Höchststrafe für Hoeneß: In eine Zelle mit Alice Schwarzer!

Nora Drenalin

Millionen hinterzogen, Selbstanzeige verbockt? Na, dann mal eben zwei Jahre absitzen und die Fußballerehre ist gerettet. Aber halt –gut informierte, ja, ausgebuffte Finanzkriminellen-Kreise aus der Schweiz, da wo Hoeneß bis zu 140 Millionen gebunkert hatte, bezweifeln seine Version: Sooo einfach sei es nun auch wieder nicht, dreistellige Millionenbeträge zusammen zu zocken. Spekuliert wird nun u.a. über Schmiergelder bei Millionenablöse für Profifußballer. Da reicht Knast kaum noch aus: Zur Strafe in eine Zelle mit der Steuerhinterzieherin Alice Schwarzer!

Der geständige und verurteilte Mega-Steuerhinterzieher Hoeneß soll in absehbarer Zeit seine Haftstrafe antreten, zugleich schuldet er der Staatskasse rund 50 Millionen Euro, die sich aus den hinterzogenen Steuern plus Solidaritätszuschlag sowie Strafen und Verzugszinsen zusammensetzen, erzählt uns tagesschau.de –mehr weiß sie angeblich nicht und weiter will sie auch nicht denken.

Der FC Bayern München stand zwar wiederholt unter Korruptionsverdacht – z.B. bei der Vergabe der Übertragungsrechte an die Kirch-Mediengruppe oder bei der Bevorzugung von Adidas gegenüber Nike als Sponsor. Doch (ganz anders als bei Putin in Sachen Krimkrise) gilt bei Hoeneß natürlich die Unschuldsvermutung (genau wie bei Obama in Sachen Krimkrise).

Am Ende des Skandal-Prozesses gegen den Präsidenten des FC Bayern und Wurstfabrikanten Uli Hoeneß bleibt das Bild eines Zockers, der mit Devisengeschäften mal Gewinne, mal Verluste gemacht haben will –allerdings in sagenhafter Höhe. Nun fragen sich aber viele, ob seine zuletzt gezeigte Geständigkeit nicht auch wieder nur ein Täuschungsmanöver ist, so wie die erste allzu geizig geplante Selbstanzeige.

Schweizer Finanz-Insider (und die müssens eigentlich wissen) bezeichnen die Vorstellung gar als „absurd“, dass Ulli Hoeneß sein Vermögen ganz allein auf über 150 Millionen Euro vermehrt hat. Für einen Einzelnen Akteur sind solche Gewinne aus Devisenhandel praktisch unmöglich. Der Verdacht: Hoeneß will mit seinem Verzicht auf eine Revision in dem Urteil andere Akteure decken, womöglich andere Straftaten vertuschen. Denn bei einem stinkreichen Fußballverein denkt man bei Millionenprofiten nicht zuerst an Devisengeschäfte, da werden Spieler verkauft und dabei soll ja auch nebenher auch Schmiergeld fließen –vorzugsweise durch die Schweiz. Fußball fördert dubiose Finanzierungsgeschäfte, wie sie etwa beim FC Barcelona im Zusammenhang mit dem Neymar Transfer ans Licht kamen, die spanische Justiz ermittelt in der Sache wegen Unterschlagung, spekuliert telepolis dazu.

Vor allem das Bild des einsamen Zockers Hoeneß hält einer näheren Analyse kaum stand, argwöhnt das Wirtschaftsportal DWI. Im Markt mit Auslandswährungen tummeln sich immerhin Banken, Hedgefonds, Investmentfonds und multinationale Konzerne und nur wer mit extrem hohen Summen handelt, könne Gewinne in dieser Größenordnung machen. „Für einen Hoeneß ist es in diesem Markt unmöglich, aus 20 Millionen Mark zeitweise 150 Millionen Euro zu machen. Das ist völlig absurd“, zitiert DWI den Schweizer Tagesanzeiger.

