Bewiesen: Es gibt eine CIA-Task-Force gegen Assange

Gerd R. Rueger 03.03.2013 Manning-Protest

Wer bislang glaubte, die CIA-Stories rund um Wikileaks wären nur Ausgeburten der Paranoia, wurde jetzt eines Besseren belehrt: Die CIA-Task-Force gegen Julian Assange ist eine Tatsache. Seit 2010 war die Rede davon -seit Cable-Gate. Im Manning-Prozess wurden Dokumente vorgelegt, die die Existenz der geheimen Truppe belegen. Die Paranoia scheint eher auf Seite der US-Regierung zu liegen: Der Manning-Prozess wird schärfer reglementiert als Verhandlungen gegen Al Qaida-Mitglieder.

Was schreibt L’espresso, Pressepartner von Wikileaks in Italien, aktuell über Wikileaks und den Schauprozess gegen Bradley Manning? Ein Überblick. Die vorläufige Anhörung im Prozess gegen Bradley Manning, brachte vieles an den Tag: Der junge US-Soldat ist bereits für über tausend Tage eingekerkert.

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Jetzt bekannte er sich schuldig, jene Dateien geleakt zu haben, die als die explosivsten bei WikiLeaks publizierten Dokumente gelten können: Dabei auch die dramatischen Videobilder, die als Collateral Murder die Welt bewegten. Keineswegs bekannte er sich aber schuldig einer „Unterstützung des Feindes“, die ihm das Pentagon als schwerste Straftat (dt. „Hochverrat“) zu beweisen versucht. Und unter den Papieren, die durch die Verteidigung Mannings offengelegt wurden, beweisen einige zum ersten Mal offiziell die Existenz eines CIA-Teams gegen Julian Assange, so die stefy il Mio lavoro e ioitalienische Wikileaks-Expertin Stefania Maurizi (siehe unten).

CIA versus Wikileaks

Wer bislang glaubte, die CIA-Stories rund um Assange wären nur Ausgeburten der hackertypischen Paranoia, wurde jetzt eines Besseren belehrt: Die CIA-Task-Force gegen Julian Assange ist eine Tatsache. Seit 2010 war die Rede davon, denn damals begann WikiLeaks 251.287 US Diplomaten-Depeschen zu veröffentlichen: Diese Publikation zu stoppen war offiziell das Ziel des geheimen CIA-Teams. Zunächst sollte es die Schäden bewerten, die durch die Veröffentlichung von geheimen US-Regierungsdokumente entstehen könnten. (In deutschen Medien wurde aus dem „Cable-Gate“ hauptsächlich Klatsch und Tratsch gemacht, ironischerweise blieb nur der Begriff „Teflon-Merkel“ daraus kleben; ein einziger US-Spitzel in der deutschen Bundesregierung wurde enttarnt, was aber keinen groß aufregte: Wir wussten ja eh, dass Washington alles mithört, was Berliner Politiker an Blödsinn reden. Erstaunen gab es nur, dass die CIA einem korrupten Politfunktionär für sowas auch noch Geld in die Tasche steckte: Man glaubte eher an ein korruptives „Anfüttern“ für spätere richtige Einsätze; der Spitzel selbst leugnete natürlich, Geld genommen zu haben und auch, dass die weitergegebenen Dokumente geheim waren -ihm sei es nur um die guten Beziehungen zu unseren amerikanischen Verbündeten gegangen. Letzteres stimmte vermutlich: Um seine guten Beziehungen zu den fetten Dollar-Töpfen jenseits des Atlantik.)

Die CIA-Task-Force gegen Julian Assange

Nur Paranoia? Jetzt wurde die Existenz dieser Anti-Assange-Task-Force vom Pentagon selbst öffentlich zugegeben, nachdem Anwälte des Center for Constitutional Rights in New York, die WikiLeaks verteidigen, den Zugang zu den Dokumenten erstritten. In einem der Dokumente, die der WikiLeaks Verteidigung wertvolle Informationen bringen sollten, ist in schwarz auf weiß nachzulesen, dass die CIA tatsächlich eine Anti-Assange-Task-Force eingerichtet hat, die weiterhin zu bestehen scheint.

