Brexit: Die Balkanisierung Britanniens

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Ministry of Silly Walks

Sir Graham Greenapple

Steht Großbritannien bald da wie Jugoslawien nach dem Nato-Balkankrieg? Immerhin sind über London nicht wieder deutsche Bomber aufgetaucht, wie damals über Belgrad, wo sie Wasserwerke und Schulen zerstörten. Also alles halb so schlimm? Aber was bliebe nach dem Scoxit und Ulsterix vom Empire? Little Britain. Und das reicht eigentlich.

Es geschieht der Queen ganz recht, wenn Ulster und Scotland ihr von der Fahne gehen. Und der EU auch, dem Brüsseler Männeken Piss, das aus Sicht der meisten Briten seit 50 Jahren auf ihre Insel uriniert. Irgendwann kann das auch der höflichste Gentleman nicht länger tolerieren. Die Rüpel aus Brüssel pöbeln, allen voran Elmar Brok (CDU), der Bertelsmann-Lobbyist und Bordell-Experte, der stinksauer war, dass die Briten nicht auf die schleimige SPIEGEL-Kampagne „Please stay“ hereinfallen wollten. Er drohte den Insulanern am Morgen danach die Hölle auf Erden an, etwas später fand er (von einer Bertelsmann-PR-Emergency-Einheit an die Kandare genommen?) zu etwas zivilisierteren Tönen zurück. Derzeit wird die Mär von den Alten, die den Jungen die Zukunft stahlen, bei Bertelsmann herumposaunt. Mit etwas Häme dabei: Die unter 25jährigen haten nur 30% Wahlbeteiligung, die über 65jährigen 80%. Gratulation, Mainstreammedien: Die gnadenlose Entpolitisierung der Jugend trägt Früchte (in Deutschand wäre es kaum anders). Wenn ihr das euren Opfern jetzt vorhaltet, wer soll euch dabei ernst nehmen?

Britannia löst sich in Wohlgefallen auf?

Bereits das Referendum über den Verbleib Schottlands bei London im September 2014 ging sehr knapp aus. Es gab BrexitManLogoviele verlogene Versprechungen von Cameron und massive Drohungen aus Brüssel, die Schotten aus der EU zu werfen, sollten sie das United Kingdom verlassen. Nur so konnte das demoskopische Ruder noch herumgerissen werden. Nun heißt es Ätsch! Doch keine EU mehr für Schotten. Deshalb wird ein Austritt Schottlands, ein Scoxit, aus dem Königreich wahrscheinlich: A wollen die Schotten mehrheitlich in der EU bleiben und B wurden die vielen Versprechen auf Autonomie nicht eingelöst. So hat die schottische Unabhängigkeitsbewegung ihre Positionen ausbauen können, die SNP einen gewaltigen Mitgliederzuwachs zu verzeichnen: Ihre Anhängerschaft hatte sich nach dem verlorenen Referendum 2014 in nur einem halben Jahr mehr als vervierfacht.

Die Kluft zu London ist in vielen Bereichen tiefer geworden und das hat auch mit der Ablehnung des neoliberalen Kurses in London zu tun, von dem nur die Bankster der „Finanz-Freihandelszone“ der praktisch extraterritorialen City of London zehren. Die ihrerseits mit Abspaltung drohen, sollten ihre Privilegien gefährdet sein, und sie ergaunern schließlich ein Drittel des britischen BIP (wahrscheinlich viel mehr, denn ihre Einnahmen werden kaum kontrolliert und freiwillig geben solche Leute dem Finanzamt nicht mal einen warmen Händedruck, von Informationen ganz zu schweigen -und Steuern? „Zu Hilfe! Kommunisten!“).