Man könne in diesem Geschäft „nicht zwischen dem Trainingsgelände und dem Büro zum Hörer greifen“. Für Profis sei das schwer, für Laien gar nicht vorstellbar. Dass Hoeneß, wie z.B. am ersten Prozesstag bei Nachfragen des Richters zu den Geschäften, nicht unbedingt eine kompetente Figur machte, führt bei den Bankern, mit denen sich die Schweizer Zeitung unterhielt, zu einem Verdacht: Die Geschichte mit den Devisengeschäften könne eine Schutzbehauptung sein, um anderes zu vertuschen. Wichtig bei kriminellen Geschäften ist vor allem, keine verräterischen Aufzeichnungen zu hinterlassen und Hoeneß behauptet, obwohl er bis 2010 um die 50 000 Transaktionen getätigt haben will, nie einen Kontoauszug gesehen zu haben.:

„Das Konto bei Vontobel unterhält der Fussballmanager seit 1975 – damals hat er in den Bündner Bergen einen Mitarbeiter der Bank kennen gelernt. Um die Jahrtausendwende begann er dann, intensiv an der Börse zu spekulieren. Vor Gericht schilderte Hoeness nun, wie die Deals mit Vontobel abliefen. Stets meldete er sich per Telefon bei seinem Bankberater, der zu einem «sehr guten Freund» geworden sei. Selbst für Geschäfte in Millionenhöhe gab es keine schriftlichen Abmachungen.“ Tagesanzeiger.ch

Fraglich sei auch, wie sehr Ulli Hoeneß in die wiederholten Korruptionsvorwürfe gegen den FC Bayern München verwickelt sei. Was gegen ihn spräche, sei die Herkunft seines Startkapitals: Denn Ulli Hoeneß verfügte über 5 Millionen Mark und angeblich weitere 15 Millionen in Bürgschaften von Adidas-Boss Dreyfus. Überprüft wurde das bislang nicht durch die deutschen Strafverfolger, dabei könnten sie aus der Fachpresse für Finanzkriminalität wissen:

„Sichere Gewinne im Devisenhandel sind für Laien kaum möglich. Das nährt den Verdacht, dass das Vontobel-Konto von Uli Hoeness auch anderen Geschäften diente.“ Tagesanzeiger.ch

Zur Strafe in eine Zelle mit der Schwarzer!

Hoeneß und Schwarzer haben ja viel gemeinsam: Die Liebe zum hemmungslosen Anhäufen von Millionen in der Schweiz, die panische Angst vor Schwarzgeld-Leaks (sog.“Steuer-CDs“), das lautstarke Einfordern von moralischem Verhalten –bei anderen, z.B. sexuell umtriebigen Wettermoderatoren (Kachelmann).

Alice Schwarzer: Markenzeichen Steinzeit-Feminismus, absolut kompatibel mit Ausbeuter-Patriarchat und daher mit Bundesverdienstkreuz bedacht, kämpft morgens öffentlich gegen die Zwangsprostitution, die ihrer Meinung nach 95 Prozent der deutschen käuflichen Damen umfasst, und den Rest des Tages privat gegen das Steuernzahlen auf Millionenprofite. Armut treibt die Mädchen in die Arme von Zuhältern, weiß Schwarzer, aber woher die Armut kommt? Auch von SteuerhinterzieherInnen, die dem Rest der Gesellschaft nicht einmal den mageren Minianteil gönnt, den Reiche eigentlich zahlen müssten. Sperrt sie ein Jahr mit Hoeneß zusammen, könnte man jetzt scherzhaft fordern, aber Schwarzer war ja schlau genug, eine gerissenere Anwältin mit ihrer Selbstanzeige zu betrauen, wie es scheint. Sie bleibt straflos mit ihren Millionen sitzen, über deren Herkunft sich nicht nur Kachelmann wundert.

