Wikileaks: MasterCard lockert Finanzblockade

Gerd R. Rueger 09.07.2013 WikiLeaks Blog

Mastercard hat seine 2010 eingerichtete Blockade von Spenden an Wikileaks beendet. Solche Transaktionen werden ab sofort wieder normal bearbeitet. Es ist somit der erste große US-Finanzdienstleister, der anerkennt, dass die Veröffentlichung von Geheiminformationen im öffentlichen Interesse kein Verbrechen ist, so zdnetMastercard

Wikileaks meldet: MasterCard breaks ranks in WikiLeaks blockade

Die US-Finanzgiganten VISA, MasterCard, PayPal, Bank of America und Western Union hatten drei Jahre lang rechtswidrig Wikileaks blockiert. Die Bankster hatten den US-Angriff auf Julian Assange begonnen: Die Whistleblower-Plattform Wikileaks wurde 2010 über die Finanz-Schiene unter Beschuss genommen. Die erste Attacke ritt damals die Schweizer Post und hatte das PostFinance-Konto geschlossen, über das Spenden für Wikileaks im Internet gingen. Die fadenscheinige Begründung war, der als globaler Freiheitskämpfer ohne festen Wohnsitz berühmte Wikileaks-Gründer Julian Assange habe bei der Kontoeröffnung „falsche Angaben zu seinem Wohnort“ gemacht (als ob Schweizer Bankster je groß interessiert hätte, woher das Geld kommt, das sie bunkern). Man hätte erst jetzt herausbekommen, dass der weltberühmte, um den Globus hetzende Aktivist aus Australien gar nicht in Genf wohne, was jedoch Voraussetzung für eine Kundenbeziehung sei. Das Geld werde inzwischen auf ein Sperrkonto überwiesen. Kurz darauf meldeten 2010 britische Medien, dass London nun  alle Dokumente vorlägen, die für eine Festnahme Assanges nötig seien. Der Australier würde wegen angeblicher Vergewaltigungsvorwürfe von der schwedischen Justiz gesucht und man werde Assange in den kommenden 24 Stunden festnehmen, so die BBC, um über seine Auslieferung nach Schweden zu entscheiden.

Bei New Yorker Banken herrscht seinerzeit Panik, wen Julian Assange gemeint haben könnte, als er Ende November 2010 ankündigte, zehntausende interner Dokumente einer großen US-Bank zu leaken. Gemutmaßt wurde, dass es sich um die Bank of America handeln könnte, die damals ein „Swat Team“ gegründet haben soll, um Wikileaks zu bekämpfen. Die Sexfalle in Schweden schnappte zu und US-Regierungs-Attacken folgten diesem Drehbuch -die große Enthüllungs-Kampagne gegen finanzkriminelle Bankster wurde im Keim erstickt… (manche mutmaßen, es besteht ein Zusammenhang mit den erst drei Jahre später publik gemachten Offshore-Leaks).

Kurz darauf hatte auch Mastercard Zahlungen an Wikileaks blockiert. Begründung: Die AGB von Mastercard untersagten es Kunden, “an illegalen Handlungen direkt oder indirekt teilzunehmen oder sie zu unterstützen”. Zuletzt blieb Wikileaks nur noch der Weg über die deutsche Wau-Holland-Stiftung (WHS) um Spenden zu empfangen -Millionen gingen verloren, die Hetzjagd auf Julian Assange hatte durch die finanziellen Helfershelfer ihre entscheidende Durchschlagskraft gewonnen. Vermutlich hat die Sperre Wikileaks um 95 Prozent ihrer finanziellen Mittel gebracht. Das Drama nahm 2010 seinen weiteren Verlauf durch das Eingreifen von Anonymous in der Operation PayBack. Finanzfirmen, die sich an der Finanz-Attacke auf Wikileaks beteiligten, bekamen den Zorn von Anonymous zu spüren: DDoS-Attacken schickten die Websites der Schweizer Postbank, Mastercard und Visa zum Teil tagelang offline.