Dazu kommt die schottische Ablehnung der völlig irrsinnigen britischen Atompolitik, die Camerons Rechtspopulisten im Dienste von Atom- und Waffenlobby betreiben. Die Mehrheit der Schotten hat etwas gegen Atomwaffen und Atomkraftwerke. Sie setzen sparsam auf erneuerbare Energien und haben schon jetzt das Klimaziel 2020 übererfüllt. Selbst den Ausstieg aus der Kohle haben die Schotten schon geschafft, im März wurde das letzte Kohlekraftwerk abgeschaltet. Riesige Atomprojekte die ökonomisch völliger Wahnsinn sind, wie der extrem überteuerte Bau eines AKW in Hinkley Point, lehnen die klug kalkulierenden Schotten strikt ab.

Ulster: Nordirland befrieden durch Lösung von der Krone?

Ulsterix: In Nordirland steht immer die Möglichkeit einer Wiedervereinigung mit Irland im Raum -beliebt bei Katholiken, bislang verhasst bei Protestanten. Doch Schottland gilt als Bindeglied zu London für diese calvinistische „Mehrheit“ in Ulster (die traditionell hauptsächlich durch entsprechend manipulierten Zuschnitt der Wahlkreise zustande kommt). Bei einem Austritt Schottlands könnten daran auch die protestantischen Loyalisten ihre Liebe zu London verlieren.

Inselkenner glauben, dass die viel beschworene Loyalität der nordirischen Protestanten zur britischen Krone eines schottischen Zuckerstückchens im royalistischen Tee bedürfe. Denn kluge Protestanten misstrauen den anglikanischen Briten fast so stark wie die irischen Katholiken. Fällt Schottlands calvinistische Bindekraft durch Austritt weg, könnte sich auch Ulster endlich vom Königreich lösen. Dann bliebe davon nicht mehr viel übrig, wie etwa beim Restjugoslawien am Ende nur noch Kleinserbien. UK sollte sich dann umbenennen in „Little Britain“. Doch einige Beobachter sehen schon die ganze EU vor solchen Auflösungserscheinungen und, warum nicht, auch gleich die USA:

„Es verstehen unsere (West-Macht-) Eliten die Situation nicht besser, als die kommunistische Partei der Sowjetunion die Folgen des Falls der Berliner Mauer 1989 verstand: die Auflösung der UdSSR 1991 und dann, sechs Monate später, die des Warschauer Paktes und noch die Versuche, Russland selbst aufzulösen… In ganz naher Zukunft werden wir identisch die Auflösung der Europäischen Union und dann die der NATO miterleben, und wenn sie nicht gut aufpassen, den Abbau der Vereinigten Staaten.“ Voltairenet

G8-Gipfelstürmer sind für Transparenz -in Afrika

Gerd R. Rueger 15.06.2013 https://i0.wp.com/us.123rf.com/400wm/400/400/fintastique/fintastique0705/fintastique070500381/947251-g8-gipfel-mit-den-acht-nationen-flaggen-illustration.jpg

Der G8-Gipfel wird von 8000 Sicherheitsleuten geschützt, um die westlichen Positionen in der Weltwirtschaft zu koordinieren. Angeblich geht es diesmal um Transparenz, aber nicht bei unseren Geldadligen und Machteliten, sondern in Afrika. Die Sorge um die armen Afrikaner treibt den Mächtigen mal wieder vor den Kameras Krokodilstränen in die Augen, während sie im Hinterzimmer die weitere globale Ausbeutung planen.

Der 39. G8-Gipfel findet vom 17.-18. Juni 2013 im Lough Erne Resort statt, einem Fünf-Sterne-Golfhotel am Ufer des Loch Éirne im County Fermanagh, Nordirland. Gastgeber ist der konservative Premier der Briten, David Cameron. Er ist aufgerufen, in drei Themenfeldern Änderungen in die Wege zu leiten, die für Wachstum, Wohlstand und wirtschaftliche Entwicklung entscheidend sind –so seine Website:

  • Trade (advancing trade)
  • Tax (ensuring tax compliance)
  • Transparenz (promoting greater transparency)

