Venezuela: Maduro startet 1-Barrel-Bitcoin Petro

Galindo Gaznate 

Caracas. Venezuela hat seine neue Digitalwährung Petro gestartet, mit der sich die Regierung von Nicolás Maduro gegen die im Wirtschaftskrieg verhängte Finanzblockade der USA widersetzen will. Wie Venezuelas Behörden mitteilten, wurde der Verkauf von zunächst 38,4 Millionen Petro gestartet. Insgesamt will die venezolanische Führung 100 Millionen Petros in Umlauf bringen. Damit wird ein gemeinsam mit Russland geplantes Vorhaben umgesetzt.

Gestützt wird die Digitalwährung damit von den weitreichenden Vorkommen im Orinoco-Fördergebiet. Die dortigen Reserven sollen fünf Milliarden Barrel betragen. Der Preis eines Petro entspricht dem eines Barrels Öl und wurde auf 60 Dollar festgelegt, soll sich aber Schwankungen anpassen. In der ersten Verkaufsphase seien Kaufzusagen in Höhe von 735 Millionen US-Dollar (ca. 596 Millionen Euro) getätigt worden, was sicher auch der aktuellen nicht unproblematischen Bitcoin-Hype zuzuschreiben ist.

Iran, Russland und Venezuela sind bedeutende Erdöl-Länder, die bislang vom US-Dollar abhängen, da der Rohölmarkt von Dollar-Kontrakten beherrscht wird. Alle drei Länder sind auch mit Sanktionen der USA bzw. des Westblocks überzogen. Sanktionen, die vor allem auch dadurch wirksam sind, dass die Ölproduzenten bisher nur in US-Dollar ihr Rohöl verkaufen können. Das wollen sie nun ändern. Nachdem China wegen mangelnder Kontrolle die Netzwährung verboten hatte, fehlten neue Player. Japan erlaubte den Bitcoin 2017 und Russland will ihn 2018 zulassen -damit bahnt sich ein Schlag gegen den Dollar als Monopolwährung an.

Gegen Inflation und US-Wirtschaftskrieg

Venezuela will mit der Cryptowährung zwei Ziele erreichen. Zum einen soll der ausufernden Inflation entgegengewirkt werden, zum anderen könnten mit dem Petro Geschäfte mit ausländischen Partnern finanziert werden (was die Sanktionen und den Finanzkrieg der USA, die das Land in Versorgungsnöte bringen, unterlaufen könnte).  In Venezuela werden vom „Petro“ zunächst 38,2 Millionen zu Sonderkonditionen verkauft. Ab dem 20. März können Privatkunden und Privatunternehmen die Digitalwährung erstehen, dann sollen weitere 44 Millionen Währungseinheiten freigegeben werden. Die restlichen 17,6 Millionen „Petros“ werden von einer eigens eingerichteten Behörde für Cryprowährung verwaltet.

Der Verkauf des Petro wird durch sogenannte Tokens erfolgen, die ähnlich wie Aktien oder Anteilsscheine genutzt und mit vergleichsweise relativ wenig technischem Aufwand auf Blockchains erzeugt werden können. Dabei wird das Charakteristikum ERC-20 angewendet, der globale Standard bei Kryptowährungen. Anhand dieser Details kann man sehen, dass der venezolanischen Regierung viel daran liegt, sich den internationalen Maßgaben für Kryptowährungen anzupassen, um so Vertrauen bei den potentiellen Anlegern zu schaffen. Dies dürfte von großer Wichtigkeit sein, da der Erfolg des Petro in großem Maße davon abhängen wird, insbesondere vor dem Hintergrund der hohen Inflationsrate und des stetigen Wertverlusts der Landeswährung Bolívar, so Amerika21.

USA und Rechtsopposition drohen Maduro

Aus den USA kommen derweil Kritik und unverholene Drohungen. Dies verwundert allerdings aufgrund des seit langem gegen das sozialistische Land geführten Wirtschaftskrieges der US-Regierung wenig. Das US-Finanzministerium warnte die eigenen Staatsbürger vor einer Investition in den Petro, da dies als Umgehung der Sanktionen gesehen werde und somit illegal sei. Ein Erwerb von Petros entspräche einer „Gewährung eines Kredits an die venezolanische Regierung,“ so das Ministerium gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters. US-Behörden gehen scharf gegen jeden vor, der Venezuela auch nur ein Stückchen Brot geben will -dies ist die offene Flankierung des verdeckten Terrors im Land selbst.

Dort sind US-finanzierte Gruppen dabei, die Wirtschaft zu sabotieren, mit Falschgeld die Inflation anzuheizen und Vorräte und Nahrung aller Art zu stehlen oder aufzukaufen und heimlich zu vernichten. Dies ist das Standard-Vorgehen der CIA gegen sozialistische Länder. Venezuela ist aufgrund seiner Ölreserven, die die USA langfristig unbedingt benötigen, jedoch mehr als nur ein ideologischer Dorn im Auge der US-Herrschaftseliten. Trotz Wirtschaftskrieg gehen immer noch ca. 40 Prozent der Ölexporte Maduros in die USA, aber Caracas orientiert sich immer stärker auf China (was US-Oligarchen in Panik versetzt).

