Schwarzgeldoasen: Die Quellen des Offshore-Leak

Gerd R. Rueger 05.04.2013

Die Quellen des aktuellen Offshore-Leaks sind zwei zwielichtige Finanzfirmen, die Milliarden verschwinden ließen, aus Singapur das Portcullis TrustNet und Commonwealth Trust Limited (CTL), von den British Virgin Islands, die ca. 40 Prozent aller Offshore-Scheinfirmen der Welt Unterschlupf bieten. Beide Firmen haben das schmutzige Geschäft mit dem Schwarzgeld perfektioniert und sind daher ideale Ansatzpunkte für die Verbrechensbekämpfung. Die von ihnen stammenden Daten bringen Licht ins bisherige Dunkel der Finanzsysteme und in die geheimgehaltenen Vermögensverhältnisse der Reichen und Superreichen.
Schwarzgeld und Vertrauen
Die Firma mit dem Vertrauen einflößenden Namen TrustNet wurde in den 1990er-Jahren von Mike Mitchell gegründet, einem Anwalt, der als United States Solicitor General der Cook-Inseln in den frühen 1980er Jahren das Offshore-Geschäft in Hongkong aufgebaut hatte. Im Jahr 2004 hat Mitchell mit seinem Anwaltskollegen David Chong (Singapur) Singapur entdeckt, als dieses ein immer beliebteres Finanz-Versteck für Kunden aus Asien wurde. Mitchells Unternehmen, das zunächst nur TrustNet hieß und vor allem auf den Cookinseln aktiv war, bot demnach reichen Kunden eine einfache, aber gefragte Dienstleistung an: Sicherheit für Schwarzgeld.
TrustNet wirbt auch derzeit um Vertrauen: „Portcullis TrustNet Group is aware of media reports with information on our Group. We take a serious view of unauthorised disclosure of any confidential information. We are looking into the matter. Meanwhile, controls and safeguards are in place to protect client confidentiality. We are confident that our business activities and client services are legitimate and conducted in compliance with laws and regulations in the jurisdictions in which we operate. If you have further queries, please contact Chris Lee (chris.lee@pc-tn.com) or Morris Yow (morris.yow@pc-tn.com) in our Singapore office.“
Die Portcullis TrustNet Gruppe ist nach eigenen Angaben einer der weltweit größten Dienstleister für Offshore-Firmen in Schwarzgeldoasen und versteht sich als „One-Shop“-Anbieter, so der NDR. Kunden sollen hier alles finden, was sie für ihre Schwarzgeldgeschäfte brauchen. Neben Rechtsanwälten und Steuerberatern beschäftigt Portcullis auch Vermögensverwalter und eigene Trustmanager. Kunden können dabei aus einer breiten Palette an Finanztricks wählen, auf welche Weise sie ihr Geld waschen wollen.Die Angebote reichen von einer simplen, mittelständischen Scheinfirma auf den Britischen Jungferninseln, in der Schwarzgeld versteckt werden kann, bis hin zu komplizierten Geflechten aus Stiftungen und Firmen für größere Mafiaclans. Dabei haben alle Angebote eins gemeinsam: Sie sollen dabei helfen, die Identität der Geldwäscher sowie Herkunft und Verbleib der Schwarzgelder zu verschleiern. Steuerfahndern und Geldwäsche-Experten böten sie deshalb ein reiches Arbeitsgebiet, würde jemand danach fragen. In kürzester Zeit wuchs Portcullis und gründete rasant weltweit immer neue Ableger.
2004 wechselte das Unternehmen den Besitzer und firmiert seither unter dem Namen Portcullis TrustNet. Heute zählt die PortcullisTN-Gruppe insgesamt 16 Filialen z.B. auf Samoa, Mauritius und den Seychellen. Der Geschäftsfokus liegt auf Asien, Hauptfirmensitz ist Singapur. Tatsächlich zeigen die Recherchen im Rahmen des Projekts „Offshore-Leaks“, dass Portcullis keineswegs nur den asiatischen Raum bedient. Die Auswertung von mehreren Hunderttausend Dokumenten belegt: Portcullis bedient Kunden in 140 Ländern der Erde. Darunter befinden sich auch viele Prominente und Personen der Zeitgeschichte. So konnten Mitglieder der Familie des indonesischen Diktators Suharto ebenso als Portcullis-Kunden identifiziert werden wie Unterstützer des simbabwischen Autokraten Mugabe. Die Listen enthalten auch die Namen von 1.300 Kunden aus Europa und 4.000 Kunden aus den USA und Kanada. Das weltweite Geschäft von Portcullis würde dabei nicht ohne die Zusammenarbeit mit renommierter Banken und Finanzhäuser funktionieren. Neben der Deutschen Bank gehören unter anderem Credit Suisse und UBS zu den Geschäftspartnern von Portcullis sowie die Unternehmensberater PricewaterhouseCoopers, Deloitte und KPMG.