Erst am Donnerstag, den 31.02.2013, gab Manning in der vorläufigen Anhörung zum ersten Mal überhaupt zu, die geheimen Materialien an WikiLeaks gemailt zu haben. Er tat dies nach zahlreichen vergeblichen Versuchen, die Dateien an US-Medien wie die Washington Post und die New York Times auszuhändigen: Die „Qualitäts-Journalisten“ hatten keinerlei Interesse daran gezeigt. (Diese Erfahrung machten auch Julian Assange und seine Mitstreiter -es erwies sich anfangs, also ohne schon prominent zu sein, als schwer, die Journalisten zu einer Enthüllung zu bewegen, siehe Rueger 2010, S.31)

Laut einiger Beobachter war der Zugang der Öffentlichkeit zu den vorläufige Anhörungen zum Fall Manning noch stärker reglementiert als im Prozess gegen al-Qaida in Guantánamo. Dort durften die Presse und die Angehörigen der Opfer des 11.9. der Anhörungen nur hinter einer Glasscheibe folgen und die Audio-Übertragung wird erst nach einer Verzögerung von 40 Sekunden weitergeleitet. In dieser Zeitspanne zensiert das Militär alle Sätze, die nach seiner Vorstellung geheim zu haltende Information enthalten könnte.

Im weiteren Verlauf des Prozesses gegen Manning will die US-Regierung gut 141 Zeugen aufbieten, um ihre Behauptung zu belegen, es läge eine „Kooperation mit dem Feind“ vor. Angeblich wird darunter auch einer der 22 Navy-Seal-Elitesoldaten sein, die im Mai 2011 an der Operation zur Tötung von Osama Bin Laden in Pakistan teilnahmen. Bin Laden persönlich soll demnach Dokumente von WikiLeaks auf seinem Laptop gehabt haben (wie Millionen andere politisch interessierte Menschen auch). Wie wir dieses Gericht inzwischen kennen, könnte dieser dürftige Beleg leider womöglich als ausreichend anerkannt werden. # Reblogged auf 02elf (Düsseldorf)

stefy il Mio lavoro e io

Stefania Maurizi

Frei nach Auszügen aus dem Artikel von L’Espresso 01.03.2013: Leggi l’Espresso sul tuo iPad<br />Scarica gratis l'applicazione

Una task force contro Assange

di Stefania Maurizi  (01 marzo 2013)

Nelle udienze preliminari del processo contro Bradley Manning, in prigione da oltre mille giorni, il giovane soldato Usa ha ammesso di aver passato i documenti più esplosivi a WikiLeaks, dichiarandosi colpevole della fuga dei file, ma non di avere aiutato il nemico, come il Pentagono cerca di dimostrare. E tra le carte ottenute dalla difesa emerge ufficialmente per la prima volta il team della Cia.

Stefania Maurizi hat auf ihrer Homepage weitere Artikel zu Wikileaks und Assange, teils in englischer Übersetzung.

Originally published in l‘Espresso, 29 November 2012 .

Hintergrund: Die Zeitung „Espresso“ gehört wie auch die „Repubblica“ dem linksliberalen Finanzier Carlo De Benedetti, Ex-Chef von Olivetti und Fiat. Sie ist in der Medienlandschaft Italiens in der dünn besiedelten linksliberalen Ecke angesiedelt, neben der „Unità“, der ehemaligen Parteizeitung der Kommunistischen Partei, die einem der reichsten Männer Italiens gehört, dem Unternehmer Renato Soru, Ex-Präsident der Region Sardinien, Gründer der Telekommunikationsfirma Tiscali; die Familie Agnelli hält sich die Turiner „Stampa“; die Wirtschaftszeitung „Il sole 24 Ore“ gehört dem italienischen Unternehmerverband; „Il Giornale“ und „Libero“ gehören Berlusconi; Funk und Fernsehen: Mit einer Ausnahme sind alle Privatsender in Berlusconis Besitz, der Staatssender RAI gehört dem, der gerade die Regierung stellt -das war in den letzten Jahrzehnten zumeist auch Berlusconi.

5 Gedanken zu “Bewiesen: Es gibt eine CIA-Task-Force gegen Assange

  1. > Erst am Donnerstag, den 31.03.2013, gab Manning in der vorläufigen Anhörung zum ersten Mal überhaupt zu,

    Schreibfehler im Datum? Oder zu früh veröffentlicht?

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