Am 27.12.2010 kündigten Aktivisten der Gruppe Anonymous bereits Stunden vor dem tatsächlichen Eintreten über Twitter eine DDoS-Attacke auf die Webseite der Bank of America an. Die Aktion war für den 27. Dezember 2010 um 18:05 Uhr MEZ angekündigt. Eine Stunde später war die Hauptseite der Bank nur noch unregelmäßig erreichbar. Auch diese Bank hatte bekanntgegeben, jegliche Transferaufträge von und zu WikiLeaks-Konten einzustellen. Später wurde ein junger Hacker wegen dieser DDOS-Blockaden verurteilt.

Wikileaks klagte gegen die Banker

Wikileaks und sein schweizerisch-isländische Provider Datacell haben dann 2011 Rechtsanwälte beauftragt, vor der Wettbewerbs-Abteilung der EU-Kommission ein Verfahren zur Monopolprüfung gegen die Kreditkartenfirmen Mastercard Europe und Visa Europe anzustrengen. Weiter kündigten Wikileaks und Datacell an, den dänisch-norwegischen Finanzdienstleister Teller AS vor dem dänischen Handelsgericht zu verklagen: Visa, Mastercard und ihr Sub-Dienstleister Teller AS missbrauchten ihre Marktmacht, um Spenden an Wikileaks zu blockieren. Im April diesen Jahres errang Wikileaks vor dem isländischen Supreme Court dann einen bedeutenden juristischen Sieg. Das Gericht verurteilte den Finanzboykott gegen Wikleaks  als illegal.

Mit seinem Richterspruch bestätigte der “Supreme Court” in Reykjavik  das WikiLeaks BlogUrteil eines Bezirksgerichts, dem zufolge MasterCards lokaler Partner Valitor seinen Vertrag mit WikiLeaks’ Finanzdienstleister DataCell rechtswidrig kündigte. Valitor hatte binnen einer Frist von 15 Tagen das WikiLeaks-Spendenkonto wieder zu eröffnen. Für jeden weiteren Tag drohte der Firma eine Konventionalstrafe von 800.000 Isländischen Kronen (gut 5200 Euro). Valitor gab angesichts der juristischen Pleite endlich auf, andere Finanzfirmen ließen sich dies offenbar eine Lehre sein. Wikileaks soll vom Ende der Mastercard-Sperre jetzt über seinen Prozessgegner Valitor erfahren haben. Es entschied in der Folge zunächst, seinen Vertrag mit Wikileaks zum 1. Juli zu kündigen, nahm dies aber kurz darauf zurück. Trotz dieses Friedensangebots fordert Wikileaks weiterhin 9 Milliarden isländische Kronen (56 Millionen Euro) Schadenersatz.

Finanzmafia verliert gegen Wikileaks

Gerd R. Rueger 30.04.2013 flagisland

Reykjavik. Wikileaks errang vor dem Supreme Court einen bedeutenden juristischen Sieg. Das Gericht verurteilte den Finanzboykott gegen Wikleaks  als illegal. Im Einklang mit der US-Regierung hatten Finanzfirmen sich 2010 geweigert Spenden weiterzuleiten, um WikiLeaks in die Enge zu treiben. Julian Assange war damals von den USA zum Staatsfeind Nr.1 erklärt  und mit Sex-Beschuldigungen extremer Stigmatisierung ausgesetzt worden. Jetzt könnte es um Schadensersatz in Millionenhöhe gehen.

JAWikiLeaks konnte letzte Woche, im medialen Windschatten des Wahl-Endspurts,  auch vor dem höchsten isländischen Gericht einen weiteren bedeutenden juristischen Sieg erringen. Das Gericht verurteilte den Finanzboykott von 2010, als  sich mutmaßlich in vorauseilendem Gehorsam gegenüber der US-Regierung etliche Finanzdienstleister weigerten, Spenden an WikiLeaks weiterzuleiten, als illegal. Julian Assange war zu dieser Zeit von den USA zum Staatsfeind Nr.1 erklärt worden und zudem mit sexuell begründeter Strafverfolgung aus Schweden extremer Stigmatisierung ausgesetzt -zu der dann auch noch Geldnot kam.

