Seehofer und Maaßen: „Der Mufti von Jerusalem in Chemnitz“

Hannes Süß

Horst Seehofer, bayrischer Innen- und Heimatschutzminister der schwarzroten Regierung Merkel, stellt sich mit breiter Brust vor seinen Geheimdienstchef Maaßen. Der hatte seine Kanzlerin Merkel öffentlich gedemütigt, indem er ihr über den Mund gefahren war. Es ging um AfD-Pegida-Deppen, die vom rechtspopulistischen Medienmainstream gerade mal wieder zum Thema Nr.1 hochgejubelt wurden. Wahrscheinlich, damit das neueste Anti-Islam-Hetz-Geschmiere von Bertelsmann-Starautor Sarrazin sich besser verkauft. Es steht jetzt, wen wundert‘ s, auf Platz Nr.1 der Bestsellerliste des SPIEGEL (Bertelsmann), wo sich noch jeder Dreck gefunden hat, der unser Land politisch weiter nach Rechts drängen sollte. Aber Kohls böses Mädchen Angela erträgt gern ein paar Rutenstreiche aus München auf dem Kanzler*innen-Podex, denn bald wählt das tumbe Bayernland. Und da soll ihr katholischer Gigolo Seehofer für sein debiles CSU-Wahlvolk ruhig mal als knallharter Dominator dastehen dürfen. Kulturkampf für den Machterhalt.

Die Bertelsmann-Autorenkompanie: Sarrazin, Münkler und Tellkamp

Warum schreiben die beiden Bertelsmann-Rechtsintellektuellen Thilo Sarrazin und Uwe Tellkamp nicht mal zusammen ein Buch? Es könnte heißen „Der Mufti von Jerusalem in Chemnitz“ und erklären, warum alle Moslems Nazis sind, alle Neonazis aber Einzeltäter, die nicht kapiert haben, dass ihre Heimat die CSU sein sollte. Der Dritte im Kleeblatt wäre sicher Herfried Münckler, professoraler Rechtsintellektueller mit Hang zu militärischen Lösungen. Der könnte das Vorwort schreiben, wo er wie immer begründet, dass wir mehr Geld ins Militär stecken müssen -ganz wie es der Rüstungsindustriefraktion der Bilderberger gefällt. Bertelsmann, ARD, AfD & friends trompeten schließlich traulich vereint seit Bilderbergers neuer Parole für noch mehr Aufrüstung. Noch mehr Aufrüstung des bereits militärisch überrüsteten Nato-Bündnisses, dessen Führungsmächte und Vasallen (Saudi Arabien etc.) derzeit den halben Globus in Schutt und Asche legen. Vorzugsweise dort, wo Moslems leben. Und besonders gerne, indem Moslems gegen Moslems gehetzt werden wie im „Islamischen Staat“, in Libyen oder Jemen. Kulturkampf als heimlicher Weltkrieg -das ist hochprofitabel und lenkt so wohltuend ab von der himmelschreienden Ungerechtigkeit in den eigenen Ländern. Etwa den explodierenden Billionenvermögen der Bilderberger-Westoligarchen bei gleichzeitiger Verelendung der West-Bevölkerungen.

Seehofer Kulturkampf auf bajuwarisch

Auch ein Seehofer paktiert gern mit Bertelsmann, hintenrum. Denn er versteht sich auf jesuitischen Kulturkampf, hatte er doch gerade noch einen neuen Orden gestiftet: Den Heimatschutzorden „Bleiernes Kreuz mit Eichenlaub am Hosenlatz“ für Rechtsintellektuelle. Ihn erhält, wer Einsatz um Deutschtum und deutsche Heimat zeigt, „hart wie ein Windhund, flink wie Hosenleder und zäh wie Krupp Alteisen stahl“, so Seehofer. Wohlverdient hat sich diese Ehrung als Erster der Rechtsintellektuelle Uwe Tellkamp, dessen national-erhebende Erbauungsliteratur im renommierten Suhrkamp-Verlag erscheint.

Hofrat von Goethe würde CSU wählen

Tellkamp habe, so Minister Seehofer (CSU) in seiner Festrede zur Ordensverleihung, wahre nationale Größe bewiesen, erstens durch seinen Appell an die Macht der Nation, dem zahlreiche renommierte Rechtsintellektuelle gefolgt seien. Besonders aber durch sein Opus Magnum „Der Wurm“ habe Tellkamp wahre Größe bewiesen, denn dort sei er als ehrfürchtiger Epigone des deutschen Jahrtausendgenies Goethe in die Literaturgeschichte eingegangen. In Goethes Bildungsroman habe Wilhelm Meister seine Lehrjahre in der mythisch-germanischen „Gesellschaft vom Wurm“ erfahren und Tellkamp habe dies kongenial aufgenommen als er die bolschewistische „DDR“ mit allem Gift und aller Galle verhackstückte, die diese Ostzone und SBZ verdient. Einem deutschen Rechtsintellektuellen sei es allemal würdiger, ein Wurm in Goethes Arsch zu sein als ein Adler auf den Schultern von Marx, so Seehofer gewohnt bajuwarisch-deftig, denn Marx sei kein Deutscher gewesen, sondern ein jüdisch-bolschewistischer Marxist.

