Sieg der Vernunft? Wahl in Tunesien 2014

Gerd R. Rueger, Tunis/Sfax

Tunis. Die Bekanntgabe vorläufiger Ergebnisse der am Sonntag abgehaltenen Parlamentswahl durch die Wahlkommission ISIE zögerte sich immer weiter hinaus. Eine bereits am Morgen angekündigte Pressekonferenz wurden mehrfach verschoben. Sieger ist die säkulare Allianz Nidaa Tunis, die auch alte Ben Ali-Komplizen aufstellte.

Die Kommission hat bis zum 30. Oktober Zeit, das Endergebnis bekannt zu geben. Die Wahlbeteiligung lag bei knapp 62 Prozent und die Wahl verlief weitgehend friedlich. Vorher waren mögliche Anschläge der salafistischen Terrorgruppe Ansar al-Scharia befürchtet worden, die nicht nur in Libyen, sondern auch in Tunesien agiert.

Der Europarat lobte den Ablauf der ersten Parlamentswahl in Tunesien seit dem Arabischen Frühling. Die Wahl am Sonntag sei „ordentlich“ und auf der Grundlage der neuen Verfassung des Landes verlaufen, betonte der Generalsekretär des Rates, Thorbjørn Jagland. Zu ausländischen Versuchen, die Situation in Tunesien durch einsickernde Islamisten zu destabilisieren, äußerten die Europäer sich nicht.

Das vorläufige Endergebnis war noch nicht bekannt gegeben, da räumte Yusra Ghannouchi, die Sprecherin der Islamistenpartei Ennahda („Wiedergeburt“),  ihre Niederlage ein. Gewinner der Wahl wird die säkulare Parteien-Allianz Nidā’ Tūnis („Ruf Tunesiens“) sein. Der schlechte Ruf des Islamismus und die heikle Bündnispolitik mit alten konservativen Kräften noch aus der Zeit der Diktatur Ben Alis brachte der breiten Allianz den Sieg.

Die Ennahda, die bei der Wahl zur Verfassunggebenden Versammlung 2011 noch 89 von 217 Sitzen gewann und das Land bis 2013 regierte, kommt vermutlich nur auf 28 bis 31 Prozent und höchstens 68 Sitze. Die sozialdemokratische Ettakatol, die 2011 mit der Ennahda koaliert hatte, wird mit in den Abgrund gezogen und muss mit massiven Verlusten rechnen.

Beji Caid el Sebsi ist Vorsitzender von Nidā’ Tūnis. Foto: Guillaume Paumier. Lizenz: CC BY 3.0.

Der Ennahda-Funktionär Lotfi Zitoun appellierte bereits an den anscheinenden Wahlgewinner, zusammen mit seiner Partei eine „Regierung der Einheit“ zu bilden, die seinen Worten nach dem „Interesse des Landes“ am besten gerecht würde. Ein anderer mögliche Koalitionspartner der Nidā’ Tūnis wäre die Partei des Oligarchen Slim Riahi, die mit Popkonzerten für sich warb und überraschend stark abschnitt, so tp.

Sieger: Die Allianz Nidaa Tounès

Nidaa Tounes supporters wave party flags on election night. Photo: Nidaa Tounes official Facebook pageMourakiboun, die tunesische Wahlbeobachterorganisation, ging gestern davon aus, dass die Allianz Nidaa Tounès auf 37,1 Prozent der Stimmen kommen wird, während auf die islamistische Ennahda 27,9 Prozent entfielen. Tunesische Medien berichteten unter Berufung auf Umfragen über einen ähnlichen Wahlausgang.

A preliminary ballot count published by Anadolus Agency revealed moderate Islamist party Ennahdha with 68 seats so far (31.33%) and 83 for Nidaa Tounes (38.24%) in the 217-seat assembly. Following the two leading parties are the United Patriotic Front with 17 seats, the Popular Front with 12 seats, Afek Tounes with 9, Democratic Current with 5, and the Initiative and Congress for the Republic parties with 4 seats each. TunisiaLife

Auf ihrer offiziellen Facebook-Seite verkündete Nidaa Tounès ihren Wahlsieg. „Wir haben gewonnen, lang lebe Tunesien“, hiess es dort. Parteichef Béji Caïd Essebsi hatte sich am Sonntagabend noch vorsichtig gezeigt und erklärt, es gebe Hinweise, wonach die Partei an der Spitze sein könnte.