Die Kreditkartenfirmen Visa und MasterCard hatten sich während der Cablegate-Veröffentlichungen Ende 2010 plötzlich geweigert, weiterhin Spenden weiterzuleiten. Zeitweise war die deutsche Wau-Holland-Stiftung die letzte Geldquelle der von Hunderten US-Agenten gehetzten Whistleblower. Später dafür polizeilich verfolgte Hacker von Anonymous hatten damals in der „Operation Payback“ zu Netzattacken gegen Finanzfirmen gegriffen, um auf die rechtswidrige Drangsalierung hinzuweisen. WikiLeaks betonte, der illegale Boykott habe zu einem Rückgang der Spenden um 95 Prozent geführt. Dies ist zwar eine Angabe, die aus Sicht der Finanzfirmen angeblich nicht zu verifizieren ist, die sich jedoch sehr leicht aus vorherigen Monaten hochrechnen lässt -im Geschäftsleben ein übliches Verfahren, um das Ausmaß einer Geschäftsschädigung zu beziffern. Wenn für ein paar Stunden via DDOS aus dem Netz genommene Onlinefirmen so ihre angeblichen Verluste beschreien, wird das von Medien auch gerne so hingestellt -obwohl die z.B. Buchkäufer höchstwahrscheinlich später ihre Bestellung nachholen dürften. Im Fall Wikileaks verweisen viele Journalisten merkwürdigerweise abJAssangeBobbyer ausdrücklich darauf, wie schwer solcher Schaden doch zu verifizieren sei. Und das, obwohl bei monate- und jahrelanger Blockade ein tatsächlicher Schaden kaum abzuleugnen ist.

„We thank the Icelandic People“

Julian Assange wandte sich nicht nur an die Richter, sondern an die ganze 400px-Iceland_relief_mapBevölkerung Islands und bezeichnete das Urteil als einen Sieg für die Meinungsfreiheit:

Wir danken dem isländischen Volk dafür, dass es uns gezeigt hat, dass es sich nicht von mächtigen, von Washington unterstützten Finanzdienstleistern wie Visa einschüchtern lässt… Und wir schicken eine Warnung an die anderen Firmen, die in diese Blockade verwickelt sind: ihr seid die Nächsten„. (gulli)

Mit seinem Richterspruch bestätigte der „Supreme Court“ in Reykjavik  das Urteil eines Bezirksgerichts, dem zufolge MasterCards lokaler Partner Valitor seinen Vertrag mit WikiLeaks‘ Finanzdienstleister DataCell rechtswidrig kündigte. Valitor hat jetzt binnen einer Frist von 15 Tagen das WikiLeaks-Spendenkonto wieder zu eröffnen. Für jeden weiteren Tag droht der Firma eine Konventionalstrafe von 800.000 Isländischen Kronen (gut 5200 Euro).

WikiLeaks ist jetzt guter Hoffnung, dass das isländische Urteil einen Präzedenzfall für weiter laufende Klagen in anderen Ländern schaffen wird. Besonders im ebenfalls der skandinavischen Rechtskultur verpflichteten Dänemark ist durchaus eine ähnliche Rechtsprechung zu erwarten. Die Strategie, das von WikiLeaks als Finanzblockade eingeschätzte Verhalten der Finanzfirmen lokal zu bekämpfen, hat sich bisher als zwar mühsam und langwierig, aber dennoch als soweit erfolgreich bestätigt. Jetzt bleibt nur noch abzuwarten, ob von den Finanzbütteln der US-Regierung auch ein angemessener Schadensersatz für die angerichteten Einbußen einzuklagen ist. Auch dagegen werden sie sich vermutlich mit allen juristischen Tricks zur Wehr setzen, die man mit viel Geld von teuren Anwälten bekommen kann.

Der tatsächliche Schaden wird jedoch kaum wieder gut zu machen sein: WL_LogoWikileaks wurde von den Bankstern in der Stunde höchster Not im Stich gelassen, was sicher zur Zerstörung der damaligen Hacker-Tafelrunde beigetragen hat. Und das, nach allem was die Netzaktivisten für die Finanzbranche getan hatten: Mit aufklärenden Leaks wollte Wikileaks den Grundstein für eine künftig ehrliche Betriebsführung mit sauberen Methoden legen. Doch dieses noble Projekt war wohl nichts, was Bankster sich gewünscht hatten. Sollten eines Tages wieder ein paar ehrenhafte Bankkaufleute in diesem heute dubiosen Metier in Spitzenpositionen gelangen, werden sie Julian Assange vielleicht sogar die Bilderberger-Rockefeller-Rothschild-Medaille für Verdienste im Kampf gegen dunkle Finanzkriminelle  und dreiste Schwarzgeldschieber verleihen müssen.