Grundsätzliche Kritiker fordern gar eine Abschaffung des deutschen Steuergeheimnis: In Deutschland macht sich strafbar, wer die Steuererklärung eines Dritten veröffentlicht, in Schweden dagegen stehen die Steuerdaten eines jeden Bürgers im »Taxeringskalender«, jeder kann nachschauen, was andere verdienen und welches Einkommen sie versteuern (Ossietzky).

siehe auch

Schlagobers Hoeneß: Absahner abgestürzt

Lex USA: Schweizer Bankgeheimnis angezählt

Gerd R. Rueger 13.06.2013 Fahne und Wappen der Schweiz

Alpine Sensation – Schweizer Ständerat stimmt Lex USA zu: Der Entscheid fiel mit 24 zu 15 Stimmen bei 2 Enthaltungen. Erster Schritt zur Aufhebung des Bankgeheimnisses für US-Anleger und zur Strafverfolgung von Schweizer Bankstern. USA gegen Finanzkriminalität oder gegen die Konkurrenz bei selbiger? Die just enthüllte Devisenmarkt-Manipulation deutet auf Letzteres.

Demokratie friss oder stirb -das Schweizer Parlament sollte entscheiden ohne zu wissen, was die dominante US-Finanzokratie sich zur Gängelung der frechen Alpenbankster hat einfallen lassen. Druck kam von den Banken selbst: UBS & Co wollten Schlimmeres verhindern und drängten die Politik zur Aufgabe des Bankgeheimnisses, meint die Basler Zeitung.

Die Lex USA, umstrittenes Gesetz zum US-Steuerdeal, wurde von Washington mit der Drohkeule durchgeboxt: Man wollte die Schweiz aus dem Dollar-Raum werfen, wenn die Banken nicht klein bei geben. Obama will Härte zeigen bei der LogoBekämpfung von Steuerhinterziehern, heißt es. Die Schweiz soll ihr Bankgeheimnis für US-Anleger aufheben. Angeblich zur Jagd auf Finanzkriminelle und ihre Schweizer Komplizen -tatsächlich wohl eher, um den eigenen Bankstern die beiden lästigen Großkonkurrenten UBS und Credit Suisse vom Hals zu halten.

Das ist sensationell: Die Alpen-Banken sollen nicht nur die Daten der US-Steuerhinterzieher herausgeben, sondern auch die ihrer als Komplizen tätigen Mitarbeiter, Anwälte und Treuhänder. Die USA heucheln sich zum Finanz-Saubermann, statt in ihrer Verbrecheroase Delaware aufzuräumen. Nicht dass die Schweiz Mangel an Bankstern hätte, man denke  nur an den Wikileaks-Fall Julius Baer.

Bei der Lex-USA-Abstimmung haben sieben Ständeräte von SP, FDP und SVP anders gestimmt als ihre Fraktionen, vier Ständeräte blieben der Abstimmung fern -und das war entscheidend. Bevor der Bundesrat die Lex USA verabschiedet hatte, hatte die SP noch eine Nein-Parole ausgegeben, aber nun waren es vier SP-Politiker, die dem Gesetz im Erstrat zur Mehrheit verholfen haben. Insgesamt stimmten 24 Parlamentarier für das Gesetz, mit dem das Bankgeheimnis kippt, und 20 dagegen. Einzelne Ja-Stimmen gab es auch aus der SVP und der FDP. Dabei soll kein Ratsmitglied glücklich über die Vorlage gewesen sein. Das Wort, das wohl am häufigsten fiel, lautete „Risikoabwägung“. Bei einem Nein würde es fast sicher zu US-Klagen gegen Schweizer Banken kommen, Kantonalbanken (Sparkassen mit Staatsdeckung) könnten zusammenbrechen, der ganze Finanzplatz würde destabilisiert. Bei einem Ja hingegen wisse man ziemlich genau, was passieren würde: Die Banken könnten einen Schlussstrich unter ihre Probleme in den USA ziehen, sie müssten nur eine Buße (in unbekannter Höhe) zahlen, so die NZZ.

