hand, dafür pflegt er die Mär von der „linken Dominanz“ in der Presselandschaft. Dazu kommt ein zynischer sozialer Kahlschlag und ein Geldregen für die Reichen gehört auch zum Programm: Die Einkommenssteuern liegen bei einheitlich 17% bis hinauf zu einem Jahreseinkommen von 54.000 Euro –Durchschnittseinkommen: ca. 10.000 Euro.

Orbans Fidesz-Bewegung schluckte neben den Christdemokraten auch die rechtsextreme MIEP, die Orbans erste Regierung schon 1998-2002 im Parlament toleriert hatte. Rechtsextremer Ableger des Fidesz ist die 2004 von Studenten gegründete Jobbik-Bewegung, die sich auch aus der MIEP speiste. Nach den Budapester Unruhen 2006 gründete Jobbik 2007 die militante „Ungarische Garde“, die 2009 verboten wurde. Jobbik-Chef Vona legte trotz Verbots (auch gerade des Tragens der schwarzen Uniform) am 14.5.2010 seinen Eid vor dem Parlament in der Uniformweste der Ungarischen Garde ab –die der Tracht der Pfeilkreuzler-Faschisten des mit Hitler verbündeten Horthy-Regimes nachempfunden ist. In dieser schwarzen Uniform marschierten die Neofaschisten bis zum Verbot auch durch Roma-Dörfer, um die ins Abseits gedrängte Minderheit zu terrorisieren und in ihrem Elend zu verhöhnen. Die von Finanzkrise und diktatorischen Sparmaßnahmen gebeutelten Ungarn ließen sich gegen die Minderheit aufhetzen und wählten auch aus diesem Grund 2010 überwiegend rechtsextrem und rechtspopulistisch.