Operation Payback : Anonymous gegen Feinde von Wikileaks

Gerd R. Rueger 5.Januar 2011

Finanzfirmen, die sich an der Finanz-Attacke auf Wikileaks beteiligten, bekamen den Zorn von Anonymous zu spüren: DDoS-Attacken schickten die Websites der Schweizer Postbank, Mastercard und Visa zum Teil tagelang offline.

Am 27.12.2010 kündigten Aktivisten der Gruppe Anonymous bereits Stunden vor dem tatsächlichen Eintreten über Twitter eine DDoS-Attacke auf die Webseite der Bank of America an. Die Aktion war für den 27. Dezember 2010 um 18:05 Uhr MEZ angekündigt. Eine Stunde später war die Hauptseite der Bank nur noch unregelmäßig erreichbar. Auch diese Bank hatte bekanntgegeben, jegliche Transferaufträge von und zu WikiLeaks-Konten einzustellen.

Die Vorgeschichte: Am 7. Dezember wurde die Site der Schweizer Postfinance-Bank stundenlang lahm gelegt. Die Finanzfirma hatte das Konto von Wikileaks gesperrt und damit Spendengelder blockiert. Ob die Post-Bank sich politischem Druck aus den USA beugte oder in vorauseilendem Gehorsam handelten, ist nicht zu entscheiden. Die Schweizer  waren aber nicht die einzigen,  vor allem US-amerikanische Firmen terminierten abrupt ihre Geschäftsbeziehung zu Wikileaks. EveryDNS schaltete die Domain wikileaks.org ab, Mastercard, Visa und Paypal kündigten an, keine Spenden mehr abzuwickeln, die Webhosting-Sparte von Amazon löschte alle Wikileaks-Dateien von ihren Servern. Washington hatte den Cyberkrieg gegen Assange in die Welt der Wirtschaft hineingetragen, wo der Dollar regiert und US-Banken die Fäden ziehen. Erstmals probte das Netz den Aufstand gegen die Finanzdiktatur, deren neoliberale Ideologie uns schon das real life zur Hölle macht, mit ihrem Streben nach ungezügeltem Profit, heraus gequetscht aus Arbeitenden, Kunden, Zulieferern, Staaten und aus der ganzen globalen Weltgesellschaft.

Operation Payback  fand bei seinen  ersten Angriffen folglich schnell starke Zuwächse an Zuspruch der Webgemeinde: Während die DDoS-Angreifer beim Postfinance-Shotdown noch ca.  400 Rechner waren, kamen bei  den Mastercard-, Visa- und Paypal-Attacken zeitweise mehrere tausend Computer zusammen. Und zumindest für den Webserver-Shotdown bei Visa scheint „Operation Payback“ nachweislich verantwortlich gewesen zu sein, denn just um Punkt 22.00 Uhr deutscher Zeit am 8.12.2010–, als im IRC-Channel der Gruppe der Beginn des Visa-Angriffs angeregt wurde, war die Homepage der Wikileaks-Blockierer-Firma nicht mehr online.

Die Bewegung Anonymous begann bekanntlich als Joke. Eines der Erkennungszeichen von Anonymous als Flagge. Die kopflose Person im Anzug symbolisiert den führerlosen Charakter der Bewegung.