Die CVP-Fraktion hatte am Dienstag gemeinsam mit der BDP im Beisein von Finanzministerin Eveline Widmer-Schlumpf getagt. Anschließend verkündeten die beiden Parteien, dass sie einstimmig beschlossen hätten, für die Lex USA zu stimmen. Die Wirtschaftskommission (WAK) des Ständerats hatte Mittwoch gegen ein Uhr morgens das Gesetz noch mit 7 gegen 6 Stimmen knapp abgelehnt. Grundlage war ein Informationsblatt, welches das Finanzdepartement auf Geheiß der ständerätlichen Wirtschaftskommission den Fraktionen ausgehändigt hat. Im Infoblatt stand jedoch wenig: Zum Thema Bußen etwa hieß es: „Eine Kategorie-2-Bank schuldet eine Buße, deren Betrag einen bestimmten Prozentsatz des verwalteten undeklarierten US-Vermögens ausmacht. Die Bußenhöhe ist abhängig vom Zeitpunkt, in dem das Konto eröffnet worden ist.NZZ

Demokratie friss oder stirb -man soll entscheiden, ohne im Detail zu wissen, was die flagge-schweiz USA sich zur Besstrafung der Schweizer Bankster ausgedacht haben. Doch die US-Jagd auf Finanzkriminelle sieht eher danach aus, den eigenen Bankstern die beiden lästigen Großkonkurrenten aus den Alpen aus dem Weg zu schaffen. Nebenbei übt man sich in Doppelmoral: US-Steuerbetrüger sollen gejagt werden, aber die USA bieten in Delaware Steuerbetrügern aus dem Rest der Welt Unterschlupf. Das erinnert an das Pochen auf Menschenrechte -es sei denn, US-Soldaten haben sie verletzt. Und an den Datenschutz: Nur relevant für US-Behörden, wenn US-Bürger ausspioniert werden (dachten diese jedenfalls bis zum PRISM-Leak).

Bern hält noch immer zäh am Bankgeheimnis fest, wahrscheinlich ist Verzögerungstaktik bis zur letzten Sekunde: Denn  der Ständerat hat noch nicht über die Dringlichkeit des Gesetzes abgestimmt. Diese Abstimmung, bei der eine absolute Mehrheit erreicht werden muss, kommt erst, wenn auch der Nationalrat (die zweite Kammer des Parlaments) dem Gesetz zugestimmt hat…

Die NZZ befürchtet eine Strafaktion gegen Bankmanager Logo

Die Chefs von Banken, die nach dem Oktober 2008 weiter mit unversteuerten US-Geldern geschäftet haben, sollen für ein Jahr die sogenannte Gewähr verlieren. Das bedeutet, dass die Präsidenten und Vizepräsidenten des Verwaltungsrats sowie die Vorsitzenden und Vizevorsitzenden der Direktion ihre Ämter nicht ausüben dürften. Das beantragt die Basler SP-Ständerätin Anita Fetz am Mittwoch in der Debatte um die «Lex USA» im Ständerat.

«Es kann nicht sein, dass wir noch einmal eine Rettungsübung für fehlbare Banken machen und die Verantwortlichen erneut nicht belangt werden», sagt Fetz zur Begründung. Ausgenommen wären nur Manager, die nachweisen können, dass sie sich zwischen dem 16. Oktober 2008 (UBS-Rettungspaket) und dem 25. Februar 2009 (eine Woche nachdem die Finma die Lieferung von Kundendaten an die USA anordnete) «aktiv dafür eingesetzt haben», dass ihr Institut aus dem US-Geschäft aussteigt. Der «Lex USA» als Ganzes stimmt Fetz, entgegen der Mehrheitsmeinung ihrer Fraktion, zu – dies weil die Kantonalbank ihres Kantons Basel-Stadt bereits im Visier der US-Justiz steht. NZZ

Schlagobers Hoeneß: Absahner abgestürzt

Fußballgott Uli Hoeneß

Nora Drenalin 27.4.2013

Ein Absahner ist schon schlimm genug, aber ein Absahner, der sich auch noch zum Moralapostel aufschwingt? Aber Uli Hoeneß, ein Fußballgott und Wurstfabrikant? Dem deutschen Stammtisch somit fast ein höheres Wesen, stand er jenseits aller Kritik. Aus und vorbei. Denn sogar die Mehrheit der Deutschen ist auf einmal kritisch gegenüber Hoeneß eingestellt.