Die islamistisch-gemäßigte Ennahda-Partei, die derzeit in der verfassunggebenden Nationalversammlung die Mehrheit hält, teilte mit, auf Platz zwei gelandet zu sein. Nidaa Tounès habe einen Vorsprung von etwa einem Dutzend Sitzen, erklärte Ennahda-Sprecher Zied Laadhari. Dies seien aber nur Hochrechnungen, betonte der Sprecher.

Der Unternehmer Slim Riahi hoffte auf einen Überraschungserfolg mit seiner neoliberalen Freien Patriotischen Union. Der 42-jährige ist Vorsitzender des beliebten Fussballvereins Club Africain in Tunis und tritt ausserdem bei der Präsidentenwahl am 23. November an.

Die Ennahda war 2011 aus der ersten freien Wahl nach dem Sturz von Zine el Abidine Ben Ali im Arabischen Frühling mit Abstand als stärkste Kraft hervorgegangen. Wenn das neue Parlament die Arbeit aufnimmt, kann die derzeitige Übergangsregierung von einer gewählten politischen Führung abgelöst werden. Mit der Wahl eines Präsidenten bis zum Jahresende soll der nach der Jasminrevolution eingeleitete Weg in die Demokratie abgeschlossen sein. Bis spätestens Februar soll das Kabinett arbeitsfähig sein. Die Legislaturperiode dauert fünf Jahre.

Vorgeschichte: Urlaubsparadies Diktatur

Ab 1994 war Tunesien eine vom Westen anerkannte repräsentative Demokratie, die als in den Medien romantisiertes Urlaubsparadies viele Deutsche, Franzosen, Italiener ins Land locken konnte. Alle Wahlen erbrachten wundersamer Weise  Ergebnisse von bis zu über 90 Prozent der Stimmen für Ben Ali und seine Partei Rassemblement constitutionnel démocratique. Zuletzt war der prowestliche Präsident 2009 für weitere fünf Jahre bestätigt worden, weshalb die nächste reguläre Wahl 2014 stattfinden sollte.

Um den Jahreswechsel 2010/2011 stürzte jedoch der danach auch in Westmedien Diktator genannte Ben Ali durch die tunesische -mehr im Ausland als dort selbst- Jasminrevolution genannte Erhebung. Das Amt des Präsidenten wurde mit dessen Flucht am 15. Januar 2011 vakant und bis zu einer regulären Wahl interimistisch ausgefüllt. Zunächst war geplant, bereits wenige Monate darauf eine Präsidentschaftswahl abzuhalten. Da jedoch im Lauf der Revolution die Verfassung außer Kraft gesetzt wurde, fehlten die Voraussetzungen für die Durchführung jeder Art von Wahlen. Der am 16. Januar bestimmte Interimspräsident Fouad Mebazaâ gab daher am 3. März bekannt, dass eine verfassunggebende Versammlung einberufen werden solle, die, verzögert, am 23. Oktober 2011 gewählt wurde und die innerhalb eines Jahres eine Verfassung erarbeiten sowie die Präsidentschafts- und Parlamentswahl organisieren sollte.

Es kam immer wieder zu Verzögerungen wegen ökonomischer Schwierigkeiten und politischer Verwerfungen, die sich im ersten Halbjahr 2013 durch die Ermordung der linken Oppositionspolitiker Chokri Belaid und Mohamed Brahmi zuspitzten. Die Wahlen, auf den 23. Juni 2013 angesetzt, wurden nach Protesten gegen die Regierung zuerst auf den 17. Dezember und dann ins Jahr 2014 verschoben, als die Regierung Ali Larajedhs Ende 2013 wegen des öffentlichen Drucks zurücktrat.