Trade ist klar, kennen wir von der WTO, heißt: Freie Ausbeutung von Mensch und Natur weltweit für die Konzerne, ohne jede Einschränkung durch staatliche Bürokratie (etwa in Form von Zöllen, Steuern, Natur-, Arbeits- oder Kinderschutzgesetzen, Bürger- und Menschenrechten oder allem was sonst den Menschen nützen könnte und nicht den Bonzen). Also Freiheit für das Kapital bei seiner lobbyistischen Manipulation von Handel, Kultur und Politik. Tax, also Steuern eintreiben, wird sicher ein heikler Punkt angesichts der Offshore-Leaks und anderer ans Licht gekommenen Schweinereien der Geldadligen und Ausbeuter sowie ihrer Geldverwalter -etwa die Schwindeleien bei den Währungskursen, was sogar hie und da zu Konsquenzen führte, etwa bei der berüchtigten Vatikanbank IOR.

So werden die G8 diesmal immerhin gegen „Steuerflucht“ (seltsames Wort, da müsste Ladendiebstahl analog „Warenpreisflucht“ heißen) wettern, aber man wird vermutlich wieder die schlimmsten Verbrecheroasen („Steueroasen“) verschonen, die den USA (Delaware) und Briten (Karibik- und Kanalinseln) gehören. Hinter den Kulissen wird der Westen (G7) Putin von der neuen Kriegslinie gegen Syrien überzeugen wollen, vermutlich ohne Erfolg. Werden unsere Medien die ziemlich offensichtlich gefälschten Beweise über Assads „Massenvernichtungswaffen“ (Giftgas) schlucken und uns wie damals die Lügen von Bush zum Irakkrieg vorkäuen? Aber sicher. Werden Massenmörder wie die Nahrungsspekulanten in Großbanken Thema sein? Wohl kaum. Jean Ziegler meint: „Jedes Kind, das heute an Hunger stirbt, wird ermordet“.

G8: Transparent sollen die anderen sein

Unter dem Stichwort Transparenz findet sich dann viel banales Blabla, aber Schwerpunkt ist im Konkreten dann Afrika. Böse korrupte Afrikaner beuten die Rohstoffe und ihre Landsleute gnadenlos aus, kassieren dafür Schmiergelder von Konzernen. Aber gemäß der bewährten Weltsicht von „Transparency International“ und deren „Korruptionsindex“, mit dem jede mainstream-mediale Korruptionsberichterstattung anfängt und meist auch damit aufhört, sind die armen Konzerne nur Opfer. Sie müssen ja leider, leider an die bösen korrupten Afrikaner-„Eliten“ zahlen, wie die industrienahe NGO „Transparency“ immer so brav dokumentiert. Man darf natürlich nicht den Konzernen mit Verboten kommen, dass wäre böse, böse Bürokratie -und außerdem haben die Firmen doch alle schöne Selbstverpflichtungen, Codes of Conduct, Corporate Governances, Firmenethik (oft mit Hilfe von „Transparency“ erstellt).

Nur linke Weltverbesserer, Verschwörungstheoretiker und Sozialisten („Kreisch! Zu Hilfe!“) halten das alles für PR-Blabla und fordern, die Schreibtischtäter und Kriegsgewinnler der Ausbeutungs- und Rohstoffraub-Verbrechen hinter Gitter zu schicken. G8-Regierungschefs nicht. Die vertrauen ihren Firmenchefs (solange Parteispenden- und Schmiergeldschecks gedeckt sind). Also muss es einfach an den Afrikanern liegen, die brauchen Nachhilfe in Sachen Ethik vom Westen, diese unterentwickelten Länder. Etwa im „Kimberley-Prozess„, wo man sich um Blutdiamanten Sorgen macht. Und so will die G8 geloben, to

„…work in partnership with developing countries, businesses and civil society with the aim of strengthening capacity in the extractives sector and support existing frameworks such as:

    • the African Mining Vision
    • the African Mineral Development Centre
    • the Kimberley Process
    • work by the African Union“