In einer für das rechtspopulistische Klatschblatt „Focus“ durchgeführten Umfrage des Meinungsfälschungsinstituts Emnid zeigten über 80 Prozent der Befragten kein Verständnis dafür, dass jemand, der viele Millionen an leicht verdientem Einkommen einsackt, sich zu fein dafür ist, davon wenigstens seine Kapitaleinkünfte zu versteuern. Kriminelles Schwarzgeld ins Ausland schaffen, damit andere die Straßen bezahlen müssen, über die sein Luxusauto zur Prachtvilla rollt? Das ist nicht fein, wie sogar (Überraschung!) der deutsche Michel langsam kapiert, wenn auch nur gaaanz langsaaaam. Wenn ein Boss der Deutschen Bank jetzt im Radio behauptet, Steueroasen seien ja nicht illegal und man hätte ja immer sofort beim Karibik-Geldanleger nachgefragt, ob er alles versteuert hätte, wenn, ja wenn man Hinweise hatte, dass Steuerflucht vorliegen könnte. Wie doof sind die Bankster, wenn sie glauben, wir wären so doof, ihnen zu glauben, sie wären so doof, nicht drauf zu kommen, dass „Geldanlegen in der Karibik“ genau dieser Hinweis ist? Und warum war Steuerhinterziehung zum „Kavaliersdelikt“ geworden?

Hoeneß, der Neoliberale

Neoliberaler Uli Hoeneß

Man erinnert sich noch lebhaft, wie er im ARD Neoliberal-Prop-Talk bei Christiansen & Co. die platten Parolen a lá  „Wenn wir die Spitzensteuern nicht senken, verschwinden die Reichen doch im Ausland!“ ins Mikrophon pöbeln durfte. Heia, da klatschte der Stammtisch -auch wenn er gar nichts zu versteuern hatte. Aber die Phrasen kamen ja aus Fußballgottes wurstigen Munde, da musste es ja stimmen… Nie ein Sterbenswort dazu, dass wir es so machen könnten wie die USA: Die Reichen zahlen, auch wenn sie im Ausland leben -und wenn sie ihr Geld wegschaffen oder die Staatsbürgerschaft ablegen wollen, bitte -aber ein satter Teil ihres Vermögens bleibt dann der Staatskasse. Ja, richtig gehört, Bayernfan, so machen es die USA, also Amerika, nicht die SU, vulgo, der Iwan, oder: das Kommunistenschwein, wie es im bajuwarischen Schulatlas heißt. So dürfen es alle freien Staaten machen (außer dem CSU-macht-„Freistaat Bayern“, denn das ist nur ein Bundesland, doch, doch!). Auch Deutschland durfte und darf Reiche besteuern, kann nur nicht, weil Deppen wie Du das nicht glauben wollen oder kapieren können, warum das gut wäre. (Weil Typen wie Hoeneß es euch eingeredet haben.)