Trust Limited -Vertrauen beschränkt?

So könnte man denken, doch viele Reiche und Superreiche der globalen Schwarzgeldelite legen ihre Vermögen hier an: Commonwealth Trust Limited (CTL). Der kanadische Geschäftsmann Tom Ward und der Texaner Scott Wilson haben die Firma 1994 auf den British Virgin Islands gegründet und hat mehrere internationale Filialen, etwa auf den Bahamas oder in Belize. Sie spezialisierten sich auf die im Fall Zypern so hochgehypten „russischen Oligarchen“ und andere Reiche aus Osteuropa. Regulierungsbehörden (?) haben festgestellt, dass CTL die Anti-Geldwäsche-Gesetze (??) der British Virgin Islands zwischen 2003 und 2008 wiederholt verletzten. Sie hätten es versäumt, Kunden zu überprüfen. Aber nun die große Überraschung: Ward beteuerte, dass in seiner Firma alles den lokalen Normen entsprechend abgelaufen sei.
Die Commonwealth Trust Limited (CTL) hat Zehntausenden dubioser Kunden geholfen, in Schwarzgeldoasen Stiftungen und Firmen zu gründen, dabei gehört die Bereitstellung nur schwer aufspürbarer Bankkonten zum Geschäftsmodell des Unternehmens. Der Hauptfirmensitz von CTL ist Road Town, die Hauptstadt der British Virgin Islands, die selbst in der Karibik dafür bekannt sind, ihr Bankgeheimnis besonders verbissen zu hüten. Nach Schätzungen der Weltbank von 2011 sind rund 40 Prozent aller Offshore-Briefkasten-Firmen weltweit auf den Jungferninseln beheimatet, auf 31.000 Einwohnern kommen dort ca. 500.000 Firmen.
siehe auch:

4 Gedanken zu “Schwarzgeldoasen: Die Quellen des Offshore-Leak

  1. Dieser leak ist für mich wie alle anderen auch ein Limited Hangout. Man gibt etwas zu, was sowieso schon jeder Mensch mit einem IQ über der Körpertemperatur schon weiss.
    Und glauben sie nicht, dass auf der Liste wirklich Menschen wie Merkel, Schäuble, Ackermann, Barroso, Israelis, Zionisten, Rothshield & Co stehen.
    Diese Liste hat nur einen Wert. Es soll globale Kapitalkontrollen und weitere Beschränkungen der Freiheit gegen die Bevölkerung vorbereiten.

    • Die normale Bevölkerung unterliegt schon totaler Kontrolle ihrer ökonomischen Existenz. Daher trifft der Leak vielleicht nicht die ganz großen „Herren der Welt“ (diehaben solche kriminellen Karibikklitschen für Scheinfirmenbau kaum nötig), aber eine Masse Gierhälse aus ihrem gesellschaftlichen Speckgürtel: Die oberen zehn, fünf, ein Prozent, die mit ein paar ergrapschten, ergaunerten oder aus Wehrlosen heraus gequetschten Millionen abhauen wollen: Die mal in die Pflicht zu nehmen und sie an ihre Verantwortung für andere zu erinnern, zumindest mal Steuern zu zahlen an die Gesellschaften, die sie großgezogen, gefüttert und geschützt haben, das könnte der Leak bewirken. Sieh es so: Rockefeller&Co. verstecken sich hinter diesen Reichis, die ihnen außerdem die Drecksarbeiten abnehmen und ihnen das Volk vom Leib halten. Am Ende stürmen wir auch die Verstecke der Superreichen.

  2. kann sich noch jemand an 09 erinnern? Damals hatte man Probleme mit den staatlichen Zockern der Landesbanken und man zauberte einen Zumwinkel medienwirksam aus dem Hut 🙂

    • Bei den Landesbank-Managern hatte ich immer den Verdacht, die seien von oben bis unten gut geschmiert gewesen -von denen, die an ihren dummen Verschleuderungen unseres Geldes verdienten. Lachhaft war ja, wie die Neoliberalen, die die meisten wenn nicht alle zockenden Landesbanker auf ihre Posten gesetzt hatten, dann mit der billigen Lüge kamen: „Da seht mal, es waren ja nicht nur die Privatbanken, sondern auch DER STAAT, der Geld versenkt hat!“ Bei IQ über Raumtemperatur sollte man dahinter mal wieder die neoliberale Leier ‚Staat ist böse, Privat ist toll‘, aber jetzt in der kleinlauten Version erkennen. Dass diese freche Schutzbehauptung aus allen TV-Kanälen usw. dröhnte, aber keiner der Journaille mal danach fragte, wer diese Landesbanker dahin gesetzt hatte, waar klar.

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