Als Gründe für das für Ennahda enttäuschende Abschneiden unter anderem den wirtschaftlichen Niedergang während der Regierungszeit der Partei und ihren Kuschelkurs im Umgang mit den Ansar al-Scharia-Extremisten. Als diese die beiden linksoppositionellen Politiker ermordeten, hatte sich Ennahda nach den massiven Protesten aus der Übergangsregierung verabschiedet und die Macht an ein Technokratenkabinett abgegeben.

Guide to Tunisian Parties

ENNAHDA – Originally founded in 1981 under the name of Islamic Tendency Movement by Rached Ghannouchi, who is still the party’s leader, Ennahda was subject to suppression under Ben Ali. Its leadership was exiled or jailed during the regime, including Ghannouchi who spent years in Britain. He returned to Tunisia after the revolution, and Ennahda became a legal party. The party won around 40 percent of the seats in Tunisia’s first transition assembly in the 2011 election and formed a coalition government with two smaller secular parties. Ghannouchi’s party was criticised by opponents for its economic management and for its laxity with hardline Islamists. But Ghannouchi was also seen as a more flexible Islamist leader who was able to compromise with rivals and end the crisis.

NIDAA TOUNES – Founded in 2012, mainly in reaction to the victory of Islamists after the revolution, Nidaa Tounes is an alliance that includes some former members of the Ben Ali regime, including party chieftain Beji Caid Essebsi. It is now the largest rival to Ennahda. Essebsi, 87, was a political figure in Tunisia since after the 1956 independence from France, a minister under Tunisia’s first President Habib Bourguiba, and a parliament speaker under Ben Ali. Nidaa Tounes presents itself as a modern movement best able to manage the problems of one of the Arab world’s most secular countries.

POPULAR FRONT – A coalition that includes dozens of smaller parties from the left-wing to nationalists as well as independent intellectuals. Founded in 2012, it presents itself as the third choice between Islamists and Nidaa Tounes. Its leader, Hamma Hammami, was also arrested by Bourguiba and Ben Ali, and is running as a presidential candidate. Two of its leaders Chokri Belaid and Mohamed Brahmi were assassinated by Islamist militants in 2013, triggering a political crisis that forced Ennahda-led government to step down.

REPUBLICAN PARTY – Formerly known as the Progressive Democratic Party or PDP, it changed its name after the revolution. Its leaders were among the most active in the 2011 uprising and were opponents of the Ben Ali regime. Its leader Ahmed Nejib Chebbi was a staunch foe of Ben Ali and was banned from running in 2009 elections during his regime. He participated in a national unity government in 2011.

INITIATIVE PARTY – A new party created after the revolution, the Initiative movement is led by Ben Ali’s former foreign and defence minister Kamel Morjane and is one of the three parties created by members of the old regime participating in the election. The party may do well in local areas where Morjane has influence. He was also a former diplomat in the United Nations. He says he apologised for his role in the Ben Ali regime, and believes his technocrat experience can be used to help Tunisia.

CONGRESS FOR THE REPUBLIC OR CPR PARTY – A secular, centre-left party created in 2011 by Moncef Marzouki, the current president of Tunisia. He was a human rights activist from 1989 to 1994, and a longtime opponent of Ben Ali. He was arrested several times under the former regime and sought exile in France for ten years before returning after the uprising. The CPR presents itself as a revolutionary party and opposes the return of former Ben Ali figures.

ETTAKATOL – A small Social-Democrat party founded in 1994 by medical doctor Mustapha Ben Jaafar. He was the head of the Tunisia assembly after the first election following the 2011 revolt, and Ettakatol were part of the coalition government led by Ennahda before they stepped down.

ARD-Lügen zum Ukraine-Wahlspektakel: Faschisten im Parlament

Gilbert Perry NATO_ukraine

Ein schöner verdienter Sieg der Euromaidan-Parteien. Keine Faschisten mehr, die ja schon vorher gar nicht da waren, außer in der russischen Propaganda. Und nun wurden sie aus dem Parlament gewählt, die Nichtexistenten Nazis und auch, juchu, die bösen Kommunisten. So jubilierten ARD und ZFD unter Ausblendung diverser faschistischer Kräfte im Kiewer Parlament, der Rada.