Fußball, McDonalds und die Wurst

Wurstmillionär Uli Hoeneß

Aber jetzt hat sich der Wind gedreht, endlich. Jetzt ist Steuerhinterzieher Hoeneß für über 60 Prozent der Deutschen auch kein Vorbild mehr. Auch der Wurst und Schweinerei-Sektor blieb davon nicht unberührt: Mit Hoeneß war McDonald’s mal wieder wochenlang in aller Munde, Magen, Darm oder als Kotze doch wieder in der Gosse. Denn Hoeneß ist nicht nur der Präsident des FC Bayern München, sondern zugleich auch Gründer der Nürnberger Wurstfabrik HoWE und beliebter Kooperationspartner der Fast-Food-Kette. Aber nun läuft die vorerst letzte gemeinsame Aktion der Wurstkumpel aus. Sind Hoeneß dreiste Steuerhinterziehungen schuld am Aus für „McCurrywurst“? Wer seine Steuerhinterziehung zu spät meldet, den bestraft McDonalds? Aber ist doch sowieso so eine Ungerechtigkeit: Warum kriegen ausgerechnet fette, reiche Schwarzgeldschieber eine Amnestie bei Selbstanzeige? Warum nicht die verarmte Hartz IV-Mutti, die nur durch etwas Tricksen ein paar Euro extra vom knausernden Amt ergattern konnte, um ein bescheidenes Geburtstagsgeschenk für ihr ausgemergeltes Hartz-IV-Kind zu kaufen? Sie trifft die volle Härte des Gesetzes als „Sozialbetrügerin“ ohne Chance auf Vergebung bei Selbstanzeige -unfair, unsozial, neoliberal. Und der Wurstmillionär stopft sich Mund und Taschen voll.

CSU tief erschüttert

FC Bayern München Präsident Uli Hoeneß

Völlig bajuwarisch-rammdösig zeigte sich Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer. „Es darf nichts unter den Tisch gekehrt werden, aber wir dürfen auch niemanden vorschnell als Menschen fertigmachen“, sagte der CSU-Boss dem neoliberalen Hetzblatt „Spiegel“. Damit zappelte Seehofer auch ein wenig gegen Volks-Kanzlerin Angela Merkel, die sich in einer ersten, stramm an der Demoskopie orientierten Reaktion persönlich enttäuscht von Hoeneß gezeigt hatte. Wer dem Volk in den Hintern kriechen will, muss ihm erst aufs Maul schauen, Hinternkriecherei in diesem Fall aber nicht devot gemeint, sondern hinterlistig: um ihm vom Darm aus das Herz rauszureißen und es an die Köter der Finanzindustrie zu verfüttern.

Volkswagen AG mit Kolbenfresser

Steuerhinterzieher Uli Hoeneß

An Hoeneß hängt an Bayern München hängt an Audi. Da ist doch jetzt Audi-Boss Rupert Stadler vor Schreck über Emnid-Umfragewerte auf Distanz zu Bayern Münchens Präsidenten Uli Hoeneß gegangen: „Audi ist der Überzeugung, dass nachhaltiger wirtschaftlicher Erfolg nur sichergestellt werden kann, wenn Regeln und Normen konsequent befolgt werden. Wir stehen für ein achtbares, ehrliches und regelkonformes Verhalten im Geschäftsalltag.“ So Bigboss Stadler nach einer Anfrage des rechtspopulistischen Hetzblattes „Bild am Sonntag“ über einen Sprecher. Audi, also Volkswagen, ist bekanntlich mit fast 10 Prozent an der FC Bayern München AG beteiligt. Konkret wollte sich Stadler, der zugleich Stellvertreter von Hoeneß im Aufsichtsrat der FC Bayern AG ist, zur Steueraffäre des Weltmeisters von 1974 nicht weiter auslassen, aber für Montag soll eine Aufsichtsratssitzung der Bayern AG geplant sein. Das Runde muss ins Eckige, sofern unterm Richtblock ein Vierkanttrog steht: Lasst statt Bällen Köpfe rollen! (Natürlich nur metaphorisch gesprochen)

Portugal setzt auf Whistleblower für den Fiskus

Galindo Gaznate 02.12.2012

Die unsägliche Troika hat endlich eine gute Idee umgesetzt: Man gab der Lissabonner Regierung den Rat zur Rekrutierung von mehr als 1.000 neuen Steuerinspektoren, welche die staatliche Finanzbehörde im nächsten Jahr bei der Eintreibung von Steuern unterstützen werden. Als Anreiz soll deren Entlohnung aus einem Grundgehalt plus Erfolgsprämie bestehen. Anfang dieses Jahres wurden von Lissanbon bereits 350 neue Steuerinspektoren eingestellt, deren Erfolgsquote jedoch bislang bescheiden blieb. Portugals Arbeitende sollen als Whistleblower den Fiskus künftig auf kriminelle Machenschaften ihrer Firmen hinweisen können.

