Klischee: Moslems in deutschen Medien

Gerd R. Rueger 01.05.2013

Mehr als vier Millionen Moslems gibt es laut Bundesamt für Migration und Flüchtlinge in Deutschland, also gut vier Prozent der Bevölkerung. Das Klischeebild derMuslime in deutschen Medien ist dennoch eher stereotyp: Die Kopftuch tragende Muslima und der grimmig guckende Bartträger. Die 9/11-Anschläge waren Startpunkt einer Umorientierung vieler Medienleute im Westen: Vom Anti-Kommunismus zum Anti-Islamismismus.

Nicht, dass die Medienleute ihren Anti-Kommunismus aufgegeben hätten, nur war ihnen der Feind in Moskau abhanden gekommen. Wer taugte nun als neues Feindbild? Nach 9/11 wandte sich ihr Blick gen Mekka. Menschen muslimischen Glaubens werden in deutschen Medien oft negativ dargestellt, heißt es in einer Studie. Studien aus der Medienforschung deuten darauf hin, dass es seit 9/11 diese Entwicklung gibt. Schlimmstes Beispiel: „Döner-Morde“ und „Türken-Mafia“

Von „Döner-Morden“ und der „Türken-Mafia“ war über Jahre in deutschen Medien die Rede, wenn über eine Serie von neun getöteten türkischen und griechischen Einwanderern berichtet wurde. Im November 2011 stellte sich dann jedoch heraus, dass die Morde zwischen 2000 und 2007 mutmaßlich von der rechtsextremen Terrorgruppe NSU begangen worden waren. Polizei und Staatsanwaltschaften hatte jahrelang in die falsche Richtung ermittelt, Geheimdienste scheinen mit Rechtsterroristen gekungelt zu haben, haben jedenfalls vieles im Nachhinein vertuscht. Das jetzt laufende Justiz-Theater in Bayern ist nur peinliches Nachspiel einer verheerenden Affäre im Umgang mit Moslems. Anfangspunkt der Islam-Dämonisierung ist ein anderer, noch dubioserer Terrorakt: Der Anschlag auf das WTC 9/11 2001. Er markiert eine Zeitenwende, gerade im Bild des Moslems in westlichen Medien.

„9/11 ist sicherlich eine Zäsur gewesen, durch die Weltbilder neu sortiert wurden. Und das tun eben auch Medien nachhaltig“, sagt Margreth Lünenborg, Direktorin des Internationalen Journalisten-Kollegs an der Freien Universität (FU) Berlin. „Die Guten und die Bösen wurden – verkürzt gesagt – neu unterschieden, und das hat nach 9/11 nachhaltig zwischen der westlich-christlichen und der orientalischen Welt stattgefunden“, sagt die Professorin für Journalistik, „Und es spricht wenig dafür, dass das als überholt zu gelten hat.“

Manchmal gibt es zwar Lichtblicke für die medialen Rechte der Moslems hierzulande, etwa als die Bundesverfassungsrichter die Bayern juristisch für ihre Borniertheit im NSU-Prozess abwatschten, aber oft sieht es anders aus. Dass Journalismus vereinfachen muss und nicht das ganze Leben zeigen kann, ist für Professorin Lünenborg klar. Im Falle der Muslime in deutschen Medien sei aber vor allem problematisch, dass deren Darstellung immer schablonenhafter werde. (Und das trotz der mühsamen Aufklärungsarbeit, die wir hier auf Jasminrevolution seit Jahren unverdrossen für die Mainstream-Journalisten leisten!)

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