Bilderberg 2016: Proteste und Medien-Sperrfeuer

Gerd R. Rueger BBHotelDresden2016

Die Medien lockern immer mehr ihre Zensur der Bilderberg-Berichterstattung, haben offenbar eine Sprachregelung getroffen, die Bilderberg-Konferenzen seien doch gar nicht oder nicht mehr geheim, würden nur von spinnerten Verschwörungstheoretikern belagert, die von „geheimer Weltregierung“ faseln und überhaupt seien die Weltwirtschaftsgipfel von Davos viel wichtiger. So ähnlich klingt es in vielen Variationen aus Staats- wie Privatfunk und Presse. Je abstruser eine Theorie zu den Bilderbergern, um so öfter wird sie erwähnt. Ernsthafte Kritik an dubiosen bis kriminellen Verbindungen der Bilderberger-Konferenziers zu Terroristen der Gladio-Gruppe wird überall totgeschwiegen. Man hofft wohl, die Verbreitung dieser Information auf Italien beschränken zu können.

Achtung, die Weltregierung tagt„, bemüht sich die ZEIT um ironischen Unterton und verrät: „Jedes Jahr trifft sich die internationale Elite zur Bilderberg-Konferenz, um im Geheimen zu diskutieren – diesmal in Dresden. Viele halten das für eine Weltverschwörung… Ist die Geheimkonferenz also eine Gefahr für die Demokratie? …Anhänger der Verschwörungstheorie glauben das. Sie sagen, die Ölkrise von 1973 sei auf einer der früheren Konferenzen ausgemachte Sache gewesen, ebenso wie der Mord an Alfred Herrhausen und Olof Palme, sogar der Irakkrieg und die deutsche Wiedervereinigung. Allerdings behaupteten sie auch, der Auftritt von Peer Steinbrück bei der Konferenz 2011 sei das Zeichen, dass der zum Bundeskanzler gemacht werden solle.“ Ganz witzig versuchen sich die Kieler Nachrichten an Nicht-Berichterstattung mit „Wir Bilderberger„, der Text dreht sich um das Sammeln von Fußbalbildern zur EM und erwähnt die Konferenz nicht.

Bertelsmann mit n-tv titelt „Verschwörungstheorien blühen: Die Bilderberger verstärken die Skepsis“, meint die Skepsis den Mächtigen gegenüber, denn das sagt dort eine Professorin im Interview: „In Dresden treffen sich 130 Menschen aus aller Welt, die mächtig oder reich sind. Kritiker sprechen von einer „geheimen Weltregierung“. Die Kulturwissenschaftlerin Eva Kimminich erklärt, warum die Bilderberger Verschwörungstheoretiker geradezu herausfordern.“ n-tv lässt das Kultur-Professorinnen-Interview um die Pathologie der Verschwörungsgläubigen kreisen:

„Eva Kimminich: Wir leben in einer Zeit, in der ein starkes Misstrauen gegen die Regierenden und Mächtigen herrscht. Wir haben eine Überinformation, gleichzeitig gibt es über Dinge wie die Bilderberger-Konferenz aber so gut wie keine Informationen. Das befeuert natürlich die Skepsis.

Im vergangenen Jahr bekam kaum jemand überhaupt mit, dass das Bilderberger-Treffen stattfand. Warum ist die Aufmerksamkeit in diesem Jahr besonders groß?

Das zeigt, dass die Stimmung gerade besonders aufgeheizt ist. Vor allem hat es damit zu tun, dass verschiedene Entwicklungen sich zugespitzt haben und die Komplexität dieser Entwicklungen schwer zu erklären ist. Erklärt wird sie dann von verschiedenen Gruppierungen, die vorgeben, klare Antworten geben zu können… Gerade bei rechten Gruppierungen wie beispielsweise Pegida wird gerne von Mächtigen gesprochen, die den Mainstream beherrschen und darüber die Bevölkerung einer Gehirnwäsche unterzogen haben. Anti-Amerikanismus mischt sich mit Islamophobie und Antisemitismus… Bei den Linken drängt sich der Eindruck auf, dass sie das Feld der Kritik nicht den Rechten überlassen wollen. Sie stehen auch für Protest, wenn es um Mächtige und deren Entscheidungen geht. Also müssen sie sich auch irgendwie zum Bilderberger-Treffen positionieren. Der Protest der Rechten gründet sich darauf, dass sie in einem Treffen wie dem der Bilderberger eine Art Beweis für ihre Theorie einer Weltverschwörung sehen. Diese Kritiker sehen sich als Aufdecker der Wahrheit… Bei Anhängern von Verschwörungstheorien spielt der Glaube eine große Rolle. Da dringen Sachargumente kaum noch durch. Wenn man sich mit Leuten unterhält, die an Chemtrails glauben, stellt man fest, dass sie immer eine Antwort darauf haben, mit der sie das rationale Argument entkräften, auch wenn ihr eigenes jeder Rationalität entbehrt.“

Die FAZ zwischen Aluhut und „Elite-Phobiker“
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Bilderberg-Konferenz 1954