Imageboards wie 4chan erlauben anonyme Beiträge, welche die Software als „Anonymous“ benennt und humorvolle User machten sich den e-Avatar zueigen, als handele es sich um eine echte Person. Der Begriff wurde eine bedeutungsgeladene Maske für unterschiedliche Gruppen im Sinne einer Informationsfreiheit im Netz bei vollem Schutz der Privacy –wofür die Bezeichnung Anonymous in bester Weise steht. In diesem Sinne führte man dann z.B. DDoS-Angriffe auf Web-Server oder friedliche Demonstrationen gegen Scientology. Der Nachteil: Anonymous ist unberechnbar, weil hinter dem Namen jeder stecken könnte. Anonymous besitzt natürlich weder Anführer noch Gefolgsleute. Die einzige Gemeinsamkeit ist die personifizierte Maske der Anonymität, die einzige Verifikation ist das angepeilte Ziel der Angriffe –ein Feind der netzfreiheit muss es schon sein, sonst ist sonnenklar, dass jemand den Namen Anonymous missbraucht.

Operation Payback, also „Vergeltung“, ist eine im Dezember 2010 angelaufene Aktion, in der wiederholt koordinierte DDOS-Angriffe (Distributed-Denial-of-Service) auf Websites verschiedener großer Unternehmen und Organisationen durchgeführt werden. Ziel der Angriffe sind z.B. Organisationen, die Urheberrechtsverletzungen verfolgen oder Finanzdienstleister, die Geschäftsbeziehungen mit WikiLeaks beendet haben. Die Internet-Aktivisten hinter der Operation sollen aus dem Umfeld der seit Anfang 2008 aktiven Gruppe Anonymous kommen. Teile dieser Gruppe distanzieren sich in ihrem Forum  jedoch von den Aktionen:

„Es stimmt: Project Payback und Project Leakspin, die sich mit der Verteidigung der Meinungsfreiheit im Bezug auf WikiLeaks beschäftigten und Project Chanology, das sich damit beschäftigt, über Scientology aufzuklären, wurden in ähnlichen Zusammenhängen gestartet. Aber sie gehören nicht zusammen. Alle drei Projekte entwickelten sich unabhängig. Auch wenn sie bestimmte Ziele teilen, sind sie doch voneinander zu unterscheiden. Wenn du / Sie irgendwas im Bezug auf Project Payback oder Project Leakspin wissen / sagen / kontaktieren willst: Dies ist nicht der Ort im Internet, den du suchst. Suche weiter, woanders. Es ist nicht schwer zu finden. Diese Seite hier gehört zum Project Chanology.“

Bekanntlich nutzt Anonymous für ihre DDoS-Attacken ein Tool namens LOIC („Low Orbit Ion Cannon“), welches ursprünglich für die Anonymous-Proteste gegen Scientology entwickelt wurde und sich nicht nur für manuelle DDoS-Attacken auf Webserver nutzen lässt, sondern auch für koordinierte, gemeinsame Angriffe. Die Aktivisten erklärten, sie seien keine Hacker, sondern „durchschnittliche Internet-Bürger“. Weder stünden Datendiebstahl noch entscheidende Datenkanäle der Unternehmen im Zentrum ihrer Angriffe. Das ganze sei eine „symbolische Aktion“, hieß es in einer Mitteilung von „Anonymous“. WikiLeaks dagegen erklärte, sie habe nichts mit der Gruppierung zu tun, es gebe auch keine Kontakte zwischen Mitarbeitern und irgendjemandem bei „Anonymous“. Die anonymen WikiLeaks-Anhänger hatten z.B. die Homepage des Internet-Bezahldienstes Moneybookers kurzzeitig lahmgelegt. Die Website des Unternehmens war dabei jedoch nur für rund zwei Minuten nicht erreichbar gewesen. Moneybookers sei ins Visier geraten, weil das Unternehmen im August 2010 Konten der Enthüllungsplattform gesperrt habe, begründeten die Aktivisten ihren DDOS-Angriff. Moneybookers habe die Geldwäsche-Ermittlungen angeführt, die gegen WikiLeaks in einigen Ländern aufgenommen worden seien. Aktivisten der ‚Operation Payback‘ erklärten, sie seien keine Hacker, sondern vielmehr nur einfache Internet-Bürger. Weder der Daten-Diebstahl noch entscheidende Daten-Kanäle der Unternehmen stünden im Zentrum ihrer Angriffe. „Es ist eine symbolische Aktion“, hieß es in einer Mitteilung von Anonymous. WikiLeaks selbst erklärte, die Anonymous-Gruppe operiere völlig unabhängig, denn es gebe keine Kontakte zwischen WikiLeaks-Mitarbeitern und irgend jemandem bei Anonymous.