Entsprechend ihrer bisherigen tendenziös einseitigen Berichterstattung (vom ARD-Programmbeirat bekanntlich offiziell, aber folgenlos gerügt) erklärten ARD & Co. die rechtsextremistische Gefahr in der Ukraine durch das Wahlergebnis für beendet. Mit Oleg Ljaschkos Radikaler Partei ist aber mindestens eine offen faschistische Partei immer noch in Fraktionsstärke in der zukünftigen Rada vertreten. Dazu kommen faschistische Kräfte, die angesichts des zu erwartenden Wahldebakels rechtzeitig in etablierteren Parteien Unterschlupf suchten –bei Obamas Zögling Jazenjuk. Ein Erdrutschsieg von Petro Poroschenko konnte so von Jazenjuks Rechtsbündnis verhindert werden, da Jazenjuk viele Stimmen aus dem faschistischen, nationalistischen und militanten Lager in ihr neoliberal-rechtspopulistisches Lager zog.

Faschisten indirekt ins Parlament gemogelt

In der Volksfront des neoliberalen Putschpremiers von Obamas Gnaden Jazenjuk sind landesweit bekannte Faschisten prominent auf der Kandidatenliste vertreten. Mit Tatjana Tschornowol auf Platz zwei zieht über Jazenjuks Liste eine Frau ins Parlament, der die faschistische Miliz UNA-UNSO nicht radikal genug war. Auf Platz vier von Jazenjuks Volksfront findet sich Andrij Parubij, der 1991 die faschistische „Sozialnationale Partei der Ukraine“ (später wegen der allzu offensichtlichen Anlehnung an den „Nationalsozialismus“ in Svoboda umbenannt) mit gründete. Die rechtextremen Schlägertrupps, die Jazenjuk an die Macht putschten, wollen belohnt sein: Kommandeure faschistischer Freikorps spielen in der Volksfront eine wichtige Rolle.

Unter den großen Parteien ist die neoliberal-rechtspopulistische Volksfront von Ministerpräsident Arseni Jazenjuk gegenüber dem Block von Präsident Petro Poroschenko in Führung gegangen –allerdings ist ihr Vorsprung geringfügig (22,22 zu 21,81 Prozent). Aber dafür hat sich die Partei durch die Aufnahme etlicher Milizenkommandeure und rechter Warlords in ihre Listen ein stramm nationalistisches Profil gegeben. Ihre Hochburgen decken sich mit denen der Faschisten im ukrainischen Westen, und die Rechten profitierten infolge der dort weit überdurchschnittlichen Wahlbeteiligung doppelt. Während in den Bezirken Lwiw, Iwano-Frankiwsk und Ternopil mit Werten um die 70 Prozent Rekordbeteiligungen gemessen wurden, gingen im ukrainisch kontrollierten Donbass nur knapp 30 Prozent der Wähler zu den Urnen.

Faschisten direkt ins Parlament gewählt

Die faschistische Partei Swoboda konnte dank etlicher Direktmandate ins Parlament einziehen, obwohl sie mitBanderaUkraine 4,7 Prozent der Zweitstimmen knapp an der Fünfprozenthürde gescheitert war. Auch der Chef des Rechten Sektors, Dmitro Jarosch, konnte sich in dem russischsprachigen Bezirk Dnipropetrowsk ein Direktmandat sichern. Die Region wird von dem Oligarchen Igor Kolomoiski kontrolliert, der den Rechten Sektor seit dem Frühjahr als Investitionsprojekt entdeckt hat. Von einem Ende des faschistischen Einfluss‘ in der Ukraine kann also keineswegs die Rede sein. Auch seitens Julia „Putin sollte man den Kopf abschneiden“ Timoschenko droht Ungemach der laut ARD Eitel-Sonnenschein-Euromaidan-Demokratie: So erklärte die nach den bisherigen Wahlergebnissen um 40 Prozent hinter Poroschenko liegende Timoschenko laut RTN noch vor der Wahl, ihre Vaterlandspartei werde nur ein Wahlergebnis anerkennen –den Sieg von Julia Timoschenko. Ansonsten werde es einen neuen Maidan geben.
Besonders für den Frieden sieht es in Kiew schlecht aus: Mit Jazenjuks Volksfront, Oleg Ljaschkos faschistischer Radikaler Partei und der wirtschaftsliberalen Selbsthilfe-Partei haben Kräfte die Wahl gewonnen, die für eine militärische Niederwerfung der Opposition im Donbass trommeln. Das Morden am eigenen Volk wird die prowestliche Euromaidan-Mörderbande wohl so schnell nicht lassen können. Vielleicht schicken die Grünen aus Berlin ja biologisch abbaubare Streubomben?