DIe FAZ titelt „Bilderberger gegen Aluhüte“ und befindet: „Dass die Bilderberger ausgerechnet in Dresden tagen, wo seit bald zwei Jahren jeden Montag Eliten-Phobiker durch die Stadt spazieren, heizte den Protest im Vorfeld noch an: Insgesamt zwanzig Anmeldungen für Demonstrationen, Kundgebungen und Mahnwachen gingen bei der Stadt ein; bis zum Sonntag wollen unter anderem NPD, AfD, die Antifaschistische Aktion, Anonymous Dänemark sowie eine Initiative namens „Lovestorm people“ gegen die Konferenz protestieren… Dass die Themen vorab veröffentlicht werden, soll dem Vorwurf der Intransparenz und Geheimniskrämerei entgegenwirken, der die Konferenz seit ihrem Bestehen 1954 umweht und Verschwörungstheoretiker aller Couleur anzieht, die in ihr eine geheime Weltregierung sehen… Das Treffen hatte seinerzeit Jozef Retinger, ein Freund Winston Churchills und Anhänger der Europäischen Bewegung initiiert, um aufkommenden Spannungen zwischen Westeuropa und den Vereinigten Staaten im Kalten Krieg zu begegnen. Ein gesundes transatlantisches Verhältnis ist nach Aussagen von Teilnehmern auch heute noch ein Motiv des Treffens, bei dem es vor allem aber – und deshalb die Diskretion – um einen ungefilterten Meinungsaustausch geht.“ Immerhin erfährt der FAZ-Leser offenbar etwas mehr als der n-tv-Zuschauer.

DLF irritiert

Die Radiotruppe vom Deutschlandfunk zeigt sich leicht irritiert, dass sie nun doch Nachrichten vom Bilderberg-Treffen senden dürfen, wortgleiche Wiederholungen an verschiedenen Tagen deuten auf genaue Vorgaben von oben hin: „Mehrere Gruppen haben in Dresden friedlich gegen die sogenannte Bilderberg-Konferenz demonstriert. An Veranstaltungen von AfD, NPD und linker Gruppen nahmen mehr als hundert Menschen teil.“ DLF 10.6. wortgleiche Meldung wie schon am 9.6. im DLF.

Erstmals berichteten auch die DLF-Wirtschaftsnachrichten am Mittag (13.30-14.00) über diese wichtige Versammlung von Industriebossen, aber stürzten sich auf die platte „geheime Weltregierung“-These, um sie triumphierend zu widerlegen: Statt konkrete Fakten zu nennen wurden dabei ca. 20mal die Worte „Verschwörungstheorie“ und „Verschwörungsphatasie“ wiederholt. Die Bilderberger träfen sich jährlich seit 1954, aber es könne keine geheime Weltregierung sein, sonst würde der DLF jetzt ja nicht darüber berichten. Kleiner Logikfehler: Warum haben sie über die letzten 60 Bilderberg-Konferenzen nicht berichtet?

Der online dokumentierte Text weicht stark von der eher hektischen Live-Sendung ab, aber versucht es auch mit Humor: „Geschlossene Weltbilder, nichts geschieht ungeplant und irgendwer kontrolliert im Hintergrund alles – Dresden dürfte in den kommenden Tagen Hauptstadt der Verschwörungsphantasten werden… Und so kann es sicher auch kein Zufall sein, dass die Straßenmusikanten ausgerechnet die Hymne der Weltmacht USA spielen, dem vermeintlichen Strippenzieher. Die Musiker allerdings sind nur pragmatisch: Gerade läuft eine Gruppe amerikanischer Touristen auf den Dresdner Zwinger zu.“ (Das sendete der DLF auch live, mit gefühlten 3 Minuten O-Ton der Blaskapelle dazu.)

Tatsächlich kommen im DLF seit 2010 spärliche, oft spät gesendete Berichte, zehn an der Zahl vor 2016. Einer ist sogar leidlich informativ, der erste von 2010: „Re-Feudalisierung und Privatisierung der Macht? Zur Bilderberg-Konferenz 2010″, dann kam 2011 nichts, 2012 ein  Hörspiel „Mitternachtskrimi – Kein Wort zu Oosterbeek„, 2013 wieder nichts und ab 2014 etwas mehr Berichterstattung. 2014 hatte auch die Kabarettsendung „Die Anstalt“ erstmals ein nennenswert großes Publikum mit dem Begriff Bilderberger bekannt gemacht:

https://jasminrevolution.wordpress.com/2014/08/12/bilderberger-in-der-anstalt-brockelt-die-totale-medienkontrolle/

8 Gedanken zu “Bilderberg 2016: Proteste und Medien-Sperrfeuer

    • schon unglaublich, wie glitschig die Journaille sich aus ihrer korrupten Untätigkeit über Jahrzehnte jetzt herausreden will -und Kritikerbashing betreibt. Warum gilt das ganze „Verschwörungtheoretiker!!!!“-Gepöbel eigentlich als statthaft? Während die „Lügenpresse“-Schreihälse als rechtes asoziales Pack hingestellt werden?

  1. Nach den Bilderbergern geht es in Richtung „Frauen regieren die Welt“. Die von der Leyen (vdL) wurde bereits 2015 in Österreich als designierte Bundeskanzlerin ge-earmarkt.
    „Traurigerweise“ will Kriegspastor Gauckler nicht für eine zweite Amtszeit kandidieren, so hat vdL theoretisch die 2010 verpasste Chance, nächstes Jahr Bundespräsidentin zu werden.
    Merkel wird in Richtung EU oder UNO entsorgt, sowie Kriegstreiberin Hillary Clinton wird US-Präsidentin – das steht für mich jetzt schon fest.
    Ob das alles in Richtung Frieden und soziale Gerechtigkeit geht (wofür ja Frauen besonders einstehen), wage ich hier zu bezweifeln. Auf jeden Fall wird die BRD eine wichtige Rolle spielen, stellt diese Firma (BRD) doch die meisten Teilnehmer bei den Bilderbergern.

  2. Keiner fragt: Warum Dresden? Warum Taschenberg-Palais? Verbindung zu Kissinger’s Friends of Dresden etc.

    Die ganzen „unabhänggen Medien“ machen ihre journalistische Arbeit nicht, und provozieren nur die Polizei dazu sie hops zu nehmen um sich darüber zu echauffieren.

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