London. Der britische Anonymous-Aktivist Jake Birchall (18) wurde am 01.02.2013 verurteilt, weil er vor zwei Jahren Wikileaks im Rahmen von “ Payback“ zu Hilfe eilte. Unter dem Namen Anonymous verteidigten Hacktivisten Wikileaks gegen die Finanzmafia (Operation Payback).
Damals hatten US-Finanzfirmen auf Drängen der US-Regierung Wikileaks rechtswidrig Konten gesperrt, um die Plattform finanziell zu töten. Die Rechtswidrigkeit wurde später von einem isländischen Gericht bestätigt, leider erst in einem Fall und nach langwieriger Verhandlung. Die britische Justiz war keine große Hilfe für Assange gegen den illegalen Boykott-Terror der Finanzfirmen. Wohl aber für die Finanzfirmen gegen Anonymous, wobei die Frage nach der Verhältnismäßigkeit den Richtern ihrer Majestät der Königin von England wohl nicht in den Sinn kam. Ist eine nicht erreichbare Website wirklich schlimmer als das kriminelle Zurückhalten von Geld, für das die Finanzfirmen treuhänderisch verantwortlich waren? Die Finanzfirmen waren in ihrer Existenz nicht bedroht, Wikileaks schon.
Der Hacktivist Jake Birchall wurde jetzt im Namen der Königin wegen seiner Beteiligung an DDoS-Angriffen und Defacements gegen PayPal und andere Internet-Dienstleister verurteilt. Anders als seine Mittäter entging Birchall einer Haftstrafe, wegen Strafunmündigkeit und vom Gutachter festgestellter psychosozialer Probleme (mutmaßliches Asperger-Syndrom).
Der britische Anonymous-Aktivist Jake Birchall ist im Web als „Fennic“ bekannt. Er wurde für Aktivitäten zwischen dem 01.08.2010 und dem 22.01.2011 verurteilt. Jake war also zum Tatzeitpunkt erst zarte 16 Jahre alt. Von einem Londoner Gericht wurde er nun zum Besuch eines 18-monatigen Jugend-Rehabilitations-Projekts und zu 60 Stunden gemeinnütziger Arbeit verknackt.
Richter Peter Testar erklärte, angesichts von Birchalls Taten hätte er eigentlich eine „substanzielle“ Haftstrafe für angemessener erachtet, sei aber gezwungen Milde walten zu lassen. Neben der Jugendlichkeit von Jake habe er psychologische Gutachten berücksichtigen müssen, in denen der Hacker als sozial „zutiefst isoliert“ beschrieben wurde (Asperger-Symptom?).
Jake habe aber bei den Aktionen von Anonymous eine wichtige Aufgabe erfüllt, erklärte Richter Testar: „Er spielte in diesen Dingen eine prominente und wichtige Rolle und ich denke, er muss lernen, morgens aufzustehen und unbezahlte Arbeit zu leisten,“ berichtet gulli.com. Der ehrenwerte Richter wusste wohl nicht, dass bei Anonymous grundsätzlich nur freiwillig unbezahlte Arbeit geleistet wird, oft auch früh morgens -wenn auch nicht unbedingt früh morgens aufgestanden wird.
Jake Birchall begann nach eigenen Angaben schon im Alter von acht Jahren das Internet zu nutzen, aha ein echter Hacker! Er sei also höchst erfahren im Umgang mit Computern und spielte eine einflussreiche Rolle in der Gruppe „AnonOps“, der von Anonymous verwendeten Infrastruktur zu verdanken sei. Jake beschrieb sich selbst in Befragungen als „Netzwerk-Administrator“, nahm aber nach Einschätzung der Justizbehörden auch selbst an DDoS-Angriffen teil.
Zu Details des psychologischen Gutachtens durfte sich Richter Testar nicht weiter auslassen. Er sagte lediglich, dass Kriterien für „bestimmte Krankheiten“ erfüllt seien, etwa sei ein „merklicher Mangel an nonverbalen Fähigkeiten“ festgestellt worden. Sag doch gleich Asperger, oder? Bedenke: Dies ist eine anerkannte psychische Behinderung und kein Grund sich zu schämen (und wenn man es vortäuschen kann, eine tolle Sache, um das Strafmaß zu mildern). Nieder mit der Diskriminierung von Aspergern und anderen psychisch beeinträchtigten Menschen! Der berühmte Anti-Psychiater Thomas S. Szasz hielt sogenannte Geisteskrankheiten für Erfindungen der Psychiater, um unangepassten Menschen ein Stigma anzuhängen und sie zu entrechten. Wenn hier ein Stigma (Hacker) mit einem anderen (Asperger) etwas in den justiziellen Folgen entschärft werden konnte, ist dies vielleicht nicht so übel…