In faschistischer Tradition: KP-Unterdrückung

Dass die seit Gründung der Ukraine stets im Parlament vertretene Kommunistische Partei der Ukraine diesmal nicht den Einzug ins Parlament schaffte, wurde von ARD & Co. mit Häme berichtet. Verschwiegen wurde dabei, wie das Poroschenko-Regime die kommunistische Opposition im Wahlkampf behinderte: Es lief ein Verbotsverfahren vom Putsch-Regime Jazenjuk/Poroschenko nebst eines in Teilen der Westukraine ausgesprochenen Tätigkeitsverbotes.

Hätten ähnliche Drangsalierungen seitens der vom faschistisch unterstützten „Euro-Maidan“ weggeputschte Janukowitsch-Regierung eine neorechte prowestliche Partei betroffen, wäre das Geschrei der Tagesschau sicher groß gewesen. Der ARD (Allgemeine Regierungsdienst) war auch die Zerstörung von Büros der KP durch faschistische Anschläge unter Duldung der Putsch-Regierung keine Erwähnung wert. Faschistische Regime haben in der Geschichte immer zuerst die Kommunisten verboten, drangsaliert, verfolgt, ermordet.

Gar nicht erst zur Wahl zugelassen wurde die Kommunistische Partei der Donezker Volksrepublik, so RedGlobe. Diese neue Partei wurde erst am 8. Oktober vor allem von bisherigen Mitgliedern der KP der Ukraine (KPU) gegründet und ist damit die erste Partei  in der Volksrepublik, nachdem alle anderen Organisationen sich als sogenannte ‚politische Bewegungen‘ konstituiert haben. Geführt wird die KP der Donezker Volksrepublik vom Präsidenten des Donezker Obersten Sowjets, Boris Litwinow.

An den Wahlen durften die Donezker Kommunisten aber offenbar nicht teilnehmen. Einigen anderen Organisationen hatten die dortigen Behörden die Teilnahme unter Verweis auf nicht eingehaltene Fristen untersagt. Die neue KP hatte einer Meldung der russischen Agentur TASS zufolge eine Sondergenehmigung beantragt, die anscheinend verweigert wurde. Der Chef der Donezker Wahlkommission, Roman Ljagin, begründete am vergangenen Freitag die Entscheidung nach Angaben von RIA Nowosti unter anderem damit, dass alle Kandidaten der KP ‚falsche Angaben vorgelegt‘ hätten. Worin diese bestanden haben sollen, wurde nicht mitgeteilt.

BanderaBriefmarke

Mit Briefmarke vom Timoschenko-Regime geehrter Massenmörder Bandera massakrierte Kommunisten und Juden in der Westukraine

Die tendenziöse Nachrichtenauswahl und einseitige Bewertung zeigt sich auch hier: Derartiger politischer Terror, der gegen prowestliche Kräfte gerichtet ist, wird von ARD & Co. stets als Beweis undemokratischer Scheinwahlen angeklagt. Man stelle sich vor, die Sozialisten in Venezuela würden die rechtradikalen prowestlichen Parteien dort in ähnlicher Weise unterdrücken –schon bei viel geringeren Anlässen schreien ARD und ZDF Zeter und Mordio gegen eine linke Regierung.

Die niedrige Wahlbeteiligung im Osten und Süden führt indirekt dazu, dass die maidan-kritischen politischen Kräfte im neuen Parlament nur schwach vertreten sind; denn diese Regionen waren traditionell die Hochburgen der Partei der Regionen und der Kommunisten. Die weggefallenen Stimmen der Krim und des aufständischen Teils des Donbass reduzierten weitere große Wählerpotentiale der jetzigen Opposition.