Härtere Mittel wenden daher seit Jahren CIA-oganisierte Terroristen an, die durch extreme Gewaltchiquita-terror bei Protesten ein autoritäres Vorgehen der Polizei provozieren wollten. Was ihnen trotz zahlreichen Morden an Polizisten und chavistischen Gegendemonstranten aber nicht gelang. Dazu kommen diverse gewaltsame Putschversuche, die 2017 in einem Hubschrauber- bzw. Raketenangriff auf Regierung und oberstes Gericht gipfelten. ALs die Terroristen von der Polizei gestellt und nach langem Kampf getötet wurden, kritisierten Westmedien dies heuchlerisch als „übertriebene Gewaltanwendung“ (man stelle sich vor, was mit Oppositionellen gemacht würde, die so etwas gegen US-Regierungsbehörden versucht hätten!). Das Land befindet sich in einem unerklärten Krieg, den auch die EU-Europäer mit Sanktionen und diese rechtfertigenden Medien-Kampagnen führen, treu an der Seite Washingtons und der von ihm gezüchteten Rechtsextremisten-Opposition in Venezuelas Parlament. Das Rollback der demokratschen Linksregierungen sind auch unter Trump Teil der „Neuordnung“ Lateinamerikas, die eher „Neuknechtung“ heißen sollte (Brasilien). Die neue Petro-Währung soll aus dieser Perspektive zumindest an der Finanz- und Wirtschaftsfront etwas Erleichterung bringen.

Venezuelas rechte bis rechtsextreme Pro-USA-Opposition im Parlament beschimpfte den Petro als „illegal“ und „verfassungswidrig“, da er Ressourcen bereits im Voraus veräußere und somit „neue Schulden für die Zukunft Venezuelas“ bedeute, so Rafael Gúzman, Präsident der Finanzkommission des Parlaments und Mitglied der Partei Gerechtigkeit Zuerst (Primero Justicia). Der im Ausland lebende Oppositionspolitiker Antonio Ledezma bezeichnete den Petro unter Bezug auf die offizielle venezolanische Landeswährung am Mittwoch als „falscher als ein Sieben-Bolívar-Schein“.

Mit dem Bitcoin aus der Krise?

Derzeit existieren weltweit rund 1.000 Crypto- oder Digitalwährungen. Am meisten von sich reden macht der bereits 2009 lancierte Bitcoin. Anders als etablierte Währungen werden diese Zahlungsmittel nicht von Zentralbanken ausgegeben, sondern mit Computern errechnet. Das digitale Geld soll einen Zahlungsverkehr unabhängig von Regierungsentscheidungen und Banken ermöglichen.

Maduros Regierung erhofft sich neben privaten Anlegern auch Investitionen in den Petro aus verschiedenen Ländern aus dem Mittleren Osten, aus Europa und auch aus den USA, vor allem aber aus Katar und der Türkei, so der Leiter der Kontrollbehörde für Kryptowährung, Carlos Vargas. Einen Vorteil für das sogenannte Mining des Petro, also dem eigentlichem Schaffen der Währung, sehen die Experten für Digitalwährungen, Carlos Simko und Luis Romero, indes in den vergleichsweise extrem niedrigen Strompreisen in Venezuela. Auch dass die Regierung bereits erklärte, den Petro auch im Land selbst als Zahlungsmittel akzeptieren zu wollen, dürfte laut den Experten Vertrauen bei Anlegern schaffen. Denn sollte es daran fehlen, wird es Venezuela äußerst schwer haben, durch den Petro für seine fragile Wirtschaft einen neuen Impuls setzen zu können.

Am Tag nach dem Verkaufsstart zitierten US-amerikanische und europäische Medien meist kritische Stimmen zum Petro. So hieß es bei der französischen Nachrichtenagentur AFP, von ihr angefragte – allerdings nicht namentlich zitierte – Experten seien skeptisch. Grund dafür seien „die Ungleichgewichte in der venezolanischen Wirtschaft, die hohen staatlichen Ausgaben und die Hyperinflation, die von IWF für 2018 auf 13.000 Prozent geschätzt wird“.

Die kubanische Nachrichtenagentur Prensa Latina führte hingegen eine Reihe von Kommentatoren an, die einen positiven Effekt auf die venezolanische Wirtschaft erwarten. „Der US-Ökonom Max Keiser vertrat gegenüber der Presse die Meinung, dass der Petro die richtige Methode ist, um der US-Blockade gegen Venezuela entgegenzuwirken“, heißt es dort.

Der Cryptowährungsexperte David Jaramillo wies auf die Bedeutung hin, den Petro durch die natürlichen Ressourcen des Landes zu stützen. Die Digitalwährung sei damit nicht Gegenstand von Finanzspekulationen, sondern „sie wird an die internationalen Preise für Gold, Gas, Öl und Diamanten gekoppelt sein“.