Anonymous tat sich bislang besonders durch Aktionen gegen Verfolger von Urheberrechtsverstößen hervor, über ihren Guy-Fawkes-Masken flatterte sozusagen permanent die Piratenflagge. Als Antwort auf Distributed-Denial-of-Service-Attacken (DDoS) auf Torrent- (Daten-Tauschbörsen-) Webseiten entschieden sich Befürworter des freien Tauschens von urheberrechtlich geschütztem Material, DDoS-Attacken auf Gegner von Urheberrechtsverletzungen zu starten. Diese Attacken entwickelten sich zu einer Bewegung von Attacken auf mehrere große Anti-Piracy-Organisationen und vor allem gegen ehemalige WikiLeaks-Finanzdienstleister. Erst seit Dezember 2010, nach der Veröffentlichung der US-Depeschen, fokussierte die Operation Payback ihre Aufmerksamkeit auf Finanzfirmen, die in der Folge ihre Geschäftsbeziehungen mit WikiLeaks aufgekündigt hatten.#

Siehe ausführlich dazu mein später dazu erschienenes Buch:

Gerd R. Rueger: Die Zerstörung von WikiLeaks (2011)

und in der seriösen c’t:

Janssen,  Jan-Keno: Ionenkanonen gegen Wikileaks-Gegner: DDoS-Attacken: Ziviler Ungehorsam oder Straftatbestand? c’t Nr.1/2011

Finanz-Terror gegen Wikileaks

Gerd R. Rueger 08.12.2010

Die Whistleblower-Plattform Wikileaks wird jetzt über die Finanz-Schiene unter Beschuss genommen. Die erste Attacke ritt die Schweizer Post und hat das PostFinance-Konto geschlossen, über das Spenden für Wikileaks im Internet gingen. Die fadenscheinige Begründung war, der als globaler Freiheitskämpfer ohne festen Wohnsitz berühmte Wikileaks-Gründer Julian Assange habe bei der Kontoeröffnung „falsche Angaben zu seinem Wohnort“ gemacht. Mann hätte herausbekommen, dass der um den Globus hetzende Aktivist aus Australien gar nicht in Genf wohne, was jedoch Voraussetzung für eine Kundenbeziehung sei. Das Geld werde inzwischen auf ein Sperrkonto überwiesen.

Kurz darauf meldeten britische Medien, dass London nun  alle Dokumente vorlägen, die für eine Festnahme Assanges nötig seien. Der Australier würde wegen angeblicher Vergewaltigungsvorwürfe von der schwedischen Justiz gesucht und man werde Assange in den kommenden 24 Stunden festnehmen, so die BBC, um über seine Auslieferung nach Schweden zu entscheiden.

Beim Geld hört der Spaß auf

Bei New Yorker Banken herrscht derzeit Panik, wen Julian Assange gemeint haben könnte, als er Ende November ankündigte, zehntausende interner Dokumente einer großen US-Bank zu leaken. Gemutmaßt wird, dass es sich um die Bank of America handeln könnte, die inzwischen ein „Swat Team“ haben soll, um Wikileaks zu bekämpfen.

Kurz darauf hat auch Mastercard Zahlungen an Wikileaks blockiert. Begründung. Die AGB von Mastercard untersagten es Kunden, „an illegalen Handlungen direkt oder indirekt teilzunehmen oder sie zu unterstützen“. Sogar die deutsche Wau-Holland-Stiftung (WHS) gerät scheinbar unter Beschuss, was logisch ist, da sie bislang einen Großteil der Wikileaks-Finanzierung sicherstellt.

Begründung hier: Ein nicht vorgelegter  Rechenschaftsbericht. Das Kasseler Regierungspräsidium als zuständige Aufsichtsbehörde wolle mithilfe des Geschäftsberichts auch prüfen, ob angesichts der Verbindung der WHS mit Wikileaks der Stiftungszweck überhaupt noch erfüllt sei. Absurd –denn ein besonderer Sinn der WHS ist die Förderung von politischen Internet Projekten und wen, wenn nicht Wikileaks, sollten sie denn als erstes fördern?