Steuern ernsthaft erheben? Wäre diese Idee schon den Deutschen vor Jahren gekommen, die Berliner Staatsquote wäre nicht so weit abgesackt und der deutsche Binnenmarkt hätte durch soziale Leistungen belebt werden können -Südeuropa wäre dann gar nicht erst unter die Panzerketten der Exportweltmeister-Lokomotive geraten und in Krise und Generalstreik getrieben worden. Von der ab dem kommenden Jahr bereitgestellten Verstärkung verspricht sich Lissabon eine beschleunigte Überprüfung  möglicher Steuerhinterzieher durch die höchste Anzahl an Steuerinspektoren, die das Land jemals gesehen haben dürfte. Dass man es ernst meint, zeigt sich auch darin, dass der Fiskus jetzt mit der paramilitärischen Polizeitruppe Brigada Fiscal zusammenarbeiten soll. Das Finanzministerium betont, dass diese Kooperation dazu führen soll, kriminelle Unternehmer aufzuspüren. Es gibt in Portugal zu viele Firmen, die sich der Pflicht zur Zahlung von Sozialabgaben für ihre Mitarbeiter entziehen. So werden Firmen ab Januar dazu verpflichtet sein, die Sozialbeiträge monatlich an die Finanzbehörden abzuführen, anstatt das Geld wie bislang über längere Zeiträume auf eigenen Konten zu behalten.

Prinzip Wikileaks: Whistleblower für den Fiskus

Um die Steuerehrlichkeit und die Bereitschaft zur Abführung der Sozialbeiträge ihrer Firmen zu erhöhen, werden die Arbeitnehmer ab Januar zudem die Möglichkeit haben, kriminelle Chefs auch online bei den Behörden anzuzeigen. Dazu wird es zur Einrichtung einer neuen Plattform kommen, was vermutlich vom Beispiel Wikileaks inspiriert worden sein dürfte. Es geht um eine Regierungs-Website über die Arbeitnehmer ihre Firmen anonym bei der Justiz anzeigen und sich somit als Whistleblower betätigen können. In Zeiten, wo die Bosse ohne Rücksicht auf ihre Arbeiter Gewinne einsacken und nicht daran denken, Arbeitsplätze zu sichern, auch wenn das Geld ihnen in die Taschen sprudelt, ist so ein Ansatz sicher aussichtsreich. Faire Chefs, die sich ehrlich um den Erhalt der Arbeitsplätze in ihren Unternehmen bemühen, werden dagegen kaum von solchen Anzeigen betroffen sein -die Whistleblower würden sich ins eigene Bein schießen.

Im vergangenen Dezember protestierten Demonstranten  gegen die Sparkommissare der Troika aus EU, EZB und IWF, deren unsozialer und ökonomisch irrsinniger Sparkurs immer tiefer  in Rezession und Massenarbeitslosigkeit führte (15,9 Prozent). Neben Gewerkschaften, Opposition und katholischen Priestern hatten auch Unternehmer und sogar Politiker der Regierungspartei PSD  das neue Sparprogramm als abgelehnt. Die portugiesischen Grünen nannten den von der Mitte-Rechts-Regierung im Parlament vorgelegten Sparetat 2013 ein „Massaker an den Familien“. Sogar Wirtschaftsexperten, Unternehmerverbände und Vertreter der Regierungskoalition äußerten Zweifel. Kommt die Troika jetzt zur Vernunft?