Athen: Putsch-Sender EDT sendet Testbild

Prometheus 10.07.2013 Flagge Griechenlands

Athen. Das Staats-Fernsehen ERT wurde vor einem Monat weggeputscht, jetzt starten die Rechtspopulisten von Samaras ihren Sender EDT. Der Spar-Terror der von Merkel geführten Troika machte es möglich: Die globale Finanzdiktatur zeigt ihre totalitäre Fratze auch im Ursprungsland der westlichen Demokratie. Elend für die Bevölkerung statt Steuerneintreiben bei den korrupten Geldeliten ist das Programm. Die über Nacht gefeuerten ERT-Medienarbeiter senden weiter im Internet.

Am Mittwochmorgen erschien zunächst ein Testbild mit dem Titel EDT Στον «αέρα» η Ελληνική Δημόσια Τηλεόραση στις συχνότητες της ΕΡΤ(Hellenikí Dimósia Tileórasi, Hellenisches Öffentliches Fernsehen). Das staatliche griechische Fernsehen ERT soll unter dem Namen EDT  wieder auf Sendung gehen.  Die Athener Zeitung Ta Nea berichtete, ein Notprogramm mit Filmen, Dokumentationen und Musiksendungen solle bald folgen, aber der  Starttermin blieb unklar. Dies sei eine Übergangsphase, bis wieder ein neues Staatsfernsehen auf Sendung gehe, mit deutlich weniger Angestellten, die vermutlich als Billiglöhner arbeiten sollen, meldet die Frankfurter Rundschau (FR). Die FR erlebte selbst Ähnliches, von ca. 800 wurde ihre Belegschaft nach Insolvenz und Übernahme durch DuMont um 90 % auf ca. 80 reduziert: Deutsche Neoliberale brauchen keinen Putsch, um restlinke Mediennischen plattzumachen und einen rechtspopulistischen Medien-Einheitsbrei zu installieren.

Aganaktismeni gegen den Verfall der Medienkultur

Prof. Liza Tsaliki (Uni Athen)

Die größte Veränderung war auch innerhalb der griechischen Medienlandschaft der vergangenen fünf Jahre die erschreckende Geschwindigkeit, mit der Zeitungen eingestellt werden und Medienarbeiter ihre Existenz verlieren. Die Bewegung der Aganaktismeni  demonstrieren dagegen und nutzen Facebook, ihre digital verstärkte Oppositionskultur eröffnet Perspektiven einer neuen Ordnung, meint Liza Tsaliki, Medienprofessorin der Universität Athen. So viel Optimismus scheint derzeit gewagt -Millionen Menschen werden von Ansturm der Billionen Dollars und Euros niedergeschlagen. Doch welche Perspektive gibt es sonst?

Die neue Pressefreiheit ist wohl die Freiheit der Presse, jederzeit ihre Journalisten zu feuern. War den griechischen Korruptionseliten die Medienlage zu heikel geworden? Die Publikation der Lagarde-Liste von reichen Griechen mit Konten bei der Skandalbank HSBC hatte die Herrschenden plötzlich ohne Kleider dastehen lassen.

Aber die rechtspopulistisch geführte Regierung Samaras hatte das staatliche Fernsehen ERT Mitte Juni abgeblich nur wegen Troika-befohlener Sparmaßnahmen putschartig über Nacht abgeschaltet. Und gleich einmal allen Medienarbeitern fristlos gekündigt -rechtswidrig, wie später Gerichte feststellten: Ein juristischer Sieg vor dem Athener Verwaltungsgerichtshof, erklärte den Putsch später für teilweise illegal -aber es gab keine Konsequenzen für die Medienputschisten.

Die Schließung von Fernsehsendern der ERT über Nacht wurde von den gefeuerten Medienarbeitern mit einer Besetzung ihrer Sender und inzwischen monatelang andauernden Mahnwachen und Demonstrationen beantwortet. Nach der putschartigen Entlassung aller 3000 öffentlichen Rundfunk-Journalisten und -Techniker geriet die rechtspopulistische Regierung Samaras in eine Krise. Vorwürfe, ein derartiges Verhalten sei nur von totalitären Regimen zu erwarten, kamen nicht nur von griechischen Gewerkschaften, sondern von zahlreichen Beobachtern in In- und Ausland.  Landesweiten Protesten folgte die Besetzung der Gebäude des Rundfunks im Athener Vorort Agia Paraskevi durch die rund 2.700 Angestellten. Sie senden ein Protestprogramm via Internet, beispielsweise unter Monitor ETT Online (EBU), www.cybc.com.cy (RIK) und www.thepressproject.gr.

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