Gute Beziehungen zu Vichy

Darum habe die „DDR“, also die SBZ, diesem Juden Marx auch Millionen mickrige ostdeutsche Denkmäler gesetzt und dafür Hitlers gute deutsche Autobahnen verrotten lassen. Heute könne man auf den Autobahnen kaum noch gute deutsche Panzer gen Osten rollen lassen, was eine nationale Schande sei. Überhaupt sei nicht alles schlecht gewesen unter Hitler: Da wären 1.die kriegswichtigen Autobahnen, 2. die unter Ribbentrop sehr guten Beziehungen zur französischen Regierung in Vichy und 3. auch die viel geschmähten Konzentrationslager. Gut, die Sache mit dem Holocaust hätte Hitler nicht machen sollen, falls der Führer überhaupt davon gewusst habe. Aber die KZ brauchten wir heute dringend wieder als Abschiebe-Lager für kriminelle Asylanten und Migranten.

Sozial ist, wer Gesindel in Arbeitslager schafft

Er, Seehofer, werde sich für die Wiedereinrichtung von Abschiebe-KZ in traditioneller Form mit Stacheldraht und Wachtürmen einsetzen. Dort könne man bald auch wieder verdächtiges Gesindel einsperren, wie z.B. alle Intellektuellen, die Tellkamps Appell nicht unterzeichnen wollten. Sobald die bajuwarischen Polizeigesetze mit unbegrenzter Untersuchungshaft ohne Beweise und Anklage bundesweit gültig wären. Hach, wenn das der Führer noch erleben könnte! Also nicht der Adolf, sondern der Franz Josef jetzt.

Auch präventive Schutzhaft und Sippenhaft gelte es wieder einzuführen und eine Heimatschutz-Staffel, nach Vorbild der Homeland-Security der USA, die selbst bekanntlich nach dem Vorbild von Hitlers SA, SS und Gestapo organisiert sei. Sozial ist, wer Gesindel in Arbeitslager schafft. Also die CSU, die jederzeit sofort bereit ist, endlich das deutsche Grundgesetz als Verfassung anzuerkennen, sollten endlich widerliche jüdisch-bolschewistische Elemente daraus entfernt werden wie das Verbot der Todesstrafe, das Verbot der Zwangsarbeit und das Verbot der Zensur.

Klischee: Moslems in deutschen Medien

Gerd R. Rueger 01.05.2013

Mehr als vier Millionen Moslems gibt es laut Bundesamt für Migration und Flüchtlinge in Deutschland, also gut vier Prozent der Bevölkerung. Das Klischeebild derMuslime in deutschen Medien ist dennoch eher stereotyp: Die Kopftuch tragende Muslima und der grimmig guckende Bartträger. Die 9/11-Anschläge waren Startpunkt einer Umorientierung vieler Medienleute im Westen: Vom Anti-Kommunismus zum Anti-Islamismismus.

Nicht, dass die Medienleute ihren Anti-Kommunismus aufgegeben hätten, nur war ihnen der Feind in Moskau abhanden gekommen. Wer taugte nun als neues Feindbild? Nach 9/11 wandte sich ihr Blick gen Mekka. Menschen muslimischen Glaubens werden in deutschen Medien oft negativ dargestellt, heißt es in einer Studie. Studien aus der Medienforschung deuten darauf hin, dass es seit 9/11 diese Entwicklung gibt. Schlimmstes Beispiel: „Döner-Morde“ und „Türken-Mafia“

Von „Döner-Morden“ und der „Türken-Mafia“ war über Jahre in deutschen Medien die Rede, wenn über eine Serie von neun getöteten türkischen und griechischen Einwanderern berichtet wurde. Im November 2011 stellte sich dann jedoch heraus, dass die Morde zwischen 2000 und 2007 mutmaßlich von der rechtsextremen Terrorgruppe NSU begangen worden waren. Polizei und Staatsanwaltschaften hatte jahrelang in die falsche Richtung ermittelt, Geheimdienste scheinen mit Rechtsterroristen gekungelt zu haben, haben jedenfalls vieles im Nachhinein vertuscht. Das jetzt laufende Justiz-Theater in Bayern ist nur peinliches Nachspiel einer verheerenden Affäre im Umgang mit Moslems. Anfangspunkt der Islam-Dämonisierung ist ein anderer, noch dubioserer Terrorakt: Der Anschlag auf das WTC 9/11 2001. Er markiert eine Zeitenwende, gerade im Bild des Moslems in westlichen Medien.

„9/11 ist sicherlich eine Zäsur gewesen, durch die Weltbilder neu sortiert wurden. Und das tun eben auch Medien nachhaltig“, sagt Margreth Lünenborg, Direktorin des Internationalen Journalisten-Kollegs an der Freien Universität (FU) Berlin. „Die Guten und die Bösen wurden – verkürzt gesagt – neu unterschieden, und das hat nach 9/11 nachhaltig zwischen der westlich-christlichen und der orientalischen Welt stattgefunden“, sagt die Professorin für Journalistik, „Und es spricht wenig dafür, dass das als überholt zu gelten hat.“

Manchmal gibt es zwar Lichtblicke für die medialen Rechte der Moslems hierzulande, etwa als die Bundesverfassungsrichter die Bayern juristisch für ihre Borniertheit im NSU-Prozess abwatschten, aber oft sieht es anders aus. Dass Journalismus vereinfachen muss und nicht das ganze Leben zeigen kann, ist für Professorin Lünenborg klar. Im Falle der Muslime in deutschen Medien sei aber vor allem problematisch, dass deren Darstellung immer schablonenhafter werde. (Und das trotz der mühsamen Aufklärungsarbeit, die wir hier auf Jasminrevolution seit Jahren unverdrossen für die Mainstream-Journalisten leisten!)

Mehr dazu liefert Quaranta.de …