Was blüht der Ukraine?

Für das neue prowestlich dominierte Parlament zeichnet sich eine rechtpopulistisch-neoliberale Allparteienkoalition ab, der nur ein kleiner Oppositionsblock gegenübersteht. Jazenjuks Volksfront und der Wirtschaftsblock von Schokoladen-Milliardär Poroschenko haben bereits Koalitionsverhandlungen aufgenommen. Auch die kleineren maidan-freundlichen Parteien wie Selbsthilfe und Radikale Partei wollen sich an der Regierung beteiligen. Selbst Julia Timoschenkos Vaterlandspartei, die trotz Westmedien-Hype mit 5,7 Prozent eine spektakuläre Niederlage erlitt, kündigte an, die Regierungskoalition zu unterstützen – ein Indiz dafür, dass es ihr in erster Linie um einen Run auf die zu verteilenden Posten geht. Soll doch der Staatsapparat nach einem noch kurz vor der Wahl verabschiedeten Lustrationsgesetz von bis zu einer Million Anhängern des alten Regimes gesäubert werden.

Poroschenko und Jazenjuk kann es nur gelegen kommen, dass sie ohne Schwierigkeiten eine verfassungsändernde Mehrheit zusammenbringen. Da nun aber die westlichen Geldgeber – und die Ukraine braucht in den nächsten Monaten nochmals mindestens 15 Milliarden Euro frisches Geld, genau soviel, wie sie schon einmal aus Brüssel und Washington bekommen hat – auf die Umsetzung der vor den Wahlen zugesagten Sozialraub-„Reformen“ drängen, könnte den Ukrainern Böses blühen. Ob es der Propaganda-Walze der Westmedien gelingen wird, alle sozialen Ausplünderungen anderen anzuhängen? Sind Putin und Janukowitsch dann auch an Rentenkürzungen und hungernden Kindern schuld, wie sie nach EU-Vorbild Griechenland in Kiew zu erwarten sind? Es könnte auch passieren, dass die prowestliche Mehrheit beim Schachern um die vom Westen ins Land gepumpten Milliarden rasch zerbricht, wie es schon nach der Orangen Revolution von 2004/05 der Fall war.

Parlamentssitze und Wahlergebnisse (siehe unten)

lt. prowestlich-nationalistischer Website „Ukraine Nachrichten“

Partei in der Rada
Sitze
Petro-Poroschenko-Block 127
Narodnyj Front (Volksfront) 85
Samopomitsch (Selbsthilfe) 33
Oposyzinyj blok (Oppositionsblock) 29
Radikale Partei von Oleh Ljaschko 22
Batkiwschtschyna (Vaterland) 19
Swoboda (Freiheit) 6
Prawyj Sektor (Rechter Sektor) 2
Sylna Ukrajina (Starke Ukraine) 1
Andere 99
Insgesamt 423

 Wahlergebnisse Ukraine-Wahl 2014

  Partei Prozent Stimmen Sitze
1 Narodnyj Front (Volksfront) 22,22 3.306.741 64
2 Blok Petra Poroschenka (Petro-Poroschenko-Block) 21,81 3.244.905 63
3 Samopomitsch (Selbsthilfe) 11,01 1.638.809 32
4 Oposyzinyj blok (Oppositionsblock) 9,29 1.383.326 27
5 Radykalna Partija Oleha Ljaschka (Radikale Partei von Oleh Ljaschko) 7,44 1.107.826 22
6 Batkiwschtschyna (Vaterland) 5,69 847.430 17
7 Swoboda (Freiheit) 4,73 704.348
8 Komunistytschna partija Ukrajiny (Kommunistische Partei der Ukraine) 3,84 571.457
9 Hromadjanska posyzija (Bürgerposition) 3,11 463.465
10 Sylna Ukrajina (Starke Ukraine) 3,09 461.016
11 Sastup (Spaten